MisterX
Warum hält Stalin Sartre für einen Gedanken-Clown? Weiß Edmund Stoiber, was er sagt? Und: Hat Arnold Schwarzenegger zuviel österreichische Süßspeisen gegessen? Die Antwort in der Talkrunde »Geschichten für alle« mit Guido Knopp.
Guido Knopp: Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von »Geschichten für alle«, das Thema heute: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Ich begrüße im Studio Josef »Jupp« Stalin, russischer Politiker - Cäsar, römischer Kaiser - Adolf Hitler, deutscher Größenwahnsinniger österreichischer Abstammung und Kleinkünstler - Arnold Schwarzenegger, Muskelmann und Schauspieler - George W. Bush, amtierender US-Präsident - Jesus Christus, Sektenführer und Begründer der gleichnamigen Zeitrechnung - Elvis the King - Wilhelm Busch, Cartoon- und Moralist - Edmund Stoiber, bayerischer Christ und Ziehsohn - sowie Papst Johannes Paul III.
Jingle, Trailer, Vorspann
Guido Knopp: Angesichts der momentanen Weltlage mit dem Einmarsch alliierter Truppen in den Irak und einer mehr als ungesicherten Nachkriegsordnung wurde ein Thema immer mehr in den Hintergrund gedrängt: Wie kann die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts mit den Behauptungen der Medien mithalten? Ich stelle diese Frage an den Ältesten in unserer Runde. Herr Cäsar, war es früher einfacher, in der Wirklichkeit zu bestehen?
Christus: Darf ich hier einhaken. Das mit dem Ältesten möchte ich so nicht stehen lassen.
Cäsar: Junge, ich habe schon gelebt, als deine Zeitleiste noch nicht mal ein Gedanke in deines Vaters Geist war.
Edmund Stoiber: Darf ich, äh, das ist, äh, wenn ich das mal so annehmen darf, äh, sollte man vorsichtig sein mit der Gotteskulisse, äh, wenn man Blasphemie-
Guido Knopp: Wir wissen doch, was gemeint ist.
Jesus: Aber ich bin älter.
Stalin: Sie sind ja noch nicht mal bewiesen.
Christus: Natürlich gab es mich.
Stalin: Können Sie sich jetzt mal auf eine Person festlegen. Andauernd dieses Jesus - Christus - Jesus....
Jesus: Ich wandle in vielfacher Gestalt.
Cäsar: Das müssten Sie doch kennen, Herr Stalin.
Elvis: Ich lebe immer noch.
(Hitler grunzt etwas unverständliches)
Johannes Paul III: Alle werden leben durch die Macht des Herrn über das Leben und den Tod-
Eine in einen schwarzen Umhang gekleidete Gestalt mit einer Sense stürzt ins Studio, setzt sich an einen freien Platz.
Guido Knopp: Ah, wenn man vom Teufel spricht-
Wilhelm Busch: -kommt der Tod, und auch den mag ich nicht.
Tod: Sorry, hatte noch zu tun. (klopft sich Sand von der Schulter)
Cäsar: Na, noch in Kleinasien Militärs aufeinandergehetzt?
Bush: Moment, dafür bin ich zuständig.
Stalin: Ooohh, ihr verdammten Amerikaner. Immer und überall die Besserwisser.
Tod: Nö, ich hab meinen Sohn vom Spielplatz abgeholt. Da haben mich lauter Eltern aufgehalten und gemeckert, dass er den andern Kindern immer Angst einjagt. Was kann ich dafür, dass er nicht integriert wird? Da wehrt man sich eben mal. Müssen deswegen ja nicht gleich tot umfallen.
Stalin: Ja, kenn ich.
(Hitler grunzt irgend etwas unverständliches.)
Bush: Da muss man durchgreifen, keine Frage. Jede Frage erfordert andere Antworten. Ich kann das nachvollziehen.
