Themenstarter
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Bekanntermaßen bin ich ein Fan der NDR - Info - Glossenreihe "Auf ein Wort".
Hier hat eine NDR - Autorin den hundertsten Todestag Wilhem Buschs zum anlass genommen, um sozusagen "in seinem Stil", sich mit der aktuellen politischen Diskussion auseinander zu setzen.
Herzliche Grüße von
Leòn
Auf ein Wort | 09.01.2008 18:20 Uhr
Böse Buben
Vor hundert Jahren starb der Mann
Der Max und Moritz einst ersann.
Bei diesen Buben, dass man auch lache,
Geht es recht rustikal zur Sache.
Da wird geraubt, gequält, geschlagen,
und das nicht wegen leerem Magen -
Sie tun´s - o weh! - aus reiner Freude
Am Bösesein. Sie alle beide.
Quälen Witwen, Lehrer, Onkel Fritz,
Töten Hühner und Potzblitz!
Bringen die Pfeife zur Explosion -
Gefährlich war die Sache schon!
Die Bubenstreiche, wie ihr seht:
Ein Fall von Jugendkriminalität.
Wie schön! denkt da der Kolumnist,
Dass rund um Frankfurt Wahlkampf ist.
Und Roland Koch in dunkler Nacht
Dem Dichter ein Geschenk gemacht:
Indem der netteste der Hessen
Das ausspricht, was wir längst vergessen:
Zur Missetat gehört die Buße!
Es braucht die Strafe auf dem Fuße,
Damit wir zweifach uns ergötzen
Daran, wie andere sich verletzen.
Weil der Betrachter beides will
Den Bösen und des Bösen Drill.
Erziehen reicht dem Koch nicht mehr.
Erziehungslager müssen her,
Mit Liegestütz, Kasernenhof -
So spricht der Jugendphilosoph.
Denn Ausländerkinder sind sehr eigen.
Man weiß, wie zur Gewalt sie neigen!
Drum muss Arrest den Willen brechen,
Von Pädagogik nicht zu sprechen...
"Warnschuss" heißt das bei Roland Koch.
- Warum so zaghaft? Denke doch:
Hast du kein´ Wilhelm Busch gelesen?
Da kehrt ein eisernerer Besen.
Bei Busch, da wird nicht eingesperrt,
Da wird sogleich am Ohr gezerrt,
Da wird gekratzt und aufgespießt,
Da gibt´s keine Bewährungsfrist!
Zu Brei gemacht, zu Schrot gemahlen:
So haben sogar noch die Vandalen
Für die Gesellschaft ihren Nutzen:
Das Federvieh darf sie verputzen.
Auch Komasaufen geht nicht gut
Weil die Natur das ihre tut:
Hans Huckebein der Unglücksrabe
Säuft viel zuviel, wie mancher Knabe,
Hängt schließlich sterbend in der Wolle -
Erspart Sozialarbeit. Das ist das Tolle.
Ob Lehrer Lämpel, Schneider Böck
Braver Bürger gegen Bürgerschreck.
Es ärgert sich die Witwe Bolte
Es schießt der Bauer, wie er wollte:
Piffpaff! Da liegt der Affe Fipps.
Für Rechtsausleger sind das doch Tipps
Wie man vor Zaghaftigkeit gefeit
Im Umgang mit der Jugend heut!
"Ach", - der Stammtischbruder spricht:
"Das Paradies: ein Schnellgericht.
Bei Max und Moritz ist es doch
Viel besser als bei Roland Koch!"
Doch, ehrlich, sprach man damals schon
Bei irgendwem von Migration?
Auch woll´n wir schließlich nicht verschweigen
Was des Dichters Bilder zeigen:
Wie - und das in großer Masse -
Man sich an die eigne Nase fasse.
Ach, was muss man oft so hören
Von Politikern, die schwören -
Hinterher dann doch gelogen,
Zugeben, ja, dass sie betrogen,
Wie gescheh´n damals in Hessen
Hat man das schon ganz vergessen?
Von Bußetun ist keine Rede!
Und stattdessen - Alter Schwede!
Jeden Wahlkampf überdehnen
und dem Populismus frönen.
Aber wehe! Wehe! Wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe.
