Sendehinweis

James

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Planet wissen berichtet auf SWR|BR-alpha am 30. und 31.01.14 WDR

https://www.planet-wissen.de/sendungen/2014/01/30_killerkeime.jsp

"Killerkeime - und wie man sie besiegt"

Es geht in der Sendung um Infektionen mit C-MRSA, einem sehr gefährlichen Keim, den man sich als gesunder Mensch in der Umwelt "einfangen" kann und der gegen Antibiotika weitgehend resistent ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo James,
vielen Dank für den Tip.

Aber leider scheint auch dieser Bericht wieder die „Die Keime werden von den Patienten ins Krankenhaus mitgebracht – ist alles nicht unsere Schuld“ – Kampagne der Krankenhäuser zu unterstützen.

In dem Vorbericht steht:

„Krankenhauskeime wie MRSA stellen eine große Gefahr dar, weil sie gegen die meisten vorhandenen Antibiotika resistent sind. Diese gefürchteten Bakterien kommen auch im Alltag vor, besiedeln zum Beispiel den Nasen-Rachenraum von einem Drittel der Bevölkerung.“

Das ist nicht richtig! Ich kann nur immer wiederholen, dass ein Drittel der Bevölkerung (bzw. 15-20% s. u.) NICHT mit MRSA besiedelt ist, sondern mit dem Staphylococcus aureus. Davon sind außerhalb von Krankenhäusern 89 % Methicillin - sensibel – also MSSA – innerhalb von Krankenhäusern sind 79 % Methicillin - sensibel. Und von den 11 %, bei denen außerhalb von Krankenhäusern MRSA nachgewiesen wurde, wurde mit absoluter Sicherheit der größte Teil auch in Krankenhäusern infiziert. Es handelt sich nicht um caMRSA sondern um Krankenhauskeime.

Deutsche Dermatologischen Gesellschaft, Diagnostik und Therapie Staphylococcus aureus bedingter Infektionen der Haut und Schleimhäute: Der natürliche Standort von S. aureus ist die nasale Schleimhaut, während die gesunde Haut nur passager (nur vorübergehend auftretend) besiedelt ist. In der Normalbevölkerung sind etwa 15-20% permanent, 50-70% passager und nur 15-20% nicht nasal mit S. aureus besiedelt.

Bei einer Untersuchung des RKI wurden 9.025 MRSA-Proben untersucht und nur in wenigen Fällen caMRSA gefunden (2011+2012=283 = 3,1%). In diesen Fällen fand die Ansteckung fast ausschließlich im Ausland statt. Auch die viel zitierte laMRSA aus der Landwirtschaft wurde nur äußerst selten gefunden (2011+2012=34 = 0,4%) und fast ausschließlich bei Patienten, die direkten Kontaktakt mit besiedelten Tieren hatten.

RKI - Archiv 2013 - MRSA: Eigenschaften, Häufigkeit und Verbreitung in Deutschland in den Jahren 2011 und 2012

Die nach wie vor häufigen, mit dem Kontakt zu Einrichtungen des Gesundheitswesens assoziierten MRSA treten bei Patienten mit klassischen MRSA-Risikofaktoren wie Antibiotikabehandlung, invasive medizinische Eingriffe, multiple Grunderkrankungen usw. auf und werden folgerichtig als Hospital-assoziierte MRSA (haMRSA) bezeichnet. Infektionen mit sogenannten Community-assoziierten MRSA (caMRSA) treten dagegen bei Personen ohne die o. g. Risikofaktoren und unabhängig von einem vorausgehenden Kontakt zu Gesundheitseinrichtungen auf. Im Zusammenhang mit der kommerziellen Nutztierhaltung hat sich seit einigen Jahren ein drittes Reservoir von MRSA herausgebildet. Die entsprechenden Stämme werden als Livestock-assoziierte MRSA (laMRSA) bezeichnet.

Unter den Einsendungen an das NRZ in den Jahren 2011 und 2012 (n = 9.025) …..

Ambulant erworbene MRSA
2011+2012 gesamt 317 (3,5%) - davon LA-MRSA 34 (0,4%) = CA-MRSA 283 (3,1%)

CA-MRSA in den meisten Fällen aus dem Ausland mitgebracht

LA-MRSA (Schweinestall)
„Dabei lag in den meisten Fällen ein Zusammenhang mit der beruflichen Exposition in der konventionellen Tiermast vor. Auch im internationalen Maßstab sind Fälle von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen eher selten beobachtet worden, treten aber vereinzelt auf.“
 
Hallo Krankenhaushasser

Ich würde empfehlen, zuerst einmal die Sendung zu schauen.

Es geht sowohl um MRSA im Spital und nicht darum, dass Patienten diesen ins Spital bringen. In vielen Ländern mit hohem Antibiotikagebrauch, z.B. England und südeuropäische Länder, tragen tatsächlich viele Leute den MRSA Keim auf sich, und ein systematisches Screening bei einem stationären Spitaleintritt (wie z.B. in Holland) würde verhindern, dass beim Eintritt der Keim verbreitert wird, denn die Patienten können direkt isoliert werden.