Guido Knopp: Die Frage lautete aber, um einmal zum Thema zurückzukehren, ob die Wirklichkeit-
Bush: Ach, die Wirklichkeit, verschonen Sie mich mit diesem Scheiß. Haben Sie schon mal versucht, eine Rolle Klopapier unter der Badezimmertür durchzuschieben?
Guido Knopp: Was hat denn das jetzt damit zu tun?
Bush: Haben Sie schon mal?
Arnold Schwarzenegger: Genau, haben Sie schon mal?
Guido Knopp: Ich verstehe nicht, aber bitte: nein.
Bush: Aha.
Guido Knopp: Was »Aha«?
Bush: Sehen Sie.
Guido Knopp: Was denn?
Bush: Es geht nicht.
Guido Knopp: Was geht nicht?
Arnold Schwarzenegger: Das mit dem Klopapier. So ist es auch mit der Wirklichkeit.
Bush: Genau. Charlton Heston hat einmal gesagt-
Cäsar: Entschuldigung, zu meiner Zeit gab es überhaupt noch kein Klopapier, und trotzdem hat die Wirk-
Elvis: Ein bisschen weniger Konversation, ein bisschen mehr Handeln....
Arnold Schwarzenegger: Ich würde der Wirklichkeit eine vorn Latz knallen, wenn sie mal zu mir käme.
Elvis: Du kannst genausogut versuchen einen Big Mäc einzuatmen und gleichzeitig in den Fernseher zu schießen.
(Mehrere Fragezeichen entweichen den Köpfen der Anwesenden, die sich zu einem großen Fragezeichen formieren, kurz über dem Tisch kreisen und dann unter dem Rotlicht hindurch aus dem Studio schweben.)
Guido Knopp: Wie ist das jetzt zu verstehen?
Bush: Na, die Wirklichkeit ist nur ein Popel in der Nase Gottes.
(Das Fragezeichen kommt kurz zurück, nebelt sich über den Köpfen eins ab und verschwindet dann bunt blinkend.)
Jesus: Sie kennen meinen Vater doch gar nicht.
Stalin: Man muss Gott nicht kennen, um ihn zu verneinen.
Guido Knopp: Wer verneint denn?
Elvis: Du hast nie gefangen einen Hasen....
(Vor der Tür überlegt das Fragezeichen kurz, wieder zurückzukommen, beschließt dann aber, dass es keinen Sinn hätte und fliegt ins Nachbarstudio, wo gerade die nächste Staffel von »Sieben Tage - Sieben Köpfe« aufgezeichnet wird.)
Wilhelm Busch: Mephistopheles heißt der Geist, der täglich Tausende bescheißt.
(Hitler grunzt irgend etwas unverständliches.)
Stimme aus der Regie: Könnten wir uns bitte an das Thema halten.
Johannes Paul III: Was war denn das Thema?
Arnold Schwarzenegger: Macht Topfenstrudel blöd?
Stalin: Nein, das war letzte Woche bei Biolek.
Guido Knopp: Unsere Fragestellung lautet: Ist die Wirklichkeit noch so wirklich, wie die Medien es behaupten, oder sind die Medien die eigentliche Wirklichkeit?
Bush: Die Medien sind scheiße.
(Hitler grunzt wieder)
Guido Knopp: Was war das?
Stalin: Ich glaube er meint, Medien sind klasse.
Elvis: Wir sind gefangen in einer Falle....
