Ich sage nicht, dass Religion und Wissenschaft gleich sind, sondern dass Religion und Wissenschaft leider nach den gleichen Prinzipien gehandhabt werden.
Ich schrieb auch "gleichwertig" und nicht "gleich". Was sich auf den Anspruch bezieht, "Recht zu haben" oder anders ausgedrückt, die Realität zu beschreiben. Beides sind nur Modelle.
Diese Modelle sind für unterschiedliche Zwecke. (Auch wenn oft versucht wird, sie für gleiche Zwecke zu missbrauchen).
Jede der beiden Seiten hat eigentlich ihren Sinn, der in der Praxis meist verloren geht. Und jede der beiden Seiten weist auf die "Fehler" der anderen Seite hin, ohne die eigenen Defizite zu sehen.
Wenn man sich die wissenschaftliche Entwicklung ansieht (Relativitätstheorie, Quantenphysik, Hirnforschung, moderne Philosphie), dann stellt man fest, dass sie genau darauf hinausläuft, was die Menschen vor tausenden von Jahren schon feststellten und in metaphorischer Form in dem darzustellen versuchten, was eigentlich die Grundlage der Religionen ist. Allerdings ist davon meist nichts mehr zu erkennen.
Du weichst aus.
Genau das sollte mein Hinweis auf die Chemiker aussagen. Mit deinem Sprung auf die Computer hast du genau das getan. Ich konnte darin keine Relevanz für die Diskussion erkennen.
Ich habe nie behauptet, dass man mit Religion Computer bauen kann. Das sind völlig unterschiedliche Ebenen. (Was natürlich nicht gilt, wenn du Computer anbetest - was ich mal nicht annehme.)
Religionen haben den Wissenserwerb behindert, nicht gefördert (Galileo kann davon ein Liedchen singen).
Stimmt in den allermeisten Fällen (der "letzten" Zeit).
Das bezieht sich darauf wie Religion leider fast ausschliesslich gelebt wird.
Nur gilt das für weite Teile der Wissenschaft ebenfalls, besonders in der Medizin. Deswegen gibt es dieses Forum.
Schön dargestellt von Ludwik Fleck in "Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache".
Gottesbild
Du erwähnst, dass man sich gemäß den 10 geboten kein Bild von Gott machen dürfe und fordest, dass sich "die sogenannten Wissenschaftler dies zu Herzen nehmen sollten".
Gottesbilder sind das, was du bei jedem Gläubigen vorfindest (und zwar ohne Ausnahme). Dass sich "Christen und Juden die Diskussion daran verbieten würden" ist mir noch nie aufgefallen, ich stelle das pure Gegenteil fest. Die Wissenschaft hingegen macht sich kein Bild von Gott. Deine Behauptung diesbezüglich entbehrt jeder Grundlage.
Meine Kritik an den Religionen besteht genau darin, dass sie sich ein Bild von Gott machen, obwohl sie es gemäss ihren eigenen Grundsätzen eigentlich nicht dürften.
Und wenn die Wissenschaft ein Gottesbild berechtigterweise in Frage stellt, dann eben dieses konkrete Bild. Sie macht für ihre Argumentation somit implizit ein Bild von Gott.
Die Behauptung, dass zu jeder Religion OHNE AUSNAHME ein konkretes Gottesbild gehört ist falsch.
Mathematik
Deine Behauptung, die Mathematik beruhe "nur auf Erfahrung", ist nicht haltbar. Nehmen wir als Beispiel die Kreiszahl
: heute kennt man den Wert auf unzählige Nachkomma-Stellen genau. Du willst doch nicht behaupten, diese hätte man - in welcher Form auch immer - "erfahren". Sie wurden
berechnet.
Die Mathematik ist ein Gedankengebäude, das auf wenigen Axiomen beruht, aus denen alles weitere abgeleitet wird. Diese Axiome beruhen letztendlich auf Erfahrung.
Die Zahl PI macht beispielsweise erst Sinn, wenn du ein Zahlensystem zugrunde legst.
Aber Georges Spence Brown kann das in "Laws of Form" deutlich besser erklären als ich.
Würden intelligente Außerirdische, viele Lichtjahre von uns entfernt, diese Kreiszahl ermitteln, so kämen sie auf den selben Wert. Obwohl ihre Erfahrungen ganz anders aussehen dürften als die unseren.
Das ist eine verwegene und unbeweisbare Behauptung, auch wenn Heissenberg etwas ähnliches von der Physik behauptet hat. Das würde z.B. voraussetzen, dass diese Ausserirdischen ein identisches Denksystem haben wie wir.
Um nicht missverstanden zu werden. Wenn Du die Auswüchse der Religionen (z.B. die Kreationisten, oder auch nur die Standard-Religionen) angreifst, dann geschieht dies m.E. zu Recht. Insbesondere wenn Sie meinen aus ihren Vorstellungen Verhaltensregeln für andere Menschen als sich selbst ableiten zu können.
Wenn Du allerdings die existierende Wissenschaft an deren Stelle setzt, dann schaffst du einen Ersatz, der nach den selben Denkmustern funktioniert, also eine Ersatzreligion darstellt.