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OMEMI-Studie bei älteren Patienten nach Herzinfarkt

In der multizentrischen randomisierten, doppelblinden OMEMI-Studie (Omega-3 fatty acids in Elderly with Myocardial Infarction) wurden 1,8 g n-3 PUFA (n=505) mit Maiskeimöl (n=509) bei älteren Patienten (70 bis 82 Jahre) nach einem Herzinfarkt verglichen. Die Behandlung begann 2 bis 8 Wochen nach dem Infarkt. Die demographischen Parameter der beiden Gruppen waren ähnlich. Der LDL-Cholesterinspiegel lag bei 75 mg/dl, der Triglyzeridspiegel bei ca. 110 mg/dl. Primärer Endpunkt war die Kombination aus nichttödlichem Herzinfarkt, Revaskularisierung, Schlaganfall, Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz oder Tod jeder Ursache. Sekundärer Endpunkt war neu aufgetretenes Vorhofflimmern.
  • Der primäre Endpunkt wurde nach 2 Jahren Follow-up nicht erreicht. In der Verum-Gruppe waren 108 und in der Placebo-Gruppe 102 Ereignisse eingetreten (HR 1,07, p=0,62). Die Omega-3-Fettsäuren-Gabe hatte auch bei allen Einzelkomponenten des primären Endpunkts keine Wirkung.
  • In der Verumgruppe traten mit 7,2% mehr neue Fälle von Vorhofflimmern auf als in der Vergleichsgruppe mit 4,0% (HR 1,84, p=0,06).
Obwohl der Unterschied nicht statistisch signifikant war, „können wir eine potenziell schädliche Wirkung durch Erhöhung des Risikos für ein Vorhofflimmern nicht ausschließen“, so Kalstad. ...

Wer also Omega-3-Fettsäuren wegen Herzproblemen einnimmt ,sollte das noch einmal überdenken. Es scheint die Tendenz dahin zu gehen, daß sie nichts nützen sondern eher schaden, obwohl in manch einer Werbung das anders aussieht.

Grüsse,
Oregano
 
Wer also Omega-3-Fettsäuren wegen Herzproblemen einnimmt ,sollte das noch einmal überdenken. Es scheint die Tendenz dahin zu gehen, daß sie nichts nützen sondern eher schaden, obwohl in manch einer Werbung das anders aussieht.
Imho kann man das nicht so reduziert interpretieren (und müsste sich die Studien im Original genauer anschauen).
Nur mal zur Interpretation im Artikel: Studie 1 ("Strength") kann auch zum Ergebnis haben, dass Omega 3 nur für Personen die Statine nehmen uU eine negative Wirkung hat. (kenne wir ja von Kalium - jene die ACE Hemmer nehmen, schweben "normaler Weise gesunden" Kalium-Dosierungen tlw. in Lebensgefahr. Nicht weil Kalium "böse" ist, sondern weil ACE Hemmer (und div. andere Medis) massiv in den Kaliumhaushalt eingreifen.

Wäre auch interessant, wie sie das Öl eingenommen haben (wegen "Gastro Intestinaler Störungen" nach Einnahme. Allein wenn sie laufend was in Mengen/Verabreichungsformen einnehmen, das sie nicht verdauen können ist das ja kontraproduktiv - egal wie gut die Substanz generell ist). z.B. kann man das ja vermutlich vermeiden/lindern, wenn man man es aufgeteilt zu den Mahlzeiten nimmt, statt auf nüchternen Magen. (ich weiß aber nicht wie sie es genommen haben. Das nur mal paar Gedanken beim Lesen des Artikels).

Ad. Vorhofflimmern: "obwohl der Versuch nicht statistisch signifikant war, können wir eine potenziell schädliche Wirkung nicht ausschließen..." - also entweder ist der Effekt deutich messbar oder eben nicht. Aber mit DIESEN Ergebnissen Panikmache zu betreiben... (und kein Wort über die massiven Nebenwirkungen von Statinen).
Meiner Wahrnehmung nach echt mies.

Also wäre auch eine mögliche Fragestellung (die mir nach dem Lesen aufpoppt): wie greifen Statine in den (Fett-)stoffwechsel ein?
Und mein Fazit: Statine absetzen und lieber schauen, dass Gefässe glatt sind/heilen (Vit c, Vit K, auch Omega 3 usw.)

