Burn out - wie als Partnerin damit umgehen, ich kann nicht mehr

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Hallo,

ich wende mich in der Anonymität des Internet an euch, weil ich selber nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll und an wen ich mich wenden soll.
Vor einem knappen dreiviertel Jahr habe ich (26) über ein gemeinsames Hobby einen Mann (38) kennengelernt und wir verliebten uns - fairerweise hat er mir direkt zu Beginn gesagt, dass es ihm "nicht gut geht" und dass er mich "traurig machen würde", dass er "fertig ist, am Ende" und dass er nicht will "dass er mich da mit reinzieht" und "dass ich besser wieder gehen soll jetzt, wo ich noch kann"... Frisch verliebt habe ich das natürlich nicht getan, sondern ihn in den Arm genommen und mit ihm über alles gesprochen, ihm gesagt, dass wir das alles zusammen schaffen werden und dass ich es nicht zulassen werde, dass es mir wegen ihm schlechtgeht, das sollte er mal meine Sorge sein lassen. Damals habe ich die starke Frau gespielt und eigentlich bin ich das ja auch, aber mittlerweile bin ich selber am Ende.

Zu seiner Vorgeschichte: Er ist aus einem langjährigen Arbeitsplatz (8 Jahre) gekündigt worden und hat danach nie wieder so richtig Fuß irgendwo gefasst, war immer nur kurz (max. 2 Jahre) in den Unternehmen, momentan als Aushilfe über eine Zeitarbeitsfirma. Das allein frustet ihn schon sehr - er darf keine Verantwortung tragen, sondern muss stattdessen den Fußabtreter für alles und jeden spielen - irgendwer muss ja "schuld" sein, also am besten die "Aushilfe" die eh irgendwann wieder geht. Das geht nun schon seit mehreren Jahren so, die Zeitarbeitsfirma bleibt, nur die Firmen, die ihn dann für eine begrenzte Zeit als Aushilfe einstellen, wechseln - und er wird immer frustrierter und wütender (innerlich). Das äußert sich vor allem privat - da er in der Firma den "Ton nicht angeben darf", versucht er das privat umso mehr - so empfinde ich es. Er versucht in unserer Beziehung zu bestimmen, wann wir ins Bett gehen, wann wir essen, was im TV gesehen wird etc. Bekommt er seinen willen dann nicht, gibts direkt Krach.
Hinzu kommt, dass wir auch ein ausbildungstechnisches Gefälle innerhalb der Beziehung haben - ich habe studiert und bin "angehende Akademikerin", wie man das so blöd sagt, er hat "nur" eine Ausbildung gemacht. Das hat MICH nie gestört, ich liebe ihn einfach wie er ist - aber ich habe das Gefühl, dass er deswegen NOCH dominanter wird, um das auszugleichen - weil er "auch einmal Recht haben will", unabhängig davon ob es wirklich stimmt. Er sagt auch selber, er wird in der Firma schon genug untergebuttert, da will er wenigstens privat mal was zu sagen haben. Das macht mich aber total fertig - das ist kein gleichberechtigtes Zusammenleben und keine Diskussionsgrundlage so, wenn ich schon überlegen muss, darf ich ihm jetzt widersprechen (wo er wirklich unrecht hat) oder tue ich das besser nicht, einfach um des Frieden willens.
Wegen jeder Kleinigkeit geraten wir mittlerweile aneinander - weil er direkt das Gefühl hat, ich wolle "meinen Kopf ihm gegenüber durchsetzen und ich hätte ja angeblich sowieso immer Recht" - das ist aber wirklich nicht so. Er reagiert im Streit dann total extrem, schottet sich tagelang ab, reagiert nicht mehr auf sms oder Telefon, schaltet alle Kommunikationsmittel aus, erklärt unsere Beziehung für beendet - wegen Nichtigkeiten. Das tut mir unheimlich weh.
Dazu kommt, dass er selber der Meinung ist einen "Burn out" zu haben - er sagt sehr oft, er kann einfach nicht mehr, fühlt sich ausgebrannt und leer. Wenn ich versuche, mit ihm über unsere Probleme zu reden, sind wir in null komma nichts wieder an dem "ich kann nicht mehr" Punkt, wobei ich ihm glaube, dass er wirklich nicht mehr kann. So ein kleiner Streit ist dann der Tropfen, der das eh schon volle Fass wieder zum Überlaufen bringt.
Auf der Arbeit kann er sich nicht konzentrieren, er arbeitet langsam und unkonzentriert, ein Buch ZU ENDE gelesen hat er schon lange nicht mehr, weil ihm die Konzentration und die Ausdauer fehlen, wie er sagt. Er ist zutiefst gefrustet davon, dass er im Job nicht wieder auf die Beine kommt, ist aber auch zu "ko", wie er sagt, um sich irgendwo neu zu bewerben - die "Kraft dafür hätte er einfach nicht mehr" und außerdem hat er den Glauebn daran verloren, dass es irgendwo besser sein könnte. An dem Punkt hat er sich aufgegeben, das tut mir sehr weh. Ich habe immer wieder versucht, ihm da Kraft zu geben, aber da ist er wie eine Betonmauer - alles positive prallt ab.
Wenn ich mal Probleme habe und mit ihm darüber reden möchte, blockt er das total ab, weil es ihm einfach zu viel ist. Das wiederum tut mir natürlich total weh - ich strampel mich ab, versuche immer für ihn da zu sein, fahre zu ihm hin wenns ihm schlecht geht und nehme ihn in den Arm - und MEINE Themen und Probleme bleiben außen vor, die blockt er einfach ab, sagt, er hält "meine Katastrophen" einfach nicht auch noch aus, ist ihm alles zu viel. Dabei sind das ganz "normale" Probleme, die jeder mal hat. Wenn wir dann doch mal darüber reden, ist er tagelang so gestresst, dass er sich auf der Arbeit noch weniger konzentrieren kann und er es abends nicht mal mehr schafft, was einzukaufen - also dann ne ganze Woche so gut wie nix isst. Außerdem ist ihm dann alles zu viel, was mit mir zu tun hat - Anrufe, Besuche, emails, alles. Ich fühle mich da mit meinen Problemen einfach nur alleingelassen.
Seine Essgewohnheiten machen mir auch Sorgen - manchmal isst er unter der Woche ganze Tage lang fast gar nix, morgens zwei Brote, abends ne Packung Chips - Ende. (Mit Alkohol passt er auf - sein Vater ist an den Folgen der Alkoholabhängiglkeit verstorben, das hat sich eingebrannt.) Er sagt dann, er hat keinen Hunger und das einkaufen ist ihm zu anstrengend, das würde er eh hassen.
Außerdem hat er ein "Geräuschproblem", dh er hat sich irgendwann mal auf einen bellenden Hund in der Nachbarschaft "sensibilisiert" und nun reagiert er auf den total empfindlich und mit Stressymptomen - er hält das dann einfach nicht aus, bekommt Herzrasen und nasse Finger, entzieht sich der Situation - geht zb vom Balkon rein etc. Als Grund sagt er, dass es ihn so ärgert, dass alle von IHM fordern perfekt zu sein, auch im Job - aber dass andere es nicht mal schaffen, ihrem Hund die Kläfferei abzugewöhnen, das MÜSSE ja nicht sein dass der einfach stundenlang sinnlos kläfft, das ärgere ihn so maßlos. Genauso ist es mit "Ess- und Kaugeräuschen", zb Schmatzen oder ähnliches - weswegen wir kaum noch essen gehen können, weil ihn das so stresst, wenn am Nebentisch jemand dezente Geräusche von sich gibt.
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter, ich VERSUCHE das alles zu tolerieren und ihm zu helfen: Ich gebe mir zB Mühe, leise zu essen. Ich weiß, dass er Gurken im Salat hasst weil die so laut sind beim Kauen (klingt komisch, ist aber so!), ich gehe an den Wochenenden einkaufen und koche, weil er das hasst und weil ich weiß, dass es ihn stresst - und als Belohnung kriegen wir dann Krach, weil ich abends noch duschen gehe wo er schon ins Bett wollte und ich es mir nicht habe verbieten lassen, wo er dominant sein wollte.
Wo ich es jetzt so lese, klingt es sehr schlimm und für einen Außenstehenden wohl nicht nachvollziehbar, wie man als Frau so jemanden lieben kann - aber ich habe mich in ihn verliebt ohne von dem allem irgendwas zu wissen und bin in seine Probleme in den letzten 6 Monaten langsam "reingewachsen", weil ich das alles nur Stück für Stück aus ihm herausbekommen habe, und je mehr ich wusste, desto weniger kam es für mich in Frage ihn alleine und im Stich zu lassen. Gerade wenn man jemanden liebt...
Wir haben ja auch unsere schönen Zeiten, er ist der sensibelste Mann den ich je hatte und er ist einfach TOLL - manchmal ist es mit ihm einfach nur so wunderschön, dass es für alle Probleme entschädigt. Es kommt mir ein wenig so vor, als wäre er zu sensibel für diese Welt und als hätte ihn das harte Leben "kaputt gemacht" - versteht ihr, was ich meine?
Er hat, zusätzlich zu den Problemen im Job, noch eine Trennung hinter sich die sehr schlimm für ihn war (10 jährige Beziehung, wie ich mittlerweile weiß ist sie wegen seiner "Probleme" gegangen, zu einem anderen) und dann hatte seine Mutter auch noch Krebs - zu der hat er eh ein sehr schlechtes Verhältnis, was ihn sehr belastet, aber das ist eine andere Geschichte.

