Themenstarter
- Beitritt
- 15.06.10
- Beiträge
- 7
Hallo,
ich wende mich in der Anonymität des Internet an euch, weil ich selber nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll und an wen ich mich wenden soll.
Vor einem knappen dreiviertel Jahr habe ich (26) über ein gemeinsames Hobby einen Mann (38) kennengelernt und wir verliebten uns - fairerweise hat er mir direkt zu Beginn gesagt, dass es ihm "nicht gut geht" und dass er mich "traurig machen würde", dass er "fertig ist, am Ende" und dass er nicht will "dass er mich da mit reinzieht" und "dass ich besser wieder gehen soll jetzt, wo ich noch kann"... Frisch verliebt habe ich das natürlich nicht getan, sondern ihn in den Arm genommen und mit ihm über alles gesprochen, ihm gesagt, dass wir das alles zusammen schaffen werden und dass ich es nicht zulassen werde, dass es mir wegen ihm schlechtgeht, das sollte er mal meine Sorge sein lassen. Damals habe ich die starke Frau gespielt und eigentlich bin ich das ja auch, aber mittlerweile bin ich selber am Ende.
Zu seiner Vorgeschichte: Er ist aus einem langjährigen Arbeitsplatz (8 Jahre) gekündigt worden und hat danach nie wieder so richtig Fuß irgendwo gefasst, war immer nur kurz (max. 2 Jahre) in den Unternehmen, momentan als Aushilfe über eine Zeitarbeitsfirma. Das allein frustet ihn schon sehr - er darf keine Verantwortung tragen, sondern muss stattdessen den Fußabtreter für alles und jeden spielen - irgendwer muss ja "schuld" sein, also am besten die "Aushilfe" die eh irgendwann wieder geht. Das geht nun schon seit mehreren Jahren so, die Zeitarbeitsfirma bleibt, nur die Firmen, die ihn dann für eine begrenzte Zeit als Aushilfe einstellen, wechseln - und er wird immer frustrierter und wütender (innerlich). Das äußert sich vor allem privat - da er in der Firma den "Ton nicht angeben darf", versucht er das privat umso mehr - so empfinde ich es. Er versucht in unserer Beziehung zu bestimmen, wann wir ins Bett gehen, wann wir essen, was im TV gesehen wird etc. Bekommt er seinen willen dann nicht, gibts direkt Krach.
Hinzu kommt, dass wir auch ein ausbildungstechnisches Gefälle innerhalb der Beziehung haben - ich habe studiert und bin "angehende Akademikerin", wie man das so blöd sagt, er hat "nur" eine Ausbildung gemacht. Das hat MICH nie gestört, ich liebe ihn einfach wie er ist - aber ich habe das Gefühl, dass er deswegen NOCH dominanter wird, um das auszugleichen - weil er "auch einmal Recht haben will", unabhängig davon ob es wirklich stimmt. Er sagt auch selber, er wird in der Firma schon genug untergebuttert, da will er wenigstens privat mal was zu sagen haben. Das macht mich aber total fertig - das ist kein gleichberechtigtes Zusammenleben und keine Diskussionsgrundlage so, wenn ich schon überlegen muss, darf ich ihm jetzt widersprechen (wo er wirklich unrecht hat) oder tue ich das besser nicht, einfach um des Frieden willens.
Wegen jeder Kleinigkeit geraten wir mittlerweile aneinander - weil er direkt das Gefühl hat, ich wolle "meinen Kopf ihm gegenüber durchsetzen und ich hätte ja angeblich sowieso immer Recht" - das ist aber wirklich nicht so. Er reagiert im Streit dann total extrem, schottet sich tagelang ab, reagiert nicht mehr auf sms oder Telefon, schaltet alle Kommunikationsmittel aus, erklärt unsere Beziehung für beendet - wegen Nichtigkeiten. Das tut mir unheimlich weh.
Dazu kommt, dass er selber der Meinung ist einen "Burn out" zu haben - er sagt sehr oft, er kann einfach nicht mehr, fühlt sich ausgebrannt und leer. Wenn ich versuche, mit ihm über unsere Probleme zu reden, sind wir in null komma nichts wieder an dem "ich kann nicht mehr" Punkt, wobei ich ihm glaube, dass er wirklich nicht mehr kann. So ein kleiner Streit ist dann der Tropfen, der das eh schon volle Fass wieder zum Überlaufen bringt.