Guido Knopp: Wir kommen so nicht weiter, meine Herren. Wir haben Sie hier als Experten eingeladen, die alle auf ihrem Gebiet mit der Wirklichkeit oder ihrer Vor- bzw. Darstellung davon zu tun haben. Wenn ich mal der Anschaulichkeit halber ein paar Fußballmetaphern verwenden darf, Herr Stalin als politischer Offensiv-Ausputzer, Herr Hitler der rechte Flügelkämpfer, der kurz vor Spielende mit Rot vom Platz flog, im Tor Herr Schwarzenegger, der auch schon mal die eigene Abwehr aus dem Strafraum prügelt, Wilhelm Busch - unser Joker, der vor allem im Trainingslager zusammen mit Mittelstürmer Elvis für gute Stimmung sorgt; auf der Ersatzbank Jesus mit bislang nur einem Einsatz und last but not least der Assistent von Team-Chef Cäsar, Herr Stoiber. Sie alle haben eines gemeinsam: auf dem Papier sieht immer alles so schön einfach aus, doch auf dem Feld kreuzt die Praxis immer den theoretischen Weg.
Bush: Und was ist mit mir?
Guido Knopp: Ja? Auch ihre Praxis ist von einer ganz eigenen Wirklichkeitsvorstellung ge-
Bush: Sie haben mich nicht genannt.
Guido Knopp: Entschuldigung. Herr Jesus, was meinen Sie denn dazu.
Christus: Meine Reiche sind nicht von dieser Welt.
Guido Knopp: Das ist doch keine Meinung.
Stalin: Genau, das ist Ideologie.
(Hitler lacht)
Guido Knopp: Bitte, Herr Hitler, etwas mehr Objektivität und nicht nur Sarkasmus.
Cäsar: Ich glaube, die Wirklichkeit ist weder authentischer noch verfälschter als zu meiner Zeit. Die Geheimdienste wissen schon, was wirklich läuft, zur Not zücken die auch mal das Messer.
Bush: Messer – ha! Das ist was für kleine Kinder und Schwuchteln in Strumpfhosen.
Cäsar: Ich meinte das bildlich. Die Macht hat immer jemand anderes, nur die Medien meinen noch, sie hätten die Mittlerrolle zwischen Seiendem und Seienden.
Stalin: Ein bisschen zuviel Heidegger gelesen, oder.
Cäsar: Sartre, ich bevorzuge Sartre.
Stalin: Noch so ein Gedanken-Clown.
Bush: Ihr Alt-Europäer mit eurem Schönreden und Geistreichsein. Wenn's juckt, muss man hinhauen, anders merkt sich die Mücke das nicht. Charlton Heston hat einmal gesagt-
Elvis: Zuviel Affengeschäft für mich zu sein involviert darin....
Guido Knopp: Das hat doch Perkins gesagt.
Edmund Stoiber: Die, äh, Wirtschaft, äh, Pekings, äh-
(Im Nachbarstudio merkt die Ansammlung von Fragezeichen kurz auf.)
Arnold Schwarzenegger: Ein gesunder Körper wohnt in einem gesunden Geist.
Johannes Paul III: In einem Heiligen Geist.
Jesus: Der Körper ist eine Illusion.
(Schwarzenegger lacht, Hitler grunzt)
Bush: Ich verfluche euch, ich verfluche euch alle.
Christus: Vater, vergib ihnen-
Cäsar: Pah.
Guido Knopp: Ich halte fest: Die Wirklichkeit ist so wie immer – entweder oder nicht. Was der einzelne davon wahrnimmt, hat nicht notwendig etwas mit dem zu tun, was ein anderer wahrnimmt, und mit der Wirklichkeit schon gar nicht. Am Ende stehen Meinungskonflikte bis hin zum Krieg.
Stalin: Dafür gibt es Nichtangriffspakte.
Cäsar: Pah!
(Hitler grunzt)
Jesus: Der Mensch hat zwei Wangen.
Elvis: Ein bißchen weniger Kampf, ein bißchen mehr Funke ....
Edmund Stoiber: Äh-
(Auf den Radarschirmen der Welt tauchen überall riesige Fragezeichen auf, die durch schnelles rhythmisches Auf- und Abgleiten einen geheimen Morsecode verbreiten, den aber niemand versteht und der erst in 42 Mio. Jahren von einer außerirdischen Existenzform entschlüsselt werden wird, die allerdings mit der Botschaft »Ich halte es nicht mehr aus« nichts anfangen kann und weiter durch die Leere fliegt, wo vor langer Zeit einmal die Erde war.)
