Kinderlandverschickung

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Ich freue mich, dass darüber geredet wird, bin mir aber nicht ganz sicher, ob es die richtige Rubrik ist, oder welche Rubrik richtig wäre. Bei Bedarf bitte verschieben.

https://www.ndr.de/fernsehen/sendun...-in-Kurheimen-gequaelt-wurden,shmag68046.html
https://www.ndr.de/fernsehen/sendun...Schleswig-Holstein-Magazin,sendung966748.html
https://www.ndr.de/nachrichten/schl...er-Misshandlungen,verschickungskinder100.html

Um 1965 bin ich selbst Opfer einer Verschickung nach Bad Tölz geworden.
Ich bin nicht wirklich gefoltert worden, aber ich erinnere mich bis heute an das widerliche Essen und an perverse Rituale zur Gewichtszunahme.
Die Kinder wurden in großen Gruppen gewogen, und wer am meisten zugenommen hatte, bekam einen Schokoriegel.

LG zorro
 
Hallo zorro,

ich wußte gar nicht, daß noch so spät (1965) Kinder verschickt wurden. Und daß dabei auch noch solche "Sitten" geherrscht haben, ist unverständlich und schlimm.

Evtl. könnte dieser Thread hier den richtigen Platz finden?:
https://www.symptome.ch/threads/es-war-einmal-vor-mehr-als-60-jahren.7283/

Ich bin als ganz kleines Kind ca. 1948 ins Allgäu verschickt worden: zum ersten Mal von der Familie getrennt, ohne Eltern und Geschwister in einem Heim. Es wird berichtet, daß ich wohl drei Wochen lang geweint habe, nichts essen mochte und deshalb von den kath. Schwestern nicht gerade geliebt wurde.. An Wiegen und Ähnliches kann ich mich nicht erinnern.
Aber ich führe meine Unlust zu verreisen, auf diese unfreiwillige Reise zurück, die sich später noch einmal wiederholt hat (da war ich 11 Jahre alt), als ich mit Verdacht auf eine Lungenkrankheit erst lange in einem Klinikum und anschließend in einem Kinderheim im Schwarzwald war.

https://www.google.com/search?q=nach+dem+krieg,+kinderheim+bei+buchloe&client=safari&rls=en&sxsrf=ACYBGNQccCexCsPPCZkPlrPBzFEX0qwzyQ:1575802100809&tbm=isch&source=iu&ictx=1&fir=gLYNrqNu_XXSAM%3A%2CLxdKqFb6n6Kt5M%2C_&vet=1&usg=AI4_-kRqu_UXvfTP8wIM7y7Se4590QCxVQ&sa=X&ved=2ahUKEwjz0dGj8KXmAhUJJFAKHSMiCgAQ9QEwB3oECAoQBg#imgrc=gLYNrqNu_XXSAM:

Ich bin davon überzeugt, daß mir Kinesiologie (3in1) geholfen hat, diesen alten Stress aufzulösen. Auf jeden Fall sind wir durch kinesiologische Rückführungen überhaupt erst auf diese alten Geschichten gestoßen, die mir dann meine Mutter und meine Geschwister (sie sind wesentlich älter) bestätigt haben.

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Oregano,

> Soziale Faktoren > Leben im Alter > Es war einmal - vor mehr als 60 Jahren >

ich will nicht kleinlich sein - aber es sind weniger als 60 Jahre.
Laut NDR sind solche Verschickungen bis 1990 vollzogen worden.
Mir ging es auch weniger um mein Leben im Alter, als um den fragwürdigen Umgang mit Schutzbefohlenen.

