Mein Partner trinkt - wie soll es weitergehen?

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05.07.13
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Hallo ihr Lieben, hab jetzt spontan in die Suchmaschine "Hilfe mein Mann trinkt" eingegeben und bin hier gelandet.Muß mir einfach mal von der Seele reden was mich bedrückt ( man versucht es ja immer zu verheimlichen) mein Lebensgefährte ist schwer Alkohol abhängig, jeden Abend nach der Arbeit 2 Flaschen Wein.Ich bin sooo trauig ich würde ihm gerne helfen ,er kann im Nüchteren seine Situation gut reflektieren aber alle guten Vorsätze scheitern nach drei bis vier Tagen. Er hatte eine sehr schlimme Kindheit (Heim,und keine Liebe von den Eltern) ich weiß das ich ihm nicht helfen kann und ihn verlassen müßte aber ich bin zu schwach,und habe auch Angst das er sich wie angekündigt was antut, ganz ehrlich und auch wie soll es weiter gehen bin finanziell abhängig, und er hat doch nur mich sonst niemanden. ich weiß das eines Tages etwas schlimmes passieren wird und habe Angst das er sich tot säuft!!!Er ist echt immer sehr lieb zu mir und zum Glück null aggressiv, aber ich hasse es wenn er rum labbert und schwankend in der wohnung rumtorgelt.Er hasst sich ja selbst dafür,den nächsten morgen ,aber am Abend ist die Sucht doch wieder stärker.Mein Soziales Umfeld hat sich total verändert ich hatte früher oft und gerne Besuch das alles hat sich natürlich stark reduziert man schämt sich ja und hat Angst es könnte jemand merken, es weiß eh jeder! ich bin trotz allem viel mit meinen Freundinen unterwegs (halt selten oder nie bei uns) immer bei den anderen, aber habe immer Angst wenn ich nach hause kommen was ich vorfinde.ich hätte nie gedacht das ich das jemals aushalte.
 
Hallo Doritschi,

was Du schreibst, ist erschütternd. Deine Furcht ist realistisch, leider.

Mein Vater hat sich zu Tod gesoffen. (Allerdings brauchte es für ihn auch noch Fettleibigkeit, Kettenrauchen und Bewegungsmangel. Er fand keinen Sinn mehr in seinem Leben.) Und auch sonst - in meiner Umgebung wurde viel getrunken. Zum Teil war's heilbar, zum Teil führte es zu Katastrophen.

Alles Folgende nur auf Grund meiner persönlichen Erfahrung, ohne alle ärztliche Kompetenz: Dein mann könnte eine stationäre Entwöhnung machen. Das dürfte m erfolgsversprechendsten sein. Dafür gibt es gute Spezialkliniken. Zuhause geht das kaum. Wichtig: Dein Mann ist schwer krank - nicht schwach oder charakterlos oder sonstwas Moralisches.

Nach erfolgreichem Entzug könnte m.W. eine sog. Kognitive Verhaltenstherapie wichtigsein: Der Patient muß Strategien, Techniken, Tricks lernen, um in seiner Umgebung (in der er sich schließlich seinen Alkohol beschafft hat) eben nicht mehr zu trinken. Empfehlenswert: den Therapeuten schon vor dem Entzug wählen; entscheidend für den Erfolg ist das persönliche Vertrauen Deines Mannes. Es gibt eine medikamentöse Krücke, um den Erfolg des Entzugs zu stabilisieren: "Antabus". Dies müßte ein kundiger Arzt verordnen und die Einnahme überwachen, sonst ist es lebensgefährlich. M.W. versucht man immer mehr, ohne dies auszukommen.

Auch kann es gut sein sich den Anonymen Alkoholikern anzuschließen. Und sich für die Abende (an denen er bisher getrunken hat) etwas vorzunehmen, was ihm Freude macht und sinnvoll ist; meistens am besten irgendwas Soziales. Intensives Kreislauftraining (jeden 2. Tag mindestens 30 Minuten, aerob; einmal pro Woche kurz maximal anaerob) wird empfohlen (z.B. von Dr. Mercola). Vielleicht ist Tanzen (sozial) noch besser.

Da offenbar Traumen bei Deinem Mann eine Rolle spielen, würde vielfach EMDR ("Eye Movement Desensitization und Restructuring" nach Francine Shapiro) empfohlen werden. Es ist nachgewiesen (u.a. durch Studien an der Gesamthochschule Kassel), daß EMDR wirksamer ist als psychoanalytische Ansätze. Eine Kurztherapie, die ohne weiteres mit Verhaltenstherapie vereinbar ist. Informationen und Adressen bei emdria.de. Die Bewäligung schwerer Traumen ist schwierig, weil sie intensives und genaues Nacherleben erfordert. Genau dieses ist aber oft allzu belastend, "retraumatisierend". EMDR ist eine ziemlich geniale Methode, eben dieses zu vermeiden.

