COMT-Genvarianten

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Der Katecholaminabbau erfolgt nicht nur über MAO-B, sondern auch über die Catechol-ortho-methyl-transferase.

Die Aktivität des Gens kann mittels einer Genanalyse untersucht werden.
Es gibt drei Möglichkeiten, die durch Vererbung zustande kommen können. Je nachdem, welche dieser Genvarianten man vererbt bekommen hat, sind unterschiedliche Auswirkungen auf die Schmerzwahrnehmung und sogar auf das gesamte Verhalten des Menschen.

Schließlich kann der Abbau langsam vonstatten gehen, so daß sich im ZNS höhere Katecholaminkonzentrationen zeigen.

Der Abbau über COMT erfolgt durch Methylierung der entsprechenden Katecholamine.

Hier ein Artikel über die Auswirkungen:

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Freitag, 21. Februar 2003, Nr. 44
Seite 38, Feuilleton
Schmerzhafte Veranlagung
Wehleidigkeit hat einen Grund: Ein Gen ist schuld
Wer Schmerzen klaglos ertragen kann, muß deshalb noch kein Held sein.
Möglicherweise verdankt er diese bemerkenswerte Tugend nämlich nur einer
bestimmten Erbanlage. Forscher in den Vereinigten Staaten sind jedenfalls
auf ein Gen gestoßen, das die Schmerzempfindung stark beeinflußt. Je
nachdem, über welche Variante des Gens ein Mensch verfügt, fällt die
Reaktion auf schmerzhafte Reize stärker oder schwächer aus.
Die Forscher um Jon-Kar Zubieta von der University of Michigan in Ann Arbor
haben die Erbanlage für das Enzym Comt ins Visier genommen. Dieses Enzym ist
am Stoffwechsel von Neurotransmittern beteiligt, von Substanzen, die für die
Signalübertragung zwischen Nervenzellen unerläßlich sind. Das Enzym sorgt
zum Beispiel dafür, daß der Neurotransmitter Dopamin abgebaut wird, wenn er
seine Aufgabe als Signalübermittler erfüllt hat. Dopamin wird oft auch als
Glücksdroge des Gehirns bezeichnet, weil es an der Entstehung angenehmer
Gefühle beteiligt ist. Daneben übt es aber noch andere Funktionen aus, und
eine davon betrifft das Schmerzempfinden.
Das Gehirn verfügt über eigene Schmerzmittel, die Enkephaline und
Endorphine. Diese Substanzen lagern sich bestimmten Bindungsstellen von
Nervenzellen an und unterdrücken dadurch die Schmerzwahrnehmung. Wie
Tierversuche gezeigt haben, führt eine Aktivierung des Dopamin-Systems dazu,
daß die Konzentration der körpereigenen Schmerzmittel abnimmt
. Für die
Forschergruppe um Zubieta stellte sich daher die Frage, ob die
Schmerzverarbeitung auch von der Aktivität des Enzyms Comt abhängt.
Schon länger ist bekannt, daß Comt beim Menschen in unterschiedlichen Formen
vorkommt. Das liegt an einer kleinen Abweichung im entsprechenden Gen. Diese
hat zur Folge, daß an einer bestimmten Stelle des Enzym-Moleküls ein
Aminosäure-Baustein durch einen anderen ersetzt wird. Anstelle von Valin
findet sich dort Methionin. Das Enzym büßt dadurch den größten Teil seiner
Wirksamkeit ein. Die Fähigkeit zum Abbau von Dopamin nimmt auf ein Drittel
bis ein Viertel ab.

Da der Mensch über zwei Comt-Gene verfügt - eines von der Mutter und eines
vom Vater - sind insgesamt drei genetische Kombinationen möglich. Zum einen
können beide Gene das mit Valin ausgestattete, aktive Enzym bilden. Zum
anderen kommt es vor, daß alle zwei Gene jene Abweichung aufweisen, die zu
der Methionin-Variante des Enzyms führt. Die dritte Möglichkeit besteht
darin, daß ein Gen für die aktive und das andere Gen für die weniger aktive
Form
des Enzyms kodiert.
Wie die Forscher in der heutigen Ausgabe der Zeitschrift "Science" (Bd. 299,
S. 1240) berichten, besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der
Genausstattung und dem Schmerzempfinden. In die Tests wurden 29 Personen
einbezogen. Man injizierte ihnen kleine Mengen von Salzlösung in den
Kaumuskel des Kiefers. Das führte zu einem anhaltenden Schmerz. Ein
computergesteuertes Infusionssystem sorgte dafür, daß im weiteren Verlauf
des Experiments Salzlösung in einer Menge zugeführt wurde, durch die der
Schmerz gleichblieb. Jene Probanden, die aufgrund ihrer Erbanlage
ausschließlich die besonders aktive Variante von Comt bildeten, ertrugen
hierbei mehr von der Salzlösung als jene mit je einer Valin- und
Methionin-Variante. Am sensibelsten reagierten Probanden, die von beiden
Elternteilen die Methionin-Version des Gens geerbt hatten. Weil das
Comt-Enzym bei ihnen weniger wirksam ist, liegt Dopamin in höherer
Konzentration vor, was wiederum mit einer verringerten Menge von
körpereigenen Schmerzmitteln einhergeht.
Die unterschiedliche Reaktion auf schmerzhafte Reize spiegelt sich auch auf
molekularer Ebene im Gehirn. Man injizierte den Versuchspersonen eine
schwach radioaktive Substanz, die sich den Bindungsstellen für Endorphine
anlagert. Mit dem Verfahren der Positronen-Emissions-Tomographie ließ sich
dann feststellen, daß, abhängig von der jeweiligen Comt-Variante, das
körpereigene System der Schmerzbekämpfung unterschiedlich stark aktiviert
wurde. All jene Menschen, die ob ihrer Wehleidigkeit belächelt werden, haben
jetzt jedenfalls ein entwaffnendes Argument zur Hand: Es liegt eben am
Comt-Gen. REINHARD WANDTNER
Gen für Wehleidigkeit (FAZ; GeNPost)

Weitere Infos folgen noch :)
 
Hier prozentuale Angaben über das Schmerzempfinden in Abhängigkeit der jeweiligen COMT-Genvariante:


Das COMT Gen lässt sich durch ein einzelnes Valin oder Methionin der Aminosäure wie folgt unterscheiden:

Genotyp / Häufigkeit / Reakt. Schmerz Methionin/Methionin 20-35% stark
Valin/Valin 20-30% gering
Valin/Methionin 45-60% mittel


Der ganze, interessante Text ist wie folgt:

Neurobiologische Grundlagen der Hypnose� neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung

Prof. Dr. Ulrike Halsband
Neuropsychologie
Institut für Psychologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg


