Liebe Aprikose
Erstaunlich - und schön erlebe ich es wie erfrischend verschieden wir doch die Welt angehen oder unser Leben - und wie verschieden wir mit Wörtern umgehen, damit auch mit der Welt und Dinge verschieden interpretieren, auch wie verschieden wir "heilen" oder auch gesund werden.
Du schreibst:
Ich brauche wirklich keine Kriterien um zu empfinden oder auf eine gute Formulierung von dir zu reagieren.
Das glaube ich dir, denn ich vermute, dass dein Empfinden z.B. ob meine Formulierung gut oder nicht gut ist, ein Kriterium von dir ist. Aber wie gesagt, das ist nur meine Interpretation in meiner Welt und meiner Art, wie ich lebe, empfinde, denke, reagiere usw. Sie hat keinen Anspruch auf "generelle Wahrheit". - Es ist nur das, was ich bis jetzt als die beste Interpretation erfahren habe. Auch die Tatsache (die vielleicht gar keine Tatsache ist, sondern nur von mir so empfunden wird, ohne Vorannahme), dass ich keine Menschen kenne bis jetzt, die nicht "empfinden", was war ist und was nicht. Ihre Art der Empfindung, sagt den Menschen also (meiner Empfindung nach), was gut ist, was nicht. - Und das kann sehr verschieden sein bei den verschiedenen Menschen.
Ich entscheide auch nicht für mich in der Form, dass ich etwas von vorne herein ausschließe oder auf jeden Fall zulasse. Ich entscheide auch nicht für mich in der Form, dass ich etwas von vorne herein ausschließe oder auf jeden Fall zulasse.
Auch das glaube ich dir ohne Schwierigkeiten. Selber gehe ich für mich davon aus, dass ich jederzeit und immer wieder Entscheidungen treffe, worauf ich reagiere - und wie, auch was ich beobachtend wahrnehme. Ich bin verhältnismässig offen. Auf jeden Fall erhalte ich regelmässig solche Rückmeldungen und erlebe mich selber manchmal so (beglückend und auch schmerzhaft).
In meiner Vorstellung laufen diese "inneren Entscheidungen" meistens in unbewussten Mustern ab, bis ich diese gewahr nehme - oder auch nicht, wenn ich nicht genug offen bin, mich also nicht dazu entscheiden kann oder will - Entscheidung auf diese spezielle Art. Die Entscheidungen bedeuten nicht, dass ich etwas ausschliesse oder auf jeden Fall zulasse. Sie verändern sich bewusst und unbewusst - durch die Erfahrungen, die ich in meinem Leben laufend mache - ebenfalls laufend und was ich mich bewusst oder unbewusst entscheide zu glauben. Wenn ich ganz ehrlich bin, schmunzle ich oft über mich und die Welt, wenn ich wieder mal wahrnehmen, wie ich - und auch andere - wahrnehmen.
Aber, wie ich die Wahrnehmung anderer Menschen wahrnehme, hängt ja auch wieder davon ab, wie ich mich wahrnehme, wie ich wahrnehme. - Ich komme also nicht darum herum bei mir selber zu bleiben. - Das hat mir mein Leben immer wieder vor Augen geführt, gesagt und mich spüren lassen. Manchmal hat es sogar bis zum Himmel gestunken.
Klar ist es in dem Moment des JETZT, in dem es mich erreicht und Impuls gebend meine Empfindung trifft.
Ja, und irgendwann agiere oder verhalte oder reagiere ich wieder aufgrund meiner Empfindung - dann habe ich aus meiner Sicht entschieden - vielleicht bewusst, vielleicht nicht bewusst. Ich trete ja immer wieder in Austausch mit der Mitwelt.
Fauna, ist dein angeführtes "Kriterium" nicht schon eine Art vorgefasste Meinung, Glaube oder Wahrheit?
Nein, das glaube ich nicht. Es ist vielleicht mein "aktueller Stand von persönlicher Wahrheit", den ich im Moment habe. Die beste Wahrheit oder der beste Glaube, für den ich mich entschieden habe - nicht für immer, einfach das was ich bisher als "gut" oder "das Beste" empfunden habe, bis ich etwas Besseres für mich finde. - Ohne Anspruch auf Absolutheit, denn ich bin nur ein Mensch. - Diese "gegenwärtige Wahrheit" ist also nicht absolut und auch nicht für alle anderen gültig. Deshalb ist es wichtig, dass ich immer wieder möglichst urteilsfrei beobachte (schmunzel). - Und vielleicht über mich selber schallend lache, wenn ich wieder einmal mehr entdecke, wieviel ich mir selber vormache. - ja, und dann gilt es wieder für mich zu entscheiden, was JETZT meine Wahrheit ist - denn ich handle auf Grund dieser Wahrheit im Alltag.
Ich gehe also ins "Gewahrwerden", wechsle wieder ins "Handeln", gehe wieder ins "Gewahrwerden" wieder ins "Handeln". Mit der Zeit scheint es so, als ob ich es gleichzeitig kann. - Dann ist die Gefahr am grössten, dass ich vergesse, dass ich mich täusche und davon ausgehe, dass ich nicht mehr entscheide, sondern nur noch "urteilsfrei" bin. -
Meiner akutellen Meinung nach gehört das zum Menschsein. Die Menschen können meiner Ansicht nach an verschiedenen Orten unterwegs sein in ihrem Prozess - und darin krank werdn - und davon auch durch mentale Prozesse heilen. Das kann sein, dass sie plötzlich daran glauben, dass sie eine Behandlung "gesund machen" kann. Diese kann schulmedizinisch oder auch komplementär medizinis oder einzig und allein mental statt finden. - Manche entscheiden sich unbewusst zu sterben. - Aber solche mentale Prozesse sind immer beteiligt - Meiner Meinung nach.
Ich habe mal vor Jahren gelesen - als ich selber mit einer krebsartigen (präcancerösen) Krankheit beschäftigt war, dass mit jeder Art Medizin in etwa gleich viele Menschen gesund werden. Es komme darauf an, in wiefern ein Mensch tatsächlich daran glaube, dass es die "Wahrheit" ist. - Bewusst und unbewusst.
Ich vermute, je nach persönlicher Wahrheit, was jetzt wirklich "heilsam" war, wird ein Mensch unterschiedliche Erfahrungen machen nach dem Gesundwerden.
Das Leben nachher geht genauso weiter, aber mit der Erfahrung dieser Heilung. Die kann prägend werden, wird aber meiner Meinung nach von den Mitmenschen auch wieder unterschiedlich verstanden, empfunden. Das könnte mit ein Grund sein, warum viele Menschen über solche Erfahrungen schweigen. Sie sind so wertvoll und prägend, dass man/frau vielleicht sehr verletzbar wird dort. Es geht ja dann um eine sehr tiefgehende Form "persönlicher Wahrheit". Für die Betroffenen hat sich durch diese Erfahrung wahrscheinlich vieles grundlegend geändert. - Aber eben, das Leben geht ganz einfach weiter. Und ich lebe mit einer Erfahrung mehr.
Entschuldigung für den von mir als unzumutbar lange empfundenen Beitrag. Liebe Grüsse und einen sonnigen Tag, fauna