Was erwarte ich von einem Therapeuten/ Berater?

Was ist mir besonders wichtig hinsichtlich der Haltung von Therapeuten/ Beratern?

  • Dass er mich als Mensch und mein Thema ernst nimmt.

    Stimmen: 18 85.7%
  • Dass er mir hilft, eigene Lösungen zu finden.

    Stimmen: 15 71.4%
  • Dass er eine feste Theorie verfolgt, die er zu jeder Situation passend macht.

    Stimmen: 2 9.5%
  • Dass er mein Thema kennt und ganz viele Tipps dazu geben kann.

    Stimmen: 11 52.4%
  • Dass er seine Methode sicher beherrscht.

    Stimmen: 9 42.9%
  • Dass er von mir erwartet, dass ich mich verändere, um seiner Lehre zu entsprechen.

    Stimmen: 0 0.0%
  • Dass er mir erst mal zuhört.

    Stimmen: 16 76.2%
  • Dass er mir Verantwortung abnimmt.

    Stimmen: 1 4.8%
  • Dass er mich mit meiner Verantwortung ernst nimmt.

    Stimmen: 11 52.4%
  • Das Thema interessiert mich nicht.

    Stimmen: 1 4.8%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    21
Themenstarter
Beitritt
19.03.06
Beiträge
9.021
Angeregt durch verschiedene Diskussionen in unterschiedlichen Threads ist mir die Frage entstanden: Was erwarte ich eigentlich von einem Therapeuten oder Berater, im Umgang mit mir und meinen Themen? Welche Haltungen von ihm wünsche ich mir? Eher themenbezogene Fachlichkeit, Theoriegebundenheit und ein deutlich auf sein fachliches Wissen abgestimmtes Vorgehen, oder dass er mich als Mensch mit meinen Themen sieht, dass er dazu beiträgt, meine eigenen Lösungen zu finden und dass er mir hilft, meinen Verantwortlichkeiten gerecht zu werden?

Ich finde, das Thema bietet sich an, es als Umfrage zu gestalten. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mitmachen und wenn sich eine freundliche Diskussion darüber entfalten würde.

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Oje, ich hoffe, ich habe nicht zu viel Verwirrung gestiftet!

Weil ich beim ersten Versuch nicht mit der Umfrage zu Rande kam, mußte ich das Ganze neu gestalten.

Shelleys Beitrag konnte ich jetzt nur als Kopie retten.:)

Sorry, herzliche Grüße von

Leòn

Zitat Shelley:
hallo leòn,

verständnissfähigkeit, interesse, offenheit, frische, fachliche kompetenz, ehrlichkeit, ja und jetzt muss ich mehr nachdenken, aber ich finde bestimmt noch punkte.

viele liebe grüsse von shelley

humor, ernstnehmichkeit, lustigkeit, fröhlichkeit, unüberheblichkeit, eigeneschwächeeingestehhichkeit, nichtbluffigkeit, kollegenakzeptiertheit, mal weiter überlegen...
 
Ein Mann kommt zur Gesprächstherapie.
Mann: "Ich fühle mich nicht verstanden."
Sozialarbeiter: "Sie haben das Gefühl, dass andere sich nicht in sie hineinversetzen können."
Mann: "Ich weiß nicht, was ich tun soll!"
Sozialarbeiter: "Sie sind ratlos!"
Mann: "Ich werde meinem Leben ein Ende setzen."
Sozialarbeiter: "Sie denken an Suizid."
Mann steht auf, springt aus dem Fenster des zehnten Stockwerkes.
Sozialarbeiter: "Platsch..."
g050.gif