Guido Knopp: Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von »Geschichten für alle«, das Thema heute: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Ich begrüße im Studio Josef »Jupp« Stalin, russischer Politiker - Cäsar, römischer Kaiser - Adolf Hitler, deutscher Größenwahnsinniger österreichischer Abstammung und Kleinkünstler - Arnold Schwarzenegger, Muskelmann und Schauspieler - George W. Bush, amtierender US-Präsident - Jesus Christus, Sektenführer und Begründer der gleichnamigen Zeitrechnung - Elvis the King - Wilhelm Busch, Cartoon- und Moralist - Edmund Stoiber, bayerischer Christ und Ziehsohn - sowie Papst Johannes Paul III.
Jingle, Trailer, Vorspann
Guido Knopp: Angesichts der momentanen Weltlage mit dem Einmarsch alliierter Truppen in den Irak und einer mehr als ungesicherten Nachkriegsordnung wurde ein Thema immer mehr in den Hintergrund gedrängt: Wie kann die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts mit den Behauptungen der Medien mithalten? Ich stelle diese Frage an den Ältesten in unserer Runde. Herr Cäsar, war es früher einfacher, in der Wirklichkeit zu bestehen?
Christus: Darf ich hier einhaken. Das mit dem Ältesten möchte ich so nicht stehen lassen.
Cäsar: Junge, ich habe schon gelebt, als deine Zeitleiste noch nicht mal ein Gedanke in deines Vaters Geist war.
Edmund Stoiber: Darf ich, äh, das ist, äh, wenn ich das mal so annehmen darf, äh, sollte man vorsichtig sein mit der Gotteskulisse, äh, wenn man Blasphemie-
Guido Knopp: Wir wissen doch, was gemeint ist.
Jesus: Aber ich bin älter.
Stalin: Sie sind ja noch nicht mal bewiesen.
Christus: Natürlich gab es mich.
Stalin: Können Sie sich jetzt mal auf eine Person festlegen. Andauernd dieses Jesus - Christus - Jesus....
Jesus: Ich wandle in vielfacher Gestalt.
Cäsar: Das müssten Sie doch kennen, Herr Stalin.
Elvis: Ich lebe immer noch.
(Hitler grunzt etwas unverständliches)
Johannes Paul III: Alle werden leben durch die Macht des Herrn über das Leben und den Tod-
Eine in einen schwarzen Umhang gekleidete Gestalt mit einer Sense stürzt ins Studio, setzt sich an einen freien Platz.
Guido Knopp: Ah, wenn man vom Teufel spricht-
Wilhelm Busch: -kommt der Tod, und auch den mag ich nicht.
Tod: Sorry, hatte noch zu tun. (klopft sich Sand von der Schulter)
Cäsar: Na, noch in Kleinasien Militärs aufeinandergehetzt?
Bush: Moment, dafür bin ich zuständig.
Stalin: Ooohh, ihr verdammten Amerikaner. Immer und überall die Besserwisser.
Tod: Nö, ich hab meinen Sohn vom Spielplatz abgeholt. Da haben mich lauter Eltern aufgehalten und gemeckert, dass er den andern Kindern immer Angst einjagt. Was kann ich dafür, dass er nicht integriert wird? Da wehrt man sich eben mal. Müssen deswegen ja nicht gleich tot umfallen.
Stalin: Ja, kenn ich.
(Hitler grunzt irgend etwas unverständliches.)
Bush: Da muss man durchgreifen, keine Frage. Jede Frage erfordert andere Antworten. Ich kann das nachvollziehen.
Guido Knopp: Die Frage lautete aber, um einmal zum Thema zurückzukehren, ob die Wirklichkeit-
Bush: Ach, die Wirklichkeit, verschonen Sie mich mit diesem Scheiß. Haben Sie schon mal versucht, eine Rolle Klopapier unter der Badezimmertür durchzuschieben?
