med. Hefe (Bierhefe) Saccharomyees cerevisiae Heilmittel: FAKTEN
Saccharomyees - Hefepilze (Zuckerpilz)
Faex medicinalis - Medizinische Hefe eingetragener Begriff seit/von 1899
FAEX bd. latein "das Unreine", den Bodensatz bei der Gärung.
Im alten Ägypten behandelte man damit Durchfall- und Hauterkrankungen. Es finden sich Aufzeichnungen zu verschiedenen Rezepturen mit Hefe. Ein Gemisch aus Hefe, Honig, Datteln und verschiedenen Kräutern wurde beispielsweise zur „Linderung des Afters und der Schamgegend“ und zur äußerlichen Anwendung bei Verbrennungen benutzt. Frauen nahmen ein Gemisch aus Hefe und Honig ein, das Fehlgeburten verhindern sollte (Westendorf, 1992). Den Bodensatz des Bieres nahmen die Ägypter bei Darmbeschwerden ein. Äußerlich verwendeten sie ihn bei Schwellungen der Beine sowie bei Hautgeschwüren (Thorwald, 1962).
Medizinische Hefe ist eine ausgewaschene, entbitterte, untergärige Bierhefe, die bei einer Temperatur von höchstens 40 Grad getrocknet und dann mittelfein gepulvert ist. Sie besteht aus nicht mehr vermehrungsfähigen Zellen, jedoch mit weitgehend erhaltenen Enzymaktivitäten.
UNTERGÄRIG deswegen, weil die arzneiliche Wirkung dieser Hefe als die Beste geschildert wird.
Bei höherer Temperatur als 40 Grad wird die Gärkraft völlig zerstört, welche aber als medizinisch wichtig erachtet wird.
Med. Hefe: hellbraunes Pulver, riecht und schmeckt eigenartig. Darf nicht! widerlich o. faulig riechen oder schmecken
- besteht aus einzelnen, rundlichen o. eiförmigen Zellen von 8-10 Mikro Durchmesser
- Hauptwirkmittel ist das Fermente
- zur Pillenbereitung darf nur eine medizinische Hefe verwendet werden, die 2 Std. lang im Trockenschrank bei etwa 100 Grad erhitzt worden ist
- besteht zu 50-60% aus Stickstoffverbindungen (Proteine, Nukleinsäuren, freie Aminosäuren, biogene Amine), 15-37% aus Kohlenhydraten, 4-7% aus Fetten und Lipiden hauptsächlich Phosphatiden, blutzuckersenkende Glukokinine, viele Vitamine und Enzyme
Indikation:
- bei Darmträgheit/Verstopfung ( Obstipation) als mildes Laxans
- bei enteralen Infekten
- Durchfall
- gegen Neigung zu Furunkulose, Akne, Ekzem
- Kwashiorkor (Hungerödem, Protein-Energie-Mangelernährung)
- Appetitlosigkeit
- Hautausschläge
- Erholungs- und Gesundheitskur durch hohen Eiweißgehalt
- Skorbut, Angina gangraenosa, Furunkeln und Diabetes (Hänsel, 1994)
- Masern, Scharlach, Diphterie, Purpura, Kinderdiarrhöen, Tuberkulose
und Krebsleiden (Schneider, 1985)
- Tonicum und Antiseptikum
- infektiöse Darmkatarrhe, Diabetes, Influenza, Typhus
- Bei Scheidenkatarrh (speziell gonorrhoischen) wird sie zur Vaginalspülung verwendet
- zur Verbesserung der Alkoholpolyneuritis, der Schwangerschaftsneuritis, der Polyneuritis bei Malaria
und der Chorea minor
- „abartiger“ Colikeime
- Eiweiß- und Vitaminmangel
- als Salbe bei Wunden, Ulcera cruris, Entzündungen, Thrombophlebitis, Lymphangitits und
Tendovaginitis sowie Hauttuberkulose
- infektiösem Darmkatharrh
- Extractum Faecis ist ein Extrakt aus Faex medicinalis, der durch Autolyse der Zellen gewonnen wird