> Seelisch-geistige Faktoren > Umgang mit Stress > Kinderlandverschickung >

passt auch nicht wirklich.
Ich würde eher eine Rubrik Kindererziehung/Kindesmisshandlung suchen
als eine Rubrik für transgerantionale Kriegstraumatiserung (die sicher auch notwendig ist)?
Aber vielleicht hängt es ja auch mit schwarzer Pädagogik zusammen?
Dann hätte es vielleicht Platz unter

> Soziale Faktoren > Familie und Erziehung ?

nachdenklich
LG zorro
 
Hallo zusammen,

ich war - als kleiner Zwerg im Grundschulalter - in den 70ern „verschickt" und das hieß auch tatsächlich so... Was ich dort erlebt habe, hat mich nach meinem Gefühl nicht so sehr geschockt, ich fand es eher skurril. Allerdings erinnere ich es sehr bildhaft und genau und muss - jetzt im Nachhinein - sagen, dass ich es schon heftig und grotesk finde, was zu der Zeit noch üblich und möglich (legal?) war. Die Internet-Suche vor einigen Jahren nach "Leidensgenossen" aus diesem Kinderheim war erfolglos.

Gruß
Kate
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Zorro,

habe gerade kurz in die NDR-Links geschaut... oh man, einiges erinnert mich wirklich exakt an das, was ich erlebt habe (die Kinder mussten z.B. während des "Mittagsschlafs" stramm daliegen und durften nicht zur Toilette; das Essen war ekelerregend und es durfte weder mehr noch weniger gegessen werden, sondern genau die vorgegebene Portion; Briefe nach Hause mussten zu gewissen Zeiten verfasst werden, wurden aber zensiert, es wurde in Zweierreihe zum Strand "maschiert" und unter Anleitung gewisse "kollektive Übungen" im Meer gemacht; Schläge gab es für ganz harmlose Dinge...).

Ich finde es gut, wenn der Versuch unternommen wird, das aufzuarbeiten. Das Heim, wo ich war, soll es noch bis Mitte der 90er Jahre gegeben haben. Danke für die Links.

Gruß
Kate
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier noch weiterführende Links:

Verschickungsheime | Anja Röhl
(die Kommentare habe ich mir nicht komplett angetan, sind auch viele)
Verschickungsheime - Das Trauma der Verschickungskinder
(von dort verlinkte neue Internetseite, die nur diesem Thema gewidmet ist)

In die zweite Seite konnte ich noch nicht reinschauen; ich denke, Betroffene sollten auch etwas vorsichtig sein, was da eventuell wieder aufgequirlt wird.

Gruß
Kate
 
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/alltagsleben/kinderlandverschickung.html
„Vorsorgliche Umquartierung“. Die (Erweiterte) Kinderlandverschickung im Zweiten Weltkrieg | Portal Rheinische Geschichte

Für mich sieht es so aus, daß der Begriff "Kinderlandverschickung" ausschließlich im 3. Reich und vor allem für die Kriegszeiten galt bzw. gilt.

Wie nennt man dann die Verschickung nach dem Krieg? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß man den ursprünglich von den Nazis geprägten Begriff übernommen hat.
Zumal dieser Begriff ja eindeutig mit dem Krieg und "Verschicken" überhaupt verknüpft war; auch die Juden wurden ja im 3. Reich in die KZs "verschickt"...
...
Doch Hunderttausenden von Kindern brachten Ferien in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren Erfahrungen, die sie besser nie gemacht hätten. Sie wurden, wie man damals sagte „verschickt“.

