Guten Morgen Rohi,
die Frage für mich ist: woher soll Dein Sohn die Motivation bekommen, in der Schule gut zu sein? Weils die Mamitschka sich so sehnlich wünscht? Das ist für einen zukünftigen Mann keine vernünftige Motivation.
Aus dieser Frage schließe ich, dass Du nicht gern zur Schule gegangen bist und daher die aufputschende, motivierende und selbstbewusstseinssteigernde Wirkung von Erfolg nicht kennst. Da ist nach den ersten Erfolgen keine Mama mehr nötig, um Motivation zu wecken.
Wie ich schon erwähnte, ging mein Sohn einige Jahre auf eine Waldorfschule, weil der wegen der Legasthenie in der Grundschule von der Lehrerin getrietzt wurde und unter diesem Druck irgendwann Leistung vollkommen verweigerte.
In Waldorf tat ihm das drucklose Geschehen zunächst sehr gut. Es war ihm langfristig zum einen aber zu langweilig dort und es fehlte ihm der Druck. "Wozu soll ich HA etc. machen, wenn eh nichts passiert."
Auch fehlte ihm die Möglichkeit, sich zu beweisen und Selbstbewusstsein/Motivation zu erarbeiten. Er war es übrigens, der die Schule wechseln wollte. Und er will heute auch unbedingt auf dem Gymnasium bleiben, weil es ihm dort gefällt, nicht weil Mama das möchte

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Woher ziehen denn Leute ihr Selbstbewusstsein und Motivation? Doch größtenteils aus ihrer Tätigkeit und dem Gefühl, etwas zu erreichen und gebraucht zu werden.
Bei der Tätigkeit kann es sich z.B. um Beruf, Schule, soziales Engagement oder auch Hausfrauendasein handeln.
Lies mal "Das ADS-Buch". Darin steht, dass gerade ADS-Kinder lernen und sich beweisen wollen. Sie benötigen aber dafür spezielle Unterstützung.
Kannst Du Dir gar nicht vorstellen, wie toll es ist, eine Behinderung so langsam selbst in den Griff zu bekommen? Zu erfahren, dass etwas passiert, wenn ich selbst es will und etwas tue. Das schafft Selbstbewusstsein und motiviert ungemein.
Die Kinder fühlen sich dann nicht mehr so ihrem Schicksal ausgeliefert und erkennen, dass sie ihr Schicksal durchaus beeinflussen können. Und das ist eine der wichtigsten Lehren, die sie während ihrer Schulzeit mit Unterstützuing der Eltern durchlaufen können. Dann werden aus ihnen auch keine Null-Bock-Typen, die sich besaufen etc..
Wer diese Lebensschule durchlaufen hat, der sucht eine Lösung und findet Wege und versteckt sich nicht hinter einem Vorwand, weswegen alle so scheiße und unabänderbar ist.
Natürlich würden die Kinder oft auch lieber Fussball spielen gehen, statt zu lernen, aber der Erfolg macht die Entbehrungen gerade bei diesen Kindern wett.
Es geht im übrigen nicht darum, was ich mir wünsche, sondern wichtig ist, dass er das auch will und ich ihn richtig einschätze und lenke, sonst funktioniert es nicht. Wenn er nicht will, habe ich keine Chance, denn er will einiges nicht so wie ich und tut es dann auch nicht