Er hat es schon mit zwei verschiedenen Therapeuten versucht, weil er seine "Geräuschprobleme" (Hund, Essen etc) in den Griff bekommen wollte - hat aber alles nichts gebracht, deswegen sträubt er sich auch dagegen, jetzt nochmal zu einem zu gehen, das würde ja doch "alles nichts bringen".

Zu seinem "Typ": Er ist ein sehr selbstkritischer Mensch, versucht mit aller Macht perfekt zu sein - vielleicht zu sehr. Er setzt sich damit selber sehr unter Druck, kann aber gleichzeitig den Ansprüchen seiner Mutter nicht genügen, die immer den "harten Kerl" in ihm sehen wollte, der er nie war - er war immer sanft und sensibel, auf SEINE Art toll. Das hat sie nie gesehen - darunter leidet er auch.
Er sagt, er nehme viel zu viel Rücksicht auf andere und sei viel zu lieb - er versucht es einfach, allen recht zu machen. Gleichzeitig teilt er MIR gegenüber aber in letzter Zeit total aus, wahrscheinlich, weil er da seinen Frust aus der Arbeit ablässt, der irgendwo raus muss. Kompensation oder so.
Damit komme ich im Moment einfach nicht klar - zu Unrecht beschuldigt, angemotzt und dann aus Prinzip domoniert zu werden.
Auch Fremden gegebüber rastet er total schnell aus - da braucht nur die Kassiererin im Supermarkt an der Kassse das Kleingeld fallen zu lassen, dann motzt er so laut und aggressiv rum, dass es mir peinlich ist. Das ist einfach "übers Ziel hinaus".