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- Vor allem erwarte ich, daß ich mich akzeptiert fühle!
- Daß mir niemand versucht, ein eigenes Weltbild überzustülpen, das einfach nicht für mich passt.
- Dass ein Therapeut nicht aus Unwissenheit meint, er könne mir etwas ausreden, was ich aber so empfinde.
(Ganz konkret: ich hatte mal eine Gesprächstherapie, u.a., weil ich häufig sehr starke Nervenschmerzen hatte (nach Entfernung der Metalle aus dem Mund wurde das um 99 % besser). Aber die Therapeutin hatte keine Ahnung von Vergiftungen und nahm mir diese Schmerzen einfach nicht ab. Das hat mich ziemlich wütend gemacht, was mir nichts nützte, weil sie dann meine Wut wiederum als Widerstand gegen ihre Therapie-Ansätze auslegte. Ich habe die Therapie dann abgebrochen und bin heute noch froh deshalb.)
- Dass ein Therapeut auch medizinisch so gut informiert ist, daß er - um beim BEispiel Vergiftungen zu bleiben - auch weiß, was die anrichten können.
- Dass ein Therapeut bei gegenseitiger Antipathie auch von sich aus sagt, daß man die Therapie besser abbricht und dann jemand nennt, der besser mit diesem Klienten umgehen kann.

Gruss,
Uta
 
Dass er selbst seelisch gesund ist und keine Süchte und Probleme (mehr) hat. Dass er auch körperliche bzw. psychiatrische Erkrankungen früh erkennen kann und deren Wirkung auf die Psyche. Dass er seine (psycho)therapeutischen Grenzen kennt und akzeptiert und ggf. an einen geeigneteren Therapeuten oder Facharzt zwecks Abklärung verweist.
 
Hallo, zusammen,

ich habe mir auch meine Gedanken gemacht. Und ich kann inzwischen sagen, auch wenn sich das vielleicht merkwürdig anhört, dass ich von einem Berater oder einer Beraterin ungefähr das wünsche, was ich auch von einem Freund erwarte:

- dass ich, wenn ich von einem Problem erzähle, eben erst mal erzählen kann, ohne gleich mit Lösungsvorschlägen konfrontiert zu werden;

- dass, wenn ich was zu erzählen habe, ICH im Vordergrund stehe und nicht eine vorgefasste Meinung ("Das war bei mir auch so!" "Das Erscheinungsbild kenne ich!" etc.). Ich kann viel besser damit umgehen, wenn Verständnisfragen gestellt werden und ich merke, dass der Andere versucht, sich "in mich hinein zu versetzen".

- dass vor allem auch nicht ungefragte Lösungsvorschläge, Ratschläge oder Tipps unterbreitet werden, sondern erst mal gefragt wird, ob das jetzt für mich hilfreich wäre. Das hängt sicher auch mit einer hohen Empathie zusammen.

- dass ich eher unterstützt werde, Lösungen zu finden und mir keine "Modelle" übergestülpt werden!

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Dass er selbst seelisch gesund ist und keine Süchte und Probleme (mehr) hat.

Liebe Flower,

ich denke gar so viele Menschen ohne Probleme und Verletzungen gibt es nicht, aber ein/e BeraterIn oder TherapeutIn sollte sich doch dieser wenigstens bewußt sein, damit sie/er auf die Ratsuchenden/PatientINNen angemessen reagieren kann, z.B. Dinge, Informationen nicht abblockt, weil sie/er sich selbst vor eigenen, alten Verletzungen schützen muss.

Modelle, bestimmte Therapie- oder Analysemethoden können vielleicht hilfreich sein, aber nur dann, wenn der Therapeut oder Berater diese wirklich beherrscht.

Wenn man mit einem echten Problem, z. B. einem traumatischen Erlebnis in die Öffentlichkeit tritt, dann trifft man aber nicht nur auf Experten, sondern auf Laien, die sicher mit ihrem Rat helfen wollen, denen aber oftmals das nötige Know-how fehlt, um dem Ratsuchenden gerecht zu werden. Deswegen lieber vorsichtig sein mit den gut gemeinten Ratschlägen, lieber zuhören, nachfragen, Anteilnahme signalisieren, von eigenen Erfahrungen berichten, nicht bewerten, so wie Leòn schon schrieb.

