Der Oura-Ring - Königsklasse der Fitness-Tracker?

Kate

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Hallo zusammen,

das erste Mal hörte ich von diesem Ring auf einem der Online-Kongresse von Medumio (sie hießen damals - 2019 - noch anders).

Ganz schön teuer, das Ding, aber es scheint - von der Mess- und Auswertungsqualität her - auch alles ziemlich ausgefeilt und ausgereift zu sein.

In Deutschland wird er u.a von der Firma Digiwell vertrieben, eine "Bio-Hacker"-Firma, das Thema hatten wir übrigens mal als Monatsrubrik, siehe https://www.symptome.ch/threads/themen-der-monatsrubriken.140114/post-1238533.

Der Begriff ist mir nicht sonderlich sympathisch, aber die Idee, wichtige Körperfunktionen wie
  • Körpertemperaturabweichung gegenüber deiner normalen Körpertemperatur
  • Atemfrequenz - zu langsam, zu schnell oder im normalen Durchschnitt?
  • Herzfrequenzvariabilität (HRV) - schlägt dein Herz normal?
  • Bewegungen, Intensität der körperlichen Aktivität - brauchst du mehr Pausen für mehr Leistung?
  • Schlafanalysen - schläfst du genug? Reicht dein Schlafpensum zur Kompensation deiner stressigen Tage?

... einmal systematisch aufzuzeichnen und individuell - auf Grundlage einer eigenen "Baseline" - auswerten zu lassen, finde ich nicht dumm. Speziell nachdem ich auch schon mal eine HRV-Untersuchung (das Thema hatten wir z.B. hier schon mal: https://www.symptome.ch/threads/herzratenvariabilitaets-hrv-herzkohaerenz-training-gegen-stress.125847/) habe machen lassen, die zwar nicht super schlecht war, aber schon meine "Schwachstellen" gut zeigte, ohne aber Anregungen zu liefern, wo ich in meiner Lebensweise mit welcher Priorität ansetzen könnte. Das geht ja bei einer Momentaufnahme - noch dazu unter etwas "Aufregung" in einer Arztpraxis - auch kaum. Die App gibt offenbar (nach Erfahrungsberichten) auch schonmal so Hinweise wie "Du solltest eine Stunde früher schlafen gehen" ;)

Weitere Links dazu:
wired.com/review/oura-ring
meinwegausderangst.de/oura-ring/

Besitzt einer von Euch diesen Ring? Welche Erfahrungen habt Ihr ggf. damit gemacht?

Eine spezielle Frage habe ich zur "Konnektivität", die wird laut Firma digiwell.com (s.u.) durch Bluetooth Low Energy (Bluetooth Smart®) geliefert. Dies dient offenbar zum Laden und zur Verbindung mit der App (könnte man eigentlich auch per Kabel, oder?). Ob man Bluetooth deaktivieren kann, konnte ich noch nicht ergründen (leider ist so etwas nicht selbstverständlich; z.B. beim Hövding Fahrrad-"Helm" bleibt es nach einmal Aktivieren aktiv).

Der Ring wird direkt am Körper getragen und u.U. rund um die Uhr, insbesondere auch nachts... könnte da die Strahlung nicht nachteilig wirken (und im Sinne des Ziels, "fitter" zu werden, kontraproduktiv), v.a. auf diejenigen, die diesbezüglich sowieso schon empfindlich sind? Was es speziell mit dieser Art Bluetooth auf sich hat, weiß ich nicht; vor Jahren bekam ich mal die Einschätzung vom WILA ("Wissenschaftsladen") Bonn, dass Bluetooth generell nicht so schädlich sei - allerdings ging es da nicht um eine Anwendung direkt am Körper.

Gruß
Kate
 
Ich frage mich bei solchen Geräten immer, wie präzise die die einzelnen Herzschläge detektieren können. Wenn das optisch gehen sollte halte ich das für fraglich ob man da eine valide HRV draus berechnen kann. Ich selbst habe zur Aufnahme mal einen (nichtoptischen) Polargurt genommen, aber eigentlich sollte man ein EKG ableiten und darauf eine Zackenerkennung anwenden.

Die zweite Sache ist dann der verwendete Algorithmus bzw. Signalverarbeitung zur Berechnung der HRV, da gibt es auch mehr oder weniger Standards durch ein Expertengremium. Am Ende entscheidet das dann zwischen Medizinprodukt oder zumindest semiprofessionell und Spielzeug.
 