Das Problem ist - ich habe ihn als starke Frau kennengelernt, mittlerweile bin ich selber fertig mit der Welt und bald ein seelisches Wrack. So fühle ich es. Ich habe selber dieses "ich kann nicht mehr Gefühl", von dem er erzählt - als wenn ich es irgendwie übernommen hätte, als wenn es ansteckend wäre. Ich esse selber unregelmäßig, bin seit neuestem total nah am Wasser gebaut, habe im Streit Angst ihn zu verlieren weil ich ihn liebe und weiß doch, dass es mir (vielleicht?) ohne ihn besser ginge - aber noch ist die Liebe stärker und der Wille, ihn nicht aufzugeben, auch wenn er mir, ganz objektiv, nicht guttut.

Gerade haben wir wieder Streit, er hat den Kontakt komplett abgebrochen, wirft mir vor ich zöge ohne jede Rücksicht mein Leben durch, und er müsste sich schon im Büro immer allen unterordnen, nicht privat auch noch - das sagt eigentlich schon alles. Er schlägt um sich, momentan eben auch gegen mich, den einzigen Menschen, der ihn wirklich aufrichtig liebt und der es nur gut mit ihm meint. Ich würde wirklich alles für ihn tun, weil ich ihn liebe - aber ich kann und darf mich dabei doch nicht selber aufgeben, ich muss doch kein Unrecht an meiner Person hinnehmen, nur weil es ihm schlecht geht?

Es ist alles so kompliziert - ist das überhaupt ein Burn out Syndrom, was er hat? Das alles zusammen: Diese Erschöpfung zusammen mit dieser Wut, die sich immer öfter entlädt, die Perspektivlosigkeit im Job, die Konzentrationsprobleme, die Geräuschempfindlichkeit, das gestörte Essverhalten, diese extreme Dominanz im Privatleben als Ausgleich zum "Untergebuttertwerden" im Job?

Und vorallem:
Was kann man da machen?
Was kann ICH machen, wie kann ich ihm HELFEN?
Ich liebe ihn doch so sehr. Bitte helft mir. Ich kann nicht mehr.

Eure Medica
 
Hallo,
mag ja hart klingen, aber für mich hört sich das an, als würde ein vollkommen auf sich bezogener Mensch sich selbst das Leben nach besten Kräften vermiesen und alle die in seiner Nähe sind, müssen daran glauben.

Er könnte es einfach Mal anders sehen. Er hat einen Job. Gut. Er hat keine Verantwortung. Auch gut. Dann kann er das Leben umso leichter nehmen.
Aber nein. Er entwickelt sich statt dessen zu einem unangenehmen Tyrannen, der genau betrachtet gar nicht in der Lage zu sein scheint Verantwortung zu übernehmen.

Du kannst ihm mMn. nicht helfen. Er muss selbst erkennen, was falsch läuft und sich ändern. Damit, dass Du seine Marotten mitmachst, hilfst Du ihm höchstens die noch weiter zu kultivieren.
 
Interessant - so hab ich das noch nie gesehen.
Ironischerweise wirft er im Gegenteil MIR immer vor, ich sei nur auf mich bezogen (zb gehe ich um 23:30 noch kurz duschen, wo er ins Bett will, ich bin extra leise, lasse mich von ihm aber nicht abhalten, als ers mir verbieten möchte) und er schafft es doch, mir ein schlechtes Gewissen einzureden... "Ich muss arbeiten, Du hattest am nächsten Tag frei und ziehst einfach Dein Ding durch mit dem Duschen, das geht so nicht" - über sowas streiten wir uns, das macht mich fertig... Im Bett dreht er sich dann weg, verweigert jegliches Kuscheln und knallt mir ein "Entweder diese Zicke [danit meinte er mich und mein Duschen] oder ich, aber so läuft das mit mir nicht" entgegen, ich hab in der Nacht auf der Couch geschlafen, ging einfach nicht, mir gings so mies... Hatte ihm sogar den tag vorher noch ne mail geschrieben wo drinstand wie sehr ich ihn liebe - sage ihm das nicht zu oft, aber wenn, dann richtig... und dann macht er sowas, das hat mir das Herz rausgerissen. Bin emotional selber total unausgeglichen geworden... Das macht mir Angst.

PS: Aber wenn ich seine Marotten kritisiere oder nicht mitmache, haben wir direkt Krach... zb das mit dem Hund - "stell Dich nicht so an" - ganz schlecht.... Oder wenn ich beim Essen Geräusche von mir gebe (und das tut jeder Mensch irgendwie, auch die mit guten Tischmanieren, und dazu würde ich mich wirklich zählen!) dann sieht er das direkt als bösen Willen von mir... und "bestraft" mich mit einem stressigen abend, nem versauten Wochenende, mieser Stimmung und quasi "Liebesentzug".
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Medica,

ich denke, dass Dein Partner wirklich ein ernsthaftes gesundheitliches Problem hat, und er liegt wahrscheinlich mit seiner eigenen Diagnose "goldrichtig". Ich selber kenne diese Symptome teilweise (besonders auch die Geräusch- und allgemein Stressempfindlichkeit) von mir selber auch sehr gut.

Und er hat eine Vorgeschichte mit sehr viel psychischem Stress, d.h. er ist heute wahrscheinlich wirklich "ausgebrannt". Bei mir war der Stress in letzter Zeit zwar körperlicher Natur, aber das läuft wohl im Endeffekt aufs gleiche heraus. :rolleyes:

Mir hilft derzeit insbesondere auch die Therapie meiner Nebennieren mit Nebennierenextrakten. Weiterhin nehme ich aber auch noch pflanzliche Stressmodulatoren ein, um die Stressachse zu stabilisieren. Zur genaueren Erklärung empfehle ich Dir hier im Forum insbesondere auch die Rubriken Neurostress und CFS.