Ich bin Gast in der Sendung und in meinem Fall geht es um CA-MRSA. Ich wurde höchstwahrscheinlich von einem Gast aus dem Ausland infiziert, der den Keim auf sich trug. Das kann jeden Gesunden treffen und daran kann man genauso sterben, wie an einer MRSA-Infektion, die man im Spital eingefangen hat.

Viele Grüsse
Ezra
 
Hallo Ezra,
selbstverständlich werde ich mir die Sendung ansehen.

Gerade habe ich Deine Beiträge durchgelesen und sofort Dein Buch „Überlebt - Infiziert mit dem Superkeim MRSA“ bestellt. Kannst Du mir sagen, wie viele Exemplare davon bereits verkauft worden sind?

Mir ist bekannt, dass man sich auch außerhalb von Krankenhäusern oder anderen Krankheitseinrichtungen mit MRSA infizieren kann – aber das ist in Deutschland (und wahrscheinlich auch in der Schweiz?) sehr, sehr selten. Und in den meisten Fällen stecken sich „in freier Wildbahn“ Menschen damit an, die Kontakt mit Patienten haben, die sich den Keim im Krankenhaus eingefangen haben.

Es regt mich aber immer wieder auf, wenn behauptet wird, dass 30 % aller Einwohner Deutschlands MRSA in der Nase haben – das stimmt einfach nicht und ist eine reine verharmlosende Schutzbehauptung der Krankenhäuser, die immer wieder versuchen durch gefälschte Statistiken und eine gezielte Nichtinformation die Schuld an den Infektionen von sich zu weisen.

Und es wird sich nichts ändern, solange die Krankenhäuser nicht dafür bestraft werden, wenn sie Patienten infizieren, sondern dafür noch belohnt werden – wie man z. B. an dieser Anweisung für Krankenhaus - Kodierer sehen kann:

Kodierbeispiel:

C43.5 Melanom Rumpf, 5-895.2a Exzision groß =
1.873,40 €​

C43.5 Melanom Rumpf, T81,4 Infektion nach einem Eingriff 5-895.2a Exzision groß =
2.949,30 €​

Viele Grüße
Silke
 
Hallo Silke,

Ich kann nicht sagen, wieviele Bücher verkauft worden sind. Die Info erhalte ich noch vom Verlag.

Dass 30% der Deutschen MRSA-Keime auf sich tragen scheint mir auch übertrieben. Gemäss einer Untersuchung im Saarland waren es 2.2.%. In anderen Ländern, z.B. England, sind 30% jedoch noch untertrieben.

Das ist natürlich richtig, dass primär die Krankenhäuser dafür sorgen müssen, dass die Keime gar nicht erst ins Krankenhaus gelangen. Das geht jedoch nur mit einem konsequenten Screening der eintretenden Patienten und das ist teuer....Hat ein Patient MRSA, sollte er ohnehin isoliert werden und darf erst nach einer Dekolonisierung wieder entlassen werden. Es darf natürlich nicht sein, dass MRSA-infiszierte Patienten aus dem Spital entlassen werden und wieder andere anstecken. Es gibt da wirklich noch sehr viel zu verbessern....

CA-MRSA unterscheidet sich genetische erheblich von MRSA. Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland oder der Schweiz CA-MRSA aufzulesen, dürfte extrem gering sein. Durch die Globalisierung und starke Reisetätigkeit ist es jedoch trotzdem möglich.

Viele Grüsse
Ezra
 
Hallo Ezra,
die 2,2 % sind realistisch:

Wenn von 100 Patienten 20 Staph.a. – Träger sind (siehe oben) und von diesen Staph.a. ambulant 11% resistent sind, sind genau 2,2 von 100 Patienten mit MRSA besiedelt.

Bei den von Krankenhäusern eingesandten Proben sind ja 21 % resistent (ars-rki) – also hätten dort 4,2 % MRSA.

Aber auch diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, weil (auch lt. asr-rki) zwar im ambulanten Bereich 65 % der gefundenen Staph.a. auf Resistenzen getestet werden, im stationären Bereich aber nur 38 %. Also dürfte die Rate im stationären Bereich noch höher liegen.

Und aus diesem Grund werden in Krankenhäusern oft falsche Antibiotika gegeben, wodurch die resistenten Keime dort regelrecht gezüchtet werden.

Mit dem Screening tun sich die Krankenhäuser schwer, weil die Patienten dann ja nachweisen könnten, dass sie im Krankenhaus infiziert wurden. Obwohl das eigentlich egal ist, weil auch wenn man das nachweisen kann den Krankenhäusern i.d.R. nichts passiert.

Mein Vater bekam in einem Krankenhaus, in dem er mit MRSA infiziert wurde, bis zum letzten Tag Vancomycin und eine antibiotische Nasensalbe. Bei einem Nasenabstrich wurden deshalb keine Keime gefunden und er wurde als MRSA-frei entlassen – was sich natürlich später als falsch herausstellte.

Auf diesem Gebiet gibt es noch viel zu tun – und das betrifft nicht nur MRSA sondern auch die vielen anderen Krankenhauskeime. Kämpfen wir weiter!

Viele Grüße
Silke
 
Hallo Gerd,

Das war mir überhaupt nicht bekannt, dass Vit. B3 eine solch gute Wirkung hat. Der Bericht ist sehr interessant.

Vielen Dank und Grüsse
Ezra
 
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