Studie 2 (OMEMI): da wäre es imho interessant mit verschiedenen EPA/DHA Verhältnissen zu schauen ob an der Theorie was dran ist.

Mein Fazit: bevor man Omega 3 meidet, sollte man sich die Studien sehr sehr genau anschauen.

lg togi
 
und bevor man statine nimmt, sollte man erst mal schauen, ob es nicht anders geht.

vor 50 und mehr jahren waren herzinfarkte usw. etwas für alte leute. heute haben es schon ganz junge.
und das liegt sicher nicht am statine-mangel.........
 
Hallo sunny,

das mag so sein, und es ist sicher gut, wenn man sich um sein Herz sorgt, bevor es krank wird.
Daß es vor ca. 50 Jahren - also in den 70iger Jahren - bei jungen Menschen noch keine Herzinfarkte gab, kann ich nicht so recht glauben. Allerdings lag es auch damals ganz sicher nach an einem Statin-Mangel, wenn doch eine Herz-Kreislauf-Krankheit auftrat. Denn die begannen damals erst ihren Siegeszug, evtl. sogar erst etwas später.

Wenn also das Kiind schon in den Brunnen gefallen ist und ein Mensch z.B. einen Herzinfarkt hatte, nützen die guten Ratschläge nicht so viel. Insofern finde ich die Info oben zur Wirkung von Omega3 bzw. zur Nichtwirkung oder evtl. sogar Schaden wichtig.
Denn die meisten Herzinfarkt-Betroffenen werden erst einmal schulmedizinisch behandelt und dürfen sich passende Informationen aus dem alternativen Bereich selbst zusammen suchen.

Grüsse,
Oregano
 
in den 60er und 70er jahren war ich einige jahre in versch. med. bereichen in gr. praxen und krankenhäusern tätig und der jüngste patient (und einzige unter 60) mit herzinfarkt war ende 40 und wurde von den behandelnden ärzten in 2 gr. praxen und im krankenhaus als absolute ausnahme bezeichnet.
mittlerweile ist so etwas keine ausnahme mehr und es sind auch noch wesentlich jüngere betroffen.



 
Danke für die Links, sunny.
Aber was haben die mit den Omega3-Fettsäuren zu tun?

Grüsse,
Oregano
 
Daß es vor ca. 50 Jahren - also in den 70iger Jahren - bei jungen Menschen noch keine Herzinfarkte gab, kann ich nicht so recht glauben

die haben damit zu tun und vor allem damit, daß es ja gründe gibt, warum immer mehr junge leute herzinfarkte bekommen.

und wenn man da vorbeugt, entfällt das problem mit omega 3 nach dem infarkt komplett.
 
Hallo Oregano,

Naja, statistisch nicht signifikant ist statistisch nicht signifikant. Man hat in der Statistik die Kenngröße ja nicht ohne Grund, also sollte man sich auch dran halten.

Ein Problem mit der statistischen Signifikanz kann die mangelnde Stichprobengröße sein. Wenn man in der Wissenschaft meint, dass an dem Effekt bestimmt trotzdem was dran ist, kann man in einer neuen Untersuchungen einfach mehr Teilnehmer untersuchen. Villeicht kommt dann statistische Signifikanz heraus.
Die statistische Signifikanz verwendet man, um auszurechnen, ob Unterschiede an dem Mittel liegen, was man gibt (hier eben Fischöl) oder ob es einfach Zufall ist, dass die eine Gruppe so reagiert und die andere so. Und es ist eben so definiert, dass man die Signifikanz bei 0,05 hat (0,06 wie hier heißt, es können auch zufällige Störgrößen eine Rolle spielen). Mit Zufall/Störgrößen ist gemeint, dass man zwar sicher bzgl. vieler bekannter Einflussfaktoren versucht hat, beide Gruppen möglichst homogen aufzuteilen, also z.B. in beiden Gruppen gleiche Altersstruktur, gleiches Geschlecht usw. Aber da man nicht weiß (nicht wissen kann!), welche Einflussfaktoren noch eine Rolle spielen, muss man einfach genügend große Gruppen nehmen, denn je größer die Gruppe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch die unbekannten Einflussfaktoren in beiden Gruppen gleich gut verteilt sind. Daher kann es sein, dass manche Signifikanz erst bei großen Stichproben auftritt, und bei manchen Beinahe-Signifikanzen kann man die Stichprobengröße erhöhen wie man will und es wird nicht signifikant.

