Genau das ist der springende Punkt bei der Kostenerstattung: "Man glaubt ..." und wenn man sich dann erst einmal für ein Jahr auf Kostenerstattung festgelegt hat, gibt's kein Zurück mehr. Auch dann nicht, wenn man etwas "Anderes" hat. Hat man stattdessen z.B. einen Bandscheibenvorfall, dann kann einem "der schöne Schein des Privatpatienten" bei dutzenden Arztbesuchen sehr teuer zu stehen kommen ...
Man glaubt einen alternativen Weg gefunden zu haben, auch von Ärzten behandelt werden zu können, von denen man als normaler Kassenpatient nicht behandelt werden kann. Irrtum ! Die Kasse erklärt einem dann schnell, daß man auch mit Kostenerstattung nur zu ihren Vertragsärzten gehen kann und zu reinen Privatärzten darf man erst recht nicht gehen. Daraufhin fühlt man sich zurecht hinters Licht geführt ...
Beim Kassenarzt bekommt man nun aber für normale Kassenleistungen ein Jahr lang immer nur eine Privatrechnung, von der die Kasse immer nur einen geringen Teil übernimmt. Zusätzlich verlangt sie dafür auch noch 10% Verwaltungsgebühr. Der Patient fühlt sich auch diesbezüglich betrogen. Praktisch führt das zu dem Effekt, daß der Patient aufgrund der höheren Kosten kaum noch zum Arzt geht und somit hat nur die Krankenkasse einen Gewinn von dieser Regelung.
Ein gut informierter Patient weis, daß er oft sogar den 3,5-fachen Satz bezahlen muß. Daher sucht er sich eine Krankenkasse aus, die einen Tarif anbietet, bei dem die Kosten bis zum 3,5-fachen Satz übernommen werden, doch für solcheAngebote muß er einen speziellen Tarif wählen, der nur gegen Aufpreis zu bekommen ist. Die Konditionen variieren sehr stark, sodaß man die Vertragsbedingungen genau prüfen muß. Letztlich zahlt der Patient für diesen Sondertarif nicht nur 20% mehr, sondern eben auch noch die 10% für die Verwaltungsgebühr. Schon wieder fühlt sich der Patient betrogen, denn er wäre besser gestellt, wenn der Arzt ihn gleich als Kassenpatient behandeln würde und ihm nur seine zusätzliche Leistungen privat in Rechnungen stellt. Außerdem muß sich der Patient auf diese Weise nicht gleich für ein ganzes Jahr festlegen (falls es doch einmal zu einer aufwendigeren Behandlung kommt).
Bei vielen Rechnungspositionen muß man sich fragen, ob der Arzt diese Leistungen überhaupt erbracht hat, denn ich habe davon meist nichts mitbekommen. Man kann wohl davon ausgehen, daß man schon deshalb 10% mehr bezahlen muß, weil man als "Wohltäter" für die anderen Kassenpatienten auftritt. Wenn dem Arzt das Geld für seine Kassenpatienten nicht mehr ausreicht, rechnet er bei den Privatversicherten noch zusätzliche Leistungen ab, die diesen Patienten wenig Nutzen bringen. Je besser man versichert ist, umso mehr wird eben auch abgerechnet. Letztlich darf man sich schon glücklich schätzen , wenn man nur "unnötige Maßnahmen" und keine sinnlosen "Verstümmelungen" ertragen muß.
Man zahlt also schon 40% mehr, ohne von den besseren Leistungen für Privatpatienten profitieren zu können. (Der Besuch von reinen Privatärzten ist ja ausgeschlossen) So mancher Arzt hat mit seinen Laboren Rabattverträge für "Sonderuntersuchungen" (=IGEL) bei Privatpatienten abgeschlossen, was jedoch nicht bedeutet, daß die Rabatte an den Patienten weitergegeben werden. Der Arzt hat dadurch lediglich ein gesteigertes Interesse (unsinnige) Laboruntersuchungen durchführen zu lassen. Auch deswegen zahlt der Patient nochmal um die 10% mehr . Somit bezahlt er schon 50% mehr, ohne irgendeinen Vorteil davon zu haben.
Überprüft man die Leistungen "Privatpatient / Kassenpatient", dann stellt man ferner fest, daß ein und die gleiche Behandlung unter verschiedenen Codes abgerechnet wird. Der Arzt definiert bei Kassenpatienten seine Leistungen automatisch so, daß die Krankenkasse seine Leistung später auch bezahlt. Beim Privatpatienten macht er das nicht, weswegen die Krankenkasse diese Leistungen nicht mehr bei Kostenerstattung übernimmt. Schon wieder müssen 10% mehr bezahlt werden, sodaß der Patient schon 60% mehr bezahlen muß ohne davon auch nur irgendeinen Vorteil gehabt zu haben.
Vor kurzem habe ich in einem Posting gelesen:
So ähnlich sagte es einst auch Oppenheimer:
Man bekommt den Eindruck, daß der "mündige oder selbstständig denkende Bürger" ständig zu alternativen Wegen verführt wird, in die vorsorglich eine Fallgrube eingebaut wurde. Nur so macht der Bürger mit den Jahren immer wieder die Erfahrung, daß es nur Unheil bringt, wenn er den Trampelpfad der Schafsherde verläßt. Mit zunehmendem Alter kommt er so zu der Erkenntnis, daß "nur ein Esel auf's Eis geht, dem es zu gut geht !" oder daß "jeder Nagel eingeschlagen wird, der zu weit heraussteht". So entwickelt sich jeder Deutsche mit den Jahren zu dem obrigkeitshörigem Arbeitssklaven, der den braven Deutschen ausmacht ...