Sommers wie winters nahmen staatliche, konfessionelle und private Erholungsheime für Wochen oder Monate Kleinkinder undSchulkinder auf, um Eltern zu entlasten. Möglichst keine Abschiedsszenen, war die Devise, einfach umdrehen und weggehen. Und bloß keine Anrufe, „das weckt nur Heimweh“. Vor allem aber tat meist das Heim weh.
...
Je jünger das Kind, desto traumatischer waren die Dark Holidays. Etwa für Arne. Er war sieben und ist abends im Schlafsaal herumgeturnt. Deshalb zerrten ihn zwei Schwestern mit Häubchen und Schürzen in die Waschküche eines Kinderheims an der Nordseeküste. Sie schoben Arne in eine Ecke des Raums und streuten Waschpulver im Halbkreis um seine bloßen Füße, eine breite, weiße Pulverschicht. Ohne sich zu regen sollte er dort bis zum Morgen ausharren: „Wir sehen jeden Schritt im Pulver. Dafür setzt es was!“ Dann ließen sie ihn im Pyjama im Dunkeln stehen. Verzweifelt versuchte das Kind, nicht vor Übermüdung zusammenzusacken.
Anders als dauerhafte Unterbringung im Erziehungsheim galt ein Aufenthalt im Erholungsheim nicht als stigmatisierend. Man gönnte den fleißigen Eltern im Wirtschaftswunder ihre Pause, endlich mal zu zweit, ob am Baggersee oder am Tegernsee. Solange sollten die Kinder in der guten Meeresluft oder im schönen Schwarzwald „zu Kräften kommen“. Kosten für Verschickungsheime, wie für die Kinder aus dem smogreichen Ruhrgebiet, wurden häufig von Krankenkassen getragen. Solche Heime zu unterhalten bot lukratives Saisongeschäft. Die pädagogische Praxis in den Erholungsheimen unterschied sich indes kaum von der inzwischen berüchtigten Praxis der Erziehungsheime, und da wie dort stammte das Personal teils aus früheren NS-Institutionen.
...
Kinder wurden eingesperrt an Betten gefesselt oder auf Nahrungsentzug gesetzt

Kinder wurden zum Aufessen gezwungen, mussten Erbrochenes essen oder wurden auf Nahrungsentzug gesetzt. Sie wurden an Betten gefesselt, geschlagen, eingesperrt, gemaßregelt, beschämt, brühend heiß oder eiskalt abgeduscht. In Schlafräumen waren Geschwister getrennt, ebenso Mädchen und Jungen. Dem Heimregime entkam keiner, so wenig wie dem Geruch von Grießbrei, Milchsuppe und Hagebuttentee.
...
Etwa 800 000 Kinder in Deutschland sind nach dem Zweiten Weltkrieg in Heimen großgeworden, ein bis zwei Millionen dürften bis in die 1970er Jahre Wochen oder Monate in Verschickungsheimen verbracht haben. Alle, die Kinder in Heimen betreuten brachten Praktiken der Reglementierung Minderjähriger aus dem eigenen Hintergrund an ihren Arbeitsplatz mit. Auf die Weise konnten sich in solchen Erziehungszonen Brutalitäten multiplizieren und potenzieren. Zu den Sanktionsformen, die Kinder aus ihren Elternhäusern kannten, kam in den kollektiven Bewahranstalten, neben Entfremdung und Isolation, die Überrumpelung durch neue Formen der Gewaltanwendung hinzu.

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Wunsch und Wille des Kindes. Waren demütigende Praktiken früher in Heimen die Regel, sind sie heute die Ausnahme. Foto: Ralf Hirschberger/Zentralbild dpa
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Es war die Hölle, sagen viele im Rückblick. Freilich war es nicht immerzu und nicht überall so. Die Erfahrungen sind verknüpft mit mehreren Faktoren wie dem Lebensalter und der Dauer der Verschickung. Dass Zwang und Gewalt endemisch waren, steht gleichwohl außer Zweifel. Ende 2018 läuft das Projekt in Baden-Württemberg aus. Es hinterlässt eine Gewissheit: Bedarf für weitere Recherchen besteht hier in der gesamten Republik.
...
https://www.tagesspiegel.de/politik...or-allem-tat-meist-das-heim-weh/22779554.html

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

ich erinnere es sehr präzise (war auch "schon" 8, und zwar ein dünnes Kerlchen von 22 kg, aber nicht auf den Kopf gefallen), dass es "Verschickung" hieß, wenn auch nicht
... "Kinderlandverschickung"...
... und Anja Röhl und die vielen Zeitzeugen bestätigen das. Sie schreibt:
Vorläufer waren die Kinderlandverschickungen in der Weimarer Republik und unter den Nazis. Die „Verschickungen“ werden häufig als traumatisierend erinnert.
Verschickungsheime | Anja Röhl

Insofern stimmt es ganz offensichtlich nicht, dass dies
...ausschließlich im 3. Reich und vor allem für die Kriegszeiten galt bzw. gilt.