Auf der Arbeit kann er sich nicht konzentrieren, er arbeitet langsam und unkonzentriert, ein Buch ZU ENDE gelesen hat er schon lange nicht mehr, weil ihm die Konzentration und die Ausdauer fehlen, wie er sagt. Er ist zutiefst gefrustet davon, dass er im Job nicht wieder auf die Beine kommt, ist aber auch zu "ko", wie er sagt, um sich irgendwo neu zu bewerben - die "Kraft dafür hätte er einfach nicht mehr" und außerdem hat er den Glauebn daran verloren, dass es irgendwo besser sein könnte. An dem Punkt hat er sich aufgegeben, das tut mir sehr weh. Ich habe immer wieder versucht, ihm da Kraft zu geben, aber da ist er wie eine Betonmauer - alles positive prallt ab.
Wenn ich mal Probleme habe und mit ihm darüber reden möchte, blockt er das total ab, weil es ihm einfach zu viel ist. Das wiederum tut mir natürlich total weh - ich strampel mich ab, versuche immer für ihn da zu sein, fahre zu ihm hin wenns ihm schlecht geht und nehme ihn in den Arm - und MEINE Themen und Probleme bleiben außen vor, die blockt er einfach ab, sagt, er hält "meine Katastrophen" einfach nicht auch noch aus, ist ihm alles zu viel. Dabei sind das ganz "normale" Probleme, die jeder mal hat. Wenn wir dann doch mal darüber reden, ist er tagelang so gestresst, dass er sich auf der Arbeit noch weniger konzentrieren kann und er es abends nicht mal mehr schafft, was einzukaufen - also dann ne ganze Woche so gut wie nix isst. Außerdem ist ihm dann alles zu viel, was mit mir zu tun hat - Anrufe, Besuche, emails, alles. Ich fühle mich da mit meinen Problemen einfach nur alleingelassen.
Seine Essgewohnheiten machen mir auch Sorgen - manchmal isst er unter der Woche ganze Tage lang fast gar nix, morgens zwei Brote, abends ne Packung Chips - Ende. (Mit Alkohol passt er auf - sein Vater ist an den Folgen der Alkoholabhängiglkeit verstorben, das hat sich eingebrannt.) Er sagt dann, er hat keinen Hunger und das einkaufen ist ihm zu anstrengend, das würde er eh hassen.
Außerdem hat er ein "Geräuschproblem", dh er hat sich irgendwann mal auf einen bellenden Hund in der Nachbarschaft "sensibilisiert" und nun reagiert er auf den total empfindlich und mit Stressymptomen - er hält das dann einfach nicht aus, bekommt Herzrasen und nasse Finger, entzieht sich der Situation - geht zb vom Balkon rein etc. Als Grund sagt er, dass es ihn so ärgert, dass alle von IHM fordern perfekt zu sein, auch im Job - aber dass andere es nicht mal schaffen, ihrem Hund die Kläfferei abzugewöhnen, das MÜSSE ja nicht sein dass der einfach stundenlang sinnlos kläfft, das ärgere ihn so maßlos. Genauso ist es mit "Ess- und Kaugeräuschen", zb Schmatzen oder ähnliches - weswegen wir kaum noch essen gehen können, weil ihn das so stresst, wenn am Nebentisch jemand dezente Geräusche von sich gibt.
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter, ich VERSUCHE das alles zu tolerieren und ihm zu helfen: Ich gebe mir zB Mühe, leise zu essen. Ich weiß, dass er Gurken im Salat hasst weil die so laut sind beim Kauen (klingt komisch, ist aber so!), ich gehe an den Wochenenden einkaufen und koche, weil er das hasst und weil ich weiß, dass es ihn stresst - und als Belohnung kriegen wir dann Krach, weil ich abends noch duschen gehe wo er schon ins Bett wollte und ich es mir nicht habe verbieten lassen, wo er dominant sein wollte.
Wo ich es jetzt so lese, klingt es sehr schlimm und für einen Außenstehenden wohl nicht nachvollziehbar, wie man als Frau so jemanden lieben kann - aber ich habe mich in ihn verliebt ohne von dem allem irgendwas zu wissen und bin in seine Probleme in den letzten 6 Monaten langsam "reingewachsen", weil ich das alles nur Stück für Stück aus ihm herausbekommen habe, und je mehr ich wusste, desto weniger kam es für mich in Frage ihn alleine und im Stich zu lassen. Gerade wenn man jemanden liebt...