Hallo Grantler,

danke für Deine Gedanken dazu. Diese Frage
Ich frage mich bei solchen Geräten immer, wie präzise die die einzelnen Herzschläge detektieren können.
... habe ich mir auch schon gestellt. Bezüglich der Geräte für's Handgelenk berichtete mein Hausarzt mal, dass ihm die von Patienten damit erstellten "24-Std.-EKGs" erstaunlich plausibel und genau erschienen. Am Finger kommt mir das spontan noch etwas schwieriger vor, auch wenn Fingerkuppen ja ärztlicherseits auch ab und an zur Überwachung der Herzfrequenz verwendet werden.

Für mich wäre klar, dass ich bei groben Abweichungen das mit validen Methoden nachuntersuchen lassen würde. Auch dafür sollten aber natürlich die mit dem Fitness-Tracker erstellten Werte wenigstens eine Näherung bieten.

Gruß
Kate
 
Bezüglich der Geräte für's Handgelenk berichtete mein Hausarzt mal, dass ihm die von Patienten damit erstellten "24-Std.-EKGs" erstaunlich plausibel und genau erschienen.
Er meint vermutlich den Verlauf der Herzfrequenz. Aber bei der HRV wird ja der Abstand zwischen jedem Herzschlag in Millisekunden gemessen (RR-Intervall) und das statistisch ausgewertet. Und da bin ich mir halt nicht sicher wie genau man so ein RR-Intervall am Handgelenk bestimmen kann und wie sehr das die Aussage der HRV verfälscht. Aber da müsste ich auch einige Stunden Recherche investieren. Gefühlt würde ich aber sagen, dass wenn der Puls mit optischen Verfahren detektiert wird (wie z.B. bei meiner Pulsuhr Polar M430), dann taugt das zur Anzeige der Herzfrequenz aber eher nicht als Grundlage zu einer validen Bestimmung der HRV. Ich weiß jetzt aber auch nicht ob der Puls bei dem von dir eingestellten Modell überhaupt optisch abgeleitet wird oder elektrisch. Prinzipiell wäre sogar denkbar, dass man ein 1-Kanal EKG am Handgelenk aufnimmt.

Wenn man einen Arzt hätte, der auch Interesse an so einem Thema hat, könnte man simultan ein richtiges EKG, Pulsgurt, Oura, etc. schreiben und die Rohdaten miteinander vergleichen.

Ich habe mich früher etwas eingehender mit HRV und auch der dahinter stehenden Signalverarbeitung beschäftigt und habe damals zur Aufnahme einen elektrischen Pulsgurt von Polar verwendet (mit den Unsicherheiten ggü. einem richtigen EKG, wollte mir aber deswegen nicht extra ein EKG anschaffen) und habe diese Daten dann mit einer kostenlosen Software einer finnischen Uni ausgewertet, die auch in med. Studien verwendet wird und wo die verwendeten Algorithmen transparent dokumentiert sind. Falls Interesse besteht kann ich die Software mal raussuchen, ist schon etwas her.
 
Hallo @Grantler,

entschuldige meine späte Reaktion. Ich schaffe es im Moment nicht wirklich, mich damit zu befassen. Von daher würde ich Dich ungern in so eine
Und da bin ich mir halt nicht sicher wie genau man so ein RR-Intervall am Handgelenk bestimmen kann und wie sehr das die Aussage der HRV verfälscht. Aber da müsste ich auch einige Stunden Recherche investieren.
... Recherche "schicken", wenn Du sie nicht auch für Dich selbst machen möchtest.

Gefühlt würde ich aber sagen, dass wenn der Puls mit optischen Verfahren detektiert wird (wie z.B. bei meiner Pulsuhr Polar M430), dann taugt das zur Anzeige der Herzfrequenz aber eher nicht als Grundlage zu einer validen Bestimmung der HRV.
Das klingt, als wenn Du schon weit mehr technische Kenntnisse dazu hast als ich (ich habe so gut wie keine). Eine "richtige" HRV (mit Brustgurt) habe ich aber schon mal machen lassen und mich mit den Ergebnissen etwas befasst - ist aber auch etwas länger her.