Ansonsten könnte er auch einmal zu einem Endokrinologen gehen und dort insbesondere auch seine Nebennieren abchecken lassen (am besten mit einem Cortisolspeichelprofil).

Aber, wie gesagt, diese Freudlosigkeit und sein ganzes Verhalten sind so sicher nicht sein wahrer Charakter. Er kann nur einfach nicht mehr...

P.S. Ich finde es trotzdem bewundernswert, dass Du zu ihm stehst. Eine andere in Deinem Alter würde sicher sagen "andere Mütter haben auch schöne Söhne" oder so ähnlich... ;) und auf und davon ziehen...

Viele Grüße
Binnie
 
Ach es tut so gut, einfach mal was Positives zu hören, jemanden der mir sagt, dass ichs richtig mache indem ich zu ihm stehe... Es ist hart, aber ich liebe ihn nunmal, und jeder Streit bricht mir irgendwie das Herz...
Meistens fahre ich dann einfach spontan zu ihm hin, "überfalle" ihn quasi, nehme ihn in den Arm... Erst kann ers nicht zeigen, aber wenn ich ihn in den Arm nehm dann merk ich, wie gut ihm das tut, dass ich ihm dann einfach alles vergesse ud ihm nicht mehr böse bin - auch wenn mit Sicherheit nicht immer ich die "Schuldige" bin. Er tut nie einen Schritt auf mich zu,auch wenn er den Fehler gemacht hat... Ich sehe es als "er kann eben nicht mehr", aber das ist so unendlich schwer, sich selber immer so zurückzunehmen und so viel Liebe zu geben, wo einem dann noch so viel Aggressivität und Wut und Dominanz entgegenschlägt. Wie geht man mit sowas um?
 
Hallo Medica,

Ich selber kenne diese Symptome teilweise (besonders auch die Geräusch- und allgemein Stressempfindlichkeit) von mir selber auch sehr gut.


Viele Grüße
Binnie
Also es ist nicht so, dass ich nicht schon Phasen hatte, in denen ich Dinge hörte, die sonst kein Mensch hört und die mich selbst vorher auch kein bisschen gestört hatten. Phasen, in denen ich was suchte, über das ich mich richtig aufregen kann.:D Und wenn man sich dann richtig darauf konzentriert, dann werden diese Geräusche immer lauter und störender. Und plötzlich kann man nicht mal mehr gut schlafen, weil man sich auf diese Geräusche konzentrieren muss.
Aber das ist eben nur im eigenen Kopf.;)

Für mich hat der Mann kein Gesundheitsproblem, sondern überträgt seinen Frust auf andere Dinge in seiner Umgebung. Ihn stört quasi die Fliege an der Wand.
Ich kann sehr wohl nachvollziehen, dass ihm die Kündigung aus seiner damaligen Festanstellung immer noch zu schaffen macht. Auch wenn das idR. wirtschaftliche Unternehmensentscheidungen sind, ist es für den Gekündigten sehr schwer, dass unabhängig von sich selbst zu sehen. Das ist natürlich dann auch ein Stück weit ein Identitätsverlust, wenn man seine Identität sehr stark an seiner beruflichen Position festmachte. Denn dann war man wer und fühlt sich plötzlich als ein niemand.

Mit der Arbeit als Leihkraft, die beliebig auswechselbar ist, nicht viel zu sagen hat und letztlich zu tun hat, was man ihr sagt und dazu dann gerne noch für allen Mist verantwortlich gemacht wird, die ein anderer verbockt hat, kommt er mMn. deshalb nicht klar, weil er sich von seinem vorherigen Bild nicht lösen kann. Er kann es nicht einfach als Job sehen.

Dagegen hilft es mMn. eigentlich nur, wenn man sich neue Lebensinhalte sucht. Die können auch prima ausserhalb der beruflichen Tätigkeit liegen.

Die Welt scheint sich schon länger in diejenigen zu teilen, die arbeiten um zu leben und diejenigen, die leben um zu arbeiten.

Mir scheint, da hat Einer, der lebte um zu arbeiten ein Leben aufgezwungen bekommen, bei dem er nur noch arbeiten kann, um zu leben.

Es ist mit Sicherheit keine sinnvolle Kompensation für den Verlust seiner Identität, was er gerade betreibt, sondern nur noch fehlgeleiteter Frust. Mit neuen Lebensinhalten hat es schon gar nichts zu tun.
Es macht ihn und seine Umgebung krank und ist für alle, wahrscheinlich auch ihn selbst, unerträglich. Seine Ex hat er deshalb auch schon verloren.

Wenn er aber aus dieser Verfassung nicht raus kommt und sich neue Lebensinhalte mit einem neuen Bewusstsein schafft, dann wird er mMn. weder den entsprechenden Job bekommen, weil er eine entsprechend negative Ausstrahlung hat, noch wird sich auf Dauer mit ihm eine angenehme Beziehung führen lassen und es früher oder später zu einer Trennung kommen müssen.

Es ist alles nur in seinem Kopf und er muss etwas dafür tun, dass sich das ändert. Nur habe ich nicht den geringsten Anlass zu glauben, er wäre bereit dazu. Denn Schuld sind immer nur die anderen.

Im Gegenteil hat ihn der Verlust seiner Ehe nach den Schilderungen genau so wenig beeindruckt, über sich nachzudenken und was da falsch läuft, wie Du es tust, Medica.
 