Aber ich finde es auch nicht entscheidend, wie es nun genau benannt wurde; sondern wesentlich, was da mit den Kindern gemacht wurde. Toilettenverbot, Essenszwang... das ist zumindest aus heutiger Sicht Körperverletzung. Die Schläge natürlich sowieso. Und die "subtileren" Respektlosigkeiten (siehe Berichte) sind nicht besser.
Wie nennt man dann die Verschickung nach dem Krieg? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß man den ursprünglich von den Nazis geprägten Begriff übernommen hat.
Ja, das mag manche Vorstellung überschreiten. Aber Du wirst ja nicht an den Berichten ernsthaft zweifeln, oder?

Gruß
Kate
 
Hallo Kate,

ich denke nur über die Begriffe bzw. Bezeichnungen nach. An den Berichten über die Aufenthalte in den meistens "christlichen" Heimen zweifle ich überhaupt nicht.

Grüsse,
Oregano
 
https://www.ndr.de/fernsehen/sendun...-in-Kurheimen-gequaelt-wurden,shmag68046.html
https://www.ndr.de/fernsehen/sendun...Schleswig-Holstein-Magazin,sendung966748.html
https://www.ndr.de/nachrichten/schl...er-Misshandlungen,verschickungskinder100.html
Um 1965 bin ich selbst Opfer einer Verschickung nach Bad Tölz geworden.
Ich bin nicht wirklich gefoltert worden, aber ich erinnere mich bis heute an das widerliche Essen und an perverse Rituale zur Gewichtszunahme.
Die Kinder wurden in großen Gruppen gewogen, und wer am meisten zugenommen hatte, bekam einen Schokoriegel.

Hört sich harmlos an ggü. dem was auf obigen Links zu lesen ist.
 
Hallo FAK

Was soll Deine Verharmlosung bringen? Soll das irgend jemandem helfen?

Gruss, Marcel
 
Medien haben sich offenbar inzwischen umfangreich des Themas angenommen, teilweise auch die Politik.

Hier z.B. eine aktuelle ARD-Doku:
Video: Gequält, erniedrigt, drangsaliert - Der Kampf ehemaliger Kur-Kinder um Aufklärung

10.08.20 | 28:43 Min.

Zwischen den 50er und den 80er Jahre wurden Millionen Kinder auf sogenannte Erholungskuren geschickt. Mehrere der Heime wurden von ehemaligen NS-Verbrechern geleitet. Die ehemaligen Verschickungskinder leiden oft noch heute an den Folgen.

Derzeit noch in der Mediathek: https://www.daserste.de/information...quaelt-erniedrigt-drangsaliert-video-102.html

Dass dort teils Nazis verantwortlich waren, ließ mich der Erziehungsstil bereits ahnen.

Report Mainz hat Berichte systematisch ausgewertet (u.a. danach, was die Kinder während der Kur erlebten und wie sich das auf ihre Kindheit und ihr weiteres Leben ausgewirkt hat) - laut Aussage in der Sendung die erste "sehr umfangreiche empirische Untersuchung zu den Erholungskuren":
Zwischen 1950 und 1990 wurden hunderttausende Kinder zur Erholung in Kuren geschickt. Die Auswertung von 1.000 Erfahrungsberichten ehemaliger Kurkinder zeigt, dass sie systematisch geschlagen, gequält und misshandelt wurden.
https://www.ardmediathek.de/daserst...as-erste/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExNzkzODA/

In einem der Heime der "Inneren Mission" - heute: Diakonie - starben demnach 3 Kinder, der damalige Anstaltsleiter, ein Pastor, wollte 2 der 3 Fälle vertuschen. Ein Vertreter der Diakonie bezeichnet die damaligen Zustände als "desaströs", sagt, dass die Heime hätten geschlossen werden müssen.

