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Max-Planck-Gesellschaft - PresseinformationKurztherapie allein bringt bei Alkoholabhängigkeit wenig
Klinische Studie des Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin belegt: Chronischer Alkoholmissbrauch führt zu nachhaltiger Störung des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes im Körper, die auch nach dem Entzug noch lange andauert.
Obwohl seit langem bekannt ist, dass chronischer Alkoholkonsum schwere gesundheitliche Probleme verursacht, wusste man bisher nicht, in welchem Ausmaß sich Alkoholgeschädigte bei langfristiger Abstinenz von den Alkoholfolgeschäden erholen können. Eine neue Studie der Arbeitsgruppe Klinische Neurowissenschaften des Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin und der Georg-August-Universität Göttingen zeigt jetzt, dass tiefgreifende Veränderungen der Schlüsselhormone für die Steuerung des Wasser- und Elektrolytgleichgewichts (Vasopressin und Atriales Natriuretisches Peptid) im menschlichen Organismus für wesentliche Entzugssymptome mitverantwortlich sind und zu zahlreichen körperlichen und psychischen Störungen alkoholabhängiger Menschen führen, die auch während der Abstinenz noch lange bestehen bleiben. Zu den Störungen gehören exzessiver Durst und extreme Flüssigkeitsaufnahme, Craving (starkes Verlangen nach Alkohol) sowie Beeinträchtigungen der Nierenfunktion. Insgesamt bestätigt die Studie, dass Alkohol nicht nur Leber- und Hirnschäden verursacht, sondern alle Organe des menschlichen Körpers beeinträchtigt. Entgiftungstherapien sind daher ein zwar notwendiger, aber nicht ausreichender Schritt, um die schweren organischen und psychischen Störungen bei Alkoholpatienten zu beseitigen und einem erneuten Rückfall vorzubeugen. Die Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift Alcoholism: Clinical & Experimental Research (ACER), Vol. 27, No. 5, Mai 2003 veröffentlicht.
Die Arbeitsgruppe "Klinische Neurowissenschaften" des Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin, Göttingen, hat in den vergangenen zehn Jahren umfangreiche Studien durchgeführt, um den Langzeitverlauf körperlicher und psychiatrischer Störungen bei abstinenten alkoholkranken Patienten zu untersuchen. Die Forscher stellten dabei fest, dass die meisten der durch Alkoholmissbrauch hervorgerufenen Beeinträchtigungen sehr lange fortdauern und die Regenerationsprozesse viele Monate andauern.....
Eines der wichtigsten Ergebnisse ist für Ehrenreich, dass chronischer Alkoholismus mit lang andauernden Veränderungen verschiedener Organe und Körpersysteme einhergeht, die selbst während kontrollierter Abstinenz monatelang bestehen bleiben. "Wir können deshalb im Entzug keine sofortige Genesung erwarten," betont sie. "Aus medizinischen wie psychologischen Gründen sollten wir berücksichtigen, dass wir kranke Menschen behandeln, die noch während vieler Monate der Abstinenz schwer beeinträchtigt sind. Akute Entgiftungsbehandlungen sind wichtig und nötig, um lebensbedrohliche Entzugssymptome zu überwinden. Aber wenn man die langfristigen körperlichen und psychologischen Veränderungen dieser Patientengruppe betrachtet, erreichen wir damit eben nur die Spitze des Eisberges."
Das bedeutet doch, daß Alkoholiker nicht nur psychotherapeutische Hilfe brauchen sondern auch medizinische. Wird die eigentlich gewährleistet?
Gruss,
Uta