Contergan 50 Jahre danach

Dora

in memoriam
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Bei der Einweihungsfeier des wohl ersten Denkmals für die weltweit 10 000 Opfer sagte Grünenthal-Geschäftsführer Harald Stock am Freitag in Stolberg bei Aachen, es sei bedauerlich, dass Grünenthal nicht viel früher auf die Opfer zugegangen sei. „Darüber hinaus bitten wir um Entschuldigung, dass wir 50 Jahre lang nicht den Weg zu Ihnen, von Mensch zu Mensch, gefunden haben. Stattdessen haben wir geschwiegen.“ Grünenthal hatte zwar schon mehrfach sein Bedauern über die „Tragödie“ zum Ausdruck gebracht, sich aber noch nie explizit entschuldigt. Contergan steht für den größten Medikamenten-Skandal der deutschen Nachkriegsgeschichte




www1.wdr.de/themen/archiv/sp_contergan/denkmal104.htm
 
Hallo Dora,

der Link funktioniert bei mir nicht; wahrscheinlich ist er schon etwas älter?

Es wurde vom 1. Oktober 1957 bis zum 27. November 1961 vertrieben
steht bei Wikipedia.
Der Contergan-Skandal hat also schon vor 55 Jahren angefangen...

Grüsse,
Oregano
 
Wie kommen die auf 10.000 Opfer frage ich mich. Da sind ja nicht nur die Opfer von Contergan, das in Europa vertrieben wurde, sondern noch viele tausende Menschen in Südamerika, die mit dem gleichen Wirkstoff wegen Lepra behandelt wurden.
Die leprakranken Südamerikaner waren zum grossen Teil Analphabeten, die das durchgestrichene Symbol, das eigentlich nicht in der Schwangerschaft nehmen bedeutet, als Medikament verhütet Schwangerschft missdeuteten.
Da hat man vor einigen Jahren eine Doku gezeigt, wo massig Contergankinder in Farbe über den Bildschirm gehuscht sind.

Dazu nimmt Grünenthal wie folgt Stellung:
Thalidomid und Grünenthal heute

Grünenthal hat die Verfügbarkeit von Thalidomid aus humanitären Gründen bis Juni 2003 aufrechterhalten. Grünenthal vermarktete Thalidomid nach der Contergan-Tragödie nicht mehr kommerziell und erzielte mit dem Wirkstoff keine Gewinne.

Schon 1998 erhielt die Firma Celgene für die Behandlung Leprakranker eine Zulassung für Thalidomid von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde, der „Food and Drug Administration" (FDA).

Heute ist Thalidomid in den USA weiterhin auf dem Markt. Mit einem strengen Programm wird die Weitergabe des Wirkstoffs an Dritte überwacht, um die Schädigung ungeborenen Lebens zu verhindern. Das US-amerikanische Unternehmen Celgene vermarktet Thalidomid sowie ein neues, aus dem Wirkstoff Thalidomid abgeleitetes Produkt zur Behandlung bestimmter Formen von Blutkrebs. Letzteres erhielt im Juni 2007 auch die Zulassung in der Bundesrepublik Deutschland (durch die europäische Zulassungsbehörde EMEA).

Leider haben in den vergangenen 50 Jahren auch andere Firmen Thalidomid in Umlauf gebracht, dabei jedoch die Abgabe nicht kontrolliert und die erforderliche Aufklärungsarbeit nicht geleistet. Dies hat tragischerweise dazu geführt, dass auch heute noch in Lateinamerika Babys mit Fehlbildungen durch Thalidomideinnahme während der Schwangerschaft geboren werden. Grünenthal steht mit keinem der heutigen Vertreiber von Thalidomid in Geschäftsbeziehungen.
Die Entwicklung wird dennoch immer in ihrer Verantwortung bleiben.

Zudem haben sie sehr lange die Verantwortung von sich gewiesen. Hier ein Forum, wo es darum geht: Contergantreff • Thema anzeigen - ***PRESSEBERICHTE**November**2011

Nicht zu vergessen, dass Thalidomid mittlerweile weltweit wieder zugelassen ist.
AMVV Thalidomid/Lenalidomid

Erstellt: 08.12.2008Aktualisiert: 30.08.2011
Die Europäische Kommission hat aufgrund der Verordnung 726/2004/EG im April 2008 für das Arzneimittel mit dem Wirkstoff Thalidomid eine zentrale, EU-weite Zulassung erteilt. Das zu Thalidomid strukturverwandte Revlimid® (Lenalidomid) hat seit Juni 2007 eine EU-weite Zulassung.

Beide Arzneimittel sind zur kombinierten Behandlung des Multiplen Myeloms, einer Krebserkrankung des Knochenmarks, vorgesehen. Während das Präparat Thalidomide CelgeneTM zur sogenannten "First-Line-Therapie" zugelassen ist, soll das Arzneimittel Revlimid® erst nach unbefriedigender Behandlung mit anderen Arzneimitteln zur sogenannten "Second-Line-Therapie" eingesetzt werden.

Angesichts der von dieser Wirkstoffgruppe seinerzeit ausgelösten Contergan-Katastrophe sollen wirksame Maßnahmen getroffen werden, um zu verhindern, dass auf Grund der fruchtschädigenden Wirkung dieser Wirkstoffe erneut Missbildungen bei Neugeborenen auftreten.

Die EU-Mitgliedsstaaten wurden mit den Zulassungsentscheidungen der Europäischen Kommission zu Revlimid® (Lenalidomid) und Thalidomide CelgeneTM (Thalidomid) verpflichtet, die Einhaltung entsprechender Auflagen für ein Sicherheitskonzept jeweils in ihrem nationalen Zuständigkeitsbereich sicherzustellen.
Dies ist mit der Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (vgl. § 3a AMVV), die zum 8. Februar 2009 in Kraft tritt, umgesetzt worden.

Mit Datum vom 08.02.2009 sind die Anforderungen, wie sie in der Bekanntmachung zu lenalidomid- und thalidomidhaltigen Arzneimitteln beschrieben werden, umzusetzen.

Die äußere Form des dort beschriebenen T-Rezeptes wurde entsprechend der Bekanntmachung vom 17. Juni 2011 verändert.www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/AMVV/amvv-node.html
Es kann also in Einzelfällen immer noch zu Contergankindern kommen.
Wer den öffentlich gestellten Inhalts des Chats liest, der weiß, dass es immer noch zu Contergankindern kommt, die heißen jetzt nur Thalidomidgeschädigte. https://www.daserste.de/contergan/allround_dyn~uid,zuodbct85uovpvl5~cm.asp
 
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