Wir haben ja auch unsere schönen Zeiten, er ist der sensibelste Mann den ich je hatte und er ist einfach TOLL - manchmal ist es mit ihm einfach nur so wunderschön, dass es für alle Probleme entschädigt. Es kommt mir ein wenig so vor, als wäre er zu sensibel für diese Welt und als hätte ihn das harte Leben "kaputt gemacht" - versteht ihr, was ich meine?
Er hat, zusätzlich zu den Problemen im Job, noch eine Trennung hinter sich die sehr schlimm für ihn war (10 jährige Beziehung, wie ich mittlerweile weiß ist sie wegen seiner "Probleme" gegangen, zu einem anderen) und dann hatte seine Mutter auch noch Krebs - zu der hat er eh ein sehr schlechtes Verhältnis, was ihn sehr belastet, aber das ist eine andere Geschichte.
Er hat es schon mit zwei verschiedenen Therapeuten versucht, weil er seine "Geräuschprobleme" (Hund, Essen etc) in den Griff bekommen wollte - hat aber alles nichts gebracht, deswegen sträubt er sich auch dagegen, jetzt nochmal zu einem zu gehen, das würde ja doch "alles nichts bringen".
Zu seinem "Typ": Er ist ein sehr selbstkritischer Mensch, versucht mit aller Macht perfekt zu sein - vielleicht zu sehr. Er setzt sich damit selber sehr unter Druck, kann aber gleichzeitig den Ansprüchen seiner Mutter nicht genügen, die immer den "harten Kerl" in ihm sehen wollte, der er nie war - er war immer sanft und sensibel, auf SEINE Art toll. Das hat sie nie gesehen - darunter leidet er auch.
Er sagt, er nehme viel zu viel Rücksicht auf andere und sei viel zu lieb - er versucht es einfach, allen recht zu machen. Gleichzeitig teilt er MIR gegenüber aber in letzter Zeit total aus, wahrscheinlich, weil er da seinen Frust aus der Arbeit ablässt, der irgendwo raus muss. Kompensation oder so.
Damit komme ich im Moment einfach nicht klar - zu Unrecht beschuldigt, angemotzt und dann aus Prinzip domoniert zu werden.
Auch Fremden gegebüber rastet er total schnell aus - da braucht nur die Kassiererin im Supermarkt an der Kassse das Kleingeld fallen zu lassen, dann motzt er so laut und aggressiv rum, dass es mir peinlich ist. Das ist einfach "übers Ziel hinaus".
Das Problem ist - ich habe ihn als starke Frau kennengelernt, mittlerweile bin ich selber fertig mit der Welt und bald ein seelisches Wrack. So fühle ich es. Ich habe selber dieses "ich kann nicht mehr Gefühl", von dem er erzählt - als wenn ich es irgendwie übernommen hätte, als wenn es ansteckend wäre. Ich esse selber unregelmäßig, bin seit neuestem total nah am Wasser gebaut, habe im Streit Angst ihn zu verlieren weil ich ihn liebe und weiß doch, dass es mir (vielleicht?) ohne ihn besser ginge - aber noch ist die Liebe stärker und der Wille, ihn nicht aufzugeben, auch wenn er mir, ganz objektiv, nicht guttut.
Gerade haben wir wieder Streit, er hat den Kontakt komplett abgebrochen, wirft mir vor ich zöge ohne jede Rücksicht mein Leben durch, und er müsste sich schon im Büro immer allen unterordnen, nicht privat auch noch - das sagt eigentlich schon alles. Er schlägt um sich, momentan eben auch gegen mich, den einzigen Menschen, der ihn wirklich aufrichtig liebt und der es nur gut mit ihm meint. Ich würde wirklich alles für ihn tun, weil ich ihn liebe - aber ich kann und darf mich dabei doch nicht selber aufgeben, ich muss doch kein Unrecht an meiner Person hinnehmen, nur weil es ihm schlecht geht?
Es ist alles so kompliziert - ist das überhaupt ein Burn out Syndrom, was er hat? Das alles zusammen: Diese Erschöpfung zusammen mit dieser Wut, die sich immer öfter entlädt, die Perspektivlosigkeit im Job, die Konzentrationsprobleme, die Geräuschempfindlichkeit, das gestörte Essverhalten, diese extreme Dominanz im Privatleben als Ausgleich zum "Untergebuttertwerden" im Job?
Und vorallem:
Was kann man da machen?
Was kann ICH machen, wie kann ich ihm HELFEN?
Ich liebe ihn doch so sehr. Bitte helft mir. Ich kann nicht mehr.