(...) Phasen, in denen ich was suchte, über das ich mich richtig aufregen kann.:D Und wenn man sich dann richtig darauf konzentriert, dann werden diese Geräusche immer lauter und störender. Und plötzlich kann man nicht mal mehr gut schlafen, weil man sich auf diese Geräusche konzentrieren muss.
Aber das ist eben nur im eigenen Kopf.;)

Für mich hat der Mann kein Gesundheitsproblem, sondern überträgt seinen Frust auf andere Dinge in seiner Umgebung. Ihn stört quasi die Fliege an der Wand.
Ja, genau das ist es. Er sagt auch selber - er SUCHT sich immer etwas, was ihn stört, und leidet dann darunter (kläffender Hund, schmatzende Mitmenschen, summende Fliege usw usf) Leider kann er dieses Suchen aber nicht abstellen... Ich kann mir schwer vorstellen, wieso man so etwas tut - und wieso man es nicht abstellen kann, wenns doch im eigenen Kopf passiert. Wie war das bei Dir, wie hast Dus wegbekommen? Er sagt, er war GENAU DESWEGEN beim Psychiater und der hätte ihm auch nicht geholfen - nur gesagt, er müsse den Weg da raus selber finden. Er hat aber keine Ahnung, wo und wie er das tun soll - also null Erfolg.

Wenn er aber aus dieser Verfassung nicht raus kommt und sich neue Lebensinhalte mit einem neuen Bewusstsein schafft, dann wird er mMn. weder den entsprechenden Job bekommen, weil er eine entsprechend negative Ausstrahlung hat, noch wird sich auf Dauer mit ihm eine angenehme Beziehung führen lassen und es früher oder später zu einer Trennung kommen müssen.
Da sagst Du was ganz wichtiges - diese negative Ausstrahlung die er hat, das empfinde ich auch so. Er sieht die Welt so schwarz und negativ, dass er fest davon überzeugt ist, dass es da draußen nur noch Schei*-Stellen gibt und es daher gar keinen Sinn macht, sich irgendwo zu bewerben - ist sowieso alles der gleiche Mist, nur ne andere Firma. Gut, die letzuten 3 oder 4 Arbeitsplätze waren wirklich nicht toll - aber ich bin nach wie vor skeptisch, ob das an den Firmen lag, oder an seiner von vornehrein negativen Einstellung, mit der er es einfach anzieht.
Genauso wenn wir im Supermarkt einkaufen gehen - da brauch bloß die Kassiererin langsam zu arbeiten oder der Mensch vor uns seine Sachen nicht schnell genug vom band zu räumen, da meckert er schon los - mit einer unterschwelligen Wut, dass das Gegenüber natürlich vor den Kopf gestoßen ist. In den Momenten bin ich immer erschrocken, wieviel Wut in ihm ist und wie negativ er solche "Lappalien" dann sieht.[/QUOTE]

Es ist alles nur in seinem Kopf und er muss etwas dafür tun, dass sich das ändert. Nur habe ich nicht den geringsten Anlass zu glauben, er wäre bereit dazu. Denn Schuld sind immer nur die anderen.
Damit triffst Du den Nagel auf den Kopf. Er ist fest davon überzeugt, die Welt ist schlecht und er hat gar keine Chance, eine bessere Stelle zu finden - weil es keine gibt. Leute, die ihren Hund nicht erziehen sind böse - deswegen stresst ihn das Bellen sol. Kassierinnen die Kleingeld fallen lassen sind dumm und böse - da muss man sich wehren. Überhaupt muss man sich wehren, weil man viel zu oft das Gefühl hat, ungerecht behandelt zu werden - meines Erachtens liegt diese Schwelle bei ihm viel zu niedrig. Ich lächle über eine blöde Kassiererin in mich hinein und gut ist, er fühlt sich persönlich angegriffen und sagt direkt was. Verstehst Du?

Im Gegenteil hat ihn der Verlust seiner Ehe nach den Schilderungen genau so wenig beeindruckt, über sich nachzudenken und was da falsch läuft, wie Du es tust, Medica.
Doch, der Verlust seiner langjährigen Freundin (nicht Ehe) hat ihn sehr, sehr getroffen und er ist im Gegenteil davon überzeugt, dass er Schuld ist, sie verloren zu haben und dass sie gegangen ist, weil sie es mit ihm nicht mehr ausgehalten hat.
Er sagt selber, er ist "kaputt" und ich soll mir vielleicht besser einen "normalen" Typen suchen... So weit ist schon Einsicht da. Aber er hat seine "Heilung" insofern aufgegeben, als dass 2 Psychiater seiner Meinung nach nichts ausrichten konnten - da hat er resigniert, nach dem Motto, "mir ist nicht zu helfen".

Was tun, sprach Zeus?
Nochmal eine neue Therapie versuchen?
Ich weiß momentan einfach nicht, wie ich ihn davon überzeugen soll, wo doch schon 2 Therapieversuche gescheitert sind. Er sagt, er hätte da über seine Kindheit reden sollen, das hätte ihm null gebracht - und seine Probleme mit den Geräuschen, da hätten die ihm immer nur gesagt, das müsse ER selber in den griff bekommen - er weiß aber nicht wie!
 
Hallo Medica,

also, eine Möglichkeit ist auch in solchen Beziehungen, wo die Frau in der besseren Bruflichen Stellung ist als der Mann, die Hausmannbeziehung zu versuchen. Ich hab Freunde, wo die Frau das Geld verdient und er die ganze Hausarbeit mit voller Zufriedenheit macht inkl. Kindererziehung. Sie bekommt am morgen das Frühstück am Bett serviert und muss sich nicht um ihre Wäsche kümmern usw.
Die beiden sind so etwas was man Glücklich sein nennen kann.

