Mein Mann will einen Entzug machen

  • Themenstarter Lilly69
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Lilly69

Hallo,
ich bin seit 2Jahren verheiratet, die erste Zeit waren es nur ein paar Bier am Abend, aber mittlerweile kann er ohne den Alkohol nicht mehr. Er hat jetzt vor einen Entzug zu machen und will das ich ihm helfe, aber wie kann ich ihm dabei helfen. Weiß vielleicht jemand einen Rat für mich?
Lg
 
ich bin seit 2Jahren verheiratet, die erste Zeit waren es nur ein paar Bier am Abend, aber mittlerweile kann er ohne den Alkohol nicht mehr. Er hat jetzt vor einen Entzug zu machen und will das ich ihm helfe, aber wie kann ich ihm dabei helfen.

Hallo Lilly,

da ist guter Rat schwer. Viel hängt davon ab, wie hoch sein Alkoholkonsum schon geworden ist und wie lange der hohe Pegel schon anhält. Entsprechend ist er sehr stark vom Alkohol abhängig oder etwas weniger stark. Auf jeden Fall erfordert es seine ganz Willenskraft den Entzug zu machen, was er, so wie ich Dich verstehe, zuhause machen will und nicht in einer Klinik.

Wenn sein Entschluß zum Entzug von ihm selbst ausgeht und nicht auf die Überredungskünste anderer zurückzuführen ist, hat er schon den ersten wichtigen Schritt getan. Doch Du selbst kannst dabei relativ wenig machen und Du kannst ihn auch nicht die ganze Zeit überwachen. Wenn ihr zusammen seid, und er will trinken, kannst Du ihm schnell ein Ersatzgetränk geben, ihn in seinem Entschluß stärken, nicht wieder anzufangen. Da könnte man sich auch alkohlfreies Bier zu Nutze machen. Ob das gelingt ist aber fraglich.

Die besseren Aussichten hat er, wenn er sich z.B. einer Gruppe der Anonymen Alkoholiker anschließt, da bekommt er Unterstützung und Rat von Menschen, die trocken werden wollen oder wurden, aber selbst noch ziemlich wackeln und weiteren Halt brauchen. Deren Tips können ihm helfen. Vielleicht kannst Du ihn einmal dort hin begleiten und erfahren, was Du zur Unterstützung tun kannst.

Wichtig für Dich selbst ist aber, daß Du Dich in die Problematik nicht hineinziehen läßt und sie zu Deiner eigenen machst. Das würde Dich zu stark belasten. Auch darfst Du gar nicht erst die Verantwortung für sein Tun übernehmen, denn, wenn ein Entzug nicht gelingt, würde Dich das selbst zur Verzweiflung treiben. Versuche so distanziert zu bleiben, als hättest Du es mit einem fremden Patienten zu tun - das ist etwas, was Ärzte lernen, weil sie sonst selbst zugunde gehen würden. In einer Partnerschaft ist dies jedoch nur sehr schwer möglich, wenn überhaupt. Dann ist es besser, wenn Fremde diese Aufgabe übernehmen.

Ich kannte eine Frau, die seit Kriegsende mit einem Alkoholiker zusammen lebte. Sie hat immer zu ihrem Mann gehalten und die beiden liebten einander sehr. Sie war ein sehr starker Charakter und ihr Mann hätte ohne sie nicht weiter leben wollen. Viele Jahre, drei Entziehungskuren (mehr werden von den Kassen normalerweise nicht bezahlt), trinken bis zum Delirium tremens, weiße Mäuse, Elefanten, Schlangen inklusive, immer wieder kleine Trinkpausen, dann fand sie wieder ständig an den unmöglichsten Stellen leere Flaschen, ging er "Zigaretten kaufen" kam er erst viele Stunden später stockbetrunken wieder und noch vieles mehr. Es dauerte ca. 40 Jahre an, aber dann konnte auch sie nicht mehr und machte eine mehrfach vorher angekündigte Drohung wahr: Ohne ein Wort verschwand sie... Er kam nach Hause, sie war weg... suchte sie verzweifelt. Doch die Freunde, wo sie unterschlüpfte, hielten dicht. Auch die rief er an und versprach hoch und heilig, nie wieder einen Tropfen anzurühren, wenn sie nur wieder nachhause käme.