Engelbergerstraße 41
79098 Freiburg
e mail: [email protected]



Gliederung
  1. Einleitung: Hirnforschung- von der Phrenologie zu modernen Verfahren der Bildgebung
    .
  2. Lernen von Wortpaarassoziationen im Wachzustand und in Hypnose- PET-Studien und Neuropsychologie (eigene Untersuchungen)
  3. Plastische Veränderungen im Gehirn nach Tranceinduktion: Einblicke in internationale Forschungsergebnisse
  4. Genforschung und Hypnose
  5. Zusammenfassung

1. Einleitung: Hirnforschung- von der Phrenologie zu modernen Verfahren der dynamischen Bildgebung

Historisch betrachtet, stellt die phrenologische Theorie von Franz Josef Gall (1758-1828) und Johann Caspar Spurzheim (1776-1823) die erste umfassende Theorie zur Funktionsweise des Gehirns dar. Die sogenannte Phrenologie war im 19. Jahrhundert eine beliebte Pseudowissenschaft. Gall (1758-1828) & Spurzheim (1776-1823) versuchten die Ausprägung angeborener Fähigkeiten und Neigungen über genau lokalisierbare Hirnpartien an Erhebungen und Vertiefungen der Schädeloberfläche zu erkennen. Die von Gall begründete Lehre ging davon aus, daß man über die Form des Schädels bereits auf die intellektuellen und charakterlichen Eigenschaften eines Menschen schließen könne. Gall unterschied hierbei 27 affektive und intellektuelle Eigenschaften, diese wurden später auf 48 Fähigkeitsbereiche erweitert. Hierzu zählte der Bereich des Intellekts (z.B. Kreativität, Urteilsfähigkeit, Planungsverhalten), energetische Fähigkeiten (Akzeptanz, Selbsteinschätzung, Festigkeit), moralische Fähigkeiten (Verehrung, Geistigkeit, Bewußtsein) und der Bereich der Liebe (Neigung, Liebenswürdigkeit, Verschlossenheit).

Obwohl viele der spekulativen phrenologischen Theorien nicht bestätigt werden konnten, machten Gall und Spurzheim (1810) dennoch eine Reihe wichtiger Entdeckungen:


  1. Der Cortex und seine Gyri bestehen aus aktiven Zellen, die mit Hirnstamm und Rückenmark verbunden sind.
  2. Sie folgerten, daß der Cortex durch seine Projektionen zum Rückenmark das Verhalten bestimmen kann.
  3. Beide Hirnhälften sind durch das Corpus callosum verbunden und können daher miteinander wechselwirken.
Einer der bedeutendsten Pioniere der Neurowissenschaften und Vater der kognitiven Psychobiologie ist Donald Olding Hebb. Er beschrieb 1949 in seinem heute berühmten Buch "Organization of Behaviour" seine Hebb'sche Regel. Demnach ist die per Synapse vorgenommene Verschaltung zwischen den Nervenzellen plastisch und ändert sich proportional zur Aktivität vor und hinter der Nervenzelle. Nervenzellen können auf diese Weise ihre Aktivitäten miteinander korrelieren, um Zusammenschlüsse zu bilden, die Hebb als "cell assemblies" bezeichnet hat. Es handelt sich hierbei um funktionelle neuronale Einheiten, die aufgrund einer gemeinsamen Aktivierung eine verstärkte Verschaltung erfahren haben. Die neuronalen Einheiten sind über gewichtete Verbindungen vernetzt, in Verknüpfungen von Neuronennetzen werden Lernerfahrungen verankert. Nicht ein einzelnes Neuron, sondern ein Ensemble von Neuronen speichert die Erfahrung. Mit dieser Theorie hat Hebb die von der aktuellen Hirnforschung mit modernster Technik gewonnene Vorstellung von den dynamischen neuronalen Netzwerken des Gehirns vorweggenommen.

Ein wesentlicher Durchbruch gelang der modernen Hirnforschung mit der Einführung der Verfahren der dynamischen Bildgebung. Hierzu zählen die PositronenEmissionsTomographie (PET) und die funktionelle Magnet-resonanztomographie (fMRT), die die Darstellung funktionsabhängiger Veränderungen mit einer hohen räumlichen Auflösung ermöglichen. Somit gelang es, .Aktivierungen im Gehirn gewissermaßen „on-line“ zu analysieren. Hierbei misst die PET den regionalen Blutfluß im Gehirn unter Verwendung radioaktiv markierter Substanzen, sog. Positronenstrahler. Im Gegensatz hierzu handelt es sich bei der fMRT um ein nicht-invasives Verfahren, das auf den magnetischen Eigenschaften des Gewebes beruht. Von essentieller Bedeutung ist hierbei das BOLD-Verfahren (Blood Oxygenation Level Dependent), das auf den unterschiedlichen elektromagnetischen Eigenschaften des mit Sauerstoff beladenen Hämoglobins basiert und Veränderungen des Blutes im Gehirngewebe misst, die durch erhöhte Neuronenaktivität ausgelöst werden. Logothetis et al. (2001) gelang es nachzuweisen, daß mit BOLD-fMRT tatsächlich Veränderungen der Neuronenaktivität gemessen und vor allem Eingangssignale aus anderen Hirnarealen und ihre lokale Verarbeitung erfasst werden und weniger die Ausgangssignale zu anderen Hirnarealen. Untersuchungen der neuronalen Grundlagen deklarativen Lernens mittels funktioneller Bildgebung ergaben eine weitgehende Übereinstimmung der PET und fMRT Befunde (Halsband et al., 2002a; Krause et al., 1999a,b; Mottaghi et al., 1999, 2000; Schmidt et al., 2002).

Mittels moderner bildgebender Verfahren der Hirnforschung gelang es nachzuweisen, daß eine hypnotische Trance-Induktion zu plastischen Veränderungen im menschlichen Gehirn führt (z.B. Crawford et al., 1998; Faymonville et al.,. 2000; Grond et al., 1995; Kosslyn M, et al. 2000; Maquet et al., 1999 ; Rainville et al., 1997, 1999; 2002; Szechtman et al., 1998). Hypnotische Tranceinduktion stellt somit ein neurobiologisch erfassbares Korrelat der Hirnfunktion in einem veränderten Bewußtseinszustand dar (Rainville et al., 2002).