Nach dieser Untersuchung leiden 60% der Verschickten bis heute. Ich denke, bezüglich der Verarbeitungsmöglichkeit könnte auch das Alter der Verschickten eine Rolle spielen. Mit 8 Jahren kann man sich wohl i.a. besser "anpassen" (und so Züchtigungen vermeiden) und weiß, dass diese Zeit zuende gehen wird. Ein 4-jähriges Kind dagegen wird Vieles vermutlich nicht verstehen und eher glauben, dass es seine Eltern nie wieder sieht (so auch geschildert von einem ehemaligen Verschickungskind).

Ab ca. Minute 7:30 kommen geht es um eine Konferenz der Sozialminister (D), in der das Thema kurz angesprochen wurde. Die Niedersächsische Ministerin Carola Reimann gibt ein Versprechen: Sie sei erschüttert, die Berichte legten nahe, dass es eine Struktur gab, sie werde sich weiter dafür einsetzen, dass das gut aufgearbeitet wird und schauen, wo es Hilfen und Unterstützung aus dem bestehenden System geben könne.

Ein ehemaliges Verschickungskind war später, Anfang der 70iger, selbst als Erzieher in einem solchen Heim und informiert, wie auch andere Fachleute, die Presse von den nach wie vor bestehenden Zuständen. Erschreckend, dass es trotzdem offenbar noch länger so weiter laufen konnte.

Ich bin gespannt, wie weit die Aufarbeitung noch führt, denn nicht alle Heime oder Erzieher waren offenbar gleich (schlecht), Unterlagen existieren teils nicht mehr oder werden nicht herausgegeben.

Gruß
Kate
 
Zuletzt bearbeitet:
dieser "erziehungsstil", also auch mit prügeln usw., war auch in anderen heimen üblich. als kind hab ich es nur geahnt (infos gab es da noch nicht) und ab 11 lieber ganz allein gelebt, obwohl das damals mehr als schwierig war, zumal meine mikrowaisenrente gerade mal für die miete reichte, aber ich konnte selbst bestimmen, was ich mache und wenn der hunger mal allzu groß war, bin ich halt zu verwandten essen gegangen, was sehr selten war, weil es mehrere stunden fußweg bedeutete und es da zwar keine schläge gab, aber immer wieder mal blöde und verletzende bemerkungen.

heute ist es in den heimen wohl besser, aber in den familien leider oft nicht.
bevor es gesundheitlich nicht mehr ging, hab ich mich ja neben dem beruf um kinder gekümmert, die dringend hilfe brauchten, weil sie ungute eltern hatten (incl. schläge usw., teils wohl auch noch schlimmeres), wobei nichts nach außen drang, weil es "gute" familien waren (akademiker, von xyz usw.) .

wobei es mir immer ein rätsel war und ist, wieso ärzte, die ja auch für heimkinder zuständig sind und bei anderen kindern die vorsorgeuntersuchungen machen, sowas alles "übersehen" und sich nicht darum kümmern oder es dem jugenamt melden (das aber leider oft auch nichts unternimmt).

lg
sunny
 
Ich war mit 11 Jahren für etwa 3 Monate als Erholung nach einem Krankenhausaufenthalt in einem Heim im Südschwarzwald, das von Nonnen (kath., aber ich weiß nicht mehr, welcher Orden) geführt wurde.
Ich kann - zum Glück - gar nichts Negatives berichten, eher im Gegenteil. - Als der Arzt mich wieder nach Hause schicken wollte, habe ich gebettelt, daß er mich doch noch länger in dem Heim behält; - so gut hat es mir dort gefallen.