Licht und Liebe,

Sanne
 
Ich erwarte von einem Therapeuten, daß er in Supervision geht und sich auf dem Laufenden hält über Entwicklungen in seiner Therapie-Richtung. DAs gilt nicht nur für Psychotherapeuten sondern ebenso für Ärzte und Heilpraktiker - vor allem, auf ihrem Fachgebiet

Mit der Supervision scheint es oft zu hapern; u.a. deshalb, weil sie privat bezahlt werden muss und damit oft teuer erscheint..
Bücher von Amazon
ISBN: 3608940278


Grüsse,
Uta
 
Nach einer kurzen Besinnungspause bin ich nun wieder da...

Jeder sucht sich seinen Therapeuten aus. Wenn man weiß, was man will und was man erwartet, dann heißt es aber leider nicht immer, dass man sich auch das aussucht, was man wirklich braucht. Auch die Wahl der Therapeutin/des Therapeuten hängt tief mit unserem Seelenleben zusammen und dem Vermögen etwas anzunehmen und Neues bzw. Veränderungen zuzulassen.
Aus Erzählungen anderer habe ich gehört, dass ganz viele Menschen an ihre Grenze stoßen, wenn sie irgendwann eine Diagnose vom Psychologen/Psychiater hören. Hier beginnt wohl die eigentliche innere Auseinandersetzung.

@Sanne. Ja, sicher wenn Laien sich in der Öffentlichkeit, z. B. in Foren öffnen, dann sind da wieder Menschen, die darauf reagieren im Rahmen ihrer Erfahrungen und Möglichkeiten. Man muss dann mit allem rechnen, auch mit Unverständnis oder Ratschlägen, wie im "wirklichen Leben", aber letztlich trägt die Auseinandersetzung zur Annäherung und zum Verständnis bei, auf beiden Seiten. Wie wurde so oft im Forum an anderer Stelle beschrieben: Die Menschen, die uns begegnen und die uns problematisch erscheinen, spiegeln unsere ureigenen inneren Widerstände wider. Es hat sicher immer auch etwas mit einem selbst zu tun.

Ein Therapeut muss auf alle Fälle frei von Projektionen bzw. von Schubladendenken sein. Aber ich denke, die meisten haben das im Griff.

Viele Grüße
Anne
 
Was erwarte ich vom Therapeuten ist schon gut beantwortet:

Was ist meine Aufgabe, wenn ich zum Therapeuten gehe?
Es kann nicht sein, dass ich zum Therapeuten gehe und mich hinsetze und darauf warte, dass "er" macht!
Dazu ist er nicht da!
Der Therapeut ist dafür da, mir zu helfen, aus "meinen Ressourcen" zu schöpfen und selbst eine Lösung zu finden!

Der Therapeut ist dafür da, mich auf die Schiene zu setzen, aber ich muß dann fahren.
Eine Therapie ist nur dann erfolgreich, wenn ich nach der Therapie meine Probleme selbst im Griff habe und nicht immer noch jemanden nach der Lösung fragen muss.

Und meine Aufgabe ist es nicht, zum Therapeuten zu gehen, damit es mir besser geht, sondern mich wieder in die Lage zu bringen, für mich selbst selbstverantwortlich und selbstermächtigt selbst zu entscheiden und auch meine Ziele selbstermächtigt anzugehen.
Es kann nicht sein, dass ich vom Therapeuten erwarte, dass er die Arbeit tut und ich nur da sitze und ihn arbeiten lasse, dann dann bin ich nach der Therapie immer noch nicht in der Lage mein Leben im Griff zu haben.

Gehe ich zu einem Therapeuten, den ich nicht mag, wird er mir nicht helfen können - die Chance hat er nicht. Das bedeutet, dass ich dann woanders hingehen muss - und das kann auch durchaus meine eigene Entscheidung sein, da muß ich nicht warten, bis er es mir vorschlägt.