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Was ihn letztendlich am meisten motiviert, weiß ich nicht, aber ich nehme an, es wird zum großen Teil der Selbstbewusstseinschub sein durch Erfolge. Wobei Erfolge relativ sind, wir feiern wie gesagt schon bei einer Fünf im Diktat.
Deshalb sagte ich ja auch, dass es enorm wichtg ist, ADS-Kinder richtig einzuschätzen, entsprechend zu fördern und die Ziele niedrig und realistisch zu halten. Nur dann kann man Motivation und Selbstbewusstsein fördern bzw. erhalten.
Wenn für mich zunächst eine Sechs im Diktat okay ist, weil er es einfach noch nicht besser kann, dann erhalte ich trotz Sechs seine Motivation und sein Selbstbewusstsein.
Schimpfe ich hingegen und mache ihn nieder, dann knicke ich alle Keime in ihm ab.
Er weiß genau, dass ich nur dann schimpfe, wenn er sich nicht bemüht. Wenn man etwas nicht kann, kann man nichts dafür und muss es üben, aber wenn man keinen Bock hat, das ist nicht zu entschuldigen.
Ich kenne etliche Leute, die trotz Studium beruflich und sozial mehr oder weniger gescheitert sind, während welche mit niedrigerem Bildungsniveau viel besser durch das Leben kommen. Schulerfolg ist absolut kein Garant für ein erfülltes Leben.
Viel wichtiger ist es hingegen, in jeder Situation zurecht zu kommen und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Und genau das lernt ein ADSler, der eine einfühlsame Unterstützung während der Schulzeit bekommt.
Ich gebe Dir Recht, dass Väter wichtige Vorbildfunktionen haben, sowohl für die Töchter als auch für die Söhne. Ich habe eine Weile sehr viele Psychologiebücher gelesen, auch von Julia Onken, die in einem sehr eindrucksvoll die Bedeutung der Väter für die Töchter beschreibt. Töchte ohne aktive Väter haben später häufiger Beziehungsprobleme.
Mein Vater war sehr viel im Ausland, wenig da und ist ohnehin ein Einzelgänger. Die Erziehung oblag ausschließlich meiner Mutter. Im Nachhinein wäre das auch nicht schlimm gewesen, wenn sie nicht der Vorstellung verfallen wäre, ich sollte all das erreichen, was ihr mangels Unterstützung der Mutter nicht gelungen ist.
Da ich ein braves Mädchen war, habe ich quasi eine Weile ihr Leben gelebt.
Trotz der Abwesenheit meines Vater habe ich aber weder Probleme mit Beziehungen generell noch mit Männern und war schon immer sehr zielstrebig und willensstark.
Mein Mann ist geschäftlich sehr eingespannt und auch wenig präsent. Er ist schon ein Familientyp, aber ein wenig mehr Aktivitäten nur mit den Kindern wären schon nötig. Beide lechzen nach seiner Anerkennung und vermissen ihn.
Wenn dann aber nur Zeit bleibt für "wie war es in der Schule, habt ihr ordentlich was gelernt, habt ihr Arbeiten zurückbekommen", dann verlieren auch die Kinder schnell die Lust auf den Vater "der meckert ja nur". Sie fühlen sich dann auf schulische Leistungen reduziert.
Insofern bleibt alles an mir hängen, aber nicht nur die Lerngeschichten, sondern auch die netten gemeinsamen Sachen z.B. wie zusammen spielen, lesen, kochen und herumulken.
Mein Sohn ist übrigens keineswegs ein "zu Homosexualität neigendes Weichei" und kann sehr gut seine Aggressionen an mir ablassen

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Die vielen pügelnden Ehemänner sind auch ein Beweis, dass das mit der natürlichen Aggressionhemmung gegenüber Frauen nicht so ganz stimmen kann.
Mein Sohn wusste sich immer schon zu wehren und ich habe viel von ihm gelernt. Er hat mir den Weg gewiesen, wenn etwas in meiner Behandlung seiner selbst schief lief und ich habe daraufhin Wege gefunden, damit es wieder geradeaus läuft.
Meine Tochter hingegnen hätte es ohne zu murren, genau wie ich einnst, ertragen, um mir zu gefallen.
Es war für mich sehr anstrengend, einen venünftigen Erziehungsweg zu finden, da ich nur den meiner Mutter kannte. Ich wusste zwar, dass der in einigen Bereichen falsch war, aber konnte nicht aus eigener Kraft und ohne Anstoß von außen den richtigen Weg finden. Aber die Mühe hat sich wirklich gelohnt.
Im übrigen ist es längst erwiesen, dass Homosexualität eine Folge chemischer Prozesse (zu wenig männliche Hormone, z.B. durch großen Stress der Mutter in dieser Zeit) während einer bestimmten Zeit der ersten Hälfte der Schwangerschaft ist. Erziehung hat damit absolut nichts zu tun!!!
AD(H)S kann nicht vom Kind gesteuert werden, sonst würde es wohl kaum auffällige Kinder geben, denn fast alle Kinder wollen ihren Eltern und Erziehern gefallen und nicht permament anecken und niedergemacht werden. Prügeln ist sinnlos in diesen Fällen.
Mag ja sein, dass Dich Angst hellwach macht und motiviert. Es gibt aber auch viele Leute, bei den Angst das Gegenteil bewirkt: Sie lähmt enorm und verschlimmert alles. Bei mir wirkt sie auch so.
So long
Claudia