Clematis

Hallo,

Apps sollen künftig nicht nur für vergleichsweise harmlose Zwecke, wie etwa Pulsmessung beim Sport, eingesetzt werden. Sie sollen auch dazu dienen eine Gesundheitsprognose zu erstellen, wie: wann droht Unterzuckerung, wann versagen die Nieren? Sie sollen Diagnosen stellen und Behandlungsempfehlungen geben können.

EU-Kommission fordert verlässlichere mobile Gesundheits-Apps
Eine Arbeitsgruppe entwirft derzeit freiwillige Richtlinien um die Verlässlichkeit der Daten von mobilen Gesundheitsapps (mHealth) zu erhöhen. Die Richtlinien sind für Behörden, Krankenhäuser, im Gesundheitswesen Tätige sowie für Verbrauchergruppen und Softwareentwickler gedacht. Die Daten sollen einen hohen Qualitätsstandard aufweisen, um Ärzte zu überreden, diese im klinischen Alltag einzusetzen. Die bisherige schlechte bzw. schwankende Qualität verunsichert Verbraucher, weshalb sie diese Apps nicht einsetzen. Die meisten Apps sind bezüglich des Datenschutzes mangelhaft. Die Zuverlässigkeit im Zusammenhang mit Smartphones läßt ebenfalls zu wünschen übrig.

Dies betrifft insbesondere Apps, die Prognosen und Diagnosen erstellen oder Behandlungen empfehlen.
European Commission Pushes for More Reliable mHealth Apps
Diabetes App sagt Hypoglykämie voraus
Medtronic kündigte an, daß der IBM Supercomputer Patienten eine Hypoglykämie voraussagen kann. Die Firma erwartet, daß sie diesen Sommer eine App für das Smartphone liefern kann, die diese Voraussage machen wird. Mit diesen Voraussagen -mit 3 Stunden Vorlauf-, die im Test zu 80% richtig waren, könne der Patient vorbeugen in dem er z.B. eine Banane ißt.
Der Patient muß dazu seinen täglichen Kohlehydratekonsum eingeben. Angestrebt wird die Auswertung der Glukosewerte, Insulinaufnahme über die Nahrung, physische Aktivität und weiteres. Der Supercomputer soll all dies verarbeiten können.
Watson-Powered Diabetes App Predicts Hypoglycemia
Mit der nächsten App wird es meines Erachtens kritisch...
Bei Risiko-Patienten schätzt diese die Wahrscheinlichkeit ein, wann es zu einem Nierenversagen kommen wird.
Ein Online-Tool scheint voraussagen zu können, ob bei einer chronischen Erkrankung in 2 oder 5 Jahren ein Nierenversagen eintreten wird. Dieses Tool ermöglicht es Ärzten, den Patienten entsprechend zu informieren, ihn ggfs. auf eine anstehende Dialyse vorzubereiten.

Das Gerät gibt es in zwei Varianten, eines benötigt 4 und eines 8 Werte. Die vier Werte sind: Alter, Geschlecht, geschätzte glomerulare Filtrationsrate und das Albumin-Creatinin-Verhältnis im Urin. Die zusätzlichen Werte beim 8er-Modell sind Kalzium, Phosphat, Bicarbonat und Albumin, wodurch das Ergebnis genauer wird. Die zugrunde liegenden Beurteilungen für die Werte wurden aus einer Meta-Studie vieler Einzelstudien neu errechnet. Die Gleichungen mußten je nach Land angepaßt werden, da die Grundrisiken voneinander abweichen.

Das Tool kann hier kostenlos heruntergeladen werden:
The Kidney Failure Risk Equation
Der verantwortliche Forscher gibt finanzielle Verbindungen an zu Takeda Inc und Otsuka. Die Koautoren haben finanzielle Verbindungen zu: CKD-EPI, Amgen, Merck, Astra Zeneca, ZS Pharma, Hospira, NxStage, Relypsa, Bayer, Astellas, Pharmalink AB, Otsuka, Gilead Sciences, Abbott, NPS, sanofi-aventis, ZS Pharma, AbbVie, OPKO, Shire, Boehringer Ingelheim, and Janssen.
Tool Estimates Likelihood of Kidney Failure in At-Risk Patients
Bei der Diabetes App kann ich noch einen Vorteil für den Patienten erkennen - eine plötzliche Hypoglykämie kann gefährlich werden. Sie zu verhindern hilft daher. Allerdings wissen die mir bekannten Diabetiker sehr genau, wann sie wieder etwas essen/trinken müssen und brauchen dafür keine App. Und wie sollen Patienten die weiteren Daten beurteilen und eingeben, die noch einzugeben sein werden?

Bei der Nieren-App/Tool kann ich keinen Vorteil für den Patienten erkennen. Die Laboruntersuchungen müssen ohnehin gemacht werden und mit deren Hilfe kann der Arzt die Diagnose auch ohne App stellen. Weitere Werte können zudem zu einer abweichenden Bewertung der 4 oder 8 führen. Hinzu kommt, daß sich durch Behandlung, Ernährungsumstellung u.v.m. der Zustand der Nieren wieder bessern und das Nierenversagen erheblich hinausgezögert werden kann. Hat der Patient aber mal gesagt bekommen, in 2 oder 5 Jahren mußt Du an die Dialyse, dann wird er das immer belastend im Hinterkopf haben. Ein erheblicher Nachteil!

Und nicht zuletzt: die so gestellten Prognosen, Diagnosen, Behandlungsvorschläge können grundfalsch sein! Ein Supercomputer irgendwo erteilt diese Auskünfte, aber kein Computer kann mit dem menschlichen Gehirn konkurrieren, wird es meines Erachtens auch nie können! UND diese vertraulichen Daten können von so ziemlich jedermann abgegriffen werden. Die Stahlenbelastung des Smartphones wäre ebenfalls zu berücksichtigen und damit einhergehend ein Bewegungsprofil...

Hier stellt sich, wie so oft die Frage, wem nutzen diese Massendaten? Werden deshalb Apps für solche Zwecke entwickelt und dem armen Lämmchen namens Patient schmackhaft gemacht?

Es gibt auch Nützliches, etwa einen kleinen Notruf-Piepser, den Ältere am Band um den Hals tragen: ein Knopfdruck und Hilfe kommt sofort! Das ist sinnvoll, denn nicht immer kann man noch zum Telefon, wählen, sagen, daß man Hilfe braucht. Technik will ich also nicht grundsätzlich verteufeln, benutze auch eine Waschmaschine und bin froh drum ;).

Gruß,
Clematis
 
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Hallo Clematis,

Glaube nichts- hinterfrage alles!
Deine Überlegungen sind weise durchdacht, Es gibt wenige Menschen die uneigennützig gegenüber ihrer Mitmenschen sind. Deshalb ist die erste Frage immer berechtigt- Warum will jemand etwas von Dir. DA bekommst DU recht schnell eine Antwort auf seine Beweggründe. In einer Zeit wo Wissen in Geld umgewandelt wird ist auch eine App hier einzureihen.Die Menschheit besteht seit in etwa 150 000 Jahren , jetzt wird uns eingeredet ohne diesem Schmarrn nicht mehr auskommen zu können.

Mit freundlichen GRüßen- Günter 40
 
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