Themenstarter
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- 19.03.06
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Von der Langsamkeit
Manche meinen, ich bewege mich nicht. Während sie fünf Mal atmen, atme ich ein einziges Mal. Wenn sie blinzeln, bleiben meine Augen starr. Denken sie. Während sie hundert Schritte laufen, bewege ich mich nur einen Schritt. Wenn sie zehn Mal zugefasst haben, greife ich ein Mal zu. Ich bin langsam, so denken sie und sie halten mich für unglaublich träge.
Du auch? Täusche Dich nicht!
Mein Bruder, der Baum, hält mich für schnell! Denn er steht tief eingegraben in der Zeit.
Ich lebe an Eurer Zeit vorbei. Ich bewege mich zwischen Eure Augenblicke hindurch.
Die Tage eilen vorbei, die von den Menschen gemachten Tage. Die erfundene Zeit. Unfassbar schnell gleitet sie dahin. So eilt die Welt, so auch das Leben. Nur meine Brüder, die Bäume nicht und die Steine. Sie sind da. Denkt Ihr.
Und ich? In der Zeit halte ich eine kleine Insel besetzt. Alle rennen und springen. Ich verharre auf meinem Ast. Während alle im Kreis laufen, bin ich schon da! Ich sehe die Welt mit großer Klarheit und Schärfe. Ich erkenne die fahrigen Bewegungen, rund um mich herum. Das schnelle Schwirren der Vögel im Gezweig.
Vom Miteinander
Da blicke ich auf und sehe die Fühler einer Ameise, die mich „beschnüffelt“.
Mein Bruder der Baum hat einen Vertrag mit ihnen. Die Ameisen dürfen auf und von ihm leben. Und dafür halten sie ihm die Fressfeinde vom Leibe. Nur mich nicht! – Denn ich bin viel zu langsam, als dass sie mich als Feind erkennen könnten. Und ich habe auch einen Vertrag mit meinem Bruder, dem Baum. Ich darf mich von ihm ernähren, in den Mengen, die ich brauche und die er entbehren kann.
Ist das Leben nicht schön? Alles passt so wunderbar zusammen!
Ich spüre das emsige Krabbeln der Ameisen am Stamm meines Baumes. Ich höre die schnellen und ruhelosen Schritte der Menschen unter mir. Ich sehe aus meiner scheinbaren Bewegungslosigkeit, wie geschmeidig die Großkatzen schleichen, die meinen, dass sie so langsam und behende zugleich seien, dass man sie gar nicht erkennen könne.
Ich aber sehe sie und sie nehmen mich nicht wahr. Ich bewege mich nicht in ihrer Zeit! Die Algen in meinem Fell, die mir eine grüne Färbung geben, helfen hinzu, mich zu schützen. Aus meiner Warte, der vermeintlichen Regungslosigkeit, erkenne ich scharf ihr Bewegen und beobachte ihr Treiben mit wachen Augen.
Noch einmal von der Langsamkeit
Dass Ihr mich als „Faultier“ bezeichnet? Ach was kümmert’s mich. Das sagt mehr über Euch als über mich! Wäre ich anders als ich bin, es gäbe mich nicht mehr. So wie ich lebe, in Langsamkeit ist es gut für mich.
Und es liegt, das könntet Ihr Euch merken oder vergessen, eine andere Tugend darin verborgen. Die Bedächtigkeit, die man mir nachsagt, hat mit Denken zu tun. Mit Nachdenken auch. Und wer denkt und nachdenkt, bevor er einen Schritt macht, bevor er herrscht, kämpft, ja nur redet, der macht etwas richtig!
Es sind nicht die „Faultiere“, die Teile der Welt zu unglücklichen Orten machen.
Manche meinen, ich bewege mich nicht. Während sie fünf Mal atmen, atme ich ein einziges Mal. Wenn sie blinzeln, bleiben meine Augen starr. Denken sie. Während sie hundert Schritte laufen, bewege ich mich nur einen Schritt. Wenn sie zehn Mal zugefasst haben, greife ich ein Mal zu. Ich bin langsam, so denken sie und sie halten mich für unglaublich träge.
Du auch? Täusche Dich nicht!
Mein Bruder, der Baum, hält mich für schnell! Denn er steht tief eingegraben in der Zeit.
Ich lebe an Eurer Zeit vorbei. Ich bewege mich zwischen Eure Augenblicke hindurch.
Die Tage eilen vorbei, die von den Menschen gemachten Tage. Die erfundene Zeit. Unfassbar schnell gleitet sie dahin. So eilt die Welt, so auch das Leben. Nur meine Brüder, die Bäume nicht und die Steine. Sie sind da. Denkt Ihr.
Und ich? In der Zeit halte ich eine kleine Insel besetzt. Alle rennen und springen. Ich verharre auf meinem Ast. Während alle im Kreis laufen, bin ich schon da! Ich sehe die Welt mit großer Klarheit und Schärfe. Ich erkenne die fahrigen Bewegungen, rund um mich herum. Das schnelle Schwirren der Vögel im Gezweig.
Vom Miteinander
Da blicke ich auf und sehe die Fühler einer Ameise, die mich „beschnüffelt“.
Mein Bruder der Baum hat einen Vertrag mit ihnen. Die Ameisen dürfen auf und von ihm leben. Und dafür halten sie ihm die Fressfeinde vom Leibe. Nur mich nicht! – Denn ich bin viel zu langsam, als dass sie mich als Feind erkennen könnten. Und ich habe auch einen Vertrag mit meinem Bruder, dem Baum. Ich darf mich von ihm ernähren, in den Mengen, die ich brauche und die er entbehren kann.
Ist das Leben nicht schön? Alles passt so wunderbar zusammen!
Ich spüre das emsige Krabbeln der Ameisen am Stamm meines Baumes. Ich höre die schnellen und ruhelosen Schritte der Menschen unter mir. Ich sehe aus meiner scheinbaren Bewegungslosigkeit, wie geschmeidig die Großkatzen schleichen, die meinen, dass sie so langsam und behende zugleich seien, dass man sie gar nicht erkennen könne.
Ich aber sehe sie und sie nehmen mich nicht wahr. Ich bewege mich nicht in ihrer Zeit! Die Algen in meinem Fell, die mir eine grüne Färbung geben, helfen hinzu, mich zu schützen. Aus meiner Warte, der vermeintlichen Regungslosigkeit, erkenne ich scharf ihr Bewegen und beobachte ihr Treiben mit wachen Augen.
Noch einmal von der Langsamkeit
Dass Ihr mich als „Faultier“ bezeichnet? Ach was kümmert’s mich. Das sagt mehr über Euch als über mich! Wäre ich anders als ich bin, es gäbe mich nicht mehr. So wie ich lebe, in Langsamkeit ist es gut für mich.
Und es liegt, das könntet Ihr Euch merken oder vergessen, eine andere Tugend darin verborgen. Die Bedächtigkeit, die man mir nachsagt, hat mit Denken zu tun. Mit Nachdenken auch. Und wer denkt und nachdenkt, bevor er einen Schritt macht, bevor er herrscht, kämpft, ja nur redet, der macht etwas richtig!
Es sind nicht die „Faultiere“, die Teile der Welt zu unglücklichen Orten machen.