Das gab es also auch.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

andererseits schriebst Du auch dies
Ich bin als ganz kleines Kind ca. 1948 ins Allgäu verschickt worden: zum ersten Mal von der Familie getrennt, ohne Eltern und Geschwister in einem Heim. Es wird berichtet, daß ich wohl drei Wochen lang geweint habe, nichts essen mochte und deshalb von den kath. Schwestern nicht gerade geliebt wurde.. An Wiegen und Ähnliches kann ich mich nicht erinnern.
Aber ich führe meine Unlust zu verreisen, auf diese unfreiwillige Reise zurück, die sich später noch einmal wiederholt hat (da war ich 11 Jahre alt), als ich mit Verdacht auf eine Lungenkrankheit erst lange in einem Klinikum und anschließend in einem Kinderheim im Schwarzwald war.
Eine "Reise-Unlust" finde ich schon eine deutliche Folge, wenn auch nicht dramatisch (ist ja heute eh schwieriger geworden, aber ich bin zuzeiten sehr gern gereist und fand das erfrischend und horizont-erweiternd).

Gruß
Kate
 
Stimmt, Kate . - Ich habe so zwei ganz verschiedene Erfahrungen gemacht ...

Grüsse,
Oregano
 
In der SZ vom letzten Wochenende (Nr. 48, 27./28.2.21) stand ein Artikel "Immer Schläge", der über Erholungsheime für Kinder berichtet, wie sie hier auch schon angesprochen worden sind.
https://www.sueddeutsche.de/leben/kinder-gewalt-erholungsheim-1.5217778?reduced=true
Leider bis jetzt nicht lesbar, aber es gibt ja viele weitere Möglichkeiten, sich zu informieren).
verschickungskinder

Auf jeden Fall wird da auch Schreckliches u. Verstörendes berichtet. Einfach nur schlimm...

U.a. wird Anja Röhl genannt, die Bücher zu diesem Thema veröffentlich hat und die auch die "Initiative Verschickungskinder'" gegründet hat.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano
U.a. wird Anja Röhl genannt, die Bücher zu diesem Thema veröffentlich hat...
Anja Röhl hatten wir weiter oben schon mal:
Hier noch weiterführende Links:

Verschickungsheime | Anja Röhl
(die Kommentare habe ich mir nicht komplett angetan, sind auch viele)
Verschickungsheime - Das Trauma der Verschickungskinder
(von dort verlinkte neue Internetseite, die nur diesem Thema gewidmet ist)

In die zweite Seite konnte ich noch nicht reinschauen; ich denke, Betroffene sollten auch etwas vorsichtig sein, was da eventuell wieder aufgequirlt wird.
Inzwischen hatte ich da auch mal reingeschaut. Es hat zwar was aufgequirlt, ich habe aber auch festgestellt, dass viele andere noch viel Schlimmeres erlebt haben und kam zu dem Schluss, dass ich mich nicht engagieren möchte/werde in der Initiative.

Wenn es ein Treffen zum Austausch vor Ort geben würde, würde ich wohl hingehen, aber mehr Aufwand möchte ich nicht treiben. Ein Redakteur/Moderator eines örtlichen Radiosenders fragte mich, ob ich mich für eine eventuelle Sendung dazu zur Verfügung stellen würde, aber das hab ich auch lieber gelassen (Reden darüber "auf Sendung" stelle ich mir doch sehr stressig vor).

Gruß
Kate
 
Hallo Kate,

tut mir leid: ich hatte nicht mehr nachgeschaut, ob die Anja Röhl schon genannt worden war ...

Aber jetzt habe ich noch einmal auf den Link "'Verschickungsheime" geklickt und kam zu keinem Ziel:
Verschickungsheime | Anja Röhl

Grüsse,
Oregano
 
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