Hi!
War jetzt selbst bei einer FS. War sehr interessant, anstrengend und bewegend. Wegen der anderen Aufstellungen, aber vor allem meiner eigenen.
Der Aufsteller war äußerst behutsam, hat viel Raum gegeben, war äußerst verantwortungsbewusst, hat eine gute Ausbildung und viel Erfahrung. Keiner, der gegen, sondern immer mit den und für die Leute arbeitet, der brenzlige Situationen erkennt, damit souverän und gefühlvoll umgehen kann, sich nicht als übergeordnet aufspielt. Jemand, dem man Vertrauen kann, der die fachlichen und charakterlichen Qualitäten dazu hat. ich kann ihn wärmstens weiterempfehlen, er hält Seminare in ganz Deutschland, hier ist seine HP:
https://www.familienaufstellung.de Er nimmt und gibt auch Supervision, ist wirklich fähig.
Es waren fast 20 Leute, aber das ist m.E. eine gute Zahl, zu wenig dürfen es nicht sein, aber auch nicht zu viele.
So, nun zu der FS.
Man setzt sich neben ihn und bespricht erst einmal sein Anliegen etc. Dann sagt er, was man aufstellen soll. Das Faszinierende ist, dass man intuitiv "richtig" aufstellt. Man braucht sich vorher keine Gedanken zu machen, wie man wen stellen könnte. Es geschieht automatisch "richtig". Dann werden die Stellvertreter gefragt, wie sie sich fühlen (am Anfang nimmt man auch einen Stellvertreter für sich, der später gegen einen selbst "ausgetauscht" wird). Und es ist wieder faszinierend, was die Stellvertreter sagen. Wie sie sich wem, der noch aufgestellt ist gegenüber fühlen, was sie körperlich und emotional empfinden (oft merkt man als Stellvertreter körperlich was, z.B. dass der Arm kalt oder warm wird, dass man fest steht oder unsicher, dass man zu xy schauen muss etc.). Diejenigen, die aufstellen, nicken dann i.d.R. und sagen "ja, so ist es, das ist meine Familienkonstellation". Jeder Stellvertreter fühlt etwas, da braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass man das nicht kann oder so. Es geschieht auch automatisch. Während der Aufstellung merkt man dann vielleicht, ob jemand oder etwas fehlt (wird dann dazu gestellt), es wird teilweise Trauerarbeit nachgeholt (z.B. über einen verlorenen Verwandten getrauert - aber es ist nicht schlimm, es fließen kurz Tränen, aber dann ist es gut und die Verbindung zu anderen, die durch die fehlende Trauerarbeit blockiert worden ist, ist wieder hergestellt). Es wird dann teilweise vom Leiter umgestellt und dann werden die Leute wieder befragt, wie sie sich fühlen, ob sich was geändert hat. Wenn jemand von den Stellvertretern das Bedürfnis hat, sich woanders hinzustellen, wird dem manchmal auch statt gegeben etc. Jedenfalls ist interessant, was da herauskommt, wie die Menschen verstrickt sind. Und das Schöne ist, dass man durch das Umstellen etc. und durch die Lösungssätze, die gesprochen werden, immer etwas zum Positiven bewegen kann. I.d.R. kann die Situation, die gestellt worden ist, aufgelöst werden.
Bei uns wurden sowohl Herkunftsfamilien als auch aktuelle Familien aufgestellt. Die oben beschriebenen Dynamiken funktionieren da immer.
Wenn man eine FS mitmachen möchte, sollte man Infos über die Familie (und evt. die des Partners) einholen. Abtreibungen, Fehlgeburten, früh gestorbene Kinder/Geschwister/Eltern/Großeltern, wie die Vorfahren in den Krieg verstrickt waren (2. Weltkrieg), dann auch, ob man selbst und der Partner frühere Beziehungen hatten und ob die im Guten gelöst worden sind, oder ob man sich etwas schuldig geblieben ist (also im Bösen auseinander gegangen ist), wichtige Bezugspartner, Alkoholismus, sexuelle Gewalt etc..
Es war bei und für jedem von uns interessant, was an Verstrickungen herauskam. Jeder hat mehr über sich und seine (aktuelle oder Herkunfts-)Familie gelernt und plötzlich mehr verstanden. Das allein ist so eine Aufstellung schon wert, die Informationen, die man bekommt.
Bei einer Aufstellung gibt es außerdem verschiedene Wirkungen - eine Kurzzeitwirkung und eine Langzeitwirkung. Die Langzeitwirkung kann bis zu zwei Jahren dauern, aber ich glaube, dass es i.d.R. so nach einem Jahr vollendet ist. Die Langzeitwirkung setzt normalerweise wohl langsam ein, immer ein Stückchen mehr. Bewegen tut so eine Aufstellung eigentlich immer was, denke ich. Es kann aber teilweise wirklich Monate dauern, bis man die Wirkung stärker merkt und einen "Schub" sieht.
Was ich auch interessant fand, war, dass diejenigen, die schon eine Aufstellung hinter sich hatten und was anderes aufstellen wollten, dass bei denen i.d.R. die Dinge, die sie in der alten Aufstellung aufgelöst hatten, nicht mehr auftraten, also wirklich gelöst waren. Kommt wohl auch auf die Qualität des jeweiligen Aufstellers an, gibt ja auch nicht so gute.
Ach ja, und ich denke, dass die FS auch eine gute Möglichkeit ist, etwas für Kinder, Partner und Eltern zu lösen, also nicht nur für sich, man kann auch was für andere machen.
Und neben der Information, die ich über meine Familie erhalten habe, glaube ich auch schon etwas eine Kurzzeitwirkung zu spüren, dass sich schon etwas innerhalb der Familie verändert hat. Bin mal gespannt, ob und wann die Wirkung sich vollständig entfaltet.
Tja, das war es, was ich dazu zu berichten hätte. Ich kann es jedem empfehlen, jedenfalls bei Laszlo Mattyasovszky.
[geändert von aqua am 09-05-04 at 11:10 AM]