und als Diätetikum zur Förderung der Sekretion im Magen eingesetzt wird
- bei Durchfallerkrankungen mit der Stabilisierung und selektiven Förderung der physiologischen
Darmflora sowie der Hemmung der Vermehrung und der Ansiedlung pathologischer Bakterien
und Pilze erklärt (Wagner und Wiesenauer, 1995)
- Candida albicans
positive Therapieergebnisse:
- gesteigerte Phagozytoseindex der Peritonealmakrophagen bei der Maus (Schmidt, 1977)
- Abschwächung experimenteller Infektionen bei Mäusen und Rhesusaffen (Sinai, 1974)
- Ödeme (Wassereinlagerung) bei Kwashiorkor bilden sich schneller zurück
- Probiotikum zur Prophylaxe der antibiotikaassoziierten Diarrhoe
- med. Hefe scheint von der Darmzotten aufgenommen zu werden und an Zellen im Jejunum (Teil des Dünndarms) zu haften, die die Enzymaktivität von Lactase, Alpha-Glucosidase und alkalischer Phosphatase erhöhen und die normale Reifung der Enterozyten erhöhen
- Die Enzymaktivität war um 85% gesteigert. Sie wurde sowohl nach Gabe von lebenden als auch von
abgetöteten Zellen beobachtet
- signifikanter Anstieg der Enzymaktivität von a-Glucosidase, alkalischen Phosphatase und geringer
der Laktase.
- führte zu erhöhten Konzentrationen an Polyaminen in Mucosa und endoluminaler Flüssigkeit
- S.b. einen hemmenden Effekt auf die Wirkung eines hitzelabilen E.coli-Toxins hat, das in vivo für
die Symptomatik der Reisediarrhö verantwortlich gemacht wird.
- S.b. stimulierte jedoch den Mucosa-Serosa-Transport, was zu einer gesteigerten Chloridabsorption
führte. Dadurch kam es zu einer Veränderung der transepithelialen Potentialdifferenz mit Abnahme
der Epithelspannung
- antisekretorische Effekt von S.b. durch Beeinflussung der cAMP-Bildung. Sowohl über cAMP- als
auch über Calcium-vermittelte Wege bewirkte S.b.Medium einen hemmenden Effekt auf die
Chlorid-Sekretion
- LArginin blockiert, ein natürlicher Vorläufer von Stickstoffmonoxid, die Aktivität der Hefe.
Stickstoffmonoxid moduliert den intestinalen Wasser- und Elektrolyttransport. Daher vermuteten
die Untersucher, dass S.b. möglicherweise in Stickstoffmonoxid (NO) vermittelte Prozesse eingreift
- die Gabe von S.b. verhindert die Rizinusöl bedingte Erhöhung des Zitrullinspiegels im Kolon und
blockiert die durch Rizinusöl bedingte gesteigerte Sekretion
- Die zusätzliche Gabe von S.b. bewirkte bei allen Antibiotikagaben eine gesteigerte Fermentationsrate
(bd. dass die kurzkettigen Fettsäuren Butyrat, Propionat und Acetat wieder aufgeforstet werden)
- Vermutung: Hefezellen können in nativer Form Acetat bilden
- verringert entz. Schleimhautentzündungen durch Anstieg des Gewebs-Prostaglandins E2 - protektive
Wirkung auf die Mukosa
- S.b. die Fähigkeit zur Bindung von Sauerstoffradikalen besitzt und die Enterozyten über diesem Weg
vor oxidativem Schaden schützt
- die Population von Calbindin-28k-enthaltenden Neuronen (Kalziumbindend) bei den Tieren, die S.b.
erhalten hatten, signifikant geringer war. Calbindin ist für die Präzision der Bewegungskoordination
zuständig. Die Forschung ist hier noch nicht weit genug..
