Hallo Lieber Tee,
ich gebe Herrn Tolle in vielen Dingen recht. Er hat einen ganz bestimmten Standpunkt, der auf der philosophischen Lehre Indiens/Zenbuddhismus, aufbaut.
Er hat eine bestimmte Erfahrung gemacht und etwas wertvolles herausgefunden.
Jetzt wird es etwas länger, denn ich habe es von mehreren Seiten und Büchern her beleuchtet:
Herr Tolle schimpft in seinem Buch auf das vernünftige Denken und ich kenne jemanden der es gerade über das vernünftige Denken geschafft hat. Auch in dem Buch, das ich schon recht häufig genannt habe, heißt es, manch einer schafft es sehr schnell durch eine Bewusstseinsverschiebung, die man, wenn man entsprechend veranlagt ist, vornehmen kann. So sagt es auch Herr Tolle und so hat er es erfahren. Und dann gibt es andere, die das nicht so gut können, je nach Charaktereigenschaften, sie benutzen dafür ihren Verstand, denn im Verstand treffen sich das Ich und das Selbst. Man kann hier genau hinsehen, fragen stellen und auf die Antworten hören. So wird es im Focusing beschrieben.
Herr Tolle schimpft aber auf den Verstand. Er nennt ihn sogar Schwätzer. Das ist eine stark negative Bewertung und wenn jemand von ihm lernen will, dann darf er so etwas nicht machen. An anderer Stelle sagt er, das dass was im Verstand auftauche, wie die negativen Gedanken, und auf der Gefühlsebene, die entsprechenden Emotionen, seien nicht so schlimm, auch das Unbewusste sei nicht schlimm. Also man solle es nicht bewerten. Das ist etwas schwierig, wenn man irgendetwas als schlecht ansieht und nicht weiß warum es so ist.
Er sollte meiner Meinung nach besser erklären, wo die negativen Gedanken ihren Usprung haben, so dass jemand das auch nachvollziehen kann. Der Verstand ist im Grunde unschuldig, das Ego auch. Nur die negativen Inhalte, die selbstständig neue Gedanken anziehen und auch produzieren, diese sollte man sich ansehen. Ihr Ursprung liegt in der Bedürftigkeit der Seele, die von ihrer Eigenschaft zu erschaffen, zur Bedürftigkeit herabgestiegen ist. Alles was vorher voller Energie und Licht war, muss sie jetzt von Außen beziehen. In ihr sollen alle vier Urelemente enthalten sein, Erde, Wasser, Feuer, Luft. (Quelle: Hermetik, Kabbala, Spalding, eine Bibellesung, die ich durch Zufall mal im Fernsehen gehört habe.)
Herr Tolle liebt die Stille sehr und er versucht den Menschen diese näherzubringen. Das finde ich eine gute Sache. Aber er sagt auch, und er wiederholt sich da, man solle wenn möglich nicht mehr denken. Menschen die mehr Verstandesmenschen sind können dadurch Probleme bekommen. Nicht jeder ist ein Gefühlsmensch und jeder hat andere Eigenschaften, Stärken, Schwächen. Ich verstehe, dass er sich am liebsten auf der Seinsebene aufhält. Für ihn gibt es sonst nichts mehr zu tun, oder zu erreichen, also braucht er auch nicht mehr Nachzudenken. Ich glaube ihm, dass er bis zum Ursprung vorgedrungen ist, aber er suchte jahrelang nach Antworten, um sein Erlebnis zu erklären. Er hat allein zwei Jahre über das Denken nachgedacht und viel interessantes herausgefunden.
Worte haben für mich eine Bedeutung. Ich sehe das in dem Punkt anders als er. Sie deuten nicht nur auf etwas hin. Es gibt wahre Worte die eins mit dem Bewusstsein sind und wenn man sie in den Körper hineinspricht, an bestimmte Stellen, dann wirken sie wie ein Sog und ziehen lebendige Energie an. Das ist eine feine Sache. Vertrauen ist ein Wort das dem Wurzelchakra z.B. guttut.
Und dann gibt es Worte des Ausdrucks, so wie wir sie hier im Forum verwenden. Wenn man eins ist mit den Worten, dann verbrauchen sie weder positive noch negative Energien, sie sind neutral. Man kann mit jedem Wort eins sein was man denkt.
Und dann gibt es noch Worte mit denen man tatsächlich Formen erschaffen kann. Dahinter steckt dann aber eine Absicht, indem man sich Ziele setzt, indem man vielleicht eine Phantasielandschaft erschafft und sich darin bewegt. Das kann heilsam sein.
Herr Tolle sieht das mehr schwarz und weiß, so scheint es zumindest. Ich habe sein Buch schon weitergegeben an jemanden der mit Spiritualität überhaupt nichts am Hut hat. Seine erste Frage war, wie soll man denn den Alltag bewältigen ohne Denken.
Genau das ist die Frage. Ich glaube zwar auch, das Herr Tolle das grüblerische Denken meint, welches in der Zukunft– und in der Vergangenheit stecken bleibt, aber er bringt es nicht richtig rüber. Da schwingt immer noch so was mit wie, das Denken ist eine nicht zu vermeidende Notwendigkeit.
Wer sein Denken beobachtet, der wird feststellen, das er bei Sachen, die der Verstand schon gelernt hat, er still ist, also kein Gedanke auftaucht. Man kocht, trifft Entscheidungen dabei, um das Gericht herzustellen, aber es gibt keinen wirklichen Gedanken dazu. Ist das Stille?
Lernt man aber etwas Neues, dann muss man bewusst denken, bis das Ganze zur festen Konstanten geworden ist und man es verinnerlicht hat. Autofahren beispielsweise.
Die Stille sind die Gedanken Gottes und dass, was man selbst bereits gelernt hat in diesem Leben. Wenn man bewusst denkt, kann man sich mit der Stille verbinden und hineinhorchen. Beim Focusing wird es so gelehrt. In der Hermetik und in der mystischen Kabbala, deren Lehren älter sind, gibt es ein Ich, das vom Selbst wieder lernen muss, damit beide wieder zu einer Einheit verschmelzen.
Die feste Konstante, die Herr Tolle hat, ist das Sein. Die feste Konstante die die Schöpfung mit einschließt, wäre das Christusbewusstsein. Da gibt es einen Unterschied, wie ich gelesen habe. Manches soll man nur schaffen, wenn man bewusst über seine inneren Welten nachdenkt. Das soll Jesus gemacht haben, laut Buch, als er seine Seele gesehen hat und er alleine war und Hunger hatte. Er hat nachgedacht und die Energie darin auch im Außen erkannt, beispielsweise in den Steinen. Davon spricht Herr Tolle, wenn er den Baum erwähnt. Jesus hat sich in seiner Not etwas zu Essen vorgestellt, an Stelle der Steine, und so hat er in seinem Innern die Form verändert, was im Außen zur Wirklichkeit wurde. Und als er noch weiter nachgedacht hat, da erkannte er, dass die Energie unendlich überall vorhanden ist und so hat er angefangen aus dem Nichts zu erschaffen. Das wäre das Christusbewusstsein.
Ich habe also auch reichlich darüber nachgedacht.
Für mich ist das meiste davon Theorie, aber manches kann ich mir durchaus so vorstellen. Was Herr Tolle besser als andere beschrieben hat, finde ich, ist das Bewusste und das Unbewusste. Wenn man das so umsetzen kann, ist es sicher eine gute Sache.
Grüsse von Juliette