Eure Medica
ich wende mich in der Anonymität des Internet an euch, weil ich selber nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll und an wen ich mich wenden soll.
Vor einem knappen dreiviertel Jahr habe ich (26) über ein gemeinsames Hobby einen Mann (38) kennengelernt und wir verliebten uns - fairerweise hat er mir direkt zu Beginn gesagt, dass es ihm "nicht gut geht" und dass er mich "traurig machen würde", dass er "fertig ist, am Ende" und dass er nicht will "dass er mich da mit reinzieht" und "dass ich besser wieder gehen soll jetzt, wo ich noch kann"... Frisch verliebt habe ich das natürlich nicht getan, sondern ihn in den Arm genommen und mit ihm über alles gesprochen, ihm gesagt, dass wir das alles zusammen schaffen werden und dass ich es nicht zulassen werde, dass es mir wegen ihm schlechtgeht, das sollte er mal meine Sorge sein lassen. Damals habe ich die starke Frau gespielt und eigentlich bin ich das ja auch, aber mittlerweile bin ich selber am Ende.
Zu seiner Vorgeschichte: Er ist aus einem langjährigen Arbeitsplatz (8 Jahre) gekündigt worden und hat danach nie wieder so richtig Fuß irgendwo gefasst, war immer nur kurz (max. 2 Jahre) in den Unternehmen, momentan als Aushilfe über eine Zeitarbeitsfirma. Das allein frustet ihn schon sehr - er darf keine Verantwortung tragen, sondern muss stattdessen den Fußabtreter für alles und jeden spielen - irgendwer muss ja "schuld" sein, also am besten die "Aushilfe" die eh irgendwann wieder geht. Das geht nun schon seit mehreren Jahren so, die Zeitarbeitsfirma bleibt, nur die Firmen, die ihn dann für eine begrenzte Zeit als Aushilfe einstellen, wechseln - und er wird immer frustrierter und wütender (innerlich). Das äußert sich vor allem privat - da er in der Firma den "Ton nicht angeben darf", versucht er das privat umso mehr - so empfinde ich es. Er versucht in unserer Beziehung zu bestimmen, wann wir ins Bett gehen, wann wir essen, was im TV gesehen wird etc. Bekommt er seinen willen dann nicht, gibts direkt Krach.
Hinzu kommt, dass wir auch ein ausbildungstechnisches Gefälle innerhalb der Beziehung haben - ich habe studiert und bin "angehende Akademikerin", wie man das so blöd sagt, er hat "nur" eine Ausbildung gemacht. Das hat MICH nie gestört, ich liebe ihn einfach wie er ist - aber ich habe das Gefühl, dass er deswegen NOCH dominanter wird, um das auszugleichen - weil er "auch einmal Recht haben will", unabhängig davon ob es wirklich stimmt. Er sagt auch selber, er wird in der Firma schon genug untergebuttert, da will er wenigstens privat mal was zu sagen haben. Das macht mich aber total fertig - das ist kein gleichberechtigtes Zusammenleben und keine Diskussionsgrundlage so, wenn ich schon überlegen muss, darf ich ihm jetzt widersprechen (wo er wirklich unrecht hat) oder tue ich das besser nicht, einfach um des Frieden willens.
Wegen jeder Kleinigkeit geraten wir mittlerweile aneinander - weil er direkt das Gefühl hat, ich wolle "meinen Kopf ihm gegenüber durchsetzen und ich hätte ja angeblich sowieso immer Recht" - das ist aber wirklich nicht so. Er reagiert im Streit dann total extrem, schottet sich tagelang ab, reagiert nicht mehr auf sms oder Telefon, schaltet alle Kommunikationsmittel aus, erklärt unsere Beziehung für beendet - wegen Nichtigkeiten. Das tut mir unheimlich weh.
Dazu kommt, dass er selber der Meinung ist einen "Burn out" zu haben - er sagt sehr oft, er kann einfach nicht mehr, fühlt sich ausgebrannt und leer. Wenn ich versuche, mit ihm über unsere Probleme zu reden, sind wir in null komma nichts wieder an dem "ich kann nicht mehr" Punkt, wobei ich ihm glaube, dass er wirklich nicht mehr kann. So ein kleiner Streit ist dann der Tropfen, der das eh schon volle Fass wieder zum Überlaufen bringt.