- Glukan (Zellwandbestandteil der Hefe) eine Stimulation des retikuloendothelialen Systems (RES)
bewirkt. Im Tierversuch führte Glukan zu einer Hyperphagozytose und einer gesteigerten
Granulozyten- und Makrophagenproliferation
- durch orale Gabe von S.c. konnte die Anzahl der Staphylokokken signifikant gesenkt werden
- die Gabe von Glukan bei Mäusen zum Anstieg der Makrophagen bildenden Kolonien in Knochenmark
und Milz, sowie zum Anstieg der weißen Blutzellen im peripheren Blut führt
- die Gabe von S.b. einen positiven Effekt auf jene Erkrankungen haben könnte, bei denen die
Supressorzellen erniedrigt sind wie zum Beispiel Allergien oder bestimmte Autoimmunerkrankungen
(relativer Anstieg der T8-Lymphozyten)
- die Gabe von S.b. führt zu einer gesteigerten Konzentration von sIgA in der Duodenalflüssigkeit
- Die tendenzielle Vergrößerung der Mucosaoberfläche werteten sie als positiven Einfluss von S.b. auf
die Reifung der Mucosa
- unter immunsuppressiver Behandlung gab es keine nachteiligen Abnahme der zellulären Erneuerung
mit Reduktion der Villuslänge und Bürstensaumverlust. Zusätzlich konnte die bakterielle
Translokation in Leber und mesenteriale Lymphknoten der immunsupprimierten Mäuse durch S.b.
vermindert werden
- Wissenschaftler vermuteten, dass S.b. seinen Effekt gegenüber Clostridium difficile und anderen
pathogenen Erregern über eine Stimulation der mukosalen Immunantwort des Wirtes erzielt. Sie
stellten die Hypothese auf, dass S.b. die Anti-Toxin-AProduktion in Serum und Intestinum verändert.
- Wurden die Enterozyten in Kontakt mit TNF-alpha, IL-1β oder Lipopolysacchariden gebracht, so
blockierte S.b. die Herunterregulierung des Rezeptors, so dass die Entzündungsreaktion der
Kolonzellen auf die proinflammatorischen Zytokine abgeschwächt wurde
- Die Infiltration von T1-Helferzellen in entzündete Kolonabschnitte und die zytokinvermittelte
inflammatorische Reaktion wurde durch S.b. reduziert
- NF-κB ist ein Transkriptionsfaktor, der eine zentrale Rolle bei Entzündungsreaktionen spielt. In einem Versuch mit humanen Monozyten und Enterozyten fanden die Forscher, dass S.b. einen niedermolekularen wasserlöslichen Faktor produziert, der die Aktivierung des Transkriptionsfaktors NF-κB blockiert und somit antiinflammatorisch wirkt. Sie nannten diesen Faktor den saccharomyces antiinflammatory factor (SAIF). SAIF verhindert die NF-κB-abhängige IL-8Produktion durch verschiedene proinflammatorische Stimuli.
- S.b. führt zu einer Vermehrung der grampositiven Milchsäurebakterien
- Hemmung von Candida albicans und Staph. aureus durch S.b.
- Denaturierung bestimmter Bakterien (Proteus vulgaris und verschiedene E.coli-Stämme)
- die antibakterielle Wirkung von S.b. über sezernierte antibiotikaähnliche Metaboliten vermittelt wird
- Bakterien, die solche Adhäsine produzieren wie Salmonella typhimurium und Escheria coli-
Bakterium, können von S.b. gebunden werden, bevor sie sich an den Enterozyten festsetzen können.
Dadurch wird die pathogene Wirkung der Bakterien verhindert
- S.b. senkt Erregerzahl von Clostridium difficile. S.b. verhindert Entzündungsreaktion der Mucosa
durch Hemmung von Proteinkinasen
- S.c. vermindert Lebensfähigkeit von Candida albicans, hemmt Wachstum von Candida-Stämmen,
reduziert Keimzahl von Candida albicans, reduziert die Population von Candida, hemmt Translokation
- Die Keimzahlen von Candida albicans in Mischkultur mit S.b. waren tausend bis zehntausendmal
niedriger als in der Reinkultur
- Die Gabe von S.b. reduzierte die Anzahl der Candida albicans positiven Lymphknoten
- S.b. selber fanden die Untersucher trotz Immunsuppression nur in sehr geringer Anzahl in den mesenterialen Lymphknoten. Im Gegensatz zu Candida albicans, die man bei den immunsupprimierten Tieren auch in Leber, Milz und Nieren fand, gab es keinen Nachweis von S.b.-Zellen außerhalb der mesenterialen Lymphknoten.
Saccharomyces boulardii gleich Sachharomyces cerevisiae?
