Ben Goldacre Bad Pharma

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Paula3

Ben Goldacre Bad Pharma: How Drug Companies Mislead Doctors and Harm Patients (13,95 E)
Bücher von Amazon
ISBN: 0007350740

Ben Goldacre, Jahrgang 1974, ist Arzt, Medizinjournalist für die britische Zeitung "The Guardian" und praktiziert außerdem als Psychiater.

Ein relativ neues Buch von September 2012 zu einem weitgehend bekannten Thema. Aber es kann nicht oft genug darauf aufmerksam gemacht werden. Bisher leider nur in Englisch:

Zitate von der Buchverkaufsseite

Gesundheit ist für Kranke ein bedürfnis, für die Industrie ein Geschäft.
Dieses Buch zeigt die Abgründe, die man kennen sollte, um nicht zum Opfer zu werden. gjonitz
"Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Es hat die Welt, wie ich sei sah, vollkommen verändert.
Und das meine ich wirklich." Tim Harford, Autor von The Undercover Economist

Zwei (übersetzte) Inhaltsbeschreibungen von der Buchverkaufsseite (Tb u. gebundene Ausgabe), weil sie sehr gut sagen, worum es geht:

Wir stellen uns gerne vor, dass Medizin auf Evidenz/ Fakten und den Ergebnissen fairer/ gerechter Tests und klinischer Studien beruht. Während in Wirklichkeit solche Tests und Studien oft hochgradig fehlerhaft sind.
Wir stellen uns gerne vor, daß Ärzte, die Rezepte für alles ausstellen können, vom Antidepressivum über Krebsmedikamente bis zu Medikamenten für das Herz, mit der Forschungsliteratur über ein Medikament vertraut sind, während ihnen in Wirklichkeit große Teile dieser Forschung von den Pharmaunternehmen vorenthalten werden.
Wir stellen uns gerne vor, dass Ärzte unabhängig ausgebildet werden, wenn in Wirklichkeit viel von ihrer Ausbildung von der Pharmaindustrie finanziert wird.
Wir stellen uns gerne vor, dass die Regulierungsbehörden irgendeinen ethischen Kodex haben und ausschließlich wirksame Medikamente auf den Markt lassen, während sie tatsächlich nutzlose Medikamente zulassen und Ärzten und Patienten Daten über deren Nebenwirkungen locker vorenthalten.

All diese Probleme sind vor einer genauen öffentlichen Überprüfung abgeschirmt worden, weil sie zu komplex sind, um sie auf einen Schlag (sound bite) zu erfassen. Ben Goldacre zeigt aber, dass sich das wahre Ausmaß dieser mörderischen Katastrophe nur dann vollständig offenbart, wenn die Details entwirrt sind. Er ist davon überzeugt, dass wir alle dazu in der Lage sein sollten zu verstehen, wie Datenmanipulation genau funktioniert und wie Fehlverhalten in der Forschung der medizinischen Industrie uns in weltweitem Ausmaß beeinflußt. Mit Goldacres charakteristischem Spürsinn und seiner kriminalistischen Aufmerksamkeit für Details legt Big Pharma ein erschreckend kaputtes System offen und ruft nach Regulierung. Dies ist die Pharmaindustrie, wie sie nie zuvor gesehen wurde.