Auf der Arbeit kann er sich nicht konzentrieren, er arbeitet langsam und unkonzentriert, ein Buch ZU ENDE gelesen hat er schon lange nicht mehr, weil ihm die Konzentration und die Ausdauer fehlen, wie er sagt. Er ist zutiefst gefrustet davon, dass er im Job nicht wieder auf die Beine kommt, ist aber auch zu "ko", wie er sagt, um sich irgendwo neu zu bewerben - die "Kraft dafür hätte er einfach nicht mehr" und außerdem hat er den Glauebn daran verloren, dass es irgendwo besser sein könnte. An dem Punkt hat er sich aufgegeben, das tut mir sehr weh. Ich habe immer wieder versucht, ihm da Kraft zu geben, aber da ist er wie eine Betonmauer - alles positive prallt ab.
Wenn ich mal Probleme habe und mit ihm darüber reden möchte, blockt er das total ab, weil es ihm einfach zu viel ist. Das wiederum tut mir natürlich total weh - ich strampel mich ab, versuche immer für ihn da zu sein, fahre zu ihm hin wenns ihm schlecht geht und nehme ihn in den Arm - und MEINE Themen und Probleme bleiben außen vor, die blockt er einfach ab, sagt, er hält "meine Katastrophen" einfach nicht auch noch aus, ist ihm alles zu viel. Dabei sind das ganz "normale" Probleme, die jeder mal hat. Wenn wir dann doch mal darüber reden, ist er tagelang so gestresst, dass er sich auf der Arbeit noch weniger konzentrieren kann und er es abends nicht mal mehr schafft, was einzukaufen - also dann ne ganze Woche so gut wie nix isst. Außerdem ist ihm dann alles zu viel, was mit mir zu tun hat - Anrufe, Besuche, emails, alles. Ich fühle mich da mit meinen Problemen einfach nur alleingelassen.
Seine Essgewohnheiten machen mir auch Sorgen - manchmal isst er unter der Woche ganze Tage lang fast gar nix, morgens zwei Brote, abends ne Packung Chips - Ende. (Mit Alkohol passt er auf - sein Vater ist an den Folgen der Alkoholabhängiglkeit verstorben, das hat sich eingebrannt.) Er sagt dann, er hat keinen Hunger und das einkaufen ist ihm zu anstrengend, das würde er eh hassen.
Außerdem hat er ein "Geräuschproblem", dh er hat sich irgendwann mal auf einen bellenden Hund in der Nachbarschaft "sensibilisiert" und nun reagiert er auf den total empfindlich und mit Stressymptomen - er hält das dann einfach nicht aus, bekommt Herzrasen und nasse Finger, entzieht sich der Situation - geht zb vom Balkon rein etc. Als Grund sagt er, dass es ihn so ärgert, dass alle von IHM fordern perfekt zu sein, auch im Job - aber dass andere es nicht mal schaffen, ihrem Hund die Kläfferei abzugewöhnen, das MÜSSE ja nicht sein dass der einfach stundenlang sinnlos kläfft, das ärgere ihn so maßlos. Genauso ist es mit "Ess- und Kaugeräuschen", zb Schmatzen oder ähnliches - weswegen wir kaum noch essen gehen können, weil ihn das so stresst, wenn am Nebentisch jemand dezente Geräusche von sich gibt.
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter, ich VERSUCHE das alles zu tolerieren und ihm zu helfen: Ich gebe mir zB Mühe, leise zu essen. Ich weiß, dass er Gurken im Salat hasst weil die so laut sind beim Kauen (klingt komisch, ist aber so!), ich gehe an den Wochenenden einkaufen und koche, weil er das hasst und weil ich weiß, dass es ihn stresst - und als Belohnung kriegen wir dann Krach, weil ich abends noch duschen gehe wo er schon ins Bett wollte und ich es mir nicht habe verbieten lassen, wo er dominant sein wollte.
Wo ich es jetzt so lese, klingt es sehr schlimm und für einen Außenstehenden wohl nicht nachvollziehbar, wie man als Frau so jemanden lieben kann - aber ich habe mich in ihn verliebt ohne von dem allem irgendwas zu wissen und bin in seine Probleme in den letzten 6 Monaten langsam "reingewachsen", weil ich das alles nur Stück für Stück aus ihm herausbekommen habe, und je mehr ich wusste, desto weniger kam es für mich in Frage ihn alleine und im Stich zu lassen. Gerade wenn man jemanden liebt...
