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Flummi

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29.07.09
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Und zwar hier.
Das wesentliche:
"Zahnärzte ersetzten die Amalgamfüllungen von zwei Gruppen, eine davon erhielt zusätzlich eine sogenannte Ausleitungstherapie, bei der hohe Vitamingaben die Ausscheidung des gespeicherten Quecksilbers beschleunigen sollten. Eine dritte Gruppe erhielt keine Zahnbehandlung, sondern eine Psychotherapie. Ergebnis: Zwölf Monate später hatten sich die Beschwerden aller Probanden etwa gleich stark verbessert, obwohl die Quecksilberbelastung in der dritten Gruppe gleichgeblieben war."
 
Da es keine Gruppe gab die ausleitete - was soll das? Das Entfernen an sich ist ja auch schon eine Belastung. Und ohne Ausleitung (die echte) passiert selbstverständlich nicht viel in 12 Monaten oder auch 36. Ist schon toll, wie man sich per Studiendesign das gewünschte Ergebnis hinbiegen aber Aktivität vortäuschen kann.

Außerdem finde ich es seltsam, dass der Fokus darin liegt, die Auswirkungen von Quecksilber - die natürlich bei chronischer Belastung vor allem langfristig sind! - zu untersuchen.

Ich hatte vor kurzem einen Kurs der Tufts University (Boston, MA) zum Thema "Water and Health", über Wasser- und Abwasserinfrastruktur. Von den 4 Wochen war eine geschlagene Woche dem Thema "Blei" gewidmet. Der Public Health (Öffentliche Gesundheit) Professor (ein Arzt) hat immer wieder betont, dass es nach heute bekannter Studienlage keine kleinste schädliche Menge von Blei im menschlichen Körper gibt - Grenzwerte existieren aus praktischen Zwecken, ab einem gewissen Punkt geht's einfach nicht besser.

Nun kann man beim NIH (National Institute of Health - U.S. Dept. of Health) - also in einem Land, in dem auch Amalgam verwendet wird - aber nachlesen, dass die Quecksilber als "more toxic" als Blei einschätzen. Das war in einem Test (PDF mit multiple choice Antworten) für Leute im Gesundheitswesen, den ich von denen mal hatte, Autor das NIH.

Nur mal so. Bei Blei war es auch ein sehr langer Kampf. Und der beschriebene Test ist überhaupt nicht geeignet, irgendwas zu zeigen, allein schon, weil die einzige Maßnahme, die wirklich die Belastung senken kann, gar nicht getestet wurde.

Ich vermute aber keine Absicht, sondern dass die Autoren sich wirklich stark bemüht haben, dem Thema zuleibe zu rücken. Ich habe aber viele Kurse zum Aufsetzen von "clinical trials" und zur Statistik und all solchen Themen hinter mir, die Qualität ist leider zum größten Teil genau so wie hier: Unbrauchbar. Das liegt meistens an der Problematik, solche aufwändigen Versuche überhaupt und dann noch längere Zeit zum Laufen zu bekommen. Aber wieso die hier Chelatbildner komplett weglassen, ist mir schleierhaft, das führt das ganze Prozedere ad absurdum.

Außerdem ist ein Schlüsselsatz:

...dass Betroffene nicht unbedingt ihre Füllungen erneuern lassen müssen, um sich besser zu fühlen.

Gerade bei einer chronischen Problematik ist es überhaupt kein Problem, Leute über kurze Zeiträume per "Psyche" besser fühlen zu lassen, ohne dass sich wirklich irgendwas verändert hat. Die 12 Monate sind genau lang genug, dass Psychotherapie wirkt - und kurz genug, um nicht zu testen, ob das tatsächlich hilft. Das ist wie viel Kaffee trinken, wenn man müde ist, natürlich geht's dann eine Weile wieder.


Oder mit anderen Worten: Ein Test, der das subjektive Befinden von Patienten testet, findet heraus, dass Psychotherapie das subjektive Befinden positiv beeinflusst - Wahnsinn!! Was für eine Idiotie.

And finally: Die haben zwei Gruppen (nicht drei) eine wo Amlagam entfernt wurde, eine wo nicht (die Vitmanine sind vollkommen egal bei halbwegs normaler Ernährung). Die Gruppe MIT Amalgam braucht Psychotherapie, um auf das Niveau der Leute zu kommen, die das Amalgam losgeworden sind! Also geht's den Leuten ohne Amalgam doch offensichtlich BESSER!
 
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Ich denke ich habe diese Studie schon vor einigen Jahren gelesen. Sie war m.W nicht wirklich interpretierbar.

Was wirklich passiert ist(Soweit ich mich erinnere):

:eek:) 1. Amalgamentfernung OHNE Schutz. --> Erhöht die Quecksilberspiegel anstatt sie zu senken. In so einem Fall sollten alle 3 Gruppen mindestens gleich hohe hg Werte gehabt haben ! :eek:

:eek:) 2. KEINE echte Ausleitungstherapie. Vitamine senken die Hg Werte nicht.
Somit sollten die 2 Amalgamentfernungsgruppen gleich hohe Hg Werte gehabt haben! :eek:

:eek:) 3. Man hat dort aufgehört zu messen wo die wirklichen Verbesserungen erst anfangen sollten. In den ersten 12 Monaten nach Expositionstopp steigen die Quecksilberwerte im Blut oft noch an weil der Körper versucht das Gift loszuwerden. Quecksilber braucht Jahre um abgebaut zu werden. Nicht 12 Monate.