Jetzt nimmt Ben Goldacre die 600bn Dollar schwere globale pharmazeutische Industrie unter die Lupe. Was er aufdeckt ist eine faszinierende, furchteinflößende Unordnung (Sauerei). Ärzte und Patienten brauchen gute wissenschaftliche Beweise, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Stattdessen führen Unternehmen schlechte Studien mit ihren eigenen Medikamenten durch, welche deren Nutzen aufgrund des Studiendesigns verfälschen und übertreiben. Wenn diese Studien zu unvorteilhaften Ergebnissen führen, werden die Daten einfach beerdigt. All das ist vollkommen legal. Tatsächlich halten sogar staatliche Aufsichtsbehörden lebenswichtige Daten vor Menschen zurück, die sie am nötigsten bräuchten. Auch Ärzte und Patientengruppen haben zugesehen und es versäumt, uns zu schützen. Stattdessen nehmen sie Geld und Gefälligkeiten an, in einer Welt, die so gebrochen ist, daß Mediziner und Krankenschwestern heutzutage von der Pharmaindustrie ausgebildet werden. Patienten wird in großer Zahl Schaden zugefügt. Ben Goldacre ist Großbritanniens feinster Schriftsteller, wenn es um die Wissenschaft hinter der Medizin geht, und 'Bad Pharma' ist eine klare und geistreiche Attacke, die genau zeigt, wie die Wissenschaft entstellt wurde, wie unsere Systeme zerbrochen wurden und wie einfach es wäre, sie wieder zu reparieren.
 
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Das Buch gibt es jetzt in deutscher Übersetzung:

Ben Goldacre: Die Pharmalüge. Wie Arzneimittelkonzerne Ärzte irreführen und Patienten schädigen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, 448 Seiten, kartoniert, 19,99 Euro

Seit kurzem ist der 13. ACE-Hemmer auf dem Markt – ohne erkennbaren Zusatznutzen. Warum, so mag man sich fragen, werden nicht sinnvollere neue Arzneimittel entwickelt? Ärzte treffen täglich Therapieentscheidungen, und Apotheker sollen kompetent beraten, während sie ständig mit Hochglanzprospekten der Pharmafirmen überhäuft werden. Wie (un-)effektiv werden die intellektuellen und finanziellen Ressourcen für die Gesundheit eingesetzt?
Diesen Fragen geht der Arzt und Autor Ben Goldacre in seinem Buch nach, in dem er sich fundiert und doch leseleicht für eine evidenzbasierte und wirtschaftliche Arzneimitteltherapie einsetzt. Dabei richtet er sein Augenmerk nicht nur auf die Pharmaindustrie als die Urheberin einer unzulänglichen und überteuerten Arzneimittelversorgung. Möchte ein Arzt sich ein umfassendes Bild von einer bestimmten Therapie machen, stellen sich ihm einige Hürden in den Weg. Da sind Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse nicht publizieren, Ethikkommissionen, die nicht jeder sinnvollen Studie ihren Segen geben, Fachzeitschriften, die lieber positive Ergebnisse publizieren, bis hin zu den Zulassungsbehörden, die mit Studiendaten nicht transparent genug umgehen. Und da sind die pharmazeutischen Hersteller, die ihre Produkte im bestmöglichen Licht erscheinen lassen. Folglich wird nur etwa die Hälfte aller klinischen Studien publiziert, die negativen nur halb so oft wie die für den Hersteller günstigen.
All diese Hürden, die man auf dem Weg zur richtigen Therapie überwinden muss, beschreibt Goldacre fesselnd, ohne die Fakten aus dem Blick zu verlieren. Er zeigt auf, was zur Lösung dieser Aufgabe schon getan wurde und noch zu tun ist. Dabei ist für ihn eine Sache unabdingbar, um zu einer wirklich evidenzbasierten Medizin zu gelangen: Transparenz. Der intransparente Umgang mit Interessenkonflikten verhindert die Aneignung und Umsetzung des vorhandenen medizinischen Wissens. Interessenkonflikte würden nach wie vor von allen Beteiligten zu wenig deklariert.
Schon andere kompetente Autoren verfassten aufrüttelnde Bücher zum Thema. Jedoch fallen dem Leser im Unterschied zu diesen die Entschlossenheit und die aufrichtige Kampfeslust Goldacres auf, die seinem Buch die Chance geben, Reformen anzustoßen. Dies ist ihm und seiner Publikation unbedingt zu wünschen. Dieter Kaag

Quelle: Deutsches Ärzteblatt: Pharmaindustrie: Intransparenz bei Interessenkonflikten (27.09.2013)
 
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