Nach einiger Zeit kam sie dann zurück und sagte ihm klipp und klar: "Beim ersten Rückfall bin ich wieder weg, aber dann für immer". Und ihm war klar, daß das auch so sein würde. Er blieb dann bis ans Ende seines Lebens trocken. Es war für ihn leichter auf den Alkohol zu verzichten als auf seine Frau.

Ich kannte diese Frau gut, sie war sehr stark, sie liebte ihren Mann sehr, sonst hätte sie nicht so viele Jahre zu ihm halten können und ich habe große Hochachtung vor ihr, daß sie das Alles ausgestanden hat. Aber nicht jeder ist so stark und die meisten Frauen würden wohl an einer solchen Belastung selbst zerbrechen - und da muß jede Partnerin für sich selbst das erträgliche Maß abstecken und sagen, bis hierher und dann ist Schluß. Das tat auch diese starke Frau, wenngleich erst nach vielen Jahren. Es hätte weder ihr noch ihm geholfen, wenn sie zusammengebrochen wäre.

Vielleicht hilft Dir diese wahre Geschichte herauszufinden, was Du machen und ertragen kannst und für Dich die Grenzen an der richtigen Stelle zu ziehen.

Liebe Grüße,
Clematis
 
Liebe Lilly, :wave:
wünsch Dir ein liebevolles neues Jahr 2014.
Mögen sich Lebenswege neu finden und sich liebevoll ergänzen.

Seine Entscheidung, einen Entzug machen zu wollen, hat einzig und allein seinen Grund. Und, fehlt in diesem Grund das Fundament, kann das darauf Aufbauende langsam zum Wanken oder recht schnell zum Kippen kommen.

Einen Rat kann ich Dir leider nicht geben. Nur erzählen von dem, was mir an persönlicher Erinnerung gerade einfällt.
Die Ehe der Cousine meines Mannes war für sie von Anfang an ein recht, recht steiniger Weg. Im Alkoholrausch tickte er von Jahr zu Jahr mehr aus,
bis es schließlich ihr gegenüber in Gewaltaktionen endete. Und die gemeinsamen Kinder durften teilweise all das mit ansehen. War er wieder einigermaßen nüchtern, tat ihm all das total leid.
Als ich meinen Mann kennenlernte, wußte ich nichts davon und erfuhr es erst viele, viele Jahre später. Seine Cousine und ihr Mann waren mit uns und anderen Familienangehörigen auf einer Party, plötzlich war er weg und ich erklärte mich bereit, sie nachts nach Hause zu bringen. Am nächsten Morgen gab es heftige Kritik seitens der Mutter der Cousine meines Mannes darüber, daß ich das machte. Sie war sehr, sehr aufgelöst am Telefon, weinte und gab sehr deutlich zu verstehen, daß doch eigentlich jeder in der Familie wisse, was passiere, wenn er getrunken habe und sie nach Hause gebracht wird. Ich war "fassungslos" über das stillschweigende geduldete Verhalten und darüber, was von mir erwartet wurde in solch einer Situation.
Die Cousine hatte in den frühen Morgenstunden mit ihren drei Kindern Schutz gesucht und war übelst zugerichtet. Mein Mann und ich fuhren auf meinen ausdrücklichen Wunsch zu ihr. Und ich hatte auch absolut nicht vor, mich für mein Verhalten zu entschuldigen etc. Als ich die Cousine meines Mannes sah, war ich entsetzt und bat sie innigst darum, daß sie mit ihren Kindern zu uns nach Hause kommen soll und ich bat die "Familie" darum, ihm auf keinen Fall zu sagen, wo seine Frau mit ihren Kindern ist. Sie hielten sich daran, dafür bin ich ihnen noch heute dankbar. Und was mit dem Mann der Cousine meines Mannes passierte: er suchte seine Frau und seine Kinder und wurd verzweifelter, weil er sie nicht fand und ihm niemand sagte, so sie sich aufhielten. Er wollte unbedingt zu seinen Kindern und kündigte im Alkoholrausch an, daß diese von der Schule entführen würde.
Als mein Mann verzweifelt bei mir anrief, bat ich ihn darum, sofort die Polizei, einen Arzt und das Gericht einzuschalten. Aufgrund seines Vorhabens gab es die Möglichkeit, ihn einweisen zu lassen. Und ich war damals recht erleichtert, daß seine Frau zustimmte. In diesen drei Tagen, in denen er eingewiesen war, hat er recht, recht viel geweint und seine Frau und auch seine Kinder um Verzeihung gebeten und beschlossen, einen Entzug zu machen und nie wieder zu trinken. Er hielt all das bis heute durch.
Es war nicht das Anliegen, sich von ihm zu trennen oder scheiden zu lassen. Sie war sich darüber im klaren, daß Alkoholismus eine Krankheit ist.
Sie wußte vor seiner Einweisung aber auch, daß sie so nicht mehr die Kraft hatte, gemeinsam mit ihm und den Kindern weiterzuleben.

