Das Gift kam aus dem Keller

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Das Gift kam aus dem Keller

Haarausfall, Nasenbluten: Familie fordert Schmerzensgeld - Vermieter verklagt

Von Philip Volkmann-Schluck

Eppendorf, Stadtteil der gediegenen Etagenwohnungen: Für Goldschmiedin Christiane Bludau (41) erfüllt sich ein Traum. Mit ihrer Familie zieht sie im Dezember vergangenen Jahres in eine 120 Quadratmeter große Ladenwohnung in der Geschwister-Scholl-Straße. Hier will sie ihren Beruf ausüben und sich gleichzeitig um Tochter Feline (3) kümmern. Doch es ist ein Umzug ins Unglück. Drei Monate später klagt die Familie über gesundheitliche Schäden und steht vor dem finanziellen Ruin. Jetzt leben sie zu dritt auf 12 Quadratmetern, in einem Zimmer bei Freunden.

Das Gift kam aus dem Keller. Als feiner Staub kroch es unter der Wohnungstür hindurch und verteilte sich als dünner Film in der Wohnung. Überall, auf dem Küchentisch, den Bücherregalen und im Kinderzimmer. Das geschah, als Handwerker kurz nach dem Einzug im Keller den Putz mit Hydraulikhämmern abstemmten, um die feuchten Wände trockenzulegen. "Zuerst dachten wir an harmlosen Staub", sagt Christiane. Dann seien die Symptome aufgetreten: Haarausfall, Kreislaufbeschwerden, Depressionen, später Nasenbluten und Durchfall. Chemiker haben den Staub inzwischen untersucht. Er enthält "auffällig viele Schadstoffe": Quecksilber, Insektizide und Sporen von Schimmelpilzen sowie weitere Schwermetalle. Vielleicht hat einer der Vormieter, ein Elektroteilhersteller, im Keller unsachgemäß Quecksilberdampflampen, die zur Straßenbeleuchtung eingesetzt werden, entsorgt. Außerdem befand sich im Nebenhaus jahrelang eine chemische Reinigung.

"Die Familie war katastrophalen Umweltbedingungen ausgesetzt", sagt der behandelnde Umweltmediziner Frank Bartram (52). "Das individuelle Empfinden ist mit einer Grippe vergleichbar." Ein möglicher Langzeitschaden, den Familie Bludau davontragen könnte, sei eine erhöhte Empfindlichkeit für Umweltreize. Einige Untersuchungen stehen aber noch aus.

Der Mietvertrag ist fristlos gekündigt. Jetzt klagen sie gegen ihren Vermieter. Sie glauben, daß er von dem verseuchten Keller wußte. Sie wollen Schmerzensgeld und die 20 000 Euro zurück, die sie in die Renovierung der Wohnung gesteckt hätten. Außerdem soll er die Möbel ersetzen, die noch in der Wohnung stehen und bis zur Unbrauchbarkeit vergiftet seien. "Außer Kleidung haben wir nichts mehr", sagt Thomas Bludau (38). Auch das Bezirksamt Nord kritisieren sie. Ihr Anwalt Ernst Medecke will gegen Leiter Mathias Fromman vorgehen: "Die Wohnung ist eine Gefahr. Das Amt muß eine Instandsetzung verordnen, bleibt aber untätig". Peter Hansen, Bezirksamts-Sprecher: "Wir führen eine Beurteilung durch, das dauert aber noch." Insgesamt fordert die Familie rund 100 000 Euro, die Hälfte davon sind Verdienstausfälle von Christiane.

Der Vermieter, ein Arzt, will auf die Forderungen nicht eingehen. Er habe von den Schadstoffen nichts wissen können, sagt Johannes Steger, sein Anwalt. "Außerdem sind die nachgewiesenen Mengen als gering anzusehen. Die Reaktion liegt an einer genetisch bedingten Überempfindlichkeit von Frau Bludau." Man sieht sich vor Gericht.

erschienen am 4. Juli 2005

Quelle: Abendblatt

Kommentar:

Schade das hochdotierte Wissenschaftler sich mit der Materie auseinandersetzten und NICHT wissen das Quecksilber früher an die Wände (auch im Keller) gestrichen wurde um Schimmelbildung zu verhindern (20er-50er Jahre). Und bis in die späten 50er wurde Quecksilber dem Tapetenkleister beigemischt da dieser meist aus Kartoffelstärke oder sonstiger Naturstärke bestand und sofort an der Wand geschimmelt hätte. Das war dann aber nur was für die betuchten die sich Tapeten leisten konnten. Die waren nämlich damals verdammt teuer. Warum weiss ich sowas und die nicht ? Vielleicht liegt es daran das ich mich für das Thema interessiere und KEIN Geld damit verdiene. Mit Quecksilberdampflampen solch toxische Grade lokal zu erzeugen ist fast unmöglich da es sofort "flüchtet" da es als Dampf (wie der Namen der Leutmittel schon sagt) vorliegt. Es hätten also die Vorbesitzer die selben Symptome haben müssen. (logisch, oder ?). Aber wenn die schon Quecksilber, Insektizide und Sporen von Schimmelpilzen gefunden haben sollten die mal dem vom Vorbesitzer beauftragten Großvater fragen was er sich ausgedacht hat die Pilze im Keller an de Wand zu "beseitigen". Die Antwort wird ein kleines Fläschen von vor oder aus dem letzten Krieg sein, das immer geholfen hat! Ich habe diese Information übrigens auch von jemandem der vorletzten Generation die mir dann in der letzten Generation noch einmal bestätigt wurde. Wer fragt ist klar im Vorteil!

P.S. auf jeden Fall verfolgen und wenn die mit der Klage durchkommen direkt dran hängen ! bei Erfolg, mal schauen wie die Belastung nach Aktenlage aussah.
 
Was mir gerade dazu noch einfällt. Für den verseuchten "Müll" der Bauarbeiter interessiert sich das Umweltamt natürlich nicht, denn der ist längst zermahlen und liegt jetzt als Fundament bei einer neuen Famile...!

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