2. Lernen von Wortpaarassoziationen im Wachzustand und in Hypnose- PET-Studien und Neuropsychologie (eigene Untersuchungen)

In den letzten Jahren haben wir in einer Reihe von Untersuchungen die bildgebenden Verfahren der PET und der fMRT eingesetzt mit dem Ziel, die bei der Enkodierung und dem Abruf von Wortpaarassoziationen involvierten neuronalen Mechanismen zu differenzieren. Es konnte eine Beteiligung des bilateralen präfrontalen Cortex (mit stärkerer linksseitiger Aktivierung) und des anterioren cingulären Cortex während der Enkodierung episodischen Materials nachgewiesen werden. Beim Abruf der Inhalte zeigte sich eine bilaterale präfrontale Aktivierung (mit stärkerer rechtsseitiger Ausprägung), eine bilaterale Aktivierung im anterioren cingulären Cortex, sowie zusätzlich eine Aktivierung im medialen parietalen Cortex (Präcuneus) nachgewiesen werden (z.B. Halsband et al., 1998; Halsband et al., 2002; Krause et al., 1999a,b; Mottaghy et al., 1999a,b Schmidt et al., 2002). Desweiteren konnten wir zeigen, daß die Aktivierung des Precuneus während des Abrufs episodischen Materials unabhängig von der Präsentationsmodalität (visuell vs auditiv), dem Vorstellungsinhalt des präsentierten Materials (hohe vs niedrige Bildhaftigkeit) und der Verarbeitung in der Mutter-oder einer gut erlernten Fremdsprache ist (Halsband et al., 2002, Krause et al., 1999a; Schmidt et al., 2002).

In jüngster Zeit gelang es uns mittels PET die neuronalen Mechanismen beim Wortpaarassoziationslernen unter Hypnose und im Wachzustand zu untersuchen (Halsband & Laihinen, in Vorbereitung). Untersucht wurden sechs rechtshändige, hochsuggestible Normalprobanden (Stanford Hypnotic Susceptibility Scale). In der Lernphase (Enkodierung) wurde den Probanden auf einem Bildschirm eine Liste von 12 Wortpaaren mit hoher Bildhaftigkeit präsentiert (Beispiele: Affe-Kerze, Sonne-Vogel), die sie innerlich nachsprechen und lernen sollten. Das Lernverhalten wurde in Trance und im Wachzustand untersucht. In der Abrufphase (Wachzustand) wurde in randomisierter Reihenfolge nur jeweils das erste Item der Wortpaare präsentiert, und die Probanden sollten das zweite Wort aus dem Gedächtnis assoziieren. In der Enkodierungsphase waren in beiden Versuchsbedingungen bilaterale Aktivierungen im präfrontalen Cortex (Brodmann Areale 9/45/46) und im anterioren cingulären Cortex nachweisbar. Unterschiede der Aktivierungen fanden sich in einer zusätzlichen occipitalen und verstärkten präfrontalen Aktivierung unter Hypnose. In der Abrufphase (Wachzustand) zeigten sich bilaterale präfrontale und anteriore cinguläre Aktivierungen, sowie Aktivierungen im medialen parietalen Cortex (Brodmann Areal 7, Precuneus) und Cerebellum (Halsband, 2004; Halsband & Laihinen, in Vorbereitung). Beim Abruf der Inhalte, die zuvor unter Hypnose erlernt wurden, waren stärkere Ausprägungen der Aktivierungen im präfrontalen Cortex und Cerebellum, sowie zusätzliche Aktivierungen im Sehzentrum nachweisbar (Abbildung 1). Eine nach der Studie erfolgte Befragung der Probanden nach der Lernstrategie ergab, dass unter Hypnose alle Versuchspersonen die Wortpaare in Form von Bildern gelernt hatten (Halsband, 2004; Halsband & Laihinen, in Vorbereitung).

Auf behavioraler Ebene konnten wir zeigen, daß sich unter Hypnose der Abruf von abstrakten Wortpaaren (Moral-Buße) verschlechterte, wobei sich hingegen die Reproduktionsleistung bei Wortpaaren mit hoher Bildhaftigkeit (Affe-Kerze) verbesserte (Halsband, 2001) (Abbildung 2). Die Ergebnisse sind im Einklang mit der Studie von Crawford & Allen (1996). Die Autoren berichteten bei Personen mit hoher hypnotischer Suggestibilität über einen verbesserten Abruf von bildhaften Wortpaarassoziationen.

Die Annahme, daß Hypnose zu einer Erhöhung der bildhaften Repräsentation führt, wurde in einer weiteren Studie von Bongartz (1985) belegt. Die Ergebnisse zeigten bei hochsuggestiblen Personen nach einer Altersregression eine höhere Fehlerleistung beim Wiedererkennen semantisch ähnlicher Wörter (Ofen und Herd) als im Wachzustand, hingegen zeigten dieselben Versuchspersonen eine verbesserte Leistung beim Wiedererkennen akustisch ähnlicher Wortpaare (Bäcker-Wecker). Die Autoren unterstrichen damit die Hypothese, daß Hypnose eine eher bildhafte Repräsentation verlangt. Dieses führt bei Hochsuggestiblen zu einer besseren Diskrimination zwischen dem zuvor dargestellten Wort, welches das kodierte Bild beschreibt, und einem akustisch ähnlichen Distraktor. Hingegen zeigte sich der gegenteilige Effekt bei der Verwendung semantisch naheliegender, wobei die Ähnlichkeit der semantischen Bilder, die beim Abruf assoziiert wurden, zu einer schlechteren Abrufleistung führte. Die verschlechterten Leistungen könnten darauf zurückzuführen sein, daß in der hypnotischen Altersregression eine Interferenz bei bildhaft ähnlichen Präsentationen entstanden ist. Diese Interferenz könnte möglicherweise durch die assoziative Nähe entstanden sein, in der eine Art Überdeckungs-Effekt des schon Gewussten mit dem Neupräsentierten entstanden ist.

3. Plastische Veränderungen im Gehirn nach Tranceinduktion. Einblicke in internationale Forschungsergebnisse

In der Tranceinduktion erfolgt mittels Fokussierung der Aufmerksamkeit gewissermaßen eine Hinlenkung der Aufmerksamkeit nach innen, was dann auch zumeist eine intensive Vorstellung und Beschreibung eines inneren Bildes nach sich zieht. Auf der Ebene des veränderten Bewusstseinszustandes schließt sich dann eine Ausweitung der Aufmerksamkeit auf möglichst viele Aspekte des Erlebens an, so daß der geschaffene Erlebnisraum „farbig und erlebbar, zu einer Form der Wirklichkeit wird“ (Revenstorf, 1996). Dem Aspekt des farbigen Erlebens scheint hierbei eine besondere Bedeutung zuteil zu werden. Diese Interpretation wird unterstützt durch neueste Ergebnisse aus der Hirnforschung, die zeigten, daß ein intensiveres Farberleben unter Hypnose zu plastischen Veränderungen in der Hirnaktivität führt, charakterisiert durch zusätzliche linksseitige Aktivierungen im Fusiform (Brodmann‘sches Gebiet 19) und inferioren temporalen Cortex (Gebiet 20). Interessanterweise waren die linksseitigen Aktivierungen nur unter Hypnose (sowohl bei der realen Präsentation eines Farbstimulus als auch unter Suggestion) evident und im normalen Wachzustand der Probanden nicht registrierbar (Kosslyn et al., 2000). Eine vermehrte Einbindung sensorischer Parameter sollte sich somit durchaus positiv auf die Bewältigung von Lernprozessen unter Hypnose auswirken. Spezifische neurophysiologische Veränderungen unter Hypnose konnten nicht nur im visuellen Bereich, sondern auch in anderen Sinnesmodalitäten nachgewiesen werden (z.B. Szechtman et al. 1998, Walter et. al., 1990). Die Ergebnisse sprechen somit für eine vermehrte Nutzbarmachung multimodaler sensorischer Verarbeitungsstrategien unter Hypnose.

