Der Unsinn vom Grenzwert: Strahlung von mobilen Netzwerken (WLAN) erhöht die Freisetzung von Quecksilber aus Amalgam
Amalgam besteht zu mehr als 50% aus Quecksilber. Trotz aller gesundheitlichen Bedenken wird der Einsatz von Amalgam von Zahnärzten und deren Verbänden weiterhin vehement verteidigt, massiv unterstützt von Politikern aller Parteien.
Selber entscheiden: toxisch und harmlos?
Es ist unstrittig, dass Quecksilber sich aus Amalgam löst. Es ist ebenso unstrittig, dass Quecksilber das giftigste nicht radioaktive Element ist, giftiger als Arsen oder Cadmium. Es ist unstrittig, dass Quecksilber ein Speichergift ist, also große Teile des aufgenommenen Quecksilbers im Körper verbleiben und nur extrem langsam wieder ausgeschieden werden. Die Halbwertszeit hierfür wird mit bis zu 22 Jahren angegeben.
Wie giftig das Quecksilber im Einzelfall ist, unterliegt verschiedenen Einflussfaktoren, z.B. der genetischen Disposition hinsichtlich der Fähigkeit, Umweltgifte zu entgiften (u.a. Polymorphismen im Glutathion-System) oder der Wechselwirkung mit anderen Metallen und chemischen Substanzen, durch die eine für sich genommen unschädliche Konzentration an Quecksilber dennoch gesundheitliche Schäden verursachen kann. Daraus ergibt sich, dass es hinsichtlich der langfristigen Gesundheit unsinnig ist, für einzelne toxische Substanzen – so auch für Quecksilber – Grenzwerte oder Toleranzwerte festzulegen. Vielmehr muss es das Ziel einer individuellen Therapie und des individuellen Verhaltens sein, toxische Substanzen aus dem Umfeld maximal zu reduzieren.
Der Unsinn der Grenzwerte
Die Annahme, dass ein Mensch nur mit einem toxischen Element, wie zum Beispiel Quecksilber, in Kontakt kommt, ist eine Idealvorstellung, die nicht dem täglichen Leben entspricht. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen (eigentlich würde hierfür der gesunde Menschenverstand ausreichen), dass unser Körper täglich mit verschiedenen Metallen wie Blei, Quecksilber, Cadmium, Nickel und Arsen konfrontiert wird und sich daraus Interaktionen ergeben, die nur schwer vorhersehbar sind. So kamen Untersuchungen der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA), welche die Rolle von Mehrfachbelastungen mit Metallen bei der Entstehung von Krebserkrankungen erforschten, zu dem Ergebnis, dass die gemeinsame Wirkung verschiedener Metalle größer sein kann, als die Summe ihrer Einzelwirkungen. Eine andere Studie zeigte, dass eine für sich allein betrachtete ungiftige Menge von Quecksilber, die mit einer an sich ungiftigen Menge von Blei kombiniert wird, zu Vergiftungen führt. Weitere Untersuchungen bestätigen, dass geringe Quecksilbermengen, die für sich allein bewertet als tolerierbar einzustufen sind, in Kombination mit anderen Metallen zu nicht vorhersehbaren toxischen Wirkungen führen können (1,2,3,4,5,6,7).
EMF: Das neue Supergift
Inzwischen haben wir es mit einem neuen „Supergift“ zu tun, das wir mit unseren Sinnesorganen nicht wahrnehmen können: Elektromagnetischen Wellen. Wer sich die Umsatzzahlen der Mobilfunkindustrie und der davon abhängigen und profitierenden Industriezweige ansieht, wird realistischerweise zu dem Schluss kommen, dass sich an der grenzenlosen Ausbreitung dieser Technologie auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nichts ändern wird.
Auch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien (8), welche die gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Schäden dieser Technologie belegen, werden in absehbarer Zeit den Siegeszug nicht aufhalten. Dennoch ist es wichtig, dass solche Studien durchgeführt werden und dass die Ergebnisse gegen industriellen und politischen Druck veröffentlicht werden, damit zumindest der einzelne Mensch die Möglichkeit hat, sein eigenes Verhalten so weit wie möglich zu optimieren, um die gesundheitlichen Belastungen zu reduzieren.
