Methylenblau stoppt Alzheimer

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Studien wie diese deuten darauf hin, daß Methylenblau (bzw dessen sog Leukovariante, die bei der gleichzeitigen Einnahme von Ascorbinsäure entsteht) auch in der Lage ist, die Progredienz (das Fortschreiten) der Alzheimer-Erkrankung zu stoppen.

Neben seinen vielen anderen erwiesenen Wirkungen. Hier gehts zum allgemeinen Thread.

Seit nahezu 30 Jahren wird in der Tat in der Pharmaindustrie zu Beta-Amyloid geforscht. Die dazu gehörende Amyloid-Hypothese ist regelrecht in Stein gemeißelt und stellt das zentrale Dogma in der Alzheimerforschung dar. Aber bisher gibt es kein therapeutisch wirkendes Alzheimermedikament. Die Amyloid-Hypothese scheint nicht geeignet, die Ursachen zur Entstehung der Krankheitsprozesse erklären zu können. Es müssen alternative Ursachen diskutiert und analysiert werden.
Wir konnten feststellen, dass das Medikament nur in der Patientengruppe wirkt, die keine symptomatisch wirkenden Alzheimermedikamente parallel genommen hat.
 
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Was ist daraus geworden? Das Interview ist ja schon von 2017.

Nachtrag: Ach so, das war die Studie mit dem seltsamen Ergebnis:
Insgesamt wurden aus 1475 untersuchten Patienten 795 Betroffene mit diagnostizierter milder Alzheimerkrankheit in die Studie eingeschlossen. Sie wurden zufällig und ihnen unbekannt (verblindet) einer Behandlung mit je zweimal täglich 100 mg oder 4 mg LMTM zugeordnet. Ursprünglich war die niedrige Dosierung dazu gedacht, als Kontrolle zu dienen, da mit dieser Dosierung zwar eine Blaufärbung des Urins ähnlich zur höheren Dosis zu sehen ist, aber keine Wirksamkeit erwartet wurde. Ergebnisse einer vorhergehenden Studie zeigten jedoch Wirksamkeit der niedrigen Dosis. Entsprechend wurde die Analyse der Daten dieser neuen Studie angepasst, um stärker die Wirksamkeit der niedrigsten Dosis (4 mg) auch im Vergleich zwischen alleiniger (Mono-) Therapie und Therapie in Kombination mit anderen Medikamenten (Memantin und/oder Cholinesterase-Hemmer) zu ermitteln. Die Behandlung begannen schließlich 388 Patienten mit 4 mg (79 Patienten in Monotherapie, 309 Patienten in Kombination, also als Add-On) und 373 Patienten mit 100 mg (76 Patienten in Monotherapie, 297 Patienten als Add-On). Die Behandlung konnte für bis zu fast 10 Monate (78 Wochen) durchgeführt werden.
Zur abschließenden Untersuchung konnten 302 Patienten von ursprünglich 388 aus der 4 mg-Dosierungsgruppe analysiert werden sowie 217 Patienten der 100 mg-Gruppe (ursprünglich 373 Patienten). Zwei Vergleiche wurden durchgeführt: 4 mg versus 100 mg (Monotherapie) sowie 4 mg-Add-On versus 4 mg-Monotherapie. Beide Vergleiche ergaben klare Unterschiede in kognitiven Tests sowie Bildgebungsdaten. Die Masseverluste des Gehirns (eine sogenannte Atrophierate) entsprach zu Beginn der Untersuchung dem typischen Bild einer milden Alzheimererkrankung sowohl in den Add-On- als auch in den Monotherapie-Gruppen. Nach 9 Monaten der Behandlung war der Verlust an Gehirnmasse der Patienten in Monotherapie allerdings geringer als der von Patienten mit Kombinationstherapie. Zusätzlich war der Verlust in der Gruppe mit 4 mg LMTM schwächer ausgeprägt als mit der höheren Dosierung. Ähnlich zeigte sich die niedrige Dosierung, vor allem in Monotherapie, auch in der Denkleistung und Alltagsfunktionalität überlegen. Unterschiede in Schweregrad und Diagnose zu Beginn der Behandlung konnten diesen Effekt nicht erklären.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind trotz starker Beteiligung der Herstellerfirma an Design und Verlauf der Studie hochinteressant, bestätigen sie doch einige vorherige Hypothesen und Ergebnisse: es scheint, dass Methylenblau, auch LMTM genannt, als Medikament in Monotherapie wirksam den Abbau im Verlauf einer Alzheimererkrankung in noch frühen Stadien (milde Alzheimererkrankung) verlangsamen kann. Dabei scheint auch eine sehr niedrige Dosierung wirkungsvoll zu sein.
 