Rainville et al. (1999) untersuchten hochsuggestible rechtshändige Versuchspersonen mittels PET. Zum Nachweis der Effekte, die mit dem Trancezustand in Verbindung stehen, wurde die Substraktionsmethode genutzt, d.h. der regionale cerebrale Blutfluß unter Hypnose wurde mit dem Blutfluß im Wachzustand kontrastiert. Unter Hypnose fanden sich signifikante Aktivierungsanstiege beidseits im Occipital-Lappen; diese Ergebnisse unterstützen somit die Annahme, daß die erhöhten Aktivierungen im Sehzentrum unter Hypnose als Korrelat der vermehrten Einbeziehung visueller Vorstellungen zu interpretieren sind. Desweiteren fanden sich unter Hypnose vermehrte Aktivierungen im frontalen Cortex , in den inferioren frontalen Gyri. und im rechten anterioren cingulären Cortex. Zusätzlich fanden sich Aktivierungen im rechten anterioren superioren Temporalgyrus und der linken Insula.

In jüngster Zeit (Rainville et al., 2002) konnten die Autoren ihre PET-Befunde von 1999 bestätigen und erweitern. In der Studie von Rainville et al. (2002) sollten die Probanden unmittelbar nach dem Scannen ihre mentale Relaxation und mentale Absorption als Index für eine erfolgreiche hypnotische Trance bewerten .Unter Hypnose gaben alle Versuchspersonen einen erhöhten Grad an Relaxation und Absorption an. Als nächstes wurde versucht, eine Korrelation zwischen den Hirnaktivierungen und den subjektiv empfundenen Relaxations- und Absortionseffekten aufzustellen.


Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Relaxations-bezogene Aktivierungseffekte: Positive Korrelationen zeigten sich bilateral frontal und rechts occipital im oberen occipitalen Gyrus. Im Gegensatz hierzu ergaben sich negative Korrelationen im rechten posterioren Parietal-Lappen, bilateral in den mittleren und inferioren temporalen, sowie im rechten somato-sensorischen Cortex und der Insula.
  2. Absorptions-bezogene Aktivierungseffekte: Positive Korrelationen waren im rechten inferioren parietalen Cortex, im Thalamus und anterioren cingulären Cortex, bilateral präfrontal und im linken Nucleus lentiformis nachweisbar. Hingegen zeigten sich negative Korrelationen im linken inferioren parietalen Cortex und Precuneus, sowie beidseitig im occipitalen Cortex.
Die interessante Dichotomie einer beidseitigen occipitalen Aktivierung in derRelaxations-bezogenen Versuchsanordnung und einer beidseitigen Deaktivierung in der Absorptions-bezogenen Bedingung lässt vermuten, daß es sich hierbei tatsächlich um zwei unterschiedliche Hirnmechanismen handelt. Es ist somit der Grad der subjektiv empfundenen Entspannung, der entscheiden zu sein scheint für die Ausgeprägtheit der occipitalen Aktivierungen.

Unter Hypnose ist es von Vorteil, daß beim Lernvorgang irrelevante oder störende Wahrnehmungen ausgeblendet werden (Dissoziation) können, wie Schmerz, emotionale Komponenten, oder interferierende visuelle und akustische Reize (Erickson, 1939/1995; Revenstorf & Peter, 2001; Spiegel & Vermutten, 1994). Neurobiologisch wurde als Erklärungsmodell der Dissoziation vor allem die Relevanz frontaler Exekutivfunktionen hervorgehoben (Woody & Parvolden, 1998), wobei jedoch die Funktion des frontalen Cortex in einem komplexen neuronalen Netzwerk zu interpretieren ist (Kallio et al., 2001).

Maquet et al. (1999) berichteten vor allem über linkshemisphärische Veränderungen unter Hypnose im parietalen, präzentralen, prämotorischen und ventrolateral-präfrontalen Bereich, über einen beidseitigen Anstieg (links stärker ausgeprägt als rechts) im occipitalen Cortex, sowie über signifikante rechtshemisphärische Erhöhungen im anterioren Cingulum.

Interessanterweise ergeben sich aus neurobiologischer Perspektive Überlappungen mit neuronalen Schaltkreisen, denen eine bedeutende Funktion zuteil wird

a) im Aufmerksamkeitssystem,
b) in der impliziten Informationsverarbeitung.

Corticale und subcorticale Netzwerke, denen eine essentielle Funktion in der Aufmerksamkeit zuteil wird, wurden schwerpunktmäßig unterteilt in Alertness, orientierende, und exekutive, Funktionen. Neuronale Schaltkreise, die bei der Aufrechterhaltung der Daueraufmerksamkeit (z.B. bei der Bewältigung klassischer Vigilanzaufgaben) involviert sind, zeigten rechtsseitige Aktivierungen im ventrolateralen und dorsalen frontalen Cortex, sowie in Regionen des parietalen Cortex. Als bedeutende Strukturen des orientierenden Aufmerksamkeitssystems seien die frontale Augenregion, Pulvinar, Colliculus superior, temporo-parietale Grenzregion und der obere Parietal-Lappen zu nennen. Im Bereich der exekutiven Funktionen wurde den anterioren cingulären Strukturen eine bedeutende Funktion zugeschrieben (Raz, et al., 2002, in press).

