Grundsätzlich sollte immer versucht werden, die Situation der umgebenden Weichteile zu verbessern (Subacromiale Dekompression, Rotatorenmanschettennaht).
Nur wenn es trotzdem zu keiner Besserung der Schmerzproblematik kommt, stellt die Implantation einer Schulterprothese einen letzten Ausweg dar.
Bei einem etwa 60-jährigen Patienten, der vor vier Monaten gestürzt ist, dabei eine ausgedehnte Ruptur der Rotatorenmanschette mit konsekutivem Hochsteigen des Humeruskopfes erlitten hat und vor dem Sturz die Schulter noch ohne Beschwerden frei bewegen konnte, sollte auf jeden Fall versucht werden, primär die Rotatorenmanschette zu rekonstruieren.
In diesem Fall zeigt sich im MR nur eine geringe Atrophie der Muskeln der Rotatorenmanschette.
Wenn sich im MR eine massive Atrophie der Muskeln zeigt, die Schulter auch passiv in der Beweglichkeit bereits eingesteift ist und der Patient schon seit mehreren Jahren zunehmende Schmerzen äußert, dann ist an die Implantation einer Schulterprothese zu denken.
In diesem Fall kann aber nicht jede Prothese implantiert werden.
Um das Hochwandern des Humeruskopfes zu verhindern, benötigt man entweder eine Prothese mit einer Pfannenabstützschale oder ein inverses Schulterprothesenmodell.
Dabei wird die Gelenkspfanne zum Kopf und der Gelenkskopf zur Pfanne.
Bei jungen Patienten mit posttraumatischen Arthrosen oder Humeruskopfnekrosen mit gut erhaltenem Glenoid empfiehlt sich die Implantation einer Cup-Prothese oder einer Hemiprothese mit Schaft.
Dies ist abhängig von der Knochenqualität und dem Tätigkeitsprofil des Patienten.
Bei schweren Arthrosen mit erhaltener Rotatorenmanschette sollte eher ein totaler Gelenksersatz durchgeführt werden, da die postoperative Beweglichkeit besser und der sekundäre Einbau einer Pfanne meist ein relativ großer Aufwand ist.
Durch die Erfahrungen von Sekundäroperationen und Prothesenwechseloperationen (oft großer Knochenverlust und Schaftsprengungen) besteht derzeit grundsätzlich die Tendenz die Humeruskomponente, solange die Knochenqualität es zulässt, möglichst knochensparend zu implantieren.
Die Industrie bietet deshalb Humeruskomponenten ohne Schaft und nur mit proximaler Verankerung an.
Nachsorge
Egal welche Prothese implantiert wird, alle Eingriffe werden über den sog. deltoideo-pectoralen Zugang durchgeführt.
Postoperativ wird die Schulter mittels Gilchristverband ruhiggestellt, und der Patient beginnt ab dem ersten postoperativen Tag mit selbstständigen Bewegungsübungen im Gesichtsfeld.
Ist die Schulterprothese anatomisch implantiert und der Patient vom Operateur persönlich über die Nachbehandlung (insbesondere ambulante Physiotherapie) gut aufgeklärt und regelmäßig kontrolliert, sind häufig überraschend gute Ergebnisse möglich.
Dadurch ist auch die Zahl, der pro Jahr durchgeführten Schulteroperationen in den letzten Jahren stark im Ansteigen begriffen.