Hallo Mari und Brummbär, was ihr berichtet, erinnert mich sehr an eine Frau, mit der ich vor kurzem ein Interview geführt habe. Ich stelle es hier mal ein, gekürzt:
B: Am schlimmsten war es, dass keiner wusste, was mir fehlte. Ich hatte ja auch keine Diagnose. Polyneuropathie, das kriegen normalerweise Diabetiker oder Alkoholiker. Die Hausärzte und Neurologen hier wussten bald nicht mehr weiter. Ich habe oft gehört, ich würde mir das alles nur einbilden. In der Uniklinik haben die Ärzte wenigstens begriffen, dass ich beim besten Willen nicht gehen konnte.
?: War das bei anderen Ärzten anders?
B: Sehen Sie, ich habe mir diese Krankheit nicht ausgesucht. Ich wollte sie wirklich nicht haben. Aber die Ärzte haben so getan, als wäre ich Schuld daran. Als wäre ich aus lauter Langeweile krank!
?: Was für Beschwerden hatten Sie denn genau?
B: Ich hatte kein Gefühl mehr, wie wenn einem der Fuß eingeschlafen ist. Zuerst waren nur die Zehen betroffen. Da denkt man noch nicht, dass es etwas Schlimmes ist. Aber dann stieg die Taubheit allmählich immer weiter hoch. Mein Hausarzt meinte, das hört bei den Knien auf. Aber es hörte nicht auf, es ging weiter. Ich hatte zum Beispiel mal einen riesigen Insektenstich an der Wade, ohne ihn zu fühlen. Und dann spürte ich auch meine Kniearthrose nicht mehr. Ich wäre fast an einer Lungenembolie gestorben, weil ich nach hoher Cortisongabe eine Thrombose im Kniegelenk hatte. Das ist normalerweise sehr schmerzhaft, aber durch die Taubheit meiner Beine habe ich davon nichts gespürt. Also wurde auch nichts behandelt und der Blutpfropf ist in die Lunge weitergewandert. Zum Schluss ging die Taubheit bis in den Intimbereich und auch die Hände wurden taub. Außerdem wurden meine Muskeln immer schwächer. Ich konnte nicht mehr richtig gehen, noch nicht einmal mehr mit dem Rollator. Auch Autofahren ist übrigens nicht möglich, wenn man kein Gefühl in den Füßen hat. Seit Jahren bin ich darauf angewiesen, dass mein Mann mich fährt.
?: Wie lange waren Sie eigentlich krank?
B: Insgesamt hat das bisher über zwölf Jahre gedauert.
?: Aber es wurden doch sicher Untersuchungen durchgeführt, oder?
B: Natürlich! Röntgen, Computertomographie, MRT und so weiter. Zuerst hatten die Ärzte den Verdacht, dass meine Probleme vom Rücken her kommen könnten. Dann hatten sie den Verdacht, ich hätte Krebs. Aber sie haben nichts gefunden. Ein anderer Arzt meinte, das käme von den Krampfadern. Mein Phlebologe hat darüber nur gelacht. Aber die Varizen mussten ja sowieso operiert werden, das war kein Schaden. Ich weiß nicht mehr, wie oft meine Nervenleitgeschwindigkeit und die Reflexe gemessen wurden. Die Ergebnisse waren klar, die Nerven waren krank. Da war keine Nervenleitgeschwindigkeit mehr. Es waren nicht zu wenige Untersuchungen, sie haben bloß nichts geholfen. Die Ärzte konnten immer nur sagen, dass sie nichts finden. Und das war es dann, fertig. Damit haben sie mich alleine gelassen. Ich finde, man sollte den Menschen die Hoffnung nicht nehmen. So eine Krankheit zu haben ist schwer genug.
?: Haben Sie gar keine Behandlung bekommen?
B: Doch, und wie ich behandelt wurde! Ich habe jede Menge Medikamente bekommen. Nur: Sie haben nichts genützt! Manche habe ich nicht vertragen, sodass alles noch schlimmer geworden ist! Von einer Infusion waren alle meine Gefäße entzündet, sodass man mir nicht mal mehr eine Spritze geben konnte. Die Ärzte in der Uni-Klinik haben auch ehrlich gesagt, sie würden einfach alles ausprobieren und schauen, ob es hilft. Am schlimmsten war es dann in der Reha. Ich musste zur Reha, weil die Krankenkasse mich aussteuern wollte; ich konnte ja nicht arbeiten. Also konnte ich mich nicht wehren. Die Ärzte wussten aber gar nichts mit mir anzufangen. Sie wollten von mir wissen, wie meine Krankheit heißt. Als hätte ich mir eine Diagnose ausgedacht! Dann sollte ich trainieren, um wieder fit zu werden. Versuchen Sie mal zu trainieren, wenn Sie Ihre Beine nicht spüren. Das ist nicht komisch. Man kann nicht mal mehr stehen, wenn die Beine einem nicht gehorchen. Vom Laufband wäre ich fast gefallen. Nach der Reha ging es mir richtig schlecht. Ich konnte nur noch ein bisschen essen und habe den Tag im Liegen verbracht. Außerdem hatte ich starkes Zahnfleischbluten und dazu auch noch Sehstörungen von den Medikamenten. Der Rollstuhl war schon angepasst. Aber wenn ich den bekommen hätte, ich hätte ihn noch nicht mal bedienen können, so schwach war ich.
?: Seit wann geht es Ihnen besser?
B: Ich bin seit ein paar Monaten in Behandlung bei einem Arzt für Naturheilkunde hier in der Nähe. Bei ihm war es anders, er hat mich mit den ganzen Beschwerden von Anfang an ernst genommen. Dann hat er gesagt, wir müssten die Ursache herausfinden. Dazu hat er mit dem Oberongerät eine Diagnostik gemacht und kinesiologische Tests durchgeführt. Egal wie, jedenfalls hat er festgestellt, dass ich mit Amalgam belastet bin. Das müsste man erst einmal aus dem Körper herausbekommen. Er hat mir erklärt, dass die Behandlung lange dauern würde, aber das war mir egal. Es hat auch tatsächlich ein paar Wochen gedauert, bis es angefangen hat, dass die Taubheit wieder besser geworden ist. Jeden Tag habe ich ein bisschen mehr gespürt, inzwischen sogar wieder die Arthrose in den Knien. Und vor ein paar Tagen war ich beim Zahnarzt, der ganz begeistert war, wie gut mein Zahnfleisch geworden ist - kein Zahnfleischbluten mehr!
?: Und wie hat er es das geschafft?
B: Er hat mir Kapseln mit Pilzen und Kräutern gegeben, außerdem Essenzen, was weiß ich. Ich habe genommen, was er mir empfohlen hat. Ärgerlich fand ich nur, dass die Krankenkasse diese Therapien nicht bezahlt. Man muss sich das einmal vorstellen: Die haben Unsummen ausgegeben für meine Krankenhausaufenthalte! Aber für die Oberondiagnostik oder die kinesiologischen Tests war kein Geld da. Aber ehrlich gesagt ist es mir inzwischen fast egal. Es geht mir immer besser und alles andere ist nicht wichtig. Man muss nach vorne schauen und vergessen.