So etwas zu versuchen könnt ihr doch mal??
Wenn das auch nicht geht, dann rate ich Dir: Mach Dein Leben nicht kaputt, bevor es richtig angefangen hat.

Fang ganz schnell an an DICH zu denken!!!!!!!!!!

In diesem Sinn,
Liebe Grüsse Ruedi:wave:
 
- nur gesagt, er müsse den Weg da raus selber finden.
Logisch.:D
Nur er kann sich sagen, das ist mir egal. Soll doch jeder schmatzen wie er will, einen schlechten Tag haben, usw. Ich bin auch nicht perfekt.
Nur er kann aufhören Unwichtiges wichtig zu nehmen, das Leben locker nehmen und anfange die schönen Dinge im Leben zu sehen.
Nur er kann anfangen sich selbst mit dem Mass zu messen mit dem er lieber andere misst und dann vor sich selbst zugeben, dass er sich zeitweilig unerträglich und wie der letzte **** benimmt.:D
Nur er kann aufhören seiner damaligen Kündigung die Schuld an seiner jetzigen Situation zu geben.
Nur er kann sich ein neues Hobby, eine neue Einstellung zum Leben, neue Inhalte schaffen.

Ein Therapeut kann nur Dinge aufzeigen und Ursachen suchen. Man muss sie aber auch erkennen wollen und dann eben selbst umsetzen.
Vielleicht gehen deshalb so viele Menschen viele Jahre zu einem Therapeuten.:confused: Weil sie nicht erkennen wollen, dass nur sie alleine sich ändern können und kein anderer dies für sie tun kann.

Dabei muss ich gerade daran denken, dass unser Ältester mich einige Zeit lang ruckizucki auf die Palme bringen konnte. Er kannte mich genau und hat es gezielt darauf angelegt.:D
Hat solange funktioniert, bis es mir richtig aufgefallen ist und ich in Ruhe darüber nachgedacht habe. Dann war die Sache für mich erledigt und ich konnte nur noch über seine Versuche lachen. Habe mich selbst gewundert, wie einfach das war.
So war das auch mit dem Geräusch. Das fing an mich immer mehr zu nerven und zu stören. Ich habe mir dann irgendwann in einer Nacht gesagt- Du hörst jetzt auf hier rumzuspinnen und schläfst. Das Geräusch hat dich früher nicht gestört und Du hörst das jetzt einfach nicht mehr. Das habe ich mir nach dieser Nacht noch ein paar Mal gesagt und damit war die Sache erledigt.

Ich denke- Selbstreflektion heißt das Zauberwort.;)
Weshalb auch schon der Volksmund sagt- Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.:)
 
Hallo Medica,

also, eine Möglichkeit ist auch in solchen Beziehungen, wo die Frau in der besseren Bruflichen Stellung ist als der Mann, die Hausmannbeziehung zu versuchen. Ich hab Freunde, wo die Frau das Geld verdient und er die ganze Hausarbeit mit voller Zufriedenheit macht inkl. Kindererziehung. Sie bekommt am morgen das Frühstück am Bett serviert und muss sich nicht um ihre Wäsche kümmern usw.
Die beiden sind so etwas was man Glücklich sein nennen kann.

So etwas zu versuchen könnt ihr doch mal??
Wenn das auch nicht geht, dann rate ich Dir: Mach Dein Leben nicht kaputt, bevor es richtig angefangen hat.

Fang ganz schnell an an DICH zu denken!!!!!!!!!!

In diesem Sinn,
Liebe Grüsse Ruedi:wave:
Hallo Ruedi,
Du hast natürlich recht. Manch ein Mann kann nicht gut damit umgehen, wenn die Frau mehr verdient.
Aber deshalb Hausmann zu werden ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Im Gegenteil sind das doch oft gerade die Männer, die sich damit besonders schwer tun würden.
Wenn man dazu zur Probe erst ein Kind machen muss, würde ich bei besagtem Mann von der Methode entschieden Abstand nehmen.:D

Zudem- 6 Monate sind noch kein Leben. Da sehe ich jetzt noch keine Gefahr sich das ganze Leben kaputt zu machen.;)
 
Hallo Medica,

Du schreibst von 2 Psychiatern, bei denen Dein Freund in Behandlung war. Wurde da auch versucht, mit Medikamenten etwas zu verändern?
Nicht, daß ich ein Freund von Psychopharmaka wäre, aber manchmal können sie einen Übergang schaffen zwischen krampfhafter Ich-Bezogenheit und einem Stück Gelassenheit.

Wie sieht es mit Psychologen, Psychotherapeuten, Psychosomatischen Kliniken aus?
Wenn er meint. ausgebrannt zu sein, könnte eine Behandlung in einer Klinik evtl. einen Einstieg bedeuten in ein anderes Denken und Fühlen.

Ich glaube, Du solltest gut auf Dich aufpassen. Für mich klingt einiges von dem, was Du schreibst, nach Co-Abhängigkeit. Ist die erst einmal etabliert, ist Hilfe für den Partner mindestens doppelt so schwierig wie ohne diese Co-Abhängigkeit.