:eek:) 4. Psychotherapie war keine klassische Psychotherapie sondern Sport+ Entspannungsübungen. Davon profitiert jeder, egal ob krank oder gesund.

:eek:) 5. Die Amalgamgruppe hatte deutlich mehr Verbesserungen als die "Psychotherapiegruppe". Waren allerdings weniger als 20% und wurden deshalb als nicht statistisch signifikant eingestuft. Verbesserungen wurden mit der Zeit mehr und hörten nicht in Monat 12 auf.

:eek:) 6. Keine echten Plazebogruppen. Nur subjektive Symptomemessungen. Keine Laborwerte oder Biomarker.

:eek:) 7. Finanziert aus Amalgamherstellergeldern.

Viele weitere Mängel. Der übliche Unsinn aus den Medien halt.

Selbst wenn alles stimmen würde könnte man daraus nur ableiten, dass eine Amalgamsanierung ohne Schutz im ersten Jahr mindestens so effektiv ist wie regelmässig Sport. Ziemlich beachtlich da es eine einmalige Intervention ist, Sport hingegen muss regelmässig praktiziert werden.
 
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"Die Konzentrationen sind aber weit unter dem für die Gesundheit kritischen Bereich", sagte Melchart, selbst wenn jemand den Mund voller Füllungen hat.

Das reicht doch. Siehe dazu, was ich oben schon sagte, zu Blei etc. Über sowas brauchen wir doch nicht reden, wenn schon gängige schulmedizinische Standardmeinungen ausreichen, um so eine Aussage ad absurdum zu führen.

Also ich empfehle: Ignorieren.

Es ist bekannt, dass die meisten Studien nicht replizierbar sind, dass die Mehrzahl der Studien zu große Fehler aufweisen, um überhaupt brauchbar zu sein, etc. Dazu gibt's viele Artikel in den entsprechenden Journalen aber auch bei den weniger spezialisierten Medien, siehe zB mehrere Artikel im The Economist, irgendwann mal Süddeutsche, und eigentlich die meisten großen Medien (international). Vor ein paar Jahren sagte ein deutscher Institutsleiter, von den Krankenkassen mit der Sichtung von Studien beauftragt, einen Satz irgendwie wie "die meiste Medizin findet heute im Blindflug statt", weil das meiste, was praktiziert wird, durch keine guten Studien belegt ist. Teil der "evidence based medicine" Bewegung.

Aber das sehe ich entspannt. Problem ist erkannt, Problem ist schwierig - gute Studien gerade in der Medizin *sind* schwierig.

Das Hauptproblem ist, dass einzelne Studien wahllos und ziemlich zufällig in Medien diskutiert werden. Eine einzelne Studie ist aber nahezu bedeutungslos, außer, um sie sich rhetorisch (und unehrlich) um die Ohren zu hauen. Zu seriöser Wissenschaft gehört das nicht, da muss man viele, viele Studien anschauen und mehr.

Sprich, das herumreichen dieser oder jener Studie bringt nichts. Wenn das irgendwelche Medien machen, schlimm genug, aber hier sich auch noch aufregen (müssen/sollen/wollen)... lasst es bitte gut sein, ich will mich nicht aufregen :)
 
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"Die Konzentrationen sind aber weit unter dem für die Gesundheit kritischen Bereich", sagte Melchart, selbst wenn jemand den Mund voller Füllungen hat.

Das kann de facto nicht stimmen. Die Werte denen wir laut WHO ausgesetzt sein können sind höher als die offiziellen Richtwerte denen Schwangere mit einem ungeboren Kind ausgesetzt werden sollten.

Können also nicht unbedenklich sein.

Vermutlich wieder so eine "Studie" die voller Mängel ist. Ich habe schon viele solche gelesen.

lg
 
Und zwar hier.
Das wesentliche:
"Zahnärzte ersetzten die Amalgamfüllungen von zwei Gruppen, eine davon erhielt zusätzlich eine sogenannte Ausleitungstherapie, bei der hohe Vitamingaben die Ausscheidung des gespeicherten Quecksilbers beschleunigen sollten.

Für mich hat dieser Artikel ebenso keinen Wert!
Das liest sich für mich so, als hätte man hier nur mit hohen Vitamingaben eine Quecksilber-Ausleitung getätigt, häääh?
Außerdem auch noch im Konjunktiv (wurde es nun beschleunigt oder nicht?)
Also ohne ganz genaue Studie, wie diese überhaupt abgelaufen sein soll, völlig ohne Wert.
 
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4. Psychotherapie war keine klassische Psychotherapie sondern Sport+ Entspannungsübungen. Davon profitiert jeder, egal ob krank oder gesund.

Hallo Zusammen,

Studie, oder Studienqualität hin oder her...

Aber das was wirklich wirkt wird wieder mit Füßen getreten bzw. keiner beachtet es...

Stressreduktion

Gruß Haschel
 
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