Pilze

Kategorien: Krankheitsbilder, Mikroorganismen, Pilze

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Zu den Eukaryoten (Lebewesen mit Zellkern) gehört neben Pflanzen und Tieren das Reich der Pilze (Fungi). Die Pilze, die den Tieren näher als den Pflanzen stehen ernähren sich von organischen Stoffen, sind aber wie Pflanzen unbeweglich an ihren Standort gebunden. Unter ihnen gibt es winzige, mikroskopisch kleine Einzeller (Hefen) bis hin zu Großpilzen (Myzelpilze). Da Pilze durch ihren Stoffwechsel auf organische Stoffe angewiesen sind, gibt es auch solche die auf und in uns leben und unverzichtbar sind und auch einige, die den Menschen als Krankheitserreger schädigen können. Diese Infektionen bezeichnet man als Mykosen.

Mykosen

Solange das Gleichgewicht der Mikroorganismen auf und in uns sich ausgewogen in gewissen Grenzen bewegt, sind wir gesund.  Dabei ist es genau so wichtig, dass die „normalen“ Besiedlungsorte nicht verlassen werden. Zudem prodziert unser Körper ein eigenes Fungizid, welches regulierend eingreift [1]. Erst wenn einer dieser Faktoren verschoben wird oder sich fremde Spezies parasitär ansiedeln und uns schädigen werden wir krank. Mykosen sind in den Industrieländern von den Krankheitsfällen her betrachtet steigend, während die verschiedenen Mykosekrankheiten kleiner werden. Das hängt mit der kohlenhydrat-lastigen Ernährung (Zucker, Stärke), dem wachsenden Stress, mangelnder Bewegung und höherer Giftbelastung zusammen. Dem gegenüber haben sich die hygienischen Bedingungen verbessert, der Kontakt mit Tieren ist geringer und gegen hochinfektiöse Keime wurden Strategien entwickelt.

Alle Pilzerkrankungen haben die einheitliche Wortendung „…ose“.

Mykosen können sich oberflächlich, subkutan als auch systemisch entwickeln.
Oberflächliche Mykosen befinden sich auf der Haut, Hornhaut, Haaren und den Nägeln.
Meist handelt es sich um Dermatophyten (Tinea) zu denen auch der hartnäckige Fußpilz (Tinea pedis) gehört.
Oberflächlich kann auch eine Mykose auf den Schleimhäuten im Mund, Zunge, Rachen, Nase, Verdauungstrakt und Urogenitalsystem.vorliegen. Hier handelt es sich oft um Hefen der Gattung Candida. Befindet sich der Infektionsherd tiefer im Gewebe, handelt es sich um eine subkutane Mykose, meist ist es eine Schimmelpilzinfektionen.
Ein weit verbreitetes Fehlurteil täuscht eine relative Harmlosigkeit von Pilzinfektionen vor. Oft werden sie als eher als lästig und unangenehm statt gefährlich, sogar lebensbedrohend angesehen. Pro Jahr sterben jedoch etwa 1,5 Millionen Menschen weltweit an Mykosen, Das sind in etwa eben so viele wie durch Malaria. Die meisten Todesfälle werden durch lediglich vier Pilzarten verursacht: Pneumocystis, Kryptokokken, Gießkannenschimmel und Candida. Noch vor einigen Jahren belächelten selbst Mediziner eine Kandidose als „Modeerscheinung“, heute wissen wir, dass etwa 250.000 Betroffene pro Jahr daran sterben.

Bei systemischen (invasiven) Mykosen gelangen die Sporen oft über die Lunge in den Blutkreislauf und Organe. Sie sind sehr ernst zu nehmen. Nicht nur, dass sie schwer behandelbar sind und ein hohes Risiko darstellen, sie befallen geschwächte Patienten oppurtunistisch in den ungünstigsten Momenten gerade dann, wenn das Immunsystem schwach ist. Häufig ist es eine Kryprokokkose (Hefe) oder ein Schimmel (Aspergillus), der an schwer verlaufenden Systemmykosen beteiligt ist. Etwa die Hälfte aller Todesfälle durch eine Sepsis sind durch Mykosen verursacht und das Bedrohungspotential nimmt stetig zu. Inzwischen werden Candida-Infektionen schon als Volksseuche bezeichnet.

In den meisten Fällen zeigt eine dieser Pilzinfektionen an, dass das Immunsystem geschwächt ist. Pilzinfektionen sollte man eher als Symptom werten, dass etwas anderes im Körper nicht stimmt! Deshalb sollte man zB. die Kandidose (Soor) als Schwächesignal und weniger als eigene Krankheit verstehen.

Der größte Teil aller Mykosen werden selbst verursacht. Lebensweise, Ernährung, Kleidung und Hygiene spielen eine groŸe Rolle. Auch die zunehmenden chronischen Krankheiten (Diabetes), Allergien, Unverträglichkeiten und das höhere Alter begünstigen Pilzerkrankungen. Bei Multiallergien steckt ebenfalls sehr oft Candida dahinter.

Heute betrachtet man einige systemische Mykosen auch als nosokomial (im Krankenhaus) erworben. Auf Intensivstationen ist etwa jeder 10. Sepsis-Patient betroffen, besonders anfällig sind organtransplantierte Patienten.