Desweiteren konnte gezeigt werden, daß in Hypnose neuronale Schaltkreise aktiviert werden, von denen bekannt ist, daß sie eine wichtige Funktion im impliziten Lernen einnehmen (z.B. Maquet et al., 1999; Rainville et al., 1999, 2002). Die Nutzung impliziten Wissens und eine Anregung zu impliziter Informationsverarbeitung nehmen eine Schlüsselfunktion in der hypnotherapeutischen Intervention ein. Bei der Anwendung der implizit erlernten Fähigkeiten wird ein Teil der Wahrnehmung von den eigenen Handlungen abgespalten und sowohl unbewusst registriert als auch durchgeführt. Hypnose scheint einen direkten Einfluß auf unterschiedliche Aspekte des impliziten Gedächtnisses auszuüben, das neben motorischen Fertigkeiten und Skills auch (1) Priming-Aufgaben, (2) einfache Assoziationen, die auf den Prinzipien des Konditionierens beruhen, sowie (3) nicht-assoziatives Lernen umfasst. (1) Mit Priming wird die verbesserte Fähigkeit zur Verarbeitung, Wahrnehmung oder Identifikation eines Reizes bezeichnet, wobei die Informationsverarbeitung durch die kurz vorher erfolgte Präsentation des gleichen oder eines ähnlichen Reizes vorbereitet wird. Durch Priming (o.a. auch Bahnung) wird somit die Geschwindigkeit und Effizienz der Verarbeitung erhöht. (2) Die Prinzipien der Konditionierung beziehen sich im allgemeinen auf spezifische Reaktionen des Organismus auf einen bestimmten Reiz. Hierbei erfolgt die Bildung neuronaler Verknüpfungen (Assoziationen) zwischen einem zunächst neutralen Reiz und einem zeitlich nachfolgenden spezifischen Stimulus, der als Auslöser einer bestimmten Reaktion des Organismus fungiert. Nach Kopplung beider Reize in der Konditionierungsphase erfolgt anschließend bereits auf den formals neutralen (nun konditionierten) Reiz die bestimmte Reaktion auch ohne Vorliegen des spezifischen Reizes, da dessen Auftreten durch die Verknüpfung mit dem konditionierten Reiz erwartet wird. 3) Nicht-assoziatives Lernen betrifft u.a. Habituation und Sensitivierung von Reizen. Habituation gilt als einfachste Form des Lernens und bewirkt, daß auf häufig auftretende Reize, die weder positive noch negative Auswirkungen für den Organismus haben, keine Reaktionen mehr erfolgen (Optimierungsprinzip). Bei der Sensitivierung hingegen werden aufgrund einer intensiven Reizerfahrung zukünftige Reizantworten auf nachfolgende, mitunter auch unterschwellige Reize verstärkt. Während jedoch die Habituation ausschließlich reizspezifisch erfolgt, ist die Reiz-Antwort-Spezifität bei der Sensitivierung gering, so daß die Reaktion auf unterschiedlichste Reize erhöht ist (Halsband et al., 2003).


4. Genforschung und Hypnose

Jüngste Befunde deuten auf eine Rolle in der Variabilität von Neurotransmittern und interindividuellen Unterschieden in der Hypnotisierbarkeit hin (Raz & Shapiro, 2002; Raz et al., im Druck). Eine Schlüsselrolle scheint hierbei der neuronale Botenstoff Dopamin zu spielen. Dopamin wird von dem Enzym Tyrosin-Hydroxylase aus der Aminosäure Tyrosin aufgebaut. Nach der Freisetzung in den synaptischen Spalt bindet Dopamin entweder präsynaptisch an Autorezeptoren und reguliert die Freisetzung und Synthese von Dopamin, oder es bindet an postsynaptische Rezeptoren. Die dopaminerge Transmitterwirkung wird beendet durch aktiven Dopamin-Rücktransport über den Dopamin-Transporter (DAT) oder durch enzymatischen Abbau zu (primär) Homovanillinsäure (HVA) durch Catechol-O-Methyltransferase (COMT) und Monoamin-Oxidase der B-Form (MAOB).

Vor diesem Hintergrund und der aufwendigen Entwicklung des “Human Genome Projektes” wurde in den vergangenen Jahren versucht, genetisch bedingte Variationen in der dopaminergen Neurotransmission mit interindividuellen Unterschieden auf der Hypnotisierbarkeitsskala (Stanford Hypnotic Susceptibility Scale) in Beziehung zu setzen. Besondere Bedeutung wurde hierbei dem COMT-Gen (Catechol-O-Methyltransferase) zugeschrieben. Das COMT-Gen weist einen funktionellen Polymorphismus auf. Als genetischer Polymorphismus wird hierbei die durch die Allele eines Gens bedingte Vielgestaltigkeit bezeichnet. Innerhalb einer Population treten verschiedne Allele eines Gens auf, wodurch der Phänotyp des von diesem Gen beeinflussten Merkmals unterschiedlich ausfallen kann. Bei dem COMT-Gen Polymorphismus handelt es sich neurochemisch um einen Basenaustausch, der zu einer Substitution der Aminosäuren Valin durch Methionin führt und die Aktivität des Enzyms beeinflußt.

Das COMT Gen lässt sich durch ein einzelnes Valin oder Methionin der Aminosäure wie folgt unterscheiden
Genotyp Häufigkeit Reakt. Schmerz
Methionin/Methionin 20-35% stark
Valin/Valin 20-30% gering
Valin/Methionin 45-60% mittel

Die Ergebnisse zeigten, daß Probanden mit dem Genotyp Valin/Methionin höhere Werte auf der Hypnotisierbarkeitsskala (Stanford Hypnotic Susceptibility Scale) aufwiesen als Probanden des Typus Valin/Valin und Methionin/Methionin (Raz & Shapiro, 2002; Raz et al., im Druck). In zukünftigen Untersuchungen gilt es zu klären, ob es tatsächlich gelingen wird, einen kausalen Zusammenhang gentechnischer, biochemischer und individuell ausgeprägter Suskeptibilitätsfaktoren zu bestätigen.


5. Zusammenfassung

Mit dem Befund, daß eine hypnotische Trance-Induktion zu plastischen Veränderungen im menschlichen Gehirn führt, gelang ein wesentlicher Durchbruch in der Erforschung der neuronalen Grundlagen der Hypnose. Die Ergebnisse basieren auf Untersuchungen mittels moderner Verfahren der dynamischen Bildgebung, wie der PositronenEmissionsTomographie (PET) und der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT).

Wir untersuchten mittels PET bei hochsuggestiblen Normalprobanden die neuronalen Mechanismen beim Wortpaarassoziationslernen (hohe Bildhaftigkeit) unter Hypnose und im Wachzustand. In der Enkodierungsphase waren in beiden Versuchsbedingungen bilaterale Aktivierungen im präfrontalen Cortex (Brodmann Areale 9/45/46) und im anterioren cingulären Cortex nachweisbar; unter Hypnose zeigten sich zusätzlich occipitale und verstärkte präfrontale Aktivierungen. In der Abrufphase (Wachzustand) waren in der vorangegangenen Lernbedingung unter Trance erhöhte Neuronenaktivitäten im präfrontalen Cortex, Cerebellum und zusätzliche Aktivierungen im Sehzentrum nachweisbar. Auf behavioraler Ebene konnten wir zeigen, daß sich unter Hypnose der Abruf von abstrakten Wortpaaren (Moral-Buße) verschlechterte, wobei sich die Reproduktionsleistung bei Wortpaaren mit hoher Bildhaftigkeit (Affe-Kerze) verbesserte. Die Ergebnisse sprechen für eine verbesserte Umsetzung bildhafter Repräsentationen in Hypnose.