WLAN mobilisiert Quecksilber aus Amalgam
In den letzten 10 Jahren wurden verschiedene Studien publiziert, die eine erhöhte Freisetzung von Quecksilber aus Amalgam und Schäden an Amalgamfüllungen nach Exposition mit verschiedenen elektromagnetischen oder ionisierenden Strahlen fanden (9,10,11,12,13).
Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt nun, dass auch WLAN die Freisetzung von Quecksilber aus Amalgam erhöht (14). Die Forscher setzten Amalgamfüllungen für 20 Minuten der Emission eines Standard-WLAN-Router aus, der Daten mit einem Laptop-Computer in 20m Entfernung austauschte. Die WLAN-Exposition führte im Vergleich zur nicht exponierten Kontrollgruppe zu einem Anstieg von 115%.
Schlussfolgerung
Die Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen, wie sie in den industrialisierten Ländern heute mehrheitlich gepflegt werden, stellen die Gesundheitssysteme vor neue Herausforderungen. Die Akutmedizin hat einen exzellenten Standard erreicht, die Bedeutung von Infektionskrankheiten ist deutlich in den Hintergrund gerückt.
Im Gegensatz dazu nehmen viele chronische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten zahlenmäßig dramatisch zu. Dieser Zunahme müssen menschengemachte Veränderungen, Verhalten und Umwelt, zugrunde liegen. Nichts anderes hat sich in dieser Zeit so massiv verändert, dass es eine so offensichtliche Zunahme von scheinbar unterschiedlichen Erkrankungen bewirken könnte.
- Eine neu geschaffene Ernährung mit denaturierten oder vollständig künstlich hergestellten Produkten, die mit Lebensmitteln nichts mehr zu tun haben
- ein verändertes Arbeitsumfeld – in vielen Fällen in geschlossenen Räumen mit künstlichem Licht und dauerhafter massiver elektromagnetischer Belastung
- unnatürliche Schlaf- und Wachrhythmen mit einer künstlich geschaffenen Zeittaktung
- psychischer Stress durch unrealistische Ängste und industriell geschaffene Bedürfnisse
- ständige multimediale Berieselung mit einer Verdichtung negativer und gewalttätiger Inhalte
Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Unser genetischer Code hat sich in dieser Zeit nicht annährend so verändert. Unser Körper reagiert mit denselben Mechanismen wie vor 50 oder vor 2000 Jahren auf Ereignisse von außen: Entzündung.
Dieser Mechanismus dient aber eigentlich der Abwehr einmaliger, zumindest seltener, punktueller Ereignisse. Er ist, wie wir inzwischen wissen, ein untaugliches Mittel, tägliche Belastungen auf Dauer auszugleichen, zumal die meisten Menschen gar nicht auf die Idee kommen, gesundheitsschädliche, nicht artgerechte Verhaltensweisen als solche zu identifizieren und zu vermeiden.
Doch was passiert, wenn wir mit einem Auto Vollgas geben (schädliches Verhalten) und gleichzeitig auf die Bremse treten (Entzündung). Wir werden die Funktion des Autos stören. Hat unser Auto sehr viel PS (vergleichbar mit z.B. einer hohen Entgiftungsfähigkeit des Körpers), dann wird es trotz Bremse zunächst losfahren. Hat es wenig PS (verminderte Entgiftungsfähigkeit, reduzierte Kompensationsfähigkeit), dann wird es sich nicht oder kaum von der Stelle bewegen. In beiden Fällen ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis bleibende Schäden auftreten, wenn wir unser Handeln, Gas und Bremse gleichzeitig zu betätigen, nicht verändern.
Abbildung: Akute und chronische Entzündung: Durch die menschliche Verhaltensänderung entsteht aus einem sinnvollen Mechanismus eine Multisystemerkrankung (Grafiken von Dr. V. v. Baehr, IMD Berlin).