Und: vergiß Dich selber nicht. Ich vermute, daß Dir selber kompetente Psychotherapie sehr gut täte. Was in einer nahen, länger dauernden Verbindung gescheht, ist in aller Regel eine Ko-Produktion; Beide sind dafür ursächlich. (Nicht etwa "schuldig"; die Prozesse sind dem Bewußtsein kaum zugänglich und noch viel weniger kontrollierbar. Technisch gesprochen: Du bist vermutlich co-abhängig. Das ist hart; bitte versteh's nicht als Anschuldigung.)

So, dies mal für heute.

Ich wünsch Dir Mut und Geduld und Gelingen.

Herzlich
Windpferd
 
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Hallo Doritschi,

was Du schreibst, ist erschütternd. Deine Furcht ist realistisch, leider.

Mein Vater hat sich zu Tod gesoffen. (Allerdings brauchte es für ihn auch noch Fettleibigkeit, Kettenrauchen und Bewegungsmangel. Er fand keinen Sinn mehr in seinem Leben.) Und auch sonst - in meiner Umgebung wurde viel getrunken. Zum Teil war's heilbar, zum Teil führte es zu Katastrophen.

Alles Folgende nur auf Grund meiner persönlichen Erfahrung, ohne alle ärztliche Kompetenz: Dein mann könnte eine stationäre Entwöhnung machen. Das dürfte m erfolgsversprechendsten sein. Dafür gibt es gute Spezialkliniken. Zuhause geht das kaum. Wichtig: Dein Mann ist schwer krank - nicht schwach oder charakterlos oder sonstwas Moralisches.

Nach erfolgreichem Entzug könnte m.W. eine sog. Kognitive Verhaltenstherapie wichtigsein: Der Patient muß Strategien, Techniken, Tricks lernen, um in seiner Umgebung (in der er sich schließlich seinen Alkohol beschafft hat) eben nicht mehr zu trinken. Empfehlenswert: den Therapeuten schon vor dem Entzug wählen; entscheidend für den Erfolg ist das persönliche Vertrauen Deines Mannes. Es gibt eine medikamentöse Krücke, um den Erfolg des Entzugs zu stabilisieren: "Antabus". Dies müßte ein kundiger Arzt verordnen und die Einnahme überwachen, sonst ist es lebensgefährlich. M.W. versucht man immer mehr, ohne dies auszukommen.

Auch kann es gut sein sich den Anonymen Alkoholikern anzuschließen. Und sich für die Abende (an denen er bisher getrunken hat) etwas vorzunehmen, was ihm Freude macht und sinnvoll ist; meistens am besten irgendwas Soziales. Intensives Kreislauftraining (jeden 2. Tag mindestens 30 Minuten, aerob; einmal pro Woche kurz maximal anaerob) wird empfohlen (z.B. von Dr. Mercola). Vielleicht ist Tanzen (sozial) noch besser.

Da offenbar Traumen bei Deinem Mann eine Rolle spielen, würde vielfach EMDR ("Eye Movement Desensitization und Restructuring" nach Francine Shapiro) empfohlen werden. Es ist nachgewiesen (u.a. durch Studien an der Gesamthochschule Kassel), daß EMDR wirksamer ist als psychoanalytische Ansätze. Eine Kurztherapie, die ohne weiteres mit Verhaltenstherapie vereinbar ist. Informationen und Adressen bei emdria.de. Die Bewäligung schwerer Traumen ist schwierig, weil sie intensives und genaues Nacherleben erfordert. Genau dieses ist aber oft allzu belastend, "retraumatisierend". EMDR ist eine ziemlich geniale Methode, eben dieses zu vermeiden.

Und: vergiß Dich selber nicht. Ich vermute, daß Dir selber kompetente Psychotherapie sehr gut täte. Was in einer nahen, länger dauernden Verbindung gescheht, ist in aller Regel eine Ko-Produktion; Beide sind dafür ursächlich. (Nicht etwa "schuldig"; die Prozesse sind dem Bewußtsein kaum zugänglich und noch viel weniger kontrollierbar. Technisch gesprochen: Du bist vermutlich co-abhängig. Das ist hart; bitte versteh's nicht als Anschuldigung.)

So, dies mal für heute.

Ich wünsch Dir Mut und Geduld und Gelingen.