Es war wertvoll, dem Mann der Cousine meines Mannes innerhalb der Familie und auch innerhalb des Freundeskreises etc. Grenzen zu setzen.

Kenne eine Frau, deren Mann seit Jahren trinkt. Sie haben gemeinsame Kinder. Sie setzt ihm Grenzen, er bemüht sich irgendwie diese einzuhalten.
Allerdings halbherzig - er reduziert seinen Alkoholkonsum. Die Abstände dieser Alkoholreduzierung werden immer geringer. Sie schafft es nicht, die Konsequenzen zu leben, die anstehen. Und wären es auch nur die einer
gemeinsamen "Auszeit voneinander" - da so Zusammenleben nicht mehr möglich ist.

Ich wünsch Dir von ganzem Herzen, daß Dein Mann seinen Entzug, den er sich selber wünscht, schafft und danach ein Leben ohne Alkohol führen wird.
Es ist wertvoll, daß ihr miteinander im Gespräch bleibt.
Und es liegt eine ganz große Chance darin, daß es für Euch beide die Möglichkeit eines neuen liebevollen Zusammenseins geben kann.
Gleichzeitig bedarf es einer klaren und bewußten inneren Entscheidung, was
passiert, wenn er sich seinem Entzug entzieht und hinterher nicht zu seinem Versprechen steht. Es braucht das Setzen von Grenzen und das Ergreifen
von Konsequenzen, falls die Grenzen nicht eingehalten werden. Dafür braucht es Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht und viel, viel Kraft :kraft:
All das wünsch ich Euch.

alles Liebe
flower4O
 
Liebe Lilly

Es ist möglich. Immer wieder gibt es Menschen, die es schaffen. - Ok. manchmal braucht es mehrere Versuche.

Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, dass du in erster Linie sehr gut für dich selber sorgst, deine eigenen Bedürfnisse erkennst und für deren Erfüllung sorgst, dass du positive Gefühle für dich selber pflegst, ev. auch entwickelst.

Helfen kann eine Angehörigen-Gruppe wie Al-anon. Hier ein Link: Home - Al-Anon - Familiengruppen der deutschsprachigen Schweiz Falls du nicht in der Schweiz lebst, findest du sicher auch in deiner Nähe eine solche Gruppe.

Was auch helfen kann ist Ho'oponopono oder die Arbeit mit der Phyllis Kristal-Methode. Sicher gibt es auch andere Wege, mit denen du selber auch der Sucht-Dynamik aussteigen kannst. - Sucht ist ein Energiefeld, das verändert werden kann. Du kannst aber nur mit dir und deinem eigenen Anteil arbeiten.

Was mich bei den AA-Selbsthilfegruppen beeindruckt ist das 12 Punkte-Programm. Zuerst wird anerkannt, dass da ein Problem ist, das nicht aus eigener Kraft gelöst werden kann. - Das gilt wohl auch für dich als Angehörige. Dieses Anerkennen, dass es da eine Unterstützung durch ein höheres Bewusstsein braucht, kann sehr entlasten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zwölf-Schritte-Programm

https://www.symptome.ch/threads/das-12-punkte-programm.10211/

Ich finde es super, dass du deinen Mann unterstützen möchtest und denke anerkennend an dich / euch.

Liebe Grüsse, fauna
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Super das dein Mann zu seiner Sucht steht. Deine Aufgabe ist es ihn in jeder Hinsicht zu unterstützen. Das bedeutet mit ihm Arzt oder Therapietermine wahrzunehmen und ihm im Leben ein Vorbild zu sein. Zudem hilft häufig ein neues Hobbie , was ihr gemeinsam machen könnt, denn das bringt Ablenkung. Auf jeden Fall solltet ihr euch aber Unterstützung im Freundeskreis suchen und offen damit umgehen.
 
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