Drogen aus der Milchflasche

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Drogen aus der Milchflasche Exorphine

Milch soll manche müden Männer munter machen, sie könnte aber auch ganz andere Wirkung zeigen und in eine seltsame Abhängigkeit führen. Milch- statt Alkoholsucht?

Ende der 70er Jahre, als die Jagd nach den körpereigenen Opiaten, den Endorphinen, in vollem Gange war, erlebten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychatrie in München eine Überraschung. Sie untersuchten handelsübliche Babymilchnahrung nach Endorphinen. Vielleicht gelangen ja über die Kuhmilch ein paar Endorphine hinein. Tatsächlich fanden sie Eiweiße, die genauso wirkten, aber keine Endorphine waren. Die neuen Eiweiße sahen den erwarteten zwar recht ähnlich, hatten aber eine andere chemische Zusammensetzung. Ihre Entdecker nannten sie im Gegensatz zu den körpereigenen Endorphinen Exorphine, um deutlich zu machen, dass diese Substanzen exogen, das heißt dem Körper von außen zugeführt werden und dass sie morphinähnlich wirken. Nur, was suchten diese Substanzen in der Milch? Woher kamen sie, und was ist ihr biologischer Sinn?

Einige dieser Fragen kann man heute beantworten. Man hat nachgewiesen, dass diese Exorphine aus dem Eiweiß der Kuhmilch stammen. Nach der bisherigen Vorstellung der Ernährungswissenschaft dürfte es solche Stoffe eigentlich gar nicht geben. Bisher ging man davon aus, dass jedes Eiweiß im Darm in seine Bausteine, also in Aminosäuren zerlegt wird. Exorphine und viele andere Eiweißkörper sind jedoch vor der Verdauung geschützt, so dass sie unverändert als Peptid ins Blut gelangen können. Bereits 1988 schrieben Dr. Meisel und Dr. Frister von der Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel: "Es wird nun anerkannt, dass Peptide und nicht Aminosäuren die Hauptabbauprodukte der Eiweißverdauung darstellen."

Einige der Peptide wirken wie Opiate. Sie lindern ebenso wie Morphin Schmerzen und können in erhöhter Dosis sogar körperlich abhängig machen. Sie "beruhigen" den Darm, was zur Folge hat, dass sich die Darmpassage verlangsamt bis hin zur Verstopfung. Andere regulieren die Mineralstoffaufnahme im Darm oder unser Immunsystem, wieder andere stimulieren die Verdauungshormone oder beeinflussen unser Nervensystem.

Eine zentrale Rolle spielen die Exorphine für den Nachwuchs der Säugetiere. Nicht nur in Kuhmilch, auch in Schafs-, Kamel-, Büffel- und in Muttermilch konnte man inzwischen Exorphine nachweisen. Neugeborene Kälber hatten Exorphine im Blut, aber erst nach der ersten Milchmahlzeit. Ebenso Säuglinge. Im Körper des Neugeborenen können die Exorphine völlig intakt die Darmwand passieren und mit dem Blut ins Gehirn gelangen. Dort beeinflussen sie seine Stimmung oder regulieren seine Entwicklung. Küken, denen man Exorphine spritzte, machte es viel weniger aus, von der Glucke getrennt zu werden als der Kontrollgruppe.

Exorphine scheinen also die Fähigkeit zu besitzen, das soziale Verhalten zu beeinflussen. Als morphinähnliche Verbindungen könnten die Exorphine den Säugling aber auch regelrecht abhängig von der Muttermilch machen. Sie sind die Belohnung für den Säugling, ermuntern ihn, weiterzutrinken, stärken so die Mutter-Kind-Bindung und machen das Baby schläfrig. Vielleicht ist die Nadel für den Süchtigen das, was die Mutterbrust für den Säugling ist.