Der in der Fachliteratur häufiger genannte Artname
Saccharomyces boulardii stellt eine taxonomisch unzulässige Bezeichnung dar, da nach den intern. gültigen Regeln für Taxonomie und Nomenklatur bisher kein Beweis vorliegt. (1963)
1996 fand McFarland, dass sich S.b. und S.cerevisiae in ihrem Stoffwechsel, in der Bildung von Sporen und auch auf molekularer Ebene unterscheiden. Er vermutete, dass S.b. ein wilder Stamm von S.cerevisiae ist. Des Weiteren ging er von einem unterschiedlichen Wirkungsspektrum der beiden aus und begründete dies mit der fehlenden protektiven Wirkung von S. cerevisiae gegenüber Clostridium-difficileassoziierten Infektionen (McFarland, 1996).
1998 erschien eine Arbeit, deren Ziel es war, S.b.-Isolate genetisch einzuordnen. Mit Hilfe einer polymerase-chainreaction(PCR)-Methode wurden drei in Europa kommerziell erhältliche Saccharomyces boulardii-Isolate verschiedener Firmen untersucht. Die Untersucher stellten fest, dass sie genotypisch nicht von S.cerevisiae zu unterscheiden sind und glaubten, dass S.b. ein asporogener Stamm von S. cerevisiae ist. Jedoch fanden sie einen unterschiedlichen Metabolismus der beiden. Im Gegensatz zu S.cerevisiae wurde Galaktose von S.b. nicht als Kohlenhydratquelle genutzt. Im Rahmen von PCR-Untersuchungen wurden die drei S.b.-Isolate mit über 80 S.cerevisiae-Isolaten verglichen. Dabei sah man, dass sich ihr RFLP-Muster (restriction fragment length polymorphism) ähnelte (McCollough et al., 1998).
2001 stellte eine französische Gruppe fest, dass Mikrosattelliten-Typisierung eine gute Methode zur Identifizierung von S.c.-Stämmen ist. Im selben Jahr zeigte sich durch Untersuchung der mitochondrialen DNA, dass S.b. und S.c. sich zwar sehr ähnlich sind, sich aber dennoch unterscheiden. Es wurde daher die Bezeichnung S.cerevisiae var boulardii vorgeschlagen (Mallié et al., 2001)
2002 Wien: alle SaccharomycesIsolate mit therapeutischer Relevanz gehören zur gleichen Spezies, lassen sich jedoch in verschiedene Stämme aufteilen. (..) Diese Untersuchungen bestätigten, dass S.b. molekulare Charakteristika besitzt, die eine Eingruppierung bei S.cerevisiae erlauben. S.b. stellt keine eigenständige Spezies dar
2003 wird S.b. ebenfalls als Unterform von S.c. beschrieben
2004 S.b. ist also genetisch sehr eng mit S.c. verwandt. Dabei unterscheiden sich die Beiden unter bestimmten Streßbedingungen metabolisch und physiologisch (..)
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass S.boulardii ein bestimmter Stamm von S.cerevisiae ist, der heute als Saccharomyces cerevisiae Hansen CBS 5926 definiert wird. Er zeigt eine milde bis moderate Virulenz.
Ziel einer anderen Untersuchung war es, den Einfluss oraler Antimykotika auf S.b. zu testen. Nystatin führte zu einer vollständigen Entfernung von S.b. aus dem Gastrointestinaltrakt. Dagegen scheint die Einnahme von Fluconazol, 4-6h vor der S.b.-Gabe keinen Einfluss auf S.b. zu haben (Elmer et al., 1995).
Heutzutage wird S.b. mit Hilfe von biotechnischen Methoden fermentativ hergestellt. Um die Lebensfähigkeit von S.b. zu erhalten, wird die Hefe lyophilisiert, das heißt durch Gefriertrocknung konserviert. 1g des Lyophilisats enthält ca. 1,8x1010 lebende Hefezellen. Die optimale Wachstumstemperatur liegt bei 30°C. Verschiedene Pharmafirmen stellen mit S.b. gefüllte Kapseln in unterschiedlichen Dosierungen her. Man findet sie in der Roten Liste unter der Rubrik Antidiarrhoika.
zusätzliche Quellenangaben:
https://anaturalhealingcenter.com/documents/Thorne/monos/SacroB mono.pdf