Tranceinduktion führt zu einem intensiveren Farberleben; die PET-Ergebnisse zeigten eine erhöhte neuronale Aktivität im Sehzentrum und korrelieren mit dem Grad der subjektiv empfundenen Entspannung. Interessanterweise ergaben sich aus neurobiologischer Perspektive Überlappungen mit neuronalen Schaltkreisen, denen eine bedeutende Funktion zuteil wird i) im Aufmerksamkeitssystem, ii) in der impliziten Informationsverarbeitung. Erste Ergebnisse aus der Genforschung lassen erblich bedingte Variationen in der individuellen Ausprägung der Hypnotisierbarkeit vermuten.

Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie (DGH)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Gerade gefunden:

Dr. Kurt Müller stellte einen interessanten Fall aus seiner Praxis vor, der eine verminderte Aktivität des Enzyms „Catechol-O-Methyltransferase (COMT)“ aufwies. Die Catechol-O-Methyltransferase (COMT) ist ein Enzym, das in den sympathischen Nervenenden der Zielorgane verschiedene Catecholamine, darunter das Noradrenalin, das Adrenalin und das Dopamin, deaktiviert.

Patienten, die ein genetisches Defizit des Enzyms COMT haben, sind nicht in der Lage die Substanzen ausreichend schnell zu metabolisieren.

Die verzögerte Metabolisierung der Katecholamine prägt den Phänotyp der Betroffenen. Wird eine Stressreaktion ausgelöst, entwickeln beide Geschlechter hektische Aktivität, Betriebsamkeit und Leistungssteigerung bis hin zu Aktionismus. Wird dieses positiv genutzt, leisten diese Frauen und Männer überdurchschnittlich viel. Oft sind sie auch besonders intelligent und aufnahmefähig, jedoch kaum teamfähig.
Die Betroffenen sind aufgrund des hohen Verbrauchs an allen Ressourcen besonders anfällig für Erschöpfungssyndrome/CFS sowie besonders infektanfällig (Immunsuppression und Mitochondropathien). Weiterhin besitzen sie eine geringe Reizschwelle und stehen daher auch im Risiko für chronische Schmerzen und chemische Sensitivität.

COMT-Mangel ist auch mit psychiatrischen Krankheitsbildern assoziiert (Paranoide Psychosen, Schizophrenie). Der Exposition gegenüber Umweltschadstoffen, für deren Metabolisierung COMT erforderlich ist, kommt als Trigger für die Manifestierung klinisch relevanter Krankheiten vieler Fachgebiete der Medizin eine entscheidende Bedeutung zu. (vgl. auch: Müller K. Genetische Polymorphismen der Catechol-O-Methyltransferase (COMT). Umwelt Medizin Gesellschaft 20(4) 2007: 33ff)
Oktober08_4

Wichtig ist auch noch, welche Gen-Variante von COMT der Mensch hat:
Met/Met- oder Val/Val-Genotyp
Das Protein fr Schnellentscheider - Die individuelle Enzymausstattung beeinflusst Entscheidungsprozesse

Bei der Parkinson-Krankheit geht es darum, den Ab- bzw. Umbau von Dopamin zu hemmen. Deshalb werden hier COMT-Hemmer eingesetzt:

COMT-Hemmer
Charakteristika und Wirkprinzipien
Der Abbau von Dopamin im Gehirn erfolgt durch Enzyme. Eines davon ist die Catechol-O-Methyltransferase (abgekürzt: COMT). Enzymhemmer (COMT-Hemmer) blockieren die Wirkung von COMT und sorgen so dafür, dass Dopamin nicht so schnell abgebaut werden kann und somit dem Nervensystem länger zur Verfügung steht.
Die COMT-Hemmer sind Medikamente mit einem neuen Wirkprinzip. Sie hemmen das Enzym Catechol-O-Methyltransferase (COMT), das einen Teil des zugeführten L-Dopa zu einem unwirksamen Nebenprodukt (3-O-Methyldopa) abbaut. Durch die Hemmung des Enzyms erreicht mehr L-Dopa das Gehirn. Weiter diskutiert man eine Hemmung den Dopamin-Abbaus durch COMT. Dadurch steht dem Nervensysten länger Dopamin zu Verfügung.
Es soll an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass COMT-Hemmer nur in Gegenwart von L-Dopa ausreichend wirksam sind. COMT-Hemmer verlängern die Wirkungsdauer von L-Dopa. Die so genannten Off-Zeiten, also die Phasen ohne ausreichende L-Dopa-Wirksamkeit, werden verkürzt, die On-Zeiten, d.h. die Phasen mit ausreichender Wirksamkeit, verlängert. Unter COMT-Inhibitoren ist zudem die Rate an Dyskinesien vermindert. Der Therapieerfolg lässt sich schon während der ersten beiden Therapietage abschätzen.
Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.- (dPV-Bundesverband)

Gruss,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Oregano für die interessanten Beiträge. Ich hatte auch das mit den Entscheidungsprozessen schonmal gelesen. Kanns für mich nur soweit bestätigen, dass ich als MET/MET Typ mich extrem schwer tue mit Entscheidungen:eek:). Auch mache ich leider öfter die gleichen Fehler:mad:.
Da kann ich dann aber wohl nicht viel machen, wenn das sozusagen genetisch bedingt ist , oder? Brauche dann halt Mehrfachversuche bis es klick macht.

lg cindy
 
Hallo xindyx,

das kann schon so sein; ich kenne mich in der Materie einfach nicht gut genug aus :eek:).
Vielleicht könnte man ja an den Katecholaminen irgendetwas drehen. - Nur was?

Dieses ganze Thema scheint mir so komplex, daß es mir schwerfällt, auch nur annähernd zu verstehen, was da alles dazu gehört und wie die ganzen Neurotransmitter funktionieren bzw. nicht funktionieren.

Mehr dazu auch hier (schwierig, finde ich!): Willkommen auf der Homepage der Familie Müller aus Wittgensdorf!