Säugetiere steuern mit diesen Stoffen aus ihrer Milch den Stoffwechsel ihres Nachwuchses, regulieren sein Wachstum und seine Gefühle. Bisher glaubte man, die Milch und damit auch die Muttermilch enthielte nur das "Baumaterial", die "Nährstoffe" für das Neugeborene. Allmählich beginnt man zu begreifen, dass die Natur den "Bauplan" gleich mitliefert. Exorphine geben dem Körper und der Psyche des Säuglings zunächst die erforderlichen Steuersignale, die notwendigen Informationen zum Gedeihen, um erst danach als Eiweißbaustoff genutzt zu werden.

Dies ist aber noch nicht das Ende der Exorphingeschichte. Setzt man ganz normale Lebensmittel wie etwa Weizen oder Fleisch einer "Verdauung" im Reagenzglas aus, so werden auch daraus Exorphine freigesetzt, die ähnlich denen in der Milch sind. Das Exorphin aus dem Weizeneiweiß erwies sich dabei als bis zu 100 mal stärker als Morphin selbst. Nun wird verständlich, warum Weißmehlbrötchen und Kuchen zur Verstopfung führen. Die Exorphine "beruhigen" den Darm.

Und die Exorphine liefern eine mögliche Erklärung für eine alte Beobachtung: Viele Schizophrene können ihren Zustand verbessern, wenn sie den Weizen vom Speiseplan streichen. Gibt man ihnen wieder Weizeneiweiß, so tritt auch die Schizophrenie wieder in gewohnter Weise auf. Entsprechende Tierversuche deuten ebenfalls auf einen solchen überraschenden Zusammenhang. Das heißt natürlich nicht, dass wir alle vom Weizen schizophren werden. Aber es gibt offenbar auch den Fall, dass ein Produkt, das für zahllose Menschen absolut unbedenklich und vorteilhaft ist, einigen ganz wenigen schaden kann.

Unsere ganz normalen Lebensmittel besitzen also die Macht, unsere Psyche zu beeinflussen. Wie empfindlich man darauf reagiert, ist wohl individuell sehr verschieden. Noch stehen wir am Anfang dieser Forschung. Vielleicht wird es aber einmal mit Hilfe der Exorphine möglich sein, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Psyche und Gesundheit zu erfassen.

Aus: Prost Mahlzeit! Krank durch gesunde Ernährung. Von U. Pollmer, A. Fock, U. Gonder, K. Haug. Erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001.
 
Hallo,

was mir nach Lesen des Buches noch nicht ganz klar ist, hilft diese Desensibilisierung auch gegen den Suchteffekt?
Reicht es, die Rhinoplexkur zu machen, oder muss man die Diät dazu mit durchziehen?

samadhi
 
Hallo Samadhi,

die "Entzugsgeschichte" kommt im Buch ziemlich kurz, finde ich schade.
Ich glaube, gegen den Suchteffekt hilft nix (außer Sex, jetzt ohne Mist). Die Exorphine aus dem Gluten docken an dieselben Rezeptoren an wie Heroin oder die Endorphine, die beim Sex ausgeschüttet werden.
Ich finde es total blöde, dass das Buch so klingt: jetzt machen wir alle eine Desensibilisierung und dann sind wir gesund und können essen wie die anderen. Ich denke schon, dass man sich eher auch als Ziel setzen sollte, die allgemeine Ernährung zu ändern, damit nicht überall Gluten und Milch drin ist.
Was zu schaffen ist, so hoffe ich für mich und meine Kinder: dass kein lebenslanger absoluter Verzicht auf Gluten und Milch notwendig ist, wie bspw. bei Zöliakie, wo Gluten als Gift wirkt. Das kriege ich bei meinen Kindern schon nicht hin, da habe ich spätestens verloren, wenn die in die Schule kommen, und bei der Milch beiße ich bei meiner Frau auf Granit (darum habe ich mir heute das Rhinoplex bestellt).
Glutengenuss sollte man behandeln wie den Alkoholgenuss.
Ist ja auch ein Unterschied, ob man am Tag ein Glas oder eine Flasche Wein trinkt.
Oder ob man 2 oder 20 Jahre alt ist.
Die Frage sollte dann weniger sein: darf ich/darf ich nicht, sondern: will ich/will ich nicht.
Bei mir ist da auch ein wenig Trotz dabei: ich weigere mich, nur weil die Industrie es überall reinkippt, ständig Gluten und Milch zu mir zu nehmen, selbst wenn ich es einmal "vertrage".

