nicht der papa
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Themenstarter
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Vor einigen Jahren musste ich feststellen, dass sich unsere Tochter, damals 15, ritzt. Sie hat sich stets so gekleidet, dass es niemand auffiel und alle Situationen vermieden, in denen ich sie beim Umziehen etc. hätte sehen können.
Aufgefallen waren mir allerdings die Royo-Poster an der Wand. Aber an sowas habe ich nie gedacht und bin aus allen Wolken gefallen.
Als erstes bin ich dann mit ihr zu einer öffentlichen Beratungsstelle gegangen. Die hat dann anhand diverser Tests festgestellt, dass sie an Borderline leidet und sie mit dem Hinweis darauf, dass sie sich im Notfall an die zuständige Psychiatrie wenden könnte und da auch jederzeit aufgenommen würde, verabschiedet.
War erst Mal richtig geschockt und habe mir Sorgen und Vorwürfe gemacht. Dann habe ich recherchiert und musste feststellen, dass diese Diagnose bei jungen Menschen eh nicht so pauschal getroffen werden kann.
Hatte auch so meine Probleme der anderen Art damit, denn sie war nicht wie ich ein geschlagenes und missbrauchtes Kind.
Wieso das alles?
Wir haben viel geredet und ich habe ihr anhand der negativen Erfahrungen, die von vielen nach solchen Selbsteinweisungen in diversen Foren gepostet wurden (danke dafür), den für sie so vielversprechenden und verlockend erscheinenden Gang in die Psychiatrie mit Erfolg ausreden können.
Danach sind wir in die Sprechstunde der Uniklinik Fft. gefahren, denn ich habe aufgund verschiedener familiärer Erfahrungen in diese Klinik großes Vertrauen.
Nach ausführlichem Gespräch mit der Tochter sagte mir der Arzt, dass bei meiner Tochter das Verlangen im Mittelpunkt zu stehen und sich wichtig zu machen die Triebfeder wären. Nicht einfach zu glauben, wenn ein junges Mädchen von Verzweiflung und Selbstmord redet.
Zudem bot er ihr an, zu einer ambulanten Gruppentherapie zu kommen, die dort gerade stattfand. Das wollte sie aber nicht und es wäre auch unpraktisch gewesen, da wir doch ein gutes Stück von Frankfurt entfernt wohnen.
Ich habe angefangen mir klar zu machen, wie einfach der Schritt der Selbstverletzung heutzutage ist, wo Tattoo, Piercing und Branding gesellschaftsfähig sind. Mir fiel ein, dass es bei einem der Hessentage Jahre zuvor auch ein Brandingspecial gab, dass im TV übertragen wurde. Kurz darauf hatte sie sich wie alle Freunde als Mutprobe ein Branding mit einem Feuerzeug gemacht.
Konnte dann kurzfristig für sie eine Gesprächstherapie in unserer Nähe organisieren. Ihre damalige Schulsozialarbeiterin hat ihr aber auch sehr geholfen. Medikamente hat sie zu keiner Zeit bekommen.
Sie hat sich zu dieser Zeit alles auf mehreren Internetbloggs von der Seele geschrieben, die sie später komplett entfernte.
Dann hat sie einen jungen Mann kennengelernt und sich neu verliebt. Der nahm schon seit Jahren Maohemmer und andere Medis und hatte schwere psychische Probleme. Ich gebe zu, ich habe darin auch die Hoffnung gesehen, dass sie sich auf andere Art über ihre psychischen Probleme austauschen kann.
Zu ihrem Geburtstag wollte sie ein Bauchnabelpiercing. Der war da noch 3 Monate hin, als ich ihr sagte, dass sie eines bekäme, wenn sie sich bis dahin nicht mehr ritzen würde. (Ich wusste inoffiziell, dass sie sich in der Zeit noch 1,2 mal ritzte.)
Offiziell hat sie sich aber nicht geritzt, denn ich konnte nichts entdecken.
Sie bekam damals natürlich ihr Piercing.
Ich hätte nicht gedacht, dass ihr der Wunsch nach einem Bauchnabelpiercing so dabei hilft, damit aufzuhören.
Sie hat es geschafft damit aufzuhören.
Ist jetzt 3 Jahre her.
Sie ist mittlerweile ausgezogen, hat einen netten Freund, macht mit Begeisterung eine Lehre und ruft wenigstens einmal die Woche an.
Als ich ihr irgendwann viel später die Diagnose des Uniarztes sagte, da sagte sie: Mama, der hatte Recht.
