Hallo, Strohhalm,
zunächst würde ich mich in eine Therapie begeben, die speziell für Depression „ausgelegt“ ist. Am besten funktioniert die sog.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Wenn Du Dich informieren möchtest:
https://wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verhaltenstherapie. Ein neueres Standardwerk (brauchst aber nicht zu lesen):
Martin Hautzinger: „Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen. Behandlung und Materialien“, 2003. Die KVT arbeitet in hohem Maß mit der eigenen Einsicht und Aktivität der Patientin. (Es gibt Listen zertifizierter Therapeuten; wenn Du mir Deinen Wohnort schreibst, kann ich evtl. Adressen in Deiner Nähe ermitteln.)
In eine
Psychosomatische Klinik würde ich nur gehen, wenn Du mit Deinem normalen Alltag nicht mehr zurechtkommst.
Gesprächstherapie ist leider viel zu soft bei schweren Störungen – Verstehen, Einfühlen und Annehmen sind angenehm aber reichen nicht. Vor allem nicht bei mittelgradigen Depressionen. Die GT-Leute sind nette Menschen – es ist nicht immer einfach, eine Therapie bei ihnen zu beenden. Tu’s trotzdem. Andernfalls kann es Dich viel Lebenszeit kosten.
Empfehlenswert ist es,
Psychopharmaka nur in den unbedingt notwendigen Dosen einzunehmen. Dies nach Rücksprache mit dem Arzt und dem Verhaltenstherapeuten. Die Medikamente steigern den Erfolg der KVT, machen diese manchmal erst möglich. Andererseits hilft ein gewisser Leidendruck bei der Therapie – wenn es uns nur gut geht, werden wir leicht faul. Die erforderliche Dosis sollte im Lauf der Therapie immer geringer werden.
Sehr empfehlenswert finde ich auch
David Servan-Schreiber: „Die neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohne Medikamente“, 9. Aufl. 2006. (9.95 € - also genauso viel wie
„Das glückliche Gehirn“, das Dir Datura empfohlen hat. Siehst Du, wir wetteifern sogar, was die Preise betrifft.) Ein sehr bewegendes Buch; der Autor, selber Psychiater, hat sich auf den Weg gemacht jenseits der etablieren Medizin und seine eigene Depression damit überwunden. Und die vieler Patienten. Das Buch enthält viele praktikable Empfehlungen und einschlägige Adressen.
(Nebenbei: es ist erstaunlich, daß in jenem andere Thread ("Das glückliche Gehirn"), an dessen Anfang Datura jenes Buch vorgestellt hat, lauter miesepetrige Kommentare folgen [von desperado, Polarwind], die Hoffnung - das Lebenselixier - zu unterminieren suchen. Hör nie auf derart „runtermacherischen“ Tonfall. Schau, daß Du
viel Kontakt mit zuversichtlichen Menschen hast. Es gibt keine „realistisch begründete Depression“ – auf jeden Schicksalsschlag sind mehrere Reaktionen möglich. Wir leben in einer Gesellschaft mit depressivem Grauschleier – aber wir müssen dabei nicht mitmachen.)
Vermutlich hat es mittelfristig Sinn, auch
nach „Giften“ zu fragen, die Dich möglicherweise schädigen – schwere Traumen, schlechte Arbeits- oder Liebesverhältnisse, allerlei Umweltgifte (Ernährung, Zähne, Wohnung, Elektrosmog) …
Viel Glück und alles Liebe,
Scilla