Autor: Korinna Hennig
Stand: 10.01.2008 14:39 Uhr
Hier hat eine NDR - Autorin den hundertsten Todestag Wilhem Buschs zum anlass genommen, um sozusagen "in seinem Stil", sich mit der aktuellen politischen Diskussion auseinander zu setzen.
Herzliche Grüße von
Leòn
Auf ein Wort | 09.01.2008 18:20 Uhr
Böse Buben
Vor hundert Jahren starb der Mann
Der Max und Moritz einst ersann.
Bei diesen Buben, dass man auch lache,
Geht es recht rustikal zur Sache.
Da wird geraubt, gequält, geschlagen,
und das nicht wegen leerem Magen -
Sie tun´s - o weh! - aus reiner Freude
Am Bösesein. Sie alle beide.
Quälen Witwen, Lehrer, Onkel Fritz,
Töten Hühner und Potzblitz!
Bringen die Pfeife zur Explosion -
Gefährlich war die Sache schon!
Die Bubenstreiche, wie ihr seht:
Ein Fall von Jugendkriminalität.
Wie schön! denkt da der Kolumnist,
Dass rund um Frankfurt Wahlkampf ist.
Und Roland Koch in dunkler Nacht
Dem Dichter ein Geschenk gemacht:
Indem der netteste der Hessen
Das ausspricht, was wir längst vergessen:
Zur Missetat gehört die Buße!
Es braucht die Strafe auf dem Fuße,
Damit wir zweifach uns ergötzen
Daran, wie andere sich verletzen.
Weil der Betrachter beides will
Den Bösen und des Bösen Drill.
Erziehen reicht dem Koch nicht mehr.
Erziehungslager müssen her,
Mit Liegestütz, Kasernenhof -
So spricht der Jugendphilosoph.
Denn Ausländerkinder sind sehr eigen.
Man weiß, wie zur Gewalt sie neigen!
Drum muss Arrest den Willen brechen,
Von Pädagogik nicht zu sprechen...
"Warnschuss" heißt das bei Roland Koch.
- Warum so zaghaft? Denke doch:
Hast du kein´ Wilhelm Busch gelesen?
Da kehrt ein eisernerer Besen.
Bei Busch, da wird nicht eingesperrt,
Da wird sogleich am Ohr gezerrt,
Da wird gekratzt und aufgespießt,
Da gibt´s keine Bewährungsfrist!
Zu Brei gemacht, zu Schrot gemahlen:
So haben sogar noch die Vandalen
Für die Gesellschaft ihren Nutzen:
Das Federvieh darf sie verputzen.
Auch Komasaufen geht nicht gut
Weil die Natur das ihre tut:
Hans Huckebein der Unglücksrabe
Säuft viel zuviel, wie mancher Knabe,
Hängt schließlich sterbend in der Wolle -
Erspart Sozialarbeit. Das ist das Tolle.
Ob Lehrer Lämpel, Schneider Böck
Braver Bürger gegen Bürgerschreck.
Es ärgert sich die Witwe Bolte
Es schießt der Bauer, wie er wollte:
Piffpaff! Da liegt der Affe Fipps.
Für Rechtsausleger sind das doch Tipps
Wie man vor Zaghaftigkeit gefeit
Im Umgang mit der Jugend heut!
"Ach", - der Stammtischbruder spricht:
"Das Paradies: ein Schnellgericht.
Bei Max und Moritz ist es doch
Viel besser als bei Roland Koch!"
Doch, ehrlich, sprach man damals schon
Bei irgendwem von Migration?
Auch woll´n wir schließlich nicht verschweigen
Was des Dichters Bilder zeigen:
Wie - und das in großer Masse -
Man sich an die eigne Nase fasse.
Ach, was muss man oft so hören
Von Politikern, die schwören -
Hinterher dann doch gelogen,
Zugeben, ja, dass sie betrogen,
Wie gescheh´n damals in Hessen
Hat man das schon ganz vergessen?
Von Bußetun ist keine Rede!
Und stattdessen - Alter Schwede!
Jeden Wahlkampf überdehnen
und dem Populismus frönen.
Aber wehe! Wehe! Wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe.
Autor: Korinna Hennig
Stand: 10.01.2008 14:39 Uhr