Zecken PCR auf Borrelien positiv - Was tun?

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Hallo zusammen,

mein Sohn hatte eine Zecke, welche ich umgehend an ein Labor schickte. Jetzt kam das Ergebnis: Positiv auf Borrelia burgdorferi sensu lates Komplexes
:schock:

Meine Frage nun: sofort mit AB schießen und wenn ja mit welchem? (Mino, Doxy etc.) oder auf Symptome achten und erst dann loslegen, da ja nicht gesichert ist, ob die Borrelien tatsächlich übertragen wurden?

Mehrere von mir kontaktierte Ärzte meinten, dass wir abwarten sollten, da man sonst "die Munition verschießen würde und später evtl. keine Waffe mehr haben könnte".

Was ratet ihr? Hattet ihr selbst schon so eine Situation und dann was getan? Erfolgreich?

Viele Grüße
twixx
 
Ich glaube man kann hier sehr schwer raten, twixx, weil diese Krankheit immer unterschiedlich verlaufen kann.:)

Ich habe vor zwei Wochen von einem Fall gelesen, wo eine Mutter ihr Kind mit auf Klassenfahrt geschickt hat. Schwarzwald soweit ich noch weiß. Die Lehrerin war mit den Kindern, sobald diese eine Zecke hatten zum Arzt und die Zecke wurde gezogen. Wie die Nachbehandlung aussah davon wurde nichts erwähnt.
Das Kind der Frau fing sich am Tag Heimfahrt eine Zecke ein. Da war dann keine Zeit mehr für einen Arztbesuch und die Zecke wurde auch nicht gezogen. Das haben dann wohl die Eltern gemacht. Das Kind hatte nach zwei Wochen einen Borreliose-Test vom Arzt gemacht bekommen. Der war negativ.

Nach vier Wochen bekam das Kind Gelenkschmerzen und nach 6 Wochen wurde eine zweiwöchige Antibiotikatherapie im Krankenhaus intravenös gemacht, weil sie doch an Neuro-Borreliose erkrankt war. Das Kind kann noch nicht richtig laufen.


Natürlich muss nicht jeder Fall so ausgehen. Ich kenne persönlich eine Frau, die hatte nach zwei Monaten einige leichte Symptome gehabt und bekam eine vierwöchige Antibiotikatherapie. Danach war sie gesund. Ist schon einige Jahre her.

Wie man sich letztendlich entscheidet, es kann gut gehen oder auch nicht. Ein guter Borreliose-Arzt kann hier sicher mehr dazu sagen als ein normaler Hausarzt.

Grüsse von Juliette,
die hier keinen Rat geben will, sondern nur zwei Erfahrungsberichte aufzeigen wollte. Andere Berichte findet man sicher im Internet
 
Hallo,

soviel ich weiß, gibt Dr. Frau Hopf-Seidel auf diese Frage die detailliertesten Antworten. Ich kann Dir gerade nur nicht den Link nennen, aber es dürfte kein Problem sein, im Forum z.B. ihren aktuellen Vortrag zu finden. Auf die Aussage der Ärzte, die Du gefragt hast, würde ich mich nicht verlassen.
 
Hallo twixx66,

ja es ist schwierig dir den richtigen Rat zu geben, da ja nicht zwangsläufig Borrelien übertragen werden müssen. Kommt auch mit darauf an, wie lang die Zecke schon drinsteckte und ob sie möglicherweise gequetscht wurde oder in Bedrängnis kam.

Ich persönlich an meiner eigenen Stelle würde bei mir abwarten und sofort dann handeln, wenn Symptome oder irgendeine Befindlichkeitsstörung auftreten würden, aber bei meinen eigenen Kindern wohl lieber AB geben lassen. Aber wiederum sollte man schon abwägen, denn wenn Kinder u.U. sich regelmäßig z.B. beim Spielen draußen Zecken einhandeln, kann man sicherlich nicht bei jedem Mal gleich AB prophylaktisch geben lassen...andererseits lieber einmal mehr AB, als wie möglicherweise ein Leben lang chronisch krank, falls zu spät gehandelt wird !

Die Entscheidung muß in diesem Fall jedem selbst überlassen werden.

Mehrere von mir kontaktierte Ärzte meinten, dass wir abwarten sollten, da man sonst "die Munition verschießen würde und später evtl. keine Waffe mehr haben könnte".

Mein Arzt erklärte mir, dass Borrelien zumindest so schnell oder kaum, wenn möglich garnicht resistent werden gegen AB, denn sie haben andere Mechanismen zum Überleben. Ich selbst nehme schon sehr lange immer wieder AB im Kampf mit der Borreliose und dennoch schlagen sie immer wieder an !

Was ratet ihr? Hattet ihr selbst schon so eine Situation und dann was getan? Erfolgreich?

