Cortisol und Zuckerhaushalt
Die Nebennieren vereinen funktionell zwei verschiedene Organe, nämlich die Nebennierenrinde und das Nebennierenmark. In der Nebennierenrinde werden verschiedene "Steroidhormone" (kurz als Steroide oder Kortikoide bezeichnet) produziert; diese sind beteiligt am Wasser- und Mineralstoffhaushalt (Mineralokortikoide, Beispiel: Aldosteron) sowie am Zuckerhaushalt (Glukokortikoide, Beispiel: Kortisol).
Hier sei das speziell für Menschen mit Diabetes relevante Hormon Kortisol genannt, das im Blutzuckerhaushalt eine wichtige Rolle spielt (mehr dazu später); ebenso zu nennen sind hier die synthetischen Steroidhormone - im Volksmund bezeichnet man sie als Kortison.
Kortisonpräparate werden als Medikamente zur Therapie verschiedener Erkrankungen eingesetzt und sind in ihrer Wirkpotenz oft wesentlich stärker als körpereigenes Kortisol. Dementsprechend können diese einen erheblichen Einfluss auf den Blutzuckerverlauf haben, nicht selten sind erhebliche Entgleisungen mit sehr hohen Blutzuckerwerten die Folge....
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Wenn der Blutzucker morgens um 5 Uhr steigt...
Viele Betroffene, gerade Typ-1-Diabetiker, kennen das Problem, dass der Blutzucker über Nacht stabil ist, ab ca. 5 Uhr jedoch anfängt, steil zu steigen. Dieses Phänomen wird als Morgendämmerungsphänomen bezeichnet und wird durch ansteigende Spiegel des Kortisols sowie weiterer Hormone ausgelöst. Die Bauchspeicheldrüse gleicht beim Stoffwechselgesunden die in den Morgenstunden geringere Insulinwirkung automatisch durch eine vermehrte Insulinausschüttung aus; bei Diabetikern führt dies aber zu erhöhten Nüchternblutzuckerwerten - weil die körpereigene Insulinproduktion fehlt und gleichzeitig die Wirkung des Basalinsulins nicht mehr ausreicht.
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Neben diesem natürlichen Problem der erhöhten morgendlichen Hormonausschüttung kann es auch zu krankhaft erhöhten Spiegeln körpereigenen Kortisols kommen. Man spricht dann vom Cushing-Syndrom, benannt nach dem Erstbeschreiber Harvey Williams Cushing.
Die Folgen sind mannigfaltig:
Neben erhöhten Blutzuckerwerten kommt es zum Vollmondgesicht, zur Stammfettsucht, zu Bluthochdruck, Ausdünnung der Haut sowie zur Entwicklung von Osteoporose (Knochenbrüchigkeit), Muskelschwäche und weiteren Symptomen. Die häufigsten Auslöser hierfür sind entweder ein Tumor (Adenom) der Nebenniere, der übermäßig Kortisol produziert, oder alternativ ein Adenom der Hirnanhangdrüse (Hypophyse); die Hypophyse ist ein zentral übergeordnetes Hormonregulationszentrum, das übermäßig ein Stimulationshormon ("ACTH") ausschüttet, das die Nebennierenrinde zur vermehrten Produktion von Kortisol anregt. Bei beiden Störungen kann eine Operation zur Heilung führen. Die gleichen klinischen Beschwerden und Symptome findet man als Nebenwirkung auch bei Patienten, die über Monate bis Jahre hohe Dosen an Kortisontabletten einnehmen mussten.....