Grüsse,
Oregano
 
hi Oregano,

da hast du Recht, es ist sehr kompliziert....versuche ja nun auch schon länger mich damit auseinanderzusetzen. Hab so halbwegs begriffen was da passiert, aber nicht wie man was dran machen kann. Bin auch immer noch am überlegen ob ich meine Neurotransmitter bestimmen lasse, denn noch weiss ich nicht was dann tun?
Ausser dass für mich regelmässige Bewegung sehr wichtig ist, um eben den durch das COMT gehemmten Abbau der Stresshormone zu beschleunigen, weiss ich nichts.


lg cindy
 
Hallo,

Dr. Müller meinte zu mir, dass er frohe wäre wenn es wenigstens so mancher Arzt verstehen würde :D

Ich bin von einer COMT-Variante betroffen die den Stress nicht abbaut, deswegen habe ich CFS :sleep:

Aber der Doc meint in einem halben Jahr bin ich wieder fit :kraft:

lg
CesKO
 
Hallo CesKo,

da geht es uns wohl ähnlich, ich bin auch überzeugt davon, dass mein CFS (mit) ursächlich auf diese COMT Variante zurückzuführen ist. Bisher hat leider keiner der Ärzte irgendwie Wert auf diese Tatsache gelegt.

Bin ja inzwischen auch wieder recht fit, leider kränkel ich immer wieder mal und wenn die Belastungen steigen gehts mir körperlich schlechter, das macht mir wieder ein wenig Sorge.

Ich fänds schön, wenn du ein wenig was dazu schreiben könntest inwieweit Dr. Müller bei dir diesen COMT Typ berücksichtigt. Was macht ihn so sicher dich in 6 Monaten voll fit zu kriegen, denn das wäre bei CFS schon extrem schnell.
Mir persönlich hat die Entgiftung und HPU Behandlung relativ schnell eine gute Verbesserung gebracht. Aber insgesamt arbeite ich nun schon 1,5 Jahre an meiner vollständigen Genesung.

lg Cindy
 
Hallo cindy,

Es ist wirklich sehr kompliziert weil es auch so komplex ist die Thematik.
Auf Deutsch finde ich kaum Material über COMT, jedoch auf Englisch, was die Frage aufwirft ob andere Länder auf diesem Gebiet schon weiterentwickelter sind.
Ich bin wirklich froh um Dr. Müller, auf den ich in diesem Forum aufmerksam geworden bin, nochdazu ist er in meiner Stadt.

Den COMT-Gen Nachweis hat das Institut f. medizinische Diagnostik in Berlin durchgeführt (Blutabnahme aber bei Dr. Müller). Kostenpunkt 69 €, aber die anderen parallel gemachten Untersuchungen haben mich weiter einige hundert Euro aus eigener Tasche gekostet. Jedoch wurde wirklich das notwendigste und günstigte von Dr. Müller in Auftrag gegeben. Er hatte einen guten Riecher, es sind noch einige andere Werte im argen bei mir.
Inwieweit meine Gesundheitsstörungen zusammenhängen bzw. zusammenspielen vermag ich nicht zu erklären. Jedenfalls spricht man von einer Multisystemerkrankung.

Der Biotinwert ist viel zu niedrig, deswegen konnte ich alle aufgenommenen Vitamine bisher nicht wirklich verwerten. Abhilfe bringt 5 mg Biotin morgens (gibts im 60er Pack 3 € im Norma, das beste lt. Dr. Müller ;) )

Weiter ist mein Homocysteinwert zu hoch, wovon ich weiß, dass es mit COMT aber auch Vitaminmangel zusammenhängt, deswegen hatte ich schon eine Herzmuskelentzündung und Herzrythmusstörungen. Für die Zukunft wäre ich ein Kandidat für Diabetis mellitus und Arterienverkalkung gewesen.

Die nächste Diagnose war metabolisches mitochondrales Defizit, nachgewiesen durch den niedrigen ATP-Wert. Ich hab also schwache/leere Energiezellen aufgrund von Stoffwechselstörung. Angeblich nur 30 % wie ein 70jähriger, deswegen bin ich müde und Abgeschlagen.

Zudem hat man auch noch eine nitrosative Schädigung festgestellt, die eben durch toxische Reaktionen unteranderem die zuvor genannte Mitochondriopathie verursacht.
Nochdazu beeinträchtigt der Nitrostress die Seretonin und Melatonin-Synthese sowie die Katecholamine (werden von COMPT abgebaut) und Schilddrüsenhormone. Hierbei ist es nicht verwunderlich, dass in meinem Neurostressprofil alle Werte (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin) viel zu niedrig sind.

Es gibt verschiedene COMT Genotypen, ich trage den heterozygoten Val/Met in mir. Dabei hab Met/Met reduzierte Enymaktivität im Gegensatz zu Val/Val der 3-4 fach erhöht ist. Insgesamt ist es im mittleren Bereich, deswegen liegt ein intermediärer Abbau von Katecholaminen vor, von einem "Deffekt" wollte Dr. Müller jedoch nicht sprechen. Ich bin eben so veranlagt, dass mein Körper immer vollgas laufen will, den Stress nicht abbauen kann und sich deshalb irgenwann chronisch erschöpft hat.

Ich weiß nicht was den Doc so sicher macht, mich so schnell wieder fit zumachen, er meinte jedenfalls ich werde nicht mehr der alte sein und das glaube ich ihm, und baut mich auch auf.

Jedenfalls sieht die Medikation folgendermaßen aus:

Biotin (Vit. H), Medyn Forte (Vit. B6/B12 Folsäure), L-Tryptophan (gegen Nitrostress)

Spezialpräparate der Firma Neurolab GmbH - der Neurostress Spezialist -> Adre Cor, Serene Pro, SAMe

Allesamt sind lediglich Aminosäuren und Mikronährstoffe die der Körper benötigt um zu funktionieren. So eine Behandlung fällt unter den Begriff Orthomolekulare Medizin, und ist umstritten. Für mich ergibt die Substitution jedoch einen nachvollziebaren Sinn und deswegen glaube ich daran und meine Genesung.

Ich hoffe ich konnte etwas zur Aufklärung beitragen und habe nicht nur Verwirrung hinterlassen, es ist schon späte Stunde für mich und das "Tryptophan" wirkt schon :sleep:

in diesem Sinne

Good Night
CesKO
 
Danke CesKO,

das war sehr aufschlussreich und interessant finde ich, dass ich auch einen extremen Biotin und noch einen Phantothensäuremangel hatte. Wirft die Frage für mich auf obs was mit COMT zu tun haben könnte. Danke für den Tip mit Norma, hab die von Aldi genommen aber werds mal mit den anderen probieren:)

Ich habe den Met/Met ....das wurde mal vor Jahren im Rahmen einer Gendiagnostik bzgl Krebsvorsorge festgestellt.... und kam mir nun im Zusammenhang mit CFS wieder in den Sinn.