Welche Antworten hat die Medizin auf diese veränderte Herausforderung? Dies ist eine häufig gestellte Frage. Aus meiner Sicht ist die Frage nicht zielführend, wenn es um dauerhafte Heilung und nachhaltige Gesundheit geht, zumindest nicht alleine zielführend. Ein Gesundheitswesen wird die akuten Folgen abmildern können, nicht aber beseitigen.
Die gesellschaftliche Antwort lautet: „Raus aus der Box“. Jeder einzelne Mensch darf erkennen, dass in den meisten Fällen sein eigenes Verhalten die Basis seines Zustandes ist. Jedes Individuum hat die Chance, die Verantwortung für seine Zukunft zu übernehmen (Es geht hier nicht (!) um die Schuld für die bestehende Situation). Das Gesundheitswesen kann eine Unterstützung liefern, manchmal eine zweite Chance, aber selten eine dauerhafte Lösung im Sinne von dauerhafter Heilung und nachhaltiger Gesundheit.
Und dennoch sind auch im Gesundheitswesen neue Konzepte für die veränderte Situation gefragt. Gefragt im Sinne von erforderlich, um sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Gefragt aber auch im Sinne der steigenden Nachfrage durch Patienten.
Quellen
1 Jennrich, P.: Quecksilber – ein der schädlichsten Substanzen weltweit. Im Auftrag von Greenpeace e.V., Mai 2015.
2 Reichl FX (Hrsg.): Taschenatlas der Umweltmedizin. Georg Thieme Verlag, Stuttgart. (2000).
3 Llobet JM, Falcó G, Casas C, Teixidó A, Domingo JL. Concentrations of arsenic, cadmium, mercury, and lead in common foods and estimated daily intake by children, adolescents, adults, and seniors of Catalonia, Spain. JAgric Food Chem. 2003 Jan 29; 51(3):838-42.
4 Pastorelli AA, Baldini M, Stacchini P, Baldini G, Morelli S, Sagratella E, Zaza S, Ciardullo S. Human exposure to lead, cadmium and mercury through fish and seafood product consumption in Italy: a pilot evaluation. Food Addit Contam Part A Chem Anal Control Expo Risk Assess. 2012; 29(12):1913-21.
5 Kim JA, Lee SH, Choi SH, et al. Heavy Metal Risk Management: Case Analysis. Toxicol Res. 2012; 28(3):143-149.
6 CDC – Centers for Disease Control and Prevention. National Report on Human Exposure to Environmental Chemicals. (2009) http://www.cdc.gov/exposurereport/ letzter Zugriff: 03.04.2015.
7 Madden EF. The role of combined metal interactions in metal carcinogenesis: a review. Rev Environ Health. 2003 Apr-Jun; 18(2):91-109.
8 Weshalb Grenzwerte nicht schützen. Diagnose-Funk, Redaktion Wissenschaft. http://studien.diagnosefunk.org, Version 2010-6-17.
9 Mortazavi, S. M. J. et al.: Mercury release from dental amalgam restorations after magnetic resonance imaging and following mobile phone use. Pak J Biol Sci. 2008;11(8):1142–6.
10 Mortazavi, S. M. J. et al.: High-field MRI and Mercury release from dental amalgam fillings. Int J Occup Environ Med. 2014;5(2):101–5.
11 Shahidi, S. H. et al.: Effect of magnetic resonance imaging on microleakage of amalgam restorations: an in vitro study. Dento maxillo Facial Radiol. 2009;38(7):470–4.
12 Yilmaz, S., Misirlioglu, M.: The effect of 3 T MRI on microleakage of amalgam restorations. Dento maxillo Facial Radiol. 2013;42(8):20130072.
13 Kursun, S. et al.: Effects of X-rays and magnetic resonance imaging on mercury release from dental amalgam into artificial saliva. Oral Radiol. 2014;30(2):142–6.
14 Paknahad, M. et al.: Effect of radiofrequency radiation from Wi-Fi devices on mercury release from amalgam restorations. Journal of Environmental Health Science and Engineering (2016) 14:12, DOI 10.1186/s40201-016-0253-z.