Hallo zusammen,
Zu Niccolò Machiavelli paßt ein Buch, was 1864 zum erstenmal erschienen ist. Der Titel lautet: „Gespräche in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu“. Teile dieses Buches wurden später in Schriften gefunden, deren Inhalt die Zerstörung und Kontrollierung von Staaten und Gesellschaften zum Thema hatte. Es ist ein Spiegel unserer Zeit in der wir Leben. Deshalb findet es man nicht in Bibliotheken.
Hier ein Auszug aus dem Buch:
Nur auf dem Wege der Verordnungen werde ich beispielsweise riesige Finanzmonopole errichten, Aufspeicherungen des Volksvermögens, von denen das Schicksal aller Privatvermögen derart unmittelbar abhängen müßte, daß sie am ersten Tage nach einer politischen Katastrophe ebenso verschwinden müßten wie der Staatskredit.
Gegen die Großindustriellen und die Fabrikbesitzer wird man zweckmäßig dadurch vorgehen, daß man sie zu einem Aufwand verleitet, der im keinen Verhältnis zu ihren Einnahmen steht, daß man die Arbeitslöhne erhöht und daß man tiefe, geschickt ausgeführte Eingriffe in die Produktionsquellen macht....denn ein allzu großes Aufblühen der Industrie kann selbst wieder eine Gefahr werden, da sie eine viel zu beträchtliche Zahl unabhängiger Vermögen hervorbringt.
Ich werde die Stempelsteuer der Zeitungen auch auf Bücher ausdehnen, oder besser: ich werde die Lasten einer Steuer auf solche Bücher legen, die nicht mehr als eine bestimmte Zahl von Seiten haben. Ein Buch zum Beispiel, das keine zweihundert oder dreihundert Seiten hat, soll nicht als Buch, sondern als Broschüre gelten. Sie werden sicherlich den Vorteil dieses Tricks begreifen. Auf der einen Seite vermindere ich durch die Steuer diese Flut kleiner Schriften, die nichts als Anhängsel von Zeitungen sind: auf der anderen Seite zwinge ich die Verfasser, die sich der Besteuerung entziehen wollen, lange und kostspielige Werke zu verfassen, die so gut wie unverkäuflich und in dieser Form unlesbar sind. Es sind heute fast nur noch arme Teufel, die glauben, sie müßten ein Buch schreiben; sie werden das bleiben lassen. Der Fiscus wird diesen Leuten den Mut nehmen, ihrem literarischen Ehrgeiz nachzugehen, und das Strafgesetz wird den Druckereien selbst die Waffen aus der Hand schlagen; denn ich mache den Verleger und den Drucker in strafrechtlichen Sinne für das verantwortlich, was in den Büchern steht. Sollte ein Schriftsteller kühn genug sein, Bücher gegen die Regierung zu schreiben, so darf er keinen Verleger finden.
Ich werde die Blätter zählen, die die sogenannte Opposition darsetellen. Wenn zehn Zeitungen Opposition machen, werde ich zwanzig haben, die für die Regierungen eintreten, wenn zwanzig, dann werde ich vierzig, wenn vierzig, dann werde ich achtzig haben. Dazu wird mir, wie sie jetzt sehr gut verstehen, das Recht zu Diensten stehen, das ich mir vorbehielt, nämlich die Erlaubnis zur Gründung neuer politischer Blätter zu geben….Die große Masse des Volkes darf von dieser Taktik nichts merken. Sonst wäre der Plan mißglückt, und die öffentliche Meinung würde sich von den Zeitungen lossagen, die offentsichtlich meine Politik vertreten. Ich werde die mir ergebenen Zeitungen in drei oder vier Klassen teilen. An erster Stelle werde ich eine Anzahl von Zeitungen stellen, die ganz offensichtlich eine amtliche Note haben und die bei allen Konflikten meine Handlungen bis zum äußersten verteidigen werden. Ich möchte ihnen gleich sagen, daß das nicht die Blätter sind, die den größten Einfluß auf die öffentliche Meinung haben. An zweiter Stelle werde ich eine Reihe von Zeitungen bringen, deren Charakter nur offiziös ist und die die Aufgabe haben, die große Masse der Lauen und Indifferenten, die ohne Bedenken sich auf den Boden der Tatsachen stellen und mit ihrer politischen Überzeugung nicht darüber hinausstreben, an meine Macht zu binden. Unter den nun folgenden Gruppen von Zeitungen befinden sich die kräftigsten Stützen meiner Macht. Hier verschwindet die offizielle oder offiziöse Note vollständig., natürlich nur scheinbar; denn die Zeitungen, über die ich noch etwas zu sagen habe, werden alle mit derselben Kette an meine Regierung gebunden sein, einer Kette, die für die einen sichtbar, für andere unsichtbar ist. ….Ich werde ein aristokratisches Blatt in der Aristokratenpartei haben, ein republikanisches in der republikanischen, ein revolutionäres bei der Revolutionspartei; wenn es nötig ist, auch ein anarchistisches bei den Anarchisten. Wie Gott Wischnu wird meine Presse hundert Arme haben, und diese Arme werden über das ganze Land hin ihre Hände den vertretern aller politischen Richtungen reichen. Man wird für mich Partei ergreifen, ohne es zu wissen. Wer da glaubt, seine eigene Sprache zu sprechen, spricht doch nur die Meine. Wer da meint, in seinem eigenen Interesse zu agitieren, betreibt nur das meine. Alle, die unter ihrer eigenen Fahne zu maschieren glauben, maschieren unter der meinen. Ich werde unter der Bezeichnung Abteilung für Druck-und Pressewesen eine Zentralstelle einrichten (Nachrichtendienst?), bei der man sich die Instruktionen holt und von der Winke gegeben werden. Dann wird sich denen, die nur zur Hälfte in das Geheimnis eingeweiht sind, ein bizarres Schauspiel darbieten: man wird erleben, daß Zeitungen, die meiner Regierung ergeben sind, mich angreifen, ein großes Geschrei erheben und mir eine Menge Verdrießlichkeiten bereiten……Sie müssen beachten, daß die Grundlagen und die Prinzipien meiner Regierung niemals von den Zeitungen angegriffen werden, von denen ich eben sprach.Sie werden nie mehr als ein Kleinkrieg führen und gegen das Herscherhaus nur eine Opposition machen, die sich in den engsten Grenzen hält. ….Das schon recht beachtliche Ergebnis wird sein, daß die meisten Leute sagen: Aber sehen sie doch, daß wir frei sind, daß man unter dieser Regierung etwas sagen kann, daß sie zu Unrecht angegriffen wird und es duldet und erträgt, statt den Angriff zu unterdrücken, wie sie es leicht hätte tun können. ….Diese Zeitungen erlauben sich gewiß die größten Freiheiten, aber sie greifen niemals die bestehenden Ordnungen an. Diese Ordnungen müssen über alle Ungerechtigkeiten der politischen Leidenschaften erhaben sein, wenn selbst die Feinde der Regierung es sich nicht versagen können, ihnen ihre Huldigung darzubringen.
Louis Lewin