Akzeptanz lernen bei chronischen Symptomen

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15.02.15
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Wer mit stark einschränkenden Krankheiten/Symptomen leben muss, weiß, dass das eine ziemliche mentale Herausforderung sein kann.
Man möchte gerne anders leben (oder auch "nur" gewisse Dinge mal wieder machen), aber aus unterschiedlichen Gründen geht es eben nicht.
Das anzunehmen fällt zumindest mir sehr schwer. Ich kann unglaublich stur sein. Ich WILL aber...:sneaky