Ein reversibles Syndrom der dorsalen Oblongata

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Hier die Zusammenfassung eines Hefts (Verlag Springer Berlin / Heidelberg ; ISSN 0940-1334 (Print) 1433-8491 (Online)
Heft Volume 206, Number 4 / Dezember 1965
):

Zusammenfassung
1. Nach Überstreckungstraumen der HWS und bei Basilarisinsuffizienz wurde ein charakteristisches sensibles Syndrom beobachtet: Mißempfindungen in der perioralen Region und in den Fingern beider Hände, die bis zur Dauer von mehreren Monaten meist anfallsweise, ohne erkennbaren äußeren Anlaß auftraten.
2. Die Verteilung dieser Mißempfindungen und die fakultativ begleitenden Symptome (Nystagmus, Schwindel, Unsicherheit beim Gehen, Brechreiz, artikulatorische Sprachstörung, Nackensteife, Druckschmerz der occipitalen NAP) weisen auf eine umschriebene Läsion in der dorsalen Medulla oblongata hin, in der N. und Tractus spinalis des Trigeminus und N. und Fasciculus cuneatus dicht benachbart liegen.
3. Das intermittierende Auftreten, die gute Rückbildungstendenz und das Vorkommen nach HWS-Trauma und bei Basilarisinsuffizienz zeigen an, daß es sich um eine gefäßabhängige Funktionsstörung handelt. Die unter 2. gegebene Lokalisation entspricht einem Endstromgebietder A. vertebralis und der Grenzzone zwischen den Versorgungsgebieten der A. spinalis posterior und A. cerebelli posterior inferior. Die Region ist also in doppelter Hinsicht zu ischämischen Funktionsstörungen disponiert.
4. Pathogenese, Prognose und gutachtliche Beurteilung werden diskutiert.
SpringerLink - Journal Article

Gut klingt für mich die "gute Rückbildungstendenz".


Gruss,
Uta
 
Danke.

Die medulla oblongata befindet sich kurz oberhalb der Halswirbelsäule und ist durch diese Lage bei Unfällen sehr gefährdet. Ihre Funktion und ihre Bestandteile sind für die meisten Ärzte terra incognita, (unbekanntes land) sogar für Neurologen und Orthopäden.

Hier noch ein Link, zur Vorstellung:

www.ariplex.com/medulla.at/

Kayen
 
Hallo zusammen,

interessanter Artikel, Uta :) Nach Kuklinskis Ansicht sind durch Überstreckung ausgelöste Schäden allerdings wohl nicht immer reversibel (?)

2. Die Verteilung dieser Mißempfindungen und die fakultativ begleitenden Symptome (Nystagmus, Schwindel, Unsicherheit beim Gehen, Brechreiz, artikulatorische Sprachstörung, Nackensteife, Druckschmerz der occipitalen NAP) weisen auf eine umschriebene Läsion in der dorsalen Medulla oblongata hin, in der N. und Tractus spinalis des Trigeminus und N. und Fasciculus cuneatus dicht benachbart liegen.

Wer gern ein paar von den Fremdwörtern verstehen möchte, kann gern hier schauen: Fachausdrücke Halswirbelsäule - Symptome, Ursachen von Krankheiten - Forum, Hilfe, Tipps zu Gesundheit

z.B.
dorsal
von lat. dorsum für Rücken; den Rücken betreffend, die Rückseite eines Körperteils oder Organs betreffend, zum Rücken hin gelegen, gerichtet, erfolgend

okzipital: das Hinterhaupt bzw. das Hinterhauptsbein betreffend, am oder zum Hinterkopf gelegen

NAP sind wohl Nervenaustrittspunkte (NAP - Wikipedia)

Gruß
Kate
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, Kate, es wäre wirklich manchmal schön, wenn nicht so viele Fremdwörter verwendet würden. Aber wir sind ja nachschlag- und lernfähig :idee:.

Sicher hängt die Reversibilität :)rolleyes::D) auch von der Schwere der Verletzungen ab.

Grüsse,
Uta
 
Hallo liebes Forum,

ist denn schon mal bei jemand von Euch der Versuch gestartet worden, Schäden durch Minderdurchblutung der Medulla Oblongata nachzuweisen? Gäbe es hierzu Möglichkeiten? Bei Herzinfarkten kann man ja anscheinend im MRT oder CT auch Schäden aus der Vergangenheit sehen. Die Symptome nach einer kurzzeitigen Minderdurchblutung der Medulla Oblongata (TIA, transitorisch ischämische Attacke) kommen mir jedenfall allzu bekannt vor, wie sie in diesem Buch zum Thema internistische Notfälle beschrieben werden (Schifferli, Schoenenberger, Häfeli: Internistische Notfälle).

Als bei mir bisher einmal ein MRT des Schädels gemacht wurde, wurde dabei nur nach potentiellen Mißbildungen der Blutgefäße gesucht. Wer weiß, was da noch zu erkennen wäre?

Liebe Grüße,

odyssina
 
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