B12 Mengel hatte ich auch regelmässig, was auch bei mir mit Nitrostress in Verbindung zu bringen ist.

Ich überlege immer noch auch den ATP Wert und die Katecholamine mal testen zu lassen....aber das sind doch einige Euros. Was du aber beschreibst mit immer voll Gas geben wollen und Stress nicht abbauen können kann ich nur bestätigen. Das ist der Grund warum ich mich immer schnell auspower...wenn ich kann dann tu ich ...bis ich umfalle:(
Aber zum Stressabbau hab ich für mich persönlich das Tanzen entdeckt.... also Sport wird ja auch empfohlen zum Stressabbau von Dr. Müller. Nur müsst ich regelmässig was machen, da hilft am besten spazieren bei mir... tu ich aber auch nicht bei jedem Wetter.

Was machst du zum Stressabbau? Hat er da noch etwas zu gesagt?

Dir eine gute Nacht.

lg cindy
 
Hallo,

Dr. Müller empfiehlt mir Höhenluft zu schnuppern in Verbindung mit Nordic Walking. Da sind bei mir die Allgäuer Berge ideal :D
Also ich geh regelmäßig Wandern und Schwimmen mehr Leistung bringe ich nicht mehr.

Seit der Operation eines Prolaktinoms (gutartiger Hirntumor) an der Hypophyse im Juli 2009, ging es gesundheitlich immer mehr bergab.
Meine Schilddrüsenhormone passen meiner Meinung nach immer noch nicht, was mein Endokrinologe nicht so sieht, da er TSH fixiert ist.
Seither bin ich in die psychosomatische Schublade gesteckt worden, was ich nie akzeptiert habe.
Meine Diagnosen bestätigen mir jetzt, dass durch die Homocysteinanämie eben eine Hypothyreose begünstigt wird. :rolleyes:
Der Tumor war die Folge von allen Systemstörungen lt. Dr. Müller

Wie hier im Forum berichtet wird kann eine Mitochondriopathie und Nitrostress auch von der Schwachstelle Genick hervorgerufen werden. (Dr. Kuklinski)

schönen Sonntag
CesKO
 
Hallo CesKO,

mit dem Genick das stimmt, das kam bei mir noch dazu und der Hp meinte meine HPU wäre eine erworbene wegen des Schleudertraumas und meiner ständigen Probleme mit der HWS und BWS seither.
Ja, es gibt wohl immer mehrere Ursachen. Das macht es nicht einfacher.

Wünsche dir eine schnelle Genesung.

lg cindy
 
Danke Oregano für die interessanten Beiträge. Ich hatte auch das mit den Entscheidungsprozessen schonmal gelesen. Kanns für mich nur soweit bestätigen, dass ich als MET/MET Typ mich extrem schwer tue mit Entscheidungen:eek:). Auch mache ich leider öfter die gleichen Fehler:mad:.
Da kann ich dann aber wohl nicht viel machen, wenn das sozusagen genetisch bedingt ist , oder? Brauche dann halt Mehrfachversuche bis es klick macht.

lg cindy

Hallo!
Ich oute mich mal als Val/Met Träger und ich kann nur sagen:Ich HASSE Entscheidungen-ich denke man sollte nicht alles auf dei Gene schieben ;)
Was bei mir übrigens auch nicht passt, sind extrem niedrige Nor-und Adrenalinspiegel, Östrogenspiegel und gute Entgiftung, sowie keine Belastungen im Sinne der Umweltmedizin (wurde gerade getestet).
Ich weiss ich bin (zum Glück) nur heterozygot, aber ich denke man weiss da noch zu weinig-wobei einige Charaktereigenschaften stimmen...
LG , katimaki
 
Hallo zusammen!

Ist zwar schon eine ganze Zeit lang her, dass sich in diesem Thread was bewegt hat, aber ich würde das Thema gerne nochmal aufgreifen.

Ich war 2010 auch bei Dr. Müller und bei mir wurde die Met-Met-Variante festgestellt. ATP war auch schon stark erniedrigt (1,27).
Da ich dann aus Kempten weggezogen bin, dachte ich mir, ich könnte die Behandlung bei einem Arzt vor Ort weiterführen lassen. Der meinte aber damals, dass meine Beschwerden hauptsächlich von EBV-, Zytomegalie- und Coxsackie-Viren herrühren und wenn diese erst mal weg wären, dann würde ich schon sehen, wie viel besser es mir geht. Ich habe das damals geglaubt und heute - mehr als ein Jahr später - trage ich immer noch alle Erreger in mir und die Titer sind sogar noch weiter angestiegen anstatt zurückzugehen. Also habe ich mich wieder an die Diagnose aus 2010 erinnert und werde mit dieser mal zu einem Endokrinologen hier vor Ort gehen. Leider habe ich dort erst in mehr als 2 Monaten einen Termin erhalten. Da es bei mir gerade wieder etwas stressiger zugeht und ich mich so schlecht fühle wie schon lange nicht mehr, würde mich interessieren ob von euch jemand ein Mittel zur Selbsthilfe kennt (abgesehen davon Stress zu vermeiden)? Ich habe z.B. immer wieder gelesen, dass Aminosäuren eine positive Wirkung haben sollen. Bringt es was diese zu kaufen? Wenn ja, welche? Sport bringt bei mir wirklich was. Das werde ich jetzt noch weiter verstärken.
Danke für eure Antworten!
 
Hab auch einen Gentest machen lassen, bei Dr. Schnakenberg in Hamburg. Er erklärt aber leider nicht die Werte und somit hätte ich mir das Ganze sparen können. Er sagte mir, ich könne ja zu Dr. Müller fahren... Tja, ist ein bisschen schwierig mit CFS und Geldmangel...
 
na ist ja ne tolle Aussage. Warum bietet der Arzt aus Hamburg es dann überhaupt an?

Was kostet der Spaß denn?

Ich glaube da wäre Braun von Gladiss bei Lüneburg ggf. ein Arzt der davon Ahnung hat.

Gruß
Spooky
 
Hi Spooky, es hat mich nichts gekostet, Kassenleistung.
Aber er sagte, er sei nur für die Diagnostik da und interpretieren müsse es ein anderer Arzt :mad:
 
Hallo Sonnenblume,

welche Untersuchung hast Du genau machen lassen und ist es tatsächlich eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen (nicht einer privaten Versicherung)? Wenn ja, mit welcher Indikation oder ggf. Sonderbegründung?

Gruß
Kate
 
Hey!

Mich würde interessieren, was das Fachgebiet dieses Arztes ist? Wie erfolgreich verläuft so eine Therapie???
Grüße!
 
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