Mein Sohn hatte bisher schon einige Zeckenstiche, allerdings war er zu der Zeit schon erwachsen und entschied auch selbst. Eingeschickt wurde keine und er hatte es bei den Ärzten dokumentieren lassen und wenn er Beschwerden bekommen hätte, dann hätte er AB sofort sich verschreiben lassen. Bisher war es so immer gut gegangen.

Aber das solltest du bzw. ihr selbst abwägen und entscheiden !

Viele Grüße Quittie
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Buch Krank durch Zeckenstich von Dr. Petra Hopf-Seidel, allerdings von 2008, steht z.B.

S.18
EINIGE GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN

Je früher eine Borrelieninfektion als mögliche Ursache verschiedener, gleichzeitig vorhandener und oft schwer zu beschreibender Beschwerden gedacht wird und je beherzter dagegen vorgegangen wird, umso besser sind für die Betroffenen die Chancen, diese Infektionskrankheit so in den Griff zu bekommen, daß ihre Lebensqualität nicht zu sehr beeinträchtigt wird.

Dieses Ziel kann für Patienten mit gesunden Immunsystem fast immer erreicht werden, weshalb man üblicherweise davon ausgeht, daß etwa 90% der Infizierten die Borrelieninfektion mit ihrem Immunsystem und der Hilfe einer ausreichenden Antibiotika-Therapie bewältigen können.

An diese „immunkompetente“ Zielgruppe – Typ gesunder Waldarbeiter mit einer positiven Borrelienserologie – ist sicher auch bei den Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften gedacht worden, die davon ausgehen, daß „10-21 Tage Doxycylin 100-200 mg täglich“ genügen, die Borrelien ausreichend zu bekämpfen.

S.67
Als Vorsichtsmaßnahme ist empfehlenswert – auch ohne ein sicheres Infektionszeichen wie eine Wanderröte nach der Entfernung einer festgesaugten Zecke -, entweder einmalig 200 mg Doxycylin oder so lange ein Antibiotikum einzunehmen, bis z.B. das Ergebnis der Zecken-PCR oder der Borrelien-LTT vorliegt.

Ich weiß, daß diese Vorsichtsmaßnahme umstritten ist und meist nicht empfohlen wird. Trotzdem rate ich dazu, denn ich halte das Risiko einer möglicherweise sich entwickelnden unerkannten Infektion für größer als das Risiko einer einmaligen, eventuell „überflüssigen“ Antibiotikumeinnahme.

S.69
War die Zecke mit Borrelien und/oder einem der anderen Erreger infiziert, (PCR-Ergebnis positiv) müssen Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Jetzt sollte sofort mit der Einnahme eines Antibiotikums begonnen werden. Zu bevorzugen ist in diesem Stadium Doxycylin 2 x 200 mg oder Tetracyclin 3 x 500 mg oder Minocyclin 2 x 100 mg. Für Kinder und Schwangere und bei Tetracyclin-Unverträglichkeit ist Amoxicillin 3 x 1000 mg empfehlenswert; alternativ auch Clarithromycin 2 x 500 mg oder Azithromycin 500 mg täglich.

War das PCR-Ergebnis negativ, ... sollten Sie die Einstichstelle und das Allgemeinbefinden zunächst nur weiter beobachten.
 
@ Juliette, Quittie und Paula3
herzlichen Dank für eure Tipps!
Es ist wirklich eine schwierige Entscheidung. Fr. Dr. Hopf-Seidel nimmt ja keine neue Patienten mehr auf und ist auch telefonisch nicht erreichbar. Dr. Müller-Marienburg wiederum rät davon ab, prophylaktisch Antibiotika einzunehmen und empfiehlt auf Symptome jeglicher Art zu achten. Erst dann soll man mit einer Antibiose beginnen.
Beide Ärzte sind ja als Borreliose-Spezialisten bekannt. Tja, guter Rat ist teuer.

Ab wann macht es eigentlich Sinn auf Borrelien zu untersuchen?

Liebe Grüße
twixx
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo twixx66,

Antikörper gegen Borrelien werden erst so nach ca. 4-8 Wochen gebildet, vorher macht eine Antikörperbestimmung keinen Sinn. Aber sicher kann man anhand des Ergebnisses dann auch nicht 100%ig sein.

Viele Grüße Quittie
 
Servus,
wie alt ist Dein Sohn?
Wie lange hatte er die Zecke am Körper?
*******************************
Bin selbst Betroffener, hatte die Zecke mind. 2 Tage am Körper (nicht bemerkt) und keine Antibiotikatherapie, der Arzt hat das damals gar nicht in Erwägung gezogen.
Hätte ich heute einen Zeckenstich, würde ich sofort AB nehmen, weil ich eine "Neuinfektion" nicht auch noch will.
https://drive.google.com/file/d/1jd...Y2LMPEcPdSuEsf1bQx5lxa4M5YAH/edit?usp=sharing
 
In der Ärzteschaft ist die Behandlung mit Antiinfektiva nach einem Stich mit Borrelienpositiver Zecke umstritten.

