Diagnostic Accuracy of Videofluoroscopy for Symptomatic Cervical Spine Injury

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Titel auf deutsch übersetzt:
Diagnostische Genauigkeit der Videofluoroskopie bei symptomatischer Verletzung der Halswirbelsäule

Ich habe noch eine (vermutlich) sehr interessante Studie gefunden. Leider muss ich meine wenige produktive Zeit derzeit für die Arbeit verwenden und kann daher sonst kaum noch geistig aktiv sein. Aber vielleicht will da mal jemand reinschauen. Jedenfalls ist es jetzt mal dokumentiert, damit es nicht verloren geht.

Es wird in dem Paper auch das Röntgen durch den offenen Mund in Neigung beschrieben und Referenzwerte definiert. Das ist ja immer eine offene Frage, auch für mich noch.

### Irgendwie hab ich gerade massiv Probleme mit der Forensoftware. Außer Text schreiben geht eigentlich nichts. Ggfs. mache ich später mal weiter ###
 
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Hier der Link zu dieser Seite:


* whiplash injury: traumatische Distorsion der Halswirbelsäule?


Grüsse,
Oregano
 
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Link zum Volltext: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7084423/

Abstract:
Hintergrund: Die intervertebrale Instabilität ist ein relativ häufiger Befund bei Patienten mit chronischen Nackenschmerzen nach einem Schleudertrauma. Die Videofluoroskopie (VF) der Halswirbelsäule ist ein potenziell empfindliches diagnostisches Instrument zur Beurteilung der Instabilität, da sie die Möglichkeit bietet, die relative Bewegung der Zwischenwirbel über die Zeit und über das gesamte Kontinuum der willentlichen Bewegung des Patienten zu untersuchen. Gegenwärtig gibt es keine Studien über die diagnostische Genauigkeit der VF zur Unterscheidung zwischen verletzten und unverletzten Populationen.

Methode: Die symptomatischen (verletzten) Studienteilnehmer wurden aus konsekutiven Patienten mit chronischen (>6 Wochen) Post-Whiplash-Schmerzen rekrutiert, die sich in medizinischen und chiropraktischen Praxen mit VF-Einrichtungen vorstellten. Asymptomatische (unverletzte) Probanden wurden aus der Familie und den Freunden der Patienten rekrutiert. Eine ethische Überprüfung und Aufsicht wurde von der Spinal Injury Foundation, Broomfield, CO, durchgeführt. Es wurden drei statistische Modelle zur Beurteilung der Sensitivität, Spezifität sowie der positiven und negativen prädiktiven Werte (PPV und NPV) positiver VF-Befunde verwendet, um zwischen verletzten und unverletzten Probanden korrekt zu unterscheiden.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 196 Personen (119 Verletzte, 77 Unverletzte) in die Studie eingeschlossen. Alle drei statistischen Modelle zeigten ein hohes Maß an Sensitivität und Spezifität (d.h. Empfänger-Operationscharakteristik (ROC)-Werte von 0,71 bis 0,95), jedoch basierte das Modell mit dem größten praktischen klinischen Nutzen auf der Anzahl an abnormalen VF-Befunden. Bei 2+ anormalen VF-Befunden betrug die ROC 0,88 (93% Sensitivität, 79% Spezifität) und der PPV und NPV lagen beide bei 88%. Der höchste PPV (1,0) wurde bei 4+ abnormalen Befunden beobachtet.

Schlussfolgerungen: Die videofluoroskopische Untersuchung der Halswirbelsäule bietet ein hohes Maß an diagnostischer Genauigkeit zur Erkennung von Wirbelinstabilitäten bei Patienten mit chronischen Schmerzen infolge eines Schleudertraumas.
 
Ich habe mir jetzt mal die Studie angeschaut. Nachfolgend eine Zusammenfassung der für uns relevanten Fakten daraus, verbunden mit einer Frage an die Mitlesenden (Verständnis).

In obiger Studie wird zwar nicht dezidiert das Sandberg-Röntgen genutzt, sondern DMX (Digital Motion X-Ray) - was es in Deutschland nach meinem Kenntnisstand nicht gibt - aber das sollte auf das Sandberg-Röntgen übertragbar sein.

In der Studie wurden verschiedene Aufnahmen der HWS vorgenommen, zur Beurteilung der Mobilität von C1/C2 aber die maximale Seitneigung, aufgenommen durch den offenen Mund, also wie bei Sandberg. Das ist beim Sandberg-Röntgen ja immer das große Problem: Was ist noch als normal anzusehen, was als pathologisch. Da gibts zwar viele Meinungen, aber (bis jetzt) (m.W.) keine Untersuchungen an Gesunden.

