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Auf ein Wort
Grauer Ossi stirbt aus
Natürlich ist es eine Tragödie. Den Verlust von Nudossi-Brotaufstrich, blauen Pionierhemden und Club-Zigaretten können wir verkraften. Aber da gibt es nun etwas Lebendiges, Ur-DDR-Eigenes - und es wird verschwinden. Da kann der einstige DDR-Hauptzuchtwart Werner Dalm aus Stralsund noch so klagen - der graue Ossi wird Leine ziehen - für immer. Das ist so sicher wie das Ende der "Deutschen kratischen Replik", um Erich Honecker zu zitieren. Nur noch 17.000 der dunkelgrauen Tiere bevölkern das offizielle Zuchtbuch des "Verbandes für das Deutsche Hundewesen". Bei gesamtdeutschlandweit 250.000! Und was am demütigendsten ist: Der Verein für Deutsche Schäferhunde will den reinrassigen ostdeutschen Schäferhund gar nicht wirklich erhalten. Das ist mal wieder typisch! Dabei ist der graue Ossi eigentlich der bessere, der ursprüngliche Stammvater. Der erste Schäferhund wurde bereits 1895 ins Zuchtbuch eingetragen und hörte auf den Namen Horand von Grafrath, auch bekannt als Hector Linksrhein. Und er sah aus wie ein dunkelgrauer Ossi. Robust, nicht so massig wie der degenerierte Wessi mit Hüftschaden, der sowieso wie ein Belgischer Schäferhund aussieht. Aber was nützt das Klagen - auch die Hundezucht ist der Mode unterworfen - alle Vierbeiner sollen aussehen wie Kommissar Rex, schwarz-braun, mit gut bemuskeltem Hals und scherenartig übereinander liegenden Schneidezähnen. Doch die Mode, sie ist es nicht allein. Die Grundstücke im Osten werden immer kleiner, da hat kaum noch jemand Platz für einen Hund, zumal einen so großen. Scheidungen sind ein Problem, natürlich. Und die klugen, schönen Ostfrauchen gehen nachher in den Westen und vereinigen sich dort mit Wessies. Ihre reinrassigen ostdeutschen Schäferhunde nehmen sie mit. Und was kommt bei dem Treffen verschiedener Zuchtstränge heraus? Ein gesamtdeutscher schwarz-brauner Einheitshund! Allerdings ohne Hüftschäden. Das ist doch auch schon was! Da muss der EX-DDR-Hauptzuchtwart nun wirklich nicht auch noch meckern!
Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich es sooo schlimm nicht, dass der graue Ossi ausstirbt. Der eine, wie der andere, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und die grauen Wessies können übrigens gleich mit aussterben.
Mit dem überregionalen Mischen würde ich übrigens noch viel weiter gehen als jetzt: Schließlich gibt es bei den deutschen Züchtern doch schon heute erstklassige Verbindungen zur "Weltunion der Schäferhundvereine". Mit den entsprechenden Deckempfehlungen muss sich da doch was machen lassen, damit die Wurfgeschwister schön verschieden sind. Wir könnten mit einem "Euro-Schäfer" anfangen, ein bisschen "Berger allemand", "perro pastor allemán" und "german shephard" - und schon ist der deutsche Schäfer auch ein bisschen französisch, spanisch und englisch. Reinrassigkeit ist echt nicht mehr in. Und meinethalben muss der Euroschäfer weder aussehen wie Kommissar Rex noch wie Hitlers Blondi. Und bedenken Sie doch nur: Wenn schon bei der Mischung von Ost und West die bösen Hüftgelenkschäden des schwarz-braunen Wessies ausgemerzt werden können - welche Möglichkeiten gäbe es, andere unliebsame deutsche Fehlbildungen und Charakterschwächen wegzumendeln: Es lebe die regenbogenbunte Euro-Promenadenmischung!
