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st eine Schadstoffanalyse aus dem Haar sinnvoll?"
Haar sind ideales Untersuchungsmaterial. Sie sind leicht und schmerzlos zu gewinnen, speichern Schadstoffe über längere Zeit, un daus einer Probe lassen sich mittels Massenspektrometrie ICP-MS bis zu 60 Elemente bestimmen. Tatsächlich lassen sich so über die chronische Belastung mit Blei, Arsen, und Quecksilber bei standardisierem Vorgehen recht gute Aussagen erzielen.
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Warum ist die Haaranalyse umstritten?"
Trotzdem raten Wissenschaftler und Umweltministerium von den frei käuflichen Tests aus folgenden Gründen ab:
- wir wissen nicht, wie und in welchem Umfang (Schad-)Stoffe vom Blut ins Haar gelangen
- häufig findet sich kein Zusammenhang zwischen dem Gehalt eines Stoffes im Blut und im Haar; das heisst, man kann aus dem Haargehalt nicht auf den tatsächlichen Blutgehalt rückschliessen
- oft gibt es keinen Zusammenhang zwischen einer hohen Schadstoffanreicherung im Haar und wirklichen gesundheitschädlichen Effekten
- es ist sehr schwierig zu entscheiden, ob ein nachgewiesener Stoff von "innen" (endogen) oder von "aussen" (exogen) stammt. Der Schadstoff kann zB aus der Luft, dem Wasser, einem Shampoo, einem Pflegeprodukt oder Kosmetikum ans Haar gelangt sein, sodass er nie im Körper gewesen ist und auch keine Gefahr darstellte
- es gibt keine Richtlinien für die Labors. Die Probenentnahme ist daher nicht standardisiert. Alter, Geschlecht, Ethnie, Ernährung, Wohnsituation, Lebensstil, Medikamenteneinnahme, Haartyp, Haarwäsche, Haarbehandlungen werden nicht einheitlich berücksichtigt
- kommerzielle Anbieter liefern oft unzuverlässige Ergebnisse, das es bisher keine Ringversuche oder Qualitätssicherung gibt.
Im Jahr 2004 untersuchte die Stiftung Warentest (test 10/2004) viele Anbieter von Haaranalysen. Untersucht wurden anonym die Haarproben von 8 Männern und Frauen. Ergebnis: die Analyseergebnisse schwankten nicht nur zwischen den verschiedenen Labors erheblich - auch bei wiederholter Untersuchung der gleichen Haarprobe im selben Labor waren die Ergebnisse oft sehr unterschiedlich. So fand zB ein Labor im Haar einer Versuchsperson die höchsten Quecksilberwerte - das nächste Labor dagegen fand die niedrigsten Werte überhaupt. Auch die Normalwerte der Labors waren sehr unterschiedlich - was beim Einen normal war, war beim Nächsten schon krankhaft.
Weitere Infos finden Sie unter
www.helmholtz-muenchen.de/infostelle-hbm
Fazit: Sparen Sie sich Ihr Geld. Die Haaranalyse ist für eine vernünftige Krankheitserforschung nicht sinnvoll. Lediglich unter speziellen Bedingungen, zB in einer Uniklinik, kann sie im Einzelfall notwendig sein. Behandlungsempfehlungen die auf Haaranalysen beruhen, sind wertlos.