Und zum Vergleich etwas, das auf einem Tag der offenen Tür eines Reha-Zentrums kostenlos angeboten wurde und nicht mit Brustgurt arbeitete (sondern Fingerclip oder irgendwas am Arm, das weiß ich nicht mehr) und nur einen (bei mir grottenschlechten) Wert ausspuckte - laut Aussage des Arztes, der später das "richtige" HRT durchführte, unbrauchbarer Unsinn.

Ich weiß jetzt aber auch nicht ob der Puls bei dem von dir eingestellten Modell überhaupt optisch abgeleitet wird oder elektrisch.
Das weiß ich eben auch (noch) nicht...

Wenn man einen Arzt hätte, der auch Interesse an so einem Thema hat, könnte man simultan ein richtiges EKG, Pulsgurt, Oura, etc. schreiben und die Rohdaten miteinander vergleichen.
Das wäre sicherlich sehr spannend.

Ich habe mich früher etwas eingehender mit HRV und auch der dahinter stehenden Signalverarbeitung beschäftigt und habe damals zur Aufnahme einen elektrischen Pulsgurt von Polar verwendet (mit den Unsicherheiten ggü. einem richtigen EKG, wollte mir aber deswegen nicht extra ein EKG anschaffen) und habe diese Daten dann mit einer kostenlosen Software einer finnischen Uni ausgewertet, die auch in med. Studien verwendet wird und wo die verwendeten Algorithmen transparent dokumentiert sind. Falls Interesse besteht kann ich die Software mal raussuchen, ist schon etwas her.
Wenn es Dir nicht zu viel Arbeit macht, könntest Du diese Software ja gelegentlich mal hier verlinken. Vielleicht interessiert es auch andere.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.... irgendwann werde ich es hoffentlich schaffen, mich damit etwas genauer zu beschäftigen.

Gruß
Kate
 
Nachtrag:

Auf einem kürzlichen Online-Seminar von Gregor Stark zum "Gut Schlafen" wurde ein weiteres Gerät - für's Handgelenk und angeblich viel preiswerter - sehr empfohlen und mit dem Oura-Ring verglichen:
Im Gegensatz zu vielen anderen Trackern, hat sich Biostrap voll und ganz auf die Schlafmessung spezialisiert und ist hier auf einem ähnlichen hohen Niveau wie Oura. Doch ist der Biostrap deutlich günstiger, sehr angenehm am Handgelenk zu tragen und überzeugt mit einer sehr intuitiven und übersichtlichen App-Oberfläche.
biohacking-chris.de/schlaf/

Damit habe ich mich auch noch garnicht weiter befasst (zumal ich nicht auf Anhieb durch die englisch-sprachige Hersteller-Website durchstieg), nur über den Preis auch etwas gestaunt.

Gruß
Kate
 
Hallo Kate,

der Ring ist ja interessant, besonders die Temperaturmessung und dass er deutlich unauffälliger ist als ein Armband.. Aber ich frage mich wie gut die Temperatursache sein kann, da zumindest bei mir die Hände sehr stark auf Umgebungstemperatur und auch auf Meditation reagieren.

Was die HRV angeht finde ich mein Armband Garmin Vivosmart 4 recht gut. Bei der kann man auch Bluetooth ausschalten und die Daten per Kabel runterziehen. Es ist immer wieder interessant welchen Stresslevel das Armband aus der HRV berechnet und wie ich diesen beeinflussen kann. Auch die Funktion der Körperbatterie finde ich sehr hilfreich.
 
Wenn es Dir nicht zu viel Arbeit macht, könntest Du diese Software ja gelegentlich mal hier verlinken. Vielleicht interessiert es auch andere.
Das Programm nennt sich Kubios und ist in einer abgespeckten Version kostenfrei: https://www.kubios.com/hrv-standard/

Man kann damit die Rohdaten als z.B. csv-File einlesen und auswerten. Ich benutze das, weil das in wissenschaftlichen Studien genutzt wird und die verwendeten Algorithmen valide Ergebnisse liefern. Man könnte das ja mal mit den Ergebnissen einer HRV-App vergleichen, indem man die Rohdaten aus der HRV-App exportiert (da gibt es idR eine Exportfunktion als Textfile, zumindest bei der von mir verwendeten Android-App) und ins Kubios einliest.
 
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