In der Coabhängigkeit stammen meine positiven Gefühle daher, dass du mich magst - in der Genesung stammen sie daher, dass ich mich mag.
In der Coabhängigkeit beeinflusst mich dein Kampf negativ - in der Genesung ist mir dein Kampf wichtig, weil du mir wichtig bist, aber er kontrolliert meine Gefühle über mich nicht.
In der Coabhängigkeit verstärkt sich mein Selbstwertgefühl, wenn ich deine Probleme löse und dich von deinem Schmerz befreie - in der Genesung kommt mein Selbstwertgefühl vom Lösen meiner Probleme und manchmal der Erfahrung des Schmerzes.
Coabhängigkeit und Genesung

Grüsse,
Uta
 
Du schreibst von 2 Psychiatern, bei denen Dein Freund in Behandlung war. Wurde da auch versucht, mit Medikamenten etwas zu verändern?
Nicht, daß ich ein Freund von Psychopharmaka wäre, aber manchmal können sie einen Übergang schaffen zwischen krampfhafter Ich-Bezogenheit und einem Stück Gelassenheit.

Wie sieht es mit Psychologen, Psychotherapeuten, Psychosomatischen Kliniken aus?
Wenn er meint. ausgebrannt zu sein, könnte eine Behandlung in einer Klinik evtl. einen Einstieg bedeuten in ein anderes Denken und Fühlen.
Das könnte aber genau so gut alles noch verschärfen. Weil schon genug Menschen, die meinen andere würden sie ändern können, seit Jahren und Jahrzehnten Psychopharmaka nehmen.
Nur ändern die eben gar nichts und verhindern im Gegenteil eine Psychoanalyse.
Komisch. Keiner würde je erwarten, dass eine Therapie was bringt, wenn derjenige dabei ständig munter Alkohol steht.:rolleyes:

Für mich klingt einiges von dem, was Du schreibst, nach Co-Abhängigkeit.
Das habe ich auch schon gedacht.
 
Hallo Medica,

Was tun, sprach Zeus?
Nochmal eine neue Therapie versuchen?
Ich weiß momentan einfach nicht, wie ich ihn davon überzeugen soll, wo doch schon 2 Therapieversuche gescheitert sind. Er sagt, er hätte da über seine Kindheit reden sollen, das hätte ihm null gebracht - und seine Probleme mit den Geräuschen, da hätten die ihm immer nur gesagt, das müsse ER selber in den griff bekommen - er weiß aber nicht wie!
Das kann ich gut verstehen, dass er nach zwei Therapieversuchen, die offensichtlich gescheitert sind, keine Lust mehr auf "Psychogequatsche" hat. :rolleyes: Ich möchte das nicht gänzlich in Abrede stellen, aber m.E. kann das bestenfalls begleitend eine Hilfestellung darstellen. Der Kernpunkt der Therapie muss die Ursachen behandeln! Und die liegen m.E. bei Deinem Freund insbesondere bei einer gestörten Stressachse. Wenn Du ihm wirklich helfen willst, dann mache ihn doch bitte z.B. auch diese Site hier aufmerksam: Neurostress | Adrenal-Fatigue

Zur Erklärung: m.E. resultiert ein Großteil des Verhaltens Deines Bekannten daher, dass er einfach Energie einsparen möchte und auch muss! Wie gesagt, ich befand mich bis vor kurzem noch in einer ähnlichen Zustand. Mit dem Unterschied, dass ich so gut wie keine zusätzlichen externen Belastungen mehr ertragen musste (also jobmäßig usw.). Ich habe mich jedoch auch völlig von Freundschaften zurück gezogen, weil mich das alles zusätzlich belastet hat. Ich interpretiere daher den Großteil des Verhaltens Deines Freundes so, dass er zwar gerne mit Dir zusammen sein möchte, aber eigentlich dafür neben seinen Job gar keine Energie mehr hat! Denn eine Beziehung ist für ihn derzeit einfach insbesondere auch zusätzlicher Stress. Also ich bin damals auch regelmäßig aggressiv, usw. geworden, wenn mein Mann mich mit irgendwelchen Dingen "belästigt" hat. Dann hat er immer gesagt "Jemand, der noch soviel Energie für Bosheit hat, dem kann es gar nicht so schlecht gehen...". :rolleyes: Außerdem habe ich es überhaupt nicht vertragen, wenn sich der Tagesablauf auch nur geringfügig geändert hat... Naja, jeder reagiert ja doch unterschiedlich! Aber das Ziel des Ganzen ist, wie gesagt m.E., einfach primär nur Energie einzusparen und jeglichen zusätzlichen Stress zu vermeiden!

Was Dein Freund momentan imho dringend bräuchte ist eine längere Auszeit! Damit sich seine Drüsen, usw. wieder regenerieren können. Und dazu am besten die Zufuhr von entsprechenden Micronährstoffen, pflanzlichen Regulatoren, usw.

Viele Grüße
Binnie
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Binnie,

vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag - ich finde meinen Freund da sehr wieder. Er sagt selber von sich, er hat keine Energie mehr, ihm ist alles zu viel - auch ich manchmal. Da arten ganz normale Alltags-Aktivitäten, wie Einkaufen gehen oder Abspülen, zu unterträglichem Stress aus - für ihn. Das kann schon sehr gut passen, was Du da schreibst - Auszeit wünscht er sich selber, ist aber momentan jobtechnisch nicht möglich (kein Urlaub, da Zeitarbeitsfirma).
Ich weiß nicht, ob ihm vielleicht eine Kur wegen Burnout zustehen würde - aber dafür müsste er ja erst mal zum Arzt, und dann bleibt immernoch die Frage, wie der Arbeitgeber dann auf sowas reagiert - und ob er vom Arzt überhaupt eine Kur bekommen würde.
Was kann man denn nahrungstechnisch tun? Ich versuche jetzt schon, dass er mehr Obst und Gemüse isst, weil er sich selber sehr ungesund (und vorallem unregelmäßig) ernährt - unter der Woche durch den Stress manchmal tagelang gar nix Vernünftiges und nur Chips, fertigen Milchreis und Brote, ansonsten Tiefkühlfertiggerichte. An den Wochenenden bin ich dann bei ihm und koche...
Ich denke, dass er durchaus einen Vitamin- und Nährstoffmangel haben könnte, und bin der Meinung, dass das auch viel zu seiner Erschöpfung beiträgt... Zumindest kenne ich das von mir selber, wenn ich mich ungesund ernähre, viel Fertiggerichte und wenig Gesundes, bin ich wesentlich unausgeglichener und schneller erschöpft als wenn ich BEWUSST koche.
 