Was die direkten Krankheitsfolgen der Basisallergie betrifft, da soll die Desensibilisierung auch ohne Diät helfen, wenn ich es richtig verstanden habe.
Ich als alter Homöopathieskeptiker muss da erst mal überzeugt werden, Rhinoplex ist das erste homöopathische Mittel, was ich mir in meinem Leben kaufe.

Alles Gute

Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Homöopathie an sich finde ich schon gut, wenn sie richtig verwendet wird. HAt mir schon oft geholfen. Aber sie hat auch ihre Grenzen. So gesehen habe ich bei Rhinoplex ein gutes Gefühl.

Was die Endorphine angeht, hast du sicher recht. Man denke nur an den Zustand, wenn man glücklich verliebt ist, man lebt dann sozusagen von Luft und Liebe. Das gegenteil ist dann der Kummerspeck, Schokoexzesse bei Liebeskummer usw. Denke, das kennt jeder in irgend einer Form. Hier ist das Endorphinbilanzmodell sicher hilfreich. Man muss es ja nicht so kompliziert berechnen, ich denke, das kann jeder für sich am besten, wenn er denn um den Zusammenhang weiß.

Aber allein die Erkenntnis, das Wissen um die Zusammenhänge ist schon viel wert, kann man doch so mit vielfältigen Störungen besser umgehen, weil man eine Lösung kennt. Den Versuch ist es immerhin wert. Und bei deinen Kindern würde ich mir noch nicht soviel Sorgen machen. Wenn sie diese Ernährung jetzt mitmachen, werden sie lernen, dass es ihnen gut tut. Dann hast du schon gewonnen. Die Kindergarte- und Schulzeit wird vielleicht einige Rückschläge bringen, aber das merken sie dann auch wenn es ihnen schlechter geht. Ich denke, Kinder merken schnell, was ihnen gut tut. So wie ich es bisher verstanden habe, sind sie doch eher unauffällig, oder?

Wo hast du das Rhinoplex bestellt? In der normalen Apotheke? Meine konnte mir da keine Auskunft zu geben. Werde nochmal woanders nachfragen. Wie teuer ist es überhaupt?

Schönen Tag noch
samadhi
 
Hallo Sam,

ich habe Rhinoplex bei der Ruperti-Apotheke bestellt, die Adresse findest Du unter Basisallergene-Behandlung als 3. Beitrag.
Zum Endorphinmodell:
Das ist ja gar nicht schlecht, aber Gluten enthält Exorphine die zich mal stärker wirken als Morphium. Damit bringt man jedes natürliche Endorphingefüge absolut durcheinander.
Mir geht es nicht um Glück, sondern um Wahrnehmungsstörungen.
So langsam kommt die Erinnerung wieder, endlich habe ich eine Erklärung, warum ich schon als Kind so was wie Halluzinationen hatte, die berühmte Angst vorm schwarzen Mann und schlimmer, am Ende wollte ich gar nicht schlafen, habe mich schlafend gestellt, wenn die Eltern guckten, und nachher unter der Bettdecke mit der Taschenlampe Bücher gelesen. Versenken in Bücher hat abgelenkt. Und Alpträume aller Orten.
Inzwischen finde ich es nicht mehr normal, dass meine Tochter nur mit Nachtlicht und Tür auf schlafen kann und mein Sohn mehrmals die Nacht schreiend aufschreckt.
Es steht zwar in jeder Elternzeitschrift, das das normal sein soll inklusive Tipps, was man machen soll - mal sehen, ob es unter glutenfrei besser wird.

Alles Gute

Matthias
 
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