1. Das erste Kriterium zur Beurteilung der Beweglichkeit C1/C2 wird in der Studie als "Lateral overhang" bezeichnet und ist definiert als: "Maximum difference in lateral translation (in mm) of the lateral margin of the lateral mass of C1 relative to the lateral margin of the superior articular facet of C2, between sides"

Automatisch übersetzt: "Maximale Differenz der lateralen Translation (in mm) des lateralen Randes der lateralen Masse von C1 relativ zum lateralen Rand der oberen Gelenkfacette von C2, zwischen den Seiten"

Ein Normalbefund sieht so aus: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7084423/figure/ijerph-17-01693-f001/

Der Bilduntertext lautet (automatisch übersetzt): "Beispiel für eine AP-Ansicht mit offenem Mund und linker lateraler Flexion von C1 auf C2, die eine normale Ausrichtung zeigt. Die gestrichelte Linie zeigt die laterale Grenze der linken lateralen Masse von C1 und die durchgezogene Linie zeigt die laterale Grenze des linken Gelenkpfeilers von C2. Die beiden Linien sind ausgerichtet und zeigen, dass keine Translation von C1 auf C2 bei maximaler willkürlicher linker Lateralflexion vorliegt. Hinweis: Das Bild wurde umgedreht, so dass links auf dem Bild mit der linken Seite des Patienten übereinstimmt."

Ein pathologischer Befund sieht so aus: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7084423/figure/ijerph-17-01693-f002/

Der Bilduntertext hierzu lautet (automatisch übersetzt): "Beispiel für eine AP-Ansicht mit offenem Mund und linker lateraler Flexion von C1 auf C2, die eine abnorme Ausrichtung zeigt. Die gestrichelte Linie zeigt die laterale Grenze der linken lateralen Masse von C1 und die durchgezogene Linie zeigt die laterale Grenze des linken Gelenkpfeilers von C2. Der rote Pfeil zeigt die 8 mm laterale Translation von C1 auf C2 während der maximalen willentlichen Lateralflexion an. Hinweis: Das Bild wurde umgedreht, so dass links auf dem Bild mit der linken Seite des Patienten übereinstimmt."

Die Studie findet, dass nur 5,2 % der Gesunden einen Überhang von 4 mm oder mehr haben, wohingegen 32,5 % der Gesunden einen Überhang von 2 mm oder mehr haben. Ein Cutoff von 2 mm würde somit viele falsch-positive Befunde generieren, wohingegen bei 4 mm eine sehr gute Spezifität gegeben wäre.

2. Das zweite Kriterium zur Beurteilung der Beweglichkeit C1/C2 wird in der Studie als "Peri-odontoid space symmetry" bezeichnet und ist definiert als "Bilateral symmetry of gap between dens of C2 and medial margin of lateral mass of C1, observed at extreme R and L flexion"

Automatisch übersetzt: "Bilaterale Symmetrie der Lücke zwischen dem Dens von C2 und dem medialen Rand der lateralen Masse von C1, beobachtet bei extremer R- und L-Flexion"

Hierzu gibt es leider keine Bilder.
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Meine Frage: Ich verstehe das Kriterium 2. so, dass bei Seitneigung der Abstand/Spalt zwischen Atlas und Dens axis gleichbleibend sein soll. Seht ihr das auch so?

Nach Kriterium 2. (symmetrisch/unsymmetrisch) waren lediglich 3,9 % der Gesunden/Asymptomatischen auffällig (gegenüber 28,8 % der Patienten). D.h. dieses Kriterium wäre hochspezifisch, da kaum ein Gesunder eine Asymmetrie vorweisen kann. Was mich etwas stutzig macht ist, dass einerseits mein Orthopäde (HWS-Spezi Dr. T.) meint, so ein Ausschlag des Dens sei normal. Andererseits waren auch alle Sandberg-Röntgen, die ich bisher gesehen habe (inkl. mein eigenes), "asymmetrisch". Daher bin ich nicht sicher, ob ich das Kriterium richtig verstanden habe.
 
Ersteinmal danke für Deine Mühe, Grantler.

Ich habe leider spontan keine Idee zu Deiner Frage und kann mich im Moment nicht hinreichend da rein vertiefen, um mehr sagen zu können.

Allerdings scheint mir - von dem was ich bisher gehört habe (zum Kopfgelenk, aber auch zum Körperbau des Menschen überhaupt) - Asymmetrie generell ziemlich verbreitet. Sie leuchtet mir daher als Kriterium für gesundheitliche Beschwerden bzw. "Pathologie-Kriterium" nicht unmittelbar ein.

Gruß
Kate
 
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