Herzlich
Windpferd

Hallo Wildpferd,
Vielen Dank für deine Antwort,und deine offenen Worte. Auch mein Vater war Alkoholiker und ich hatte als Kind sehr viel angst.
Dann war ich 27 jahre mit einem Mann verheiratet der nie getrunken hat und wir haben vier Kinder mein jüngster Sohn wohnt noch bei mir (22).
Seit der Trennung vor 6 Jahren bin ich mit meinem Lebensgefährten zusammen und er hat schon damals getrunken ( aber ich hatte die rosarote Brille auf und wollte es nicht sehen) Er hat mir auch erzählt das er schon einige Entzüge und Therapien gemacht hat, die ihm aber alle nicht geholfen haben.
Im März hatte er 2 wochen Urlaub und wollte sich einweisen lassen,für uns und für sich so seine Worte, zwei Einrichtungen haben ihn mit Warteliste vertröstet, er hat jeden tag angerufen und gefragt ob er den kommen könnte aber nix. dann war der Urlaub rum und er hat es wieder aufgegeben. Ich weiß das er krank ist und das alles selbst nicht mehr will, ich mache ihm auch keine Vorwürfe ich denke nur wenn ich manchmal härter wäre würde das helfen,ich kann aber nicht, und dann denk ich ich bin zu schwach um ihm zu helfen.
2011 bin ich an Brustkrebs erkrankt und habe das volle Programm durch 8 chemos und 35 Bestrahlungen, in dieser zeit war er an meiner Seite und hat mir zur Seite gestanden,dafür bin ich ihm sehr dankbar ich hätte diese schwere Zeit nicht ohne ihn durchgehalten,und ich möchte ihm natürlich genauso beistehen.
Du hast mir viele Anregungen gegeben,danke nochmal dafür, und du wünschtst mir Mut, den kann ich gut gebrauchen (der ist bei mir leider sehr klein geraten) .Es ist für mich recht ungewohnt so offen über dieses Problem zu sprechen und verzeih mir wenn nicht alles so schlüssig ist.Ich werde deine Anregungen auf jeden Fall mit ihm besprechen und hoffe das er etwas davon animmt , hab ihm erst gestern gesagt das er sich wegen der Arbeit und dem Geld keine Sorgen machen soll, seine Gesundheit ist viel wichtiger als alles Geld der Welt.

Ich muß dir glaube ich recht geben, ich bin co abhängig......, darüber muß ich erst mal eine Zeit lang nachdenken.
Ich wünsche dir eine gute nacht



LG Doris:wave:
 
Hallo ihr Lieben, hab jetzt spontan in die Suchmaschine "Hilfe mein Mann trinkt" eingegeben und bin hier gelandet.

Klassische Co-Alkoholikerin, tut mir leid, wenn ich das so hart sagen muss. Wenn bei einem Alkoholiker nix fruchtet, dann gibt es nur eine Lösung "fallen lassen". Die Drohungen von ihm "ich tu mir was an", sind einfach nur Hilferufe, dass du bleiben sollst.
 
Hallo Doris,

das Wort "co-abhängig" ist mißverständlich. Es bedeutet keine Verurteilung, keine Schuldzuweisung. Auch keine präzise Diagnose. Ein großer Sack vielleicht, in dem die unterschiedlichsten Dinge drin sein können.

"Nachdenken" allein führt m.W. in der Regel nicht zum Erfolg. Es ist ein Problem, bei dem man zum Aufdröseln einen Therapeuten braucht. Nicht irgendeinen, sondern einen, der viel mit Suchtkranken gearbeitet hat.

Anders kommst Du Dir selber kaum auf die Schliche. Genauer: Du kommst dem komplizierten, raffinierten System (das eine Paar ja immer darstellt) nicht auf die Schliche. Ich wünsch Dir, daß Du jemand Geeigneten findest.

Wenn Du jemanden retten willst, der ins Wasser gefallen und am Ertrinken ist - so mußt Du zuerst Schwimmen lernen. Wenn Du einfach hinterherspringst, ertrinkst Du selber. Es kann sein, daß es zu spät ist für eine Rettung, wenn Du Schwimmen gelernt hast. Das kann der Lauf der Dinge sein. Auch derartigen Grausamkeiten müssen wir uns manchmal stellen.

Du wirst Deinem Partner nicht helfen können, solang dieses Abhängigkeitsgeflecht besteht. D.h. erst mußt Du selber genesen. Leider ist das sehr nüchtern. Ich wünsch Dir, daß Du Deine eigenen grundlegenden Bedürfnisse so ernst nehmen kannst, wie Du es verdienst.

Ich wünsch Dir Geduld und Gelingen. Und vor allem Liebe zu Dir selber. Eine religiöse Metapher (die Dich nicht zu einer Religion bekehren will): Gott hat Dich geschaffen um Deiner selbst willen. Nicht um irgendeines Mannes willen.

Liebe Grüße
Windpferd
 
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