Noonan - Syndrom

Themenstarter
Beitritt
02.08.06
Beiträge
2.698
Das Noonan-Syndrom

ist ein komplexes Syndrom, das durch eine Vielzahl von genetischen Entwicklungsbesonderheiten gekennzeichnet ist. Die Fehlbildungen können das äußere Erscheinungsbild betreffen, aber auch innere Organe. So sind angeborene Herzfehler typisch. Da die feststellbaren Symptome denen des Ullrich-Turner-Syndroms sehr ähnlich sind, bezeichnet man das Noonan-Syndrom auch als „Pseudo-Turner-Syndrom“ oder „Male-Turner-Syndrom“. Im Gegensatz zum Ullrich-Turner-Syndrom sind jedoch keine Besonderheiten der Chromosomen (in Bezug auf Anzahl und Struktur) nachweisbar.

Die Bezeichnung „Noonan-Syndrom“ geht auf die US-amerikanische Kinderkardiologin Jacqueline Noonan zurück, die dem Syndrom 1963 ihren Namen gab.


Ursachen

In Untersuchungen konnte die Hauptursache für diese genetische Besonderheit ermittelt werden: Bei einem Großteil der Menschen mit dem Noonan-Syndrom liegen Veränderungen (Mutationen) des PTPN-11-Gens vor, das sich auf dem langen Arm von Chromosom 12 befindet. Dieses Gen ist verantwortlich für ein Protein (SHP-2), das eine zentrale Funktion in der Wachstumsregulation ausübt, und beeinflusst eine Vielzahl von Stoffwechsel- und Wachstumsvorgängen. Viele dieser Vorgänge werden über die Aktivierung der mitogen-activated protein kinase-Kaskade (MAP-Kinase-Weg) reguliert. Inzwischen sind auch in der Proteinkinase RAF1, die am oberen Ende des MAP-Kinase-Wegs steht, Mutationen in Noonan-Patienten gefunden worden.

Da man nach bisherigen Daten in 40 bis 50 % der Fälle Mutationen im SHP2-Gen findet, ist es möglich, durch eine molekulargenetische Untersuchung bei Verdacht auf das Noonan-Syndrom, eine exakte Diagnose zu stellen.

Es ist zu erwarten, dass für die verbleibenden Fälle weitere verantwortliche Gene im MAP-Kinase-Weg identifiziert werden.


Vererbung

Die Fälle sind überwiegend sporadisch (ca. 50 %), d. h., dass Eltern betroffener Kinder selber nicht Träger des Noonan-Syndroms sind. Bei den übrigen Menschen wird das Noonan-Syndrom vererbt, wobei der Erbgang der Genmutation autosomal-dominant verläuft (Autosomen = alle Chromosomen außer den Geschlechtschromosomen). Dies bedeutet, dass bei einem betroffenen Elternteil die Auftrittswahrscheinlichkeit für Kinder bei 50 % liegt (beide Eltern à 75 %).

Die Übertragung geschieht in der Regel durch die Mutter (3:1), da männliche Personen mit dem Noonan-Syndrom meistens unfruchtbar sind.


Häufigkeit

Das Noonan-Syndrom ist relativ häufig. Angaben über die Häufigkeit reichen von 1:500 bis 1:2500. Das hieße, dass 1 von 500 bis 2500 Kindern weltweit mit diesem Syndrom geboren wird. In Deutschland sind ca. 80.000 Personen betroffen. Das Syndrom betrifft beide Geschlechter gleich häufig und ist nach dem Down-Syndrom (Trisomie 21) die zweithäufigste genetische Ursache, die gehäuft zum Auftreten eines Herzfehlers führt.


Symptomatik

Durch die Fehlinformationen auf dem betroffenen Gen werden verschiedene Symptome und Erkrankungen ausgelöst. Nicht alle Merkmale treten bei allen Kindern auf und in gleicher Ausprägung und mit steigendem Alter werden die Symptome zunehmend unauffälliger. Das macht eine eindeutige Diagnose noch schwieriger.

Viele Symptome erinnern, wie bereits erwähnt, an das Ullrich-Turner-Syndrom. Dazu gehören in erster Linie Minderwuchs, der beim Noonan-Syndrom allerdings weniger stark ausgeprägt ist, der tiefe Haaransatz im Nacken, sowie gelegentlich das Pterygium Colli oder „Flügelfell“. Darunter versteht man eine verbreiterte Nackenhaut mit zur Schulter ziehender Falte.

Die häufigsten möglichen Symptome seien im Folgenden stichwortartig zusammengefasst:

Wachstumsverzögerungen, Minderwuchs,(bei 40 %)/ Durchschnittsgröße bei der Geburt: ca. 47 cm
Weit auseinander liegende Augen (Hypertelorismus), (bei 95 %)
Hängende Augenlider (Ptosis)
geschrägte Lidachsen
zusätzliche Hautfalte in der inneren Lidwinkeln (Epikanthus medialis)
Unübliche Hornhautkrümmung (Keratokonus)
Schielen (Strabismus)
Breite Nasenflügel
Ausgeprägtes Philtrum / Einbuchtung in der Mitte der Oberlippe, (bei 95 %)
Hoher Gaumen,
Kleine Kiefer (Mikrogenie),
Zahnfehlstellungen
Nach hinten gekippte, tief ansetzende Ohren, (bei 90 %)
Auffallend modellierte Ohrmuscheln („Krempe“)
Gelegentlich Schwerhörigkeit
Tiefer Haaransatz (häufig lockiges Haar)
Pterygium colli („Flügelfell“, s.o.)
Vertiefung oder Wölbung des Brustbeins („Trichterbrust“)
Brustwarzen (Mamillen) weit auseinander liegend
Gelegentlich Skoliose (S-förmig gebogene Wirbelsäule)
Vergrößerter Haltungswinkel der Arme (Cubitus valgus)
Vierfingerfurche
Bei Jungen Unterentwicklung der äußeren Geschlechtsorgane
Fehlender Eintritt der Hoden in den Hodensack (Kryptorchismus)
Herzfehler (bei 80 %), z. B. Verengung der Lungenschlagader (Pulmonalstenose), Verdickung des Herzmuskels (hypertrophe Kardiomyopathie)


Weiteres, Quelle : Noonan-Syndrom – Wikipedia ( Stand : 16.03. 2008 )
 
Oben