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Chris Masterjohn schreibt zu dieser Studie bzw. den Studien einiges Kritische:
Daraus schließen sie, dass das Problem bei den Studien darin besteht, dass die richtige Dosis des Medikaments diejenige ist, die in der Placebogruppe verwendet wird! Dies sollte zwar in einer künftigen Studie geprüft werden, aber es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Plasmareaktion die Ursache für die kognitiven Vorteile ist, und sie geben keinen Hinweis darauf, warum manche Menschen eine höhere Plasmareaktion haben. Dies könnte auf eine bessere Absorption im Darm, eine langsamere Akkumulation im Gehirn oder anderen Geweben oder einen langsameren Verlust im Urin zurückzuführen sein. Wenn es auf eine langsamere Anreicherung im Gehirn zurückzuführen ist, dann zeigt dies nur, dass die Personen, die am wenigsten Methylenblau im Gehirn hatten - die High-Responder in der Placebogruppe - die besten kognitiven Ergebnisse, das beste Alltagsverhalten und das beste Gehirnvolumen aufwiesen!
Besorgniserregend finde ich die unerwünschten Ereignisse. In der ersten Phase-III-Studie gab es eine dosisabhängige Auswirkung auf die Teilnehmer, die die Studie abbrachen: 24 % der 8-mg-"Placebo"-Gruppe, 31,3 % der 150-mg-Gruppe und 38,3 % der 250-mg-Gruppe. Magen-Darm- und Harnwegsprobleme waren die häufigsten Nebenwirkungen, die dies bewirkten. In der zweiten Phase-III-Studie brachen in der 200-mg-Behandlungsgruppe fünfmal so viele Personen die Behandlung ab wie in der 8-mg-"Placebo"-Gruppe. Auch hier waren die häufigsten verstärkten Nebenwirkungen Magen-Darm- und Harnwegsbeschwerden. In der früheren Phase-II-Studie brachen viermal so viele Probanden (31,4 %) die Behandlung ab wie in der 8-mg-"Placebo"-Gruppe (7,6 %) über 24 Wochen. In Übereinstimmung mit den Phase-III-Studien waren gastrointestinale Nebenwirkungen, vor allem Durchfall, und harntreibende Nebenwirkungen, vor allem eine Veränderung der Urinausscheidung, die Hauptursachen. In den Phase-III-Studien wurde jedoch kein Unterschied bei den Sturzverletzungen festgestellt, während in der Phase-II-Studie ein starker Anstieg zu verzeichnen war. Nur 1,1 % der Teilnehmer der 8-mg-"Placebo"-Gruppe meldeten eine Verletzung durch einen Sturz, während diese Rate in der 60-mg-Gruppe 8,5 %, in der 120-mg-Gruppe 5 % und in der 200-mg-Gruppe 5,6 % betrug. Insgesamt berichteten 6,1 % der Teilnehmer der Behandlungsgruppe über Sturzverletzungen, 5,6-mal mehr als in der 8-mg-Placebogruppe. Das Durchschnittsalter lag in der Phase-II-Studie bei 74 Jahren und in den Phase-III-Studien bei 70 Jahren, mit ähnlichen Schwankungen um den Mittelwert. Daher frage ich mich, ob die Phase-II-Studie aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine etwas ältere Population handelte, eine größere Sensibilität bei der Erkennung von subtilen Verschlechterungen der neuromuskulären Funktion unter der Behandlung aufwies.
Wir müssen auf die tierexperimentellen, zellulären und subzellulären Studien zurückgreifen, um zu verstehen, warum dies offenbar keinen Nutzen hatte und zumindest einigen Menschen geschadet hat: Der hormonelle kognitive Nettonutzen wurde nur für akute Dosen bei Tieren nachgewiesen, und der Mechanismus ist wahrscheinlich eine höchst unspezifische Wirkung von Wasserstoffperoxid, das den Tieren verabreicht wurde, die keine Bewegung oder eine obst- und gemüsereiche Ernährung als Alternative hatten. Zu viel Wasserstoffperoxid ist giftig. Wenn man die Atmungskette ohne Grund kurzschließt, verringert sich das ATP. Wenn man etwas in die Mitte der Atmungskette pflanzt, ohne dass ausreichend gefastet und trainiert wird, um ADP zu erzeugen, kommt es zu einer erhöhten Superoxidproduktion durch umgekehrten Elektronentransport. Das Problem bei diesen Studien ist, dass sie versucht haben, eine weit verbreitete Krankheit - Alzheimer - zu behandeln, anstatt gezielt nach Menschen mit Störungen der Atmungskette zu suchen, die mit Methylenblau behandelt werden könnten.
Quelle: https://chrismasterjohnphd.substack.com/p/the-guide-to-methylene-blue
 
Spannend auch zu verfolgen, wie lange solche Forschungsprozesse dauern. Hier ein Artikel von 2008, in dem schon dieselbe Idee besprochen wurde:
 
Cave: Prof Franz Theurigs Forschungsgegenstand ist die Leukovariante ....

Was ist daraus geworden?