Die Symptome sind sind bei Mykosen oft uncharakteristisch. Wer denkt bei Kopfschmerz, Migräne, Gereiztheit oder Müdigkeit, Rheuma, Schwindel, Blähungen usw. an eine Pilzerkrankung? Meist sind eindeutige Symptome wie juckende Hautreaktionen, Harnwegsbeschwerden oder FuŸpilz nicht vorhanden. Darin liegt die besondere Gefahr der Mykosen. Wird lediglich das Symptom behandelt und die Ursache nicht erkannt sind Spätschäden kaum zu vermeiden. Obwohl dann ein Behandlungsfehler vorliegt, ist die Beweiskette nur schwer zu erstellen. Fatal wird sich die Fehlbehandlung auswirken wenn Antibiotika verabreicht werden, denn das ist bei einer Mykose oft kontraindiziiert, verschlimmert die Erkrankung!

Diagnose

Der medizinisch bekanntere Teil aller Infektionen wird durch Bakterien verursacht. Diese Tatsache verschleiert manchmal eine Mykose. Erkrankt man zB. an einer Sinusitis (Nasen-, Neben- oder Stirnhöhlenentzündung), denkt man zuerst an bakterielle Ursachen. Wird dann fälschlich mit Antibiotika behandelt und die Ursache zu spät erkannt, kann ein Schimmelpilz bis in das Gehirn vordringen und schwere Schäden verursachen. Eine Diagnose wird auch deshalb erschwert, weil Pilze zur normalen Flora gesunder Menschen gehören, so zB. Candida albicans auch Bestandteil der normalen Darmflora ist. Sowohl Abstriche als auch Antikörper werden fast immer Pilze anzeigen. Erst wenn Pilze an Körperstellen, in Gewebeproben, Gelenkflüssigkeiten, Blut, Harn, Gehirn- oder Rückenmarkliquor nachgewiesen werden können, die im Normfall dort nicht sein dürften scheint die Infektion gefunden. Sehr nützlich sind Nachweise über Nativpräparate, da sich im Mikroskop Pilzfäden gut darstellen lassen. Trotzdem können sich weitere Probleme ergeben, weil die Kulturen nicht immer gelingen, manchmal verunreinigt sein können und Gewebeproben nur aufwändig zu untersuchen sind. Deshalb wird meist nach Antigenen und Antikörpern im Blut oder Stoffwechselprodukten (Metaboliten) der Pilze gesucht. Auch bei diesen serologischen Nachweisverfahren kann es Probleme geben, weil nicht bei jedem Erkrankten Antikörper gebildet oder keine Stoffwechselprodukte gefunden werden. Bei der PCR-Methode wird nach der Erbsubstanz (DNA) der Pilze gesucht. Ein Nachweis der Erbsubstanz bedeutet aber nicht unbedingt, dass dieser Pilz ursächlich an der Erkrankung beteiligt ist. Er kann auch an harmloser Körperstelle siedeln und damit unschädlich sein.
Bei Mykosen, die sich verborgen entwickeln sind Diagnosen viel schwieriger zu stellen als bei bakteriellen Erkrankungen. Bei Hefen gelingt die Isolation aus Blut-, Urin- und Bronchialproben etwas besser als bei Fadenpilzen. Lässt sich der Erreger kultivieren, kann er natürlich identifiziert und die möglichen Resistenzen bestimmt werden.
Nachteilg ist bei diesem Verfahren, dass Ergebnisse nicht unmittelbar zu erwarten sind, der zeitliche Faktor verzögernd wirkt.

In der Diagnostik wird neben der histologischen Sicherung aus Biopsien auch auf radiologische Verdachtsdiagnosen zurück gegriffen. Die Entscheidung sollte möglichst frühzeitig gefällt werden auch wenn sich die antimykotische Therapie nur als Verdacht empirisch erhärtet. Manche „rzte verzichten wegen fehlender Eindeutigkeit ganz auf Nachweisverfahren.

Auch im häuslichen Bereich tappt man leider oft im Dunklen. Der sogenannte Speicheltest kann eine Hilfe, aber scheint auch kein 100%-iger Nachweis für Candida zu sein.
Oberflächliche oder subkutane Mykosen sind natürlich leichter zu erkennen.

Therapie

Die medikamentelle Therapie welche von der Spezies, Stärke und dem Infektionsort abhängt, kann nur dann richtig wirksam sein und dauerhaft greifen wenn auch die Ursache erkannt, gefunden und beseitigt wird, da die Barriere, die das Immunsystem darstellt durchbrochen werden konnte. Deshalb sollte jedem Patienten klar sein, dass hinter einer Mykose immer weitere Ursachen stehen! In vielen Fällen sind diese vom Patienten selbst verursacht oder können beeinflusst werden. Wer ganzheitlich denkt, sollte immer prüfen ob bei einer Pilzerkrankung nicht in Wirklichkeit immuntherapeutische Massnahmen wichtig wären, ob Ernährung, Wohn- und Umweltbedingungen, Hygiene usw. einer Änderung bedürfen! In jedem Falle sollte der Darmflora größte Beachtung geschenkt werden, denn diese ist für das Immunsystem von hoher Wichtigkeit. Fast immer kann eine Diät die Behandlung unterstützen. Die Naturheilkunde bietet auch sehr nützliche Therapiemöglichkeiten und sollte durchaus in Betracht gezogen werden.

Meist dauert die Therapie einer Mykose sehr lange. In vielen Fällen wird die Therapie zu früh abgebrochen und die wahre Ursache nicht beseitigt. Die Reinfektion kommt zwangsläufig und wird dann noch schlechter behandelbar, weil sich der Pilz schon stärker an die Medikamente anpassen konnte.

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