Ich glaube, Du solltest gut auf Dich aufpassen. Für mich klingt einiges von dem, was Du schreibst, nach Co-Abhängigkeit. Ist die erst einmal etabliert, ist Hilfe für den Partner mindestens doppelt so schwierig wie ohne diese Co-Abhängigkeit.

Coabhängigkeit und Genesung

Grüsse,
Uta

Hallo Uta,
was ich da lese, kommt mir sehr, sehr bekannt vor - zum großen Teil treffen diese Punkte wirklich total auf mich zu, erschreckend. Nur - was heißt das jetzt für mich? Wie kann ich gegensteuern? Wo soll ICH ansetzen?
Ich glaube, ich bin da gerade über etwas für mich elementar wichtiges gestolpert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Medica,

ich finde, daß in dem oben angegebenen Link zur Co-Abhängigkeit viele Gedanken zu lesen sind, wie man sich selbst helfen kann.

Außerdem gibt es ja auch für Dich die Möglichkeit, über eine Psychotherapie Dir Hilfe zu holen? Was würdest Du davon halten?

Hier noch mehr Informationen:
www.coda-deutschland.de/tool-oea-de.htm
Bücher von Amazon
ISBN: 3453085205

Ein Buch, dass dir Freundin und Therapeutin ist.
In dem Buch "Die Sucht, gebraucht zu werden" beschreibt die Autorin auf eine sehr warmherzige und annehmende Art das Denken, Fühlen und Handeln co-abhängiger Menschen. Dabei gibt sie der Leserin bzw. dem Leser aktiv Hilfestellung in Form von "Hausaufgaben", um die eigene Form der Co-Abhängigkeit herauszuarbeiten. An dieser Stelle läßt sie aber die Leserin bzw. den Leser nicht stehen. Es werden erste Schritte und Möglichkeiten aufgezeigt, um sich von der eigenen Sucht (Gebraucht zu werden) zu befreien.
Dieses Buch macht Mut, ist herzlich, ehrlich und offen formuliert und reicht quasi der Leserin/dem Leser eine helfende Hand.
Siehe auch:

Mut zur Unabhängigkeit.
Co-Abhängigkeit
Verstrickt in die Probleme anderer
Kraft für einen Neubeginn
Die Sucht gebraucht zu werden

Grüsse,
Uta
 
Hallo Uta,
nachdem ich mich mit dem Thema jetzt mal näher beschäftigt habe, denke ich, dass zwar einiges zutrifft - aber nicht so extrem, wie es zB auf der Seite www.coda-deutschland.de/tool-oea-de.htm geschildert wird. Psychotherapie ist da, denke ich, eine Nummer zu hoch gegriffen. Vielleicht reicht es auch schon, dass es mir bewusst geworden ist und ich von nun an darauf achte, mich wieder mehr um mich selber zu kümmern - und mein Lebensglück weder von meiner Beziehung, noch von der seelischen Gesundheit meines Partners abhängig zu machen.
 
Vielleicht reicht es auch schon, dass es mir bewusst geworden ist und ich von nun an darauf achte, mich wieder mehr um mich selber zu kümmern - und mein Lebensglück weder von meiner Beziehung, noch von der seelischen Gesundheit meines Partners abhängig zu machen.

Hallo Medica

Schön, das ist das wichtigste, für Dich, alles andere kommt nachher;)

Liebe Grüsse Ruedi:wave:
 
Hallo Medica,

hier steht im Abschnitt "Behandlung" auch etwas zur Ernährung drin: https://www.kit-online.org/acc/KIT-Cortisolmangel.pdf

Also die momentane Ernährung Deines Freundes unter der Woche dürfte seine Situation sicherlich noch zusätzlich verschärfen. :rolleyes: Ja, Männer müssen wohl halt meist erst richtig zusammen klappen, bis sie kapieren, dass sie wirklich nicht gesund sind, und dass sie dringend etwas an ihrem Lebensstil, ihrer Einstellung usw. ändern müssen! Ein Leben "auf halber Flamme" ist doch kein Leben, oder ?

Viele Grüße
Binnie

Was kann man denn nahrungstechnisch tun? Ich versuche jetzt schon, dass er mehr Obst und Gemüse isst, weil er sich selber sehr ungesund (und vorallem unregelmäßig) ernährt - unter der Woche durch den Stress manchmal tagelang gar nix Vernünftiges und nur Chips, fertigen Milchreis und Brote, ansonsten Tiefkühlfertiggerichte. An den Wochenenden bin ich dann bei ihm und koche...
Ich denke, dass er durchaus einen Vitamin- und Nährstoffmangel haben könnte, und bin der Meinung, dass das auch viel zu seiner Erschöpfung beiträgt... Zumindest kenne ich das von mir selber, wenn ich mich ungesund ernähre, viel Fertiggerichte und wenig Gesundes, bin ich wesentlich unausgeglichener und schneller erschöpft als wenn ich BEWUSST koche.
 
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