Da er Anfang 2023 einen Vortrag hielt, in dem es um die klinische Phase ging, gehe ich mal davon aus, dass sie sich in der klinischen Phase befindet ;)

Auf die vereinzelt beobachteten NW ist er ja eingegangen:

Es gibt kein Medikament, das keine Nebenwirkungen hat. Unser Medikament hat als Nebenwirkung Durchfall und Übelkeit. Das hat in den klinischen Studien auch vereinzelt dazu geführt, dass davon betroffene Patienten aus den Studien herausgenommen werden mussten, weil das für die Angehörigen beziehungsweise das Pflegepersonal nicht mehr handhabbar war. Häufig reichte aber auch eine kurzfristige Verringerung der Dosis, damit die Personen weiter an den klinischen Studien teilnehmen konnten. Diese Nebenwirkung ist vertretbar im Vergleich zu der beobachteten und beabsichtigten Wirkung. Aber da ist natürlich jeder einzelne Fall anders.
 
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Cave: Prof Franz Theurigs Forschungsgegenstand ist die Leukovariante ....
Ja. Die Namensgebung ist etwas unübersichtlich.

Hydromethylthionine mesylate - TauRx Pharmaceuticals​

Alternative Names: HMTM; Hydromethylthionine; leuco-methylthioninium; Leuco-methylthioninium-bis(hydromethanesulfonate); LMT-X; LMTM; LMTX; TRx-0237
Quelle: https://adisinsight.springer.com/drugs/800034429

Vgl. auch https://www.alzforum.org/therapeutics/hmtm
TRx0237 (LMTX™) ist ein Tau-Protein-Aggregationshemmer der zweiten Generation für die Behandlung der Alzheimer-Krankheit (AD) und der frontotemporalen Demenz. Es handelt sich um eine Ersatzformulierung für Rember®, die erste firmeneigene Formulierung von Methylthioniniumchlorid (MTC). Sowohl TRx0237 als auch Rember sind Derivate von Methylenblau, einem alten Medikament aus der Zeit vor der FDA, das in Afrika zur Behandlung von Malaria sowie von Methämoglobinämie und anderen Erkrankungen eingesetzt wird. TRx0237 und Rember haben die gleiche Wirkungsweise, aber TRx0237 wurde als stabilisierte, reduzierte Form von MTC entwickelt, um die Absorption, Bioverfügbarkeit und Verträglichkeit des Medikaments zu verbessern.
Dort auch eine sehr ausführliche Übersicht über die bisherigen Studien.

Letzte Ergebnisse etwas mau:
Einem Pressebericht zufolge gab das Unternehmen die wichtigsten Ergebnisse in einer Pressemitteilung vom Oktober 2022 bekannt; diese Informationen sind jedoch nicht mehr auf der Website des Unternehmens verfügbar. Laut einer Präsentation des Unternehmens auf der CTAD-Konferenz im Dezember 2022 scheiterte die Studie an beiden primären Endpunkten (Medscape). Im Juli 2023 stellte das Unternehmen auf der AAIC in Amsterdam einige Biomarker-Ergebnisse vor. Es zeigte sich, dass der Plasma-Neurofilament-Light-Wert in der Methylenblau-Kontrollgruppe gestiegen war, nicht jedoch in der behandelten Gruppe. Die NfL-Werte korrelierten Berichten zufolge mit den Trends bei p-tau181 im Plasma.
 
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Die Studie (namens LUCIDITY) ist formell gescheitert an einer m. E. sehr seltsamen Wahl des Placebo-Wirkstoffes. Man muß der Placebo-Gruppe ja auch etwas geben, was den Urin färbt, damit niemand wissen kann, ob er/sie den getesteten Wirkstoff bekommt oder das Placebo.

Der Wirkstoff war entweder 16mg oder 8mg HMTM pro Tag. Das Placebo war 8mg Methylthioniumchlorid (MTC) pro Woche. Das ist auch ein Methylenblau-Abkömmling.
In einer Dosis von 8 mg/Woche wurde das MTC-Kontrollmittel an 266 Teilnehmer verabreicht. Doch überraschenderweise "lag bei der Mehrheit der Teilnehmer der Blutspiegel des aktiven Wirkstoffs über dem Schwellenwert, der für eine klinische Wirkung erforderlich ist", berichten die Forscher.

So wurde in einer randomisierten, kontrollierten, verblindeten Studie die Kontrollgruppe plötzlich zu einer Interventionsgruppe, und die beiden primären Endpunkte konnten nicht erreicht werden: Veränderung gegenüber dem Ausgangswert auf der Alzheimer's Disease Assessment Scale-Cognitive Subscale (ADAS-Cog11) und dem Alzheimer's Disease Cooperative Study/Activities of Daily Living Inventory (ADCS-ADL23) in der 16 mg/Tag-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Bei 105 Teilnehmern mit leichter kognitiver Beeinträchtigung kam es zu einer Verbesserung, die Wischik als "Umkehrung" bezeichnete.
Quelle: https://www.medscape.com/viewarticle/984863?form=fpf
 
Das irgendwie Verrückte ist, daß die Dosis immer kleiner wird und trotzdem wirksam scheint. Zweimal die Woche 4mg ist wirklich nicht mehr viel.
 
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