Insofern stimmt das zwar schon (Zitat aus #1):
Obwohl der Unterschied nicht statistisch signifikant war, „können wir eine potenziell schädliche Wirkung durch Erhöhung des Risikos für ein Vorhofflimmern nicht ausschließen“
aber das gilt genauso sehr, wie es für viele Sachen gilt, die man nicht ausreichend untersucht hat.

Wenn also das Kiind schon in den Brunnen gefallen ist und ein Mensch z.B. einen Herzinfarkt hatte, nützen die guten Ratschläge nicht so viel. Insofern finde ich die Info oben zur Wirkung von Omega3 bzw. zur Nichtwirkung oder evtl. sogar Schaden wichtig.
Denn die meisten Herzinfarkt-Betroffenen werden erst einmal schulmedizinisch behandelt und dürfen sich passende Informationen aus dem alternativen Bereich selbst zusammen suchen.
Ja, die Betroffenen sollten sich selbst informieren, was die Ursache ist und das angehen (da würde ich auch eher andere Sachen als Omega-3 sehen). Aber das mit dem "evtl. schaden" würde ich so (noch) nicht sagen, erstens wegen oben und zweitens müssten da die Leute tiefer einsteigen, um es zu verstehen, ob was dran ist oder nicht, und wer macht das schon, wenn er solch eine Aussage liest? Und meidet am Ende Omega-3 den Rest seines Lebens, obwohl es in der Situation des Betroffenen vielleicht gar nicht (mehr) nötig wäre.

Viele Grüße
 
Es scheint die Tendenz dahin zu gehen, daß sie nichts nützen sondern eher schaden
Mit solchen Aussagen zu Omega 3 wäre ich vorsichtig. Omega-3-Fettsäuren, vor allem die langkettigen EPA/DHA haben eine komplexe Bedeutung für unseren Körper ähnlich wie Vitamin D.
Interessant wäre für mich gewesen, wie hoch der Omega-3-Index vorher und nachher bei den Probanden war bzw. wieviel EPA/DHA wurde pro Tag aufgenommen.
Gute Informationen zu Omega 3 findet man bei Prof. Dr. Clemens von Schacky und Dr. Volker Schmiedel.
 
Omega3-Präparate sind weiter in der Diskussion:

...
Omega-3-Fettsäure-haltige Arzneimittel sind in unterschiedlichen Formulierungen zugelassen und sind zur Senkung des Triglyceridspiegels (Hypertriglyceridämie) indiziert, wenn sich das Ansprechen auf Diät und andere nicht-pharmakologische Maßnahmen als unzureichend erwiesen hat.

Sie enthalten vorwiegend die mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFAs) Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DPA). Omega-3-Säure-Ethylester 60 und 90 Ph. Eur. sind Ethylester von PUFAs mit EPA und DHA als Hauptbestandteil des Wirkstoffs.
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Angehörige der Gesundheitsberufe sollten Patienten raten, bei Symptomen von Vorhofflimmern wie Benommenheit, Asthenie, Herzklopfen oder Kurzatmigkeit einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Wenn sich Vorhofflimmern entwickelt, sollte die Behandlung dauerhaft abgesetzt werden.

Zusammenfassung

Systematische Übersichten und Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien zeigten ein dosisabhängiges erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern bei Patienten mit etablierten kardiovaskulären Erkrankungen oder kardiovaskulären Risikofaktoren, die mit Omega-3-Fettsäure-haltigen Arzneimitteln behandelt wurden im Vergleich zu Placebo.
  • Das beobachtete Risiko für Vorhofflimmern war bei einer Dosis von 4 g pro Tag am höchsten.
  • Angehörige der Gesundheitsberufe sollten Patienten raten, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn sie Symptome von Vorhofflimmern entwickeln.
  • Wenn sich Vorhofflimmern entwickelt, sollte die Behandlung mit diesen Arzneimitteln dauerhaft abgesetzt werden. ...

Das gilt für Patienten, die bereits Probleme mit dem Herzen haben, und die bei Einnahme von Omega-3-haltigen Arzneimitteln Vorhofflimmern entwickeln .

Grüsse,
Oregano
 
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