Logopädie bei Demenz: früh anfangen damit

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... Oft wird Logopädie erst dann verschrieben, wenn Spracheinschränkungen auftreten. Das ist meist erst im späteren Verlauf. Viele Menschen mit Demenz entwickeln im fortgeschrittenem Stadium Schluckstörungen. Bei diesen Beschwerden wird sehr häufig Logopädie verschrieben und kann den Patienten und Patientinnen helfen. Auch die medizinischen Leitlinien empfehlen da ausdrücklich Logopädie. Ich würde mir wünschen, dass auch andere Potenziale der Logopädie gesehen werden. Schon am Anfang der Erkrankung, bei Schwierigkeiten von Kommunikation, Gedächtnis und Orientierung, kann die Logopädie unterstützen und nicht erst, wenn die Sprache wegbricht oder das Schlucken Probleme bereitet

Was ist dann das Ziel in der früheren Phase der Demenz?

Da steht dann im Vordergrund, sich an den vorhandenen Ressourcen zu orientieren und diese zu fördern. Wichtig ist auch die Beratung von Angehörigen. Selbst Fachleute kennen mitunter nicht das große Potenzial von Logopädie.
... dieser körpereigenen Schutzmechanismus kann bei Menschen mit Demenz beschädigt sein. Das kann dann dazu führen, dass diese Nahrungsreste einfach in die Luftröhre fallen und in die Atemwege gelangen. Dies kann zu Entzündungen führen und schließlich eine Lungenentzündung auslösen, die nicht selten zum Tode führt.
...
Welche Strategie könnten Menschen dann in der Logopädie erlernen?
Da kann man mit Bildsprache arbeiten, dass man zum Beispiel ein Kommunikationsbuch anlegt. Das können Zeichnungen oder Illustrationen sein, aber man kann auch mit Fotos arbeiten. Das heißt, man macht wirklich ein Foto von der jeweiligen Tasse, aus der morgens getrunken wird, sodass da ein hoher Wiedererkennungswert lange ist. Es ist total cool, wenn die Logopädie früh verordnet wird. Wenn man früh anfängt, so etwas zu trainieren, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass diese Strategie lange im Verlauf der Erkrankung genutzt werden kann. Wenn ich damit beginne, wenn die Krankheit schon weit fortgeschritten ist, dann ist es sehr schwer, das noch im Alltag zu verankern. ...

Das ist die eine Seite der Logopädie.
Gleichzeitig kann sie aber dazu beitragen, mit Emotionen umzugehen. Sei es Angst oder Scham wegen irgendwelcher Probleme beim Sich-Ausdrücken (z.B. Stottern).


Die logopädische Behandlung bei z.B. Schluckstörungen wird von der Krankenkasse übernommen, wenn eine entsprechende Verschreibung vorliegt.
Die eher psychotherapeutisch orientierte logopädische Behandlung nur von den privaten Kassen.


Grüsse
Oregano
 
Demenz und Kommunikation - mit Janka Muising und Tabea Wuttke
In dieser Folge geht es um das Thema „Demenz und Kommunikation“. Zu Gast sind Tabea Wuttke und Janka Muising, sie engagieren sich beide im Arbeitskreis „Demenz“ https://www.dbl-ev.de/service/meldung...Tabea arbeitet seit 2006 als Logopädin in der Schön Klinik Bad Aibling Harthausen, einer Neuroreha mit Intensivstation, Stoke Unit, Akutstation, Parkinsonkomplexbehandlung, Phase B und Phase C Reha. Promoviert hat sie in England, Newcastle, zum Thema Bedeutungsverarbeitung bei flüssigen Aphasien und bei Demenz. Janka ist selbstständig und hat ihren Arbeitsschwerpunkt in der Neurologie – speziell Menschen mit Demenz. Sie hat Lehraufträge zu Themen aus der Neurologie und Kommunikation in der Gesundheitsversorgung. Außerdem hält sie Vorträge und Fortbildungen zu ressourcenorientierter Kommunikation und Therapie bei Menschen mit Demenz.Während Schluckstörungen bei Demenz der Logopädie fachlich zugeordnet werden, werden das die Kommunikationsstörungen eher nicht. Selbst in Fachflyern, wie z.B. „Was ist vaskuläre Demenz“ der Alzheimer Forschung Initiative e.V., wird die Logopädie nicht aufgeführt und es finden sich eher unspezifische Angebote, Empfehlungen zur Wortfindung. Tabea und Janka haben nicht nur Betroffene im Blick, der Fachblick geht weiter – Beziehungen müssen weiter gestaltet werden, Bedürfnisse erkannt und verstanden werden. Hier leistet die Logopädie fachlich fundiert wertvolle Unterstützung für Betroffene und deren Umfeld. Kommunikation bedeutet nicht nur „Sprechen“, es geht auch um nonverbale Kommunikation und deren würdevolle Grenzen. In der S3 Leitlinie finden sich zum Thema Schulung von Kommunikation ein Kapitel, der Hinweis, wer das durchführen soll, fehlt. Auch hier ist die Logopädie eine wichtige Ansprechpartnerin.Kontakt:[email protected]@gmx.de


(Es gelingt mir nicht, die fettige Schrift zu „normalisieren“ .) [Anm. d. Moderation: erledigt! Das geht manchmal nur über die Quelltext-Ansicht]

Ich finde dieses Video wichtig, weil daraus klar wird, daß die Logopädie eigentlich nicht wirklich zum Wissensstand bzw. den Empfehlungen bei der Beratung zur Demenz gehören. Dabei scheint sie wirklich effektiv zu sein. Wieder einmal gilt: Geld spielt eine Rolle. Wenn die Kasse nicht bezahlt, muß der Betroffene bzw. die Angehörigen selbst zahlen.

Es wird auch über die Rolle von Therapeuten, also auch von Logopäden, als Vermittler zwischen Dementen und Angehörigen gesprochen. Selbst wenn die Kommunikation über Sprache schwierig wird oder sogar unmöglich wird, kann so eine Zuwendung helfen.

Grüsse,
Oregano

 
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