Alte Steinkohlekraftwerke dürfen demnach vier Mikrogramm Quecksilber pro Normkubikmeter Luft ausstoßen. Und alte Braunkohlekraftwerke sogar sieben – obwohl sie die größte Quecksilberquelle sind. Das ist zu viel, denn ein Wert kleiner eins ist heute technisch machbar, sagt Christian Schaible. Er ist einer der acht Vertreter von Umweltorganisationen in der Arbeitsgruppe.
O-Ton Christian Schaible, Europäisches Umweltbüro:
Das sind die Werte, die gemessen wurden, bei dieser Braunkohleanlage in den USA, Oak Grove, die belegen, dass sie sicher unter ein Mikrogramm kommen.
O-Ton Frontal 21:
Das heißt, dieses Braunkohlekraftwerk in den USA emittiert heute bereits deutlich weniger als ein Mikrogramm?
O-Ton Christian Schaible, Europäisches Umweltbüro:
Nicht heute, sondern schon seit 2012. Der Grund: In den USA gelten strenge Grenzwerte für Quecksilber. Die erfüllen mittlerweile schon über 100 Kraftwerke. Zum Beispiel das Kohlekraftwerk Plant Miller in Alabama. Mit moderner Technik wird das Quecksilber abgeschieden. Ein Verfahren, erfunden von einem Deutschen. Professor Bernhard Vosteen hat vor über zehn Jahren entdeckt, dass sich Quecksilber mit Hilfe einer preiswerten Flüssigkeit abscheiden lässt: Calciumbromid. Es wird in kleinsten Mengen auf die Kohle gesprüht.
O-Ton Prof. Bernhard Vosteen, Verfahrenstechniker und Erfinder:
Hier sehen Sie das Wesentliche der Installation, ja. Hier ist zum Beispiel ein knapp 25 Kubikmeter Tank für das Calciumbromid. Und hier sehen Sie eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs kleine Pümpchen. Und man braucht Schläuche. Schläuche von dieser Abmessung, ja, auch im Großkraftwerk. Also, die Investition ist minimal.
O-Ton Frontal 21: Wie erklären Sie sich, dass die Technik in Deutschland zum Beispiel in keinem großen Kohlekraftwerk angewandt wird?
O-Ton Prof. Bernhard Vosteen, Verfahrenstechniker und Erfinder: Ja, da gibt es verschiedene Aspekte. Der wichtigste ist wahrscheinlich der, nehme ich die Giftigkeit des Quecksilbers ernst, oder nicht. In Europa nimmt man die Gefahr durch Quecksilber je denfalls nicht so ernst.
https://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/38902992/1/data.pdf