Denn mit jemanden zu arbeiten, der nicht am mich rankommt, erzeugt in mir unzufriedenheit und auch bei dem Therapeuten, weil er merkt, dass sich nichts bewegt.

Grundsätzlich ist es so, dass ein Therapeut nur dann helfen kann, wenn der Patient - Klient sich wirklich helfen lassen will - und es eben nicht nur so dahinsagt...

Das ein Therapeut seine eigenen Probleme, weiße Flecken und Widerstände bearbeitet hat, davon gehe ich aus und natürlich auch davon, dass er Supervision, Intervision oder Balint-Gruppen nutzt.

Es geht nicht darum, was ich von meinem Therapeuten erwarte - sondern darum, wie die Zusammenarbeit ist und was ich selbst zu der Lösung meines Problems beitrage bzw. nicht beitrage, weil ich der Meinung bin, das wäre die Aufgabe des Therapeuten.
 
Hallo Uta, Flowerpower, sanne und Done,

ich danke Euch ganz herzlich für Eure Beiträge und allen anderen natürlich auch für die Teilnahme an der Umfrage!



Was ist meine Aufgabe, wenn ich zum Therapeuten gehe?
Es kann nicht sein, dass ich zum Therapeuten gehe und mich hinsetze und darauf warte, dass "er" macht!
Dazu ist er nicht da!
Der Therapeut ist dafür da, mir zu helfen, aus "meinen Ressourcen" zu schöpfen und selbst eine Lösung zu finden!

Der Therapeut ist dafür da, mich auf die Schiene zu setzen, aber ich muß dann fahren.
Eine Therapie ist nur dann erfolgreich, wenn ich nach der Therapie meine Probleme selbst im Griff habe und nicht immer noch jemanden nach der Lösung fragen muss.

Und meine Aufgabe ist es nicht, zum Therapeuten zu gehen, damit es mir besser geht, sondern mich wieder in die Lage zu bringen, für mich selbst selbstverantwortlich und selbstermächtigt selbst zu entscheiden und auch meine Ziele selbstermächtigt anzugehen.
Es kann nicht sein, dass ich vom Therapeuten erwarte, dass er die Arbeit tut und ich nur da sitze und ihn arbeiten lasse, dann dann bin ich nach der Therapie immer noch nicht in der Lage mein Leben im Griff zu haben.

Done, Du beschreibst hier sehr schön die Eigenverantwortlichkeit des/der KlientIn. Das finde ich total richtig.
Und es hat, meiner Auffassung nach, der Therapeut/ dieTherapeutin die Aufgabe, eine Haltung gegenüber der zu Behandelnden an den Tag zu legen, die seine Eigenverantwortlichkeit stützt, die Ressourcensuche und -entwicklung in den Vordergrund stellt und die Lösungssuche, nicht das Problem, die Störung, die Krankheit, fokussiert.

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun mal eine kurze Zusammenfassung. :) Bisher haben 18 Personen an dieser Umfrage teilgenommen.

Als besonders wichtig wird offenbar angesehen, dass der/ die Therapeut/in den Klienten/in und die dargebrachte Thematik ernst nimmt (14 mal angeklickt - 77,78 %)
Eine Unterstützung bei der Findung von individuellen Lösungen wurde 13 mal gewünscht (72, 22 %).
Dass der/die Therapeutin überhaupt erst mal zuhört, wünschen 12 TeilnehmerInnen (66,67 %).
Gute Kenntnisse des individuellen Themas und viele Tipps erwarten 10 UserInnen (55,56 %), eine hohe Methodensicherheit wünschen 8 (44,44 %).
Dass die Verantwortung beim Klienten/ der Klientin verbleibt wollen 8 UserInnen (44,44 %).
Eine feste Theorie, die situativ angepasst wird, wird von 2 UserInnen (11,11 %) gewünscht.
Die Möglichkeit, Verantwortung abgenommen zu bekommen wurde einmal gewählt (5,56 %).

Nicht am Thema interessiert ist ein/e Teilnehmer/in an dieser Umfrage (5,56 %).

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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