Ich schreibe dies, um Mut zu machen andere Wege zu suchen, als die von den öffentlichen Beratungsstellen angebotenen. Nicht gleich ins Bockshorn jagen lassen.
Aufgefallen waren mir allerdings die Royo-Poster an der Wand. Aber an sowas habe ich nie gedacht und bin aus allen Wolken gefallen.
Als erstes bin ich dann mit ihr zu einer öffentlichen Beratungsstelle gegangen. Die hat dann anhand diverser Tests festgestellt, dass sie an Borderline leidet und sie mit dem Hinweis darauf, dass sie sich im Notfall an die zuständige Psychiatrie wenden könnte und da auch jederzeit aufgenommen würde, verabschiedet.
War erst Mal richtig geschockt und habe mir Sorgen und Vorwürfe gemacht. Dann habe ich recherchiert und musste feststellen, dass diese Diagnose bei jungen Menschen eh nicht so pauschal getroffen werden kann.
Hatte auch so meine Probleme der anderen Art damit, denn sie war nicht wie ich ein geschlagenes und missbrauchtes Kind.
Wir haben viel geredet und ich habe ihr anhand der negativen Erfahrungen, die von vielen nach solchen Selbsteinweisungen in diversen Foren gepostet wurden (danke dafür), den für sie so vielversprechenden und verlockend erscheinenden Gang in die Psychiatrie mit Erfolg ausreden können.
Danach sind wir in die Sprechstunde der Uniklinik Fft. gefahren, denn ich habe aufgund verschiedener familiärer Erfahrungen in diese Klinik großes Vertrauen.
Nach ausführlichem Gespräch mit der Tochter sagte mir der Arzt, dass bei meiner Tochter das Verlangen im Mittelpunkt zu stehen und sich wichtig zu machen die Triebfeder wären. Nicht einfach zu glauben, wenn ein junges Mädchen von Verzweiflung und Selbstmord redet.
Zudem bot er ihr an, zu einer ambulanten Gruppentherapie zu kommen, die dort gerade stattfand. Das wollte sie aber nicht und es wäre auch unpraktisch gewesen, da wir doch ein gutes Stück von Frankfurt entfernt wohnen.
Ich habe angefangen mir klar zu machen, wie einfach der Schritt der Selbstverletzung heutzutage ist, wo Tattoo, Piercing und Branding gesellschaftsfähig sind. Mir fiel ein, dass es bei einem der Hessentage Jahre zuvor auch ein Brandingspecial gab, dass im TV übertragen wurde. Kurz darauf hatte sie sich wie alle Freunde als Mutprobe ein Branding mit einem Feuerzeug gemacht.
Konnte dann kurzfristig für sie eine Gesprächstherapie in unserer Nähe organisieren. Ihre damalige Schulsozialarbeiterin hat ihr aber auch sehr geholfen. Medikamente hat sie zu keiner Zeit bekommen.
Sie hat sich zu dieser Zeit alles auf mehreren Internetbloggs von der Seele geschrieben, die sie später komplett entfernte.
Dann hat sie einen jungen Mann kennengelernt und sich neu verliebt. Der nahm schon seit Jahren Maohemmer und andere Medis und hatte schwere psychische Probleme. Ich gebe zu, ich habe darin auch die Hoffnung gesehen, dass sie sich auf andere Art über ihre psychischen Probleme austauschen kann.
Zu ihrem Geburtstag wollte sie ein Bauchnabelpiercing. Der war da noch 3 Monate hin, als ich ihr sagte, dass sie eines bekäme, wenn sie sich bis dahin nicht mehr ritzen würde. (Ich wusste inoffiziell, dass sie sich in der Zeit noch 1,2 mal ritzte.)
Offiziell hat sie sich aber nicht geritzt, denn ich konnte nichts entdecken.
Sie bekam damals natürlich ihr Piercing.
Ich hätte nicht gedacht, dass ihr der Wunsch nach einem Bauchnabelpiercing so dabei hilft, damit aufzuhören.
Sie hat es geschafft damit aufzuhören.
Ist jetzt 3 Jahre her.
Sie ist mittlerweile ausgezogen, hat einen netten Freund, macht mit Begeisterung eine Lehre und ruft wenigstens einmal die Woche an.
Als ich ihr irgendwann viel später die Diagnose des Uniarztes sagte, da sagte sie: Mama, der hatte Recht.
Ich schreibe dies, um Mut zu machen andere Wege zu suchen, als die von den öffentlichen Beratungsstellen angebotenen. Nicht gleich ins Bockshorn jagen lassen.