Wir haben ja auch unsere schönen Zeiten, er ist der sensibelste Mann den ich je hatte und er ist einfach TOLL - manchmal ist es mit ihm einfach nur so wunderschön, dass es für alle Probleme entschädigt. Es kommt mir ein wenig so vor, als wäre er zu sensibel für diese Welt und als hätte ihn das harte Leben "kaputt gemacht" - versteht ihr, was ich meine?
Er hat, zusätzlich zu den Problemen im Job, noch eine Trennung hinter sich die sehr schlimm für ihn war (10 jährige Beziehung, wie ich mittlerweile weiß ist sie wegen seiner "Probleme" gegangen, zu einem anderen) und dann hatte seine Mutter auch noch Krebs - zu der hat er eh ein sehr schlechtes Verhältnis, was ihn sehr belastet, aber das ist eine andere Geschichte.
Er hat es schon mit zwei verschiedenen Therapeuten versucht, weil er seine "Geräuschprobleme" (Hund, Essen etc) in den Griff bekommen wollte - hat aber alles nichts gebracht, deswegen sträubt er sich auch dagegen, jetzt nochmal zu einem zu gehen, das würde ja doch "alles nichts bringen".
Zu seinem "Typ": Er ist ein sehr selbstkritischer Mensch, versucht mit aller Macht perfekt zu sein - vielleicht zu sehr. Er setzt sich damit selber sehr unter Druck, kann aber gleichzeitig den Ansprüchen seiner Mutter nicht genügen, die immer den "harten Kerl" in ihm sehen wollte, der er nie war - er war immer sanft und sensibel, auf SEINE Art toll. Das hat sie nie gesehen - darunter leidet er auch.
Er sagt, er nehme viel zu viel Rücksicht auf andere und sei viel zu lieb - er versucht es einfach, allen recht zu machen. Gleichzeitig teilt er MIR gegenüber aber in letzter Zeit total aus, wahrscheinlich, weil er da seinen Frust aus der Arbeit ablässt, der irgendwo raus muss. Kompensation oder so.
Damit komme ich im Moment einfach nicht klar - zu Unrecht beschuldigt, angemotzt und dann aus Prinzip domoniert zu werden.
Auch Fremden gegebüber rastet er total schnell aus - da braucht nur die Kassiererin im Supermarkt an der Kassse das Kleingeld fallen zu lassen, dann motzt er so laut und aggressiv rum, dass es mir peinlich ist. Das ist einfach "übers Ziel hinaus".
Das Problem ist - ich habe ihn als starke Frau kennengelernt, mittlerweile bin ich selber fertig mit der Welt und bald ein seelisches Wrack. So fühle ich es. Ich habe selber dieses "ich kann nicht mehr Gefühl", von dem er erzählt - als wenn ich es irgendwie übernommen hätte, als wenn es ansteckend wäre. Ich esse selber unregelmäßig, bin seit neuestem total nah am Wasser gebaut, habe im Streit Angst ihn zu verlieren weil ich ihn liebe und weiß doch, dass es mir (vielleicht?) ohne ihn besser ginge - aber noch ist die Liebe stärker und der Wille, ihn nicht aufzugeben, auch wenn er mir, ganz objektiv, nicht guttut.
Gerade haben wir wieder Streit, er hat den Kontakt komplett abgebrochen, wirft mir vor ich zöge ohne jede Rücksicht mein Leben durch, und er müsste sich schon im Büro immer allen unterordnen, nicht privat auch noch - das sagt eigentlich schon alles. Er schlägt um sich, momentan eben auch gegen mich, den einzigen Menschen, der ihn wirklich aufrichtig liebt und der es nur gut mit ihm meint. Ich würde wirklich alles für ihn tun, weil ich ihn liebe - aber ich kann und darf mich dabei doch nicht selber aufgeben, ich muss doch kein Unrecht an meiner Person hinnehmen, nur weil es ihm schlecht geht?
Es ist alles so kompliziert - ist das überhaupt ein Burn out Syndrom, was er hat? Das alles zusammen: Diese Erschöpfung zusammen mit dieser Wut, die sich immer öfter entlädt, die Perspektivlosigkeit im Job, die Konzentrationsprobleme, die Geräuschempfindlichkeit, das gestörte Essverhalten, diese extreme Dominanz im Privatleben als Ausgleich zum "Untergebuttertwerden" im Job?
Und vorallem:
Was kann man da machen?
Was kann ICH machen, wie kann ich ihm HELFEN?
Ich liebe ihn doch so sehr. Bitte helft mir. Ich kann nicht mehr.
Eure Medica