Autor: Regina König NDR Info - Programm - Sendungen

Der "graue Ossi" wird immer seltener - Nachrichten Wissenschaft - WELT ONLINE
Grauer Ossi stirbt aus
Natürlich ist es eine Tragödie. Den Verlust von Nudossi-Brotaufstrich, blauen Pionierhemden und Club-Zigaretten können wir verkraften. Aber da gibt es nun etwas Lebendiges, Ur-DDR-Eigenes - und es wird verschwinden. Da kann der einstige DDR-Hauptzuchtwart Werner Dalm aus Stralsund noch so klagen - der graue Ossi wird Leine ziehen - für immer. Das ist so sicher wie das Ende der "Deutschen kratischen Replik", um Erich Honecker zu zitieren. Nur noch 17.000 der dunkelgrauen Tiere bevölkern das offizielle Zuchtbuch des "Verbandes für das Deutsche Hundewesen". Bei gesamtdeutschlandweit 250.000! Und was am demütigendsten ist: Der Verein für Deutsche Schäferhunde will den reinrassigen ostdeutschen Schäferhund gar nicht wirklich erhalten. Das ist mal wieder typisch! Dabei ist der graue Ossi eigentlich der bessere, der ursprüngliche Stammvater. Der erste Schäferhund wurde bereits 1895 ins Zuchtbuch eingetragen und hörte auf den Namen Horand von Grafrath, auch bekannt als Hector Linksrhein. Und er sah aus wie ein dunkelgrauer Ossi. Robust, nicht so massig wie der degenerierte Wessi mit Hüftschaden, der sowieso wie ein Belgischer Schäferhund aussieht. Aber was nützt das Klagen - auch die Hundezucht ist der Mode unterworfen - alle Vierbeiner sollen aussehen wie Kommissar Rex, schwarz-braun, mit gut bemuskeltem Hals und scherenartig übereinander liegenden Schneidezähnen. Doch die Mode, sie ist es nicht allein. Die Grundstücke im Osten werden immer kleiner, da hat kaum noch jemand Platz für einen Hund, zumal einen so großen. Scheidungen sind ein Problem, natürlich. Und die klugen, schönen Ostfrauchen gehen nachher in den Westen und vereinigen sich dort mit Wessies. Ihre reinrassigen ostdeutschen Schäferhunde nehmen sie mit. Und was kommt bei dem Treffen verschiedener Zuchtstränge heraus? Ein gesamtdeutscher schwarz-brauner Einheitshund! Allerdings ohne Hüftschäden. Das ist doch auch schon was! Da muss der EX-DDR-Hauptzuchtwart nun wirklich nicht auch noch meckern!
Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich es sooo schlimm nicht, dass der graue Ossi ausstirbt. Der eine, wie der andere, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und die grauen Wessies können übrigens gleich mit aussterben.
Mit dem überregionalen Mischen würde ich übrigens noch viel weiter gehen als jetzt: Schließlich gibt es bei den deutschen Züchtern doch schon heute erstklassige Verbindungen zur "Weltunion der Schäferhundvereine". Mit den entsprechenden Deckempfehlungen muss sich da doch was machen lassen, damit die Wurfgeschwister schön verschieden sind. Wir könnten mit einem "Euro-Schäfer" anfangen, ein bisschen "Berger allemand", "perro pastor allemán" und "german shephard" - und schon ist der deutsche Schäfer auch ein bisschen französisch, spanisch und englisch. Reinrassigkeit ist echt nicht mehr in. Und meinethalben muss der Euroschäfer weder aussehen wie Kommissar Rex noch wie Hitlers Blondi. Und bedenken Sie doch nur: Wenn schon bei der Mischung von Ost und West die bösen Hüftgelenkschäden des schwarz-braunen Wessies ausgemerzt werden können - welche Möglichkeiten gäbe es, andere unliebsame deutsche Fehlbildungen und Charakterschwächen wegzumendeln: Es lebe die regenbogenbunte Euro-Promenadenmischung!
Autor: Regina König NDR Info - Programm - Sendungen

Der "graue Ossi" wird immer seltener - Nachrichten Wissenschaft - WELT ONLINE