Guido Knopp: Was hat denn das jetzt damit zu tun?
Bush: Haben Sie schon mal?
Arnold Schwarzenegger: Genau, haben Sie schon mal?
Guido Knopp: Ich verstehe nicht, aber bitte: nein.
Bush: Aha.
Guido Knopp: Was »Aha«?
Bush: Sehen Sie.
Guido Knopp: Was denn?
Bush: Es geht nicht.
Guido Knopp: Was geht nicht?
Arnold Schwarzenegger: Das mit dem Klopapier. So ist es auch mit der Wirklichkeit.
Bush: Genau. Charlton Heston hat einmal gesagt-
Cäsar: Entschuldigung, zu meiner Zeit gab es überhaupt noch kein Klopapier, und trotzdem hat die Wirk-
Elvis: Ein bisschen weniger Konversation, ein bisschen mehr Handeln....
Arnold Schwarzenegger: Ich würde der Wirklichkeit eine vorn Latz knallen, wenn sie mal zu mir käme.
Elvis: Du kannst genausogut versuchen einen Big Mäc einzuatmen und gleichzeitig in den Fernseher zu schießen.
(Mehrere Fragezeichen entweichen den Köpfen der Anwesenden, die sich zu einem großen Fragezeichen formieren, kurz über dem Tisch kreisen und dann unter dem Rotlicht hindurch aus dem Studio schweben.)
Guido Knopp: Wie ist das jetzt zu verstehen?
Bush: Na, die Wirklichkeit ist nur ein Popel in der Nase Gottes.
(Das Fragezeichen kommt kurz zurück, nebelt sich über den Köpfen eins ab und verschwindet dann bunt blinkend.)
Jesus: Sie kennen meinen Vater doch gar nicht.
Stalin: Man muss Gott nicht kennen, um ihn zu verneinen.
Guido Knopp: Wer verneint denn?
Elvis: Du hast nie gefangen einen Hasen....
(Vor der Tür überlegt das Fragezeichen kurz, wieder zurückzukommen, beschließt dann aber, dass es keinen Sinn hätte und fliegt ins Nachbarstudio, wo gerade die nächste Staffel von »Sieben Tage - Sieben Köpfe« aufgezeichnet wird.)
Wilhelm Busch: Mephistopheles heißt der Geist, der täglich Tausende bescheißt.
(Hitler grunzt irgend etwas unverständliches.)
Stimme aus der Regie: Könnten wir uns bitte an das Thema halten.
Johannes Paul III: Was war denn das Thema?
Arnold Schwarzenegger: Macht Topfenstrudel blöd?
Stalin: Nein, das war letzte Woche bei Biolek.
Guido Knopp: Unsere Fragestellung lautet: Ist die Wirklichkeit noch so wirklich, wie die Medien es behaupten, oder sind die Medien die eigentliche Wirklichkeit?
Bush: Die Medien sind scheiße.
(Hitler grunzt wieder)
Guido Knopp: Was war das?
Stalin: Ich glaube er meint, Medien sind klasse.
Elvis: Wir sind gefangen in einer Falle....
Guido Knopp: Wir kommen so nicht weiter, meine Herren. Wir haben Sie hier als Experten eingeladen, die alle auf ihrem Gebiet mit der Wirklichkeit oder ihrer Vor- bzw. Darstellung davon zu tun haben. Wenn ich mal der Anschaulichkeit halber ein paar Fußballmetaphern verwenden darf, Herr Stalin als politischer Offensiv-Ausputzer, Herr Hitler der rechte Flügelkämpfer, der kurz vor Spielende mit Rot vom Platz flog, im Tor Herr Schwarzenegger, der auch schon mal die eigene Abwehr aus dem Strafraum prügelt, Wilhelm Busch - unser Joker, der vor allem im Trainingslager zusammen mit Mittelstürmer Elvis für gute Stimmung sorgt; auf der Ersatzbank Jesus mit bislang nur einem Einsatz und last but not least der Assistent von Team-Chef Cäsar, Herr Stoiber. Sie alle haben eines gemeinsam: auf dem Papier sieht immer alles so schön einfach aus, doch auf dem Feld kreuzt die Praxis immer den theoretischen Weg.