Ich würde behandeln, gerade, wenn es sich um ein Kind handelt, gebe aber keine Ratschläge, leider muss man sich selbst durch die Internetseiten lesen, hier ober festgepinnt die "Einsteigerinfos" . Für die Zukunft wäre das sowieso meine Hausaufgabe, damit ich selbst Bescheid weiß.

Wenn Dein Sohn unter 12 ist, kommt Doxy und Mino nicht in Frage, Aber Amoxicyclin oder Cefurexim, beides Betalactamantibiotika ("Zellwandantibiotika") wirken sehr gut im Anfangsstadium gegen Borreliose. Die Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht.

Wenn Dein Sohn über 12 ist, kommt auch Doxy in entsprechender Dosis in Frage, denn das hätte den Vorteil, dass auch Coinfektionen wie Ehrlichien und andere mitbehandelt würden, die auch über Zecken übertragen werden können.

Wenn es sich "nur" um Borrelien handelt, sind die Betalactamantibiotika besser verträglich, meine Erfahrung jedenfalls.

Bei jüngeren Kinden wird auch manchmal Azithromycin empfohlen, meiner ERinnerung nach steht das sogar in den Empfehlungen des RKI.

Grüße von Datura
 
Hallo zusammen,

Danke für eure Antworten. Mein Sohn ist 16 Jahre alt, die Zecke war max. 1 Tag dran. Es ist wirklich nicht einfach eine Entscheidung zu finden. Wir lassen jetzt nächste Woche einen ELISA und LTT machen, nachdem er bis jetzt keine Symptome zeigt. Und falls positiv - wird sofort losgelegt.

Toll, dass es euch gibt!
Liebe Grüße
twixx
 
Hallo twixx,

wie geht es deinem Sohn ? Hattet ihr die Test machen lassen ?

Viele Grüße Quittie
 
Hallo Quittie,

Danke der Nachfrage!!!
Nun, das Ergebnis war negativ (ELISA). Ich weiß, dass das nichts zu bedeuten hat. Im Prinzip geht es ihm gut. Er hatte lediglich zweimal soetwas wie grippale (?) Infekte, die problemlos weggingen. Ich beobachte das natürlich weiter und überlege ob ich darauf bestehe, dass noch ein Westernblot und in Eigenregie ein LTT gemacht wird. Ich traue der Sache noch nicht.

LG
twixx66
 
Hallo twixx66,

was meinst du mit grippale ? Infekte ? Mit Husten und Schnupfen oder nur so ein grippales Gefühl ?

Ja anhand der Laborwerte allein, eine evtl. Infektion auszumachen oder auszuschließen, ist im Grunde unmöglich, das Befinden spielt eine entscheidende Rolle ! Trauen kann man der Sache auch nicht ganz... Wenn nach Zeckenstich ein leiser Verdacht mit entsprechenden Symptomen bzw. Befinden besteht, würd ich sofort handeln.

Viele Grüße Quittie
 
Hallo twixx66,

grundsätzlich ist es so, dass nicht jede Zecke, die den Erreger in sich trägt auch eine Borreliose auslöst. Hier spielen eine ganze Reihe von Punkten eine wichtige Rolle, wie insbesondere die Zahl der übertragenen Erreger, die eigenen körperlichen Voraussetzungen und die Dauer des Saugens. Wie von Quittie schon gesagt wurde ist das eigene Befinden entscheidend. Die Einstichstelle beobachten und darauf achten, ob Symptome wie Fieber, Mattigkeit etc. ohne erklärlichen Grund auftreten. Ist dies nicht der Fall, sollte man sich keine weiteren Sorgen machen. Sollten Symptome auftreten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen die Serologie (ELISA und Westernblot) jedoch gerade bei einem frischen Stich jedoch keine sicheren Ergebnisse bringt, da die Antikörperbildung erst einsetzen muss.
Bei Fragen stehe ich gerne mit weiteren Informationen zur Verfügung.

Viele Grüße
Andreas
Boulder Diagnostics
 
@ Quittie und Andreas von Boulder Diagnostics:

Danke der Nachfragen! Es geht ihm soweit gut. Er hatte jetzt 2 x einen kurzen Infekt (Schnupfen, Kopfschmerzen) ging aber alles problemlos wieder weg. An der Einstichstelle sieht man nichts. Ich beobachte das weiter und werde berichten, falls etwas auffällt. Nochmals Dankeschön an eurem Interesse!
Herzliche Grüße
twixx66
 

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