Bush: Und was ist mit mir?
Guido Knopp: Ja? Auch ihre Praxis ist von einer ganz eigenen Wirklichkeitsvorstellung ge-
Bush: Sie haben mich nicht genannt.
Guido Knopp: Entschuldigung. Herr Jesus, was meinen Sie denn dazu.
Christus: Meine Reiche sind nicht von dieser Welt.
Guido Knopp: Das ist doch keine Meinung.
Stalin: Genau, das ist Ideologie.
(Hitler lacht)
Guido Knopp: Bitte, Herr Hitler, etwas mehr Objektivität und nicht nur Sarkasmus.
Cäsar: Ich glaube, die Wirklichkeit ist weder authentischer noch verfälschter als zu meiner Zeit. Die Geheimdienste wissen schon, was wirklich läuft, zur Not zücken die auch mal das Messer.
Bush: Messer – ha! Das ist was für kleine Kinder und Schwuchteln in Strumpfhosen.
Cäsar: Ich meinte das bildlich. Die Macht hat immer jemand anderes, nur die Medien meinen noch, sie hätten die Mittlerrolle zwischen Seiendem und Seienden.
Stalin: Ein bisschen zuviel Heidegger gelesen, oder.
Cäsar: Sartre, ich bevorzuge Sartre.
Stalin: Noch so ein Gedanken-Clown.
Bush: Ihr Alt-Europäer mit eurem Schönreden und Geistreichsein. Wenn's juckt, muss man hinhauen, anders merkt sich die Mücke das nicht. Charlton Heston hat einmal gesagt-
Elvis: Zuviel Affengeschäft für mich zu sein involviert darin....
Guido Knopp: Das hat doch Perkins gesagt.
Edmund Stoiber: Die, äh, Wirtschaft, äh, Pekings, äh-
(Im Nachbarstudio merkt die Ansammlung von Fragezeichen kurz auf.)
Arnold Schwarzenegger: Ein gesunder Körper wohnt in einem gesunden Geist.
Johannes Paul III: In einem Heiligen Geist.
Jesus: Der Körper ist eine Illusion.
(Schwarzenegger lacht, Hitler grunzt)
Bush: Ich verfluche euch, ich verfluche euch alle.
Christus: Vater, vergib ihnen-
Cäsar: Pah.
Guido Knopp: Ich halte fest: Die Wirklichkeit ist so wie immer – entweder oder nicht. Was der einzelne davon wahrnimmt, hat nicht notwendig etwas mit dem zu tun, was ein anderer wahrnimmt, und mit der Wirklichkeit schon gar nicht. Am Ende stehen Meinungskonflikte bis hin zum Krieg.
Stalin: Dafür gibt es Nichtangriffspakte.
Cäsar: Pah!
(Hitler grunzt)
Jesus: Der Mensch hat zwei Wangen.
Elvis: Ein bißchen weniger Kampf, ein bißchen mehr Funke ....
Edmund Stoiber: Äh-
(Auf den Radarschirmen der Welt tauchen überall riesige Fragezeichen auf, die durch schnelles rhythmisches Auf- und Abgleiten einen geheimen Morsecode verbreiten, den aber niemand versteht und der erst in 42 Mio. Jahren von einer außerirdischen Existenzform entschlüsselt werden wird, die allerdings mit der Botschaft »Ich halte es nicht mehr aus« nichts anfangen kann und weiter durch die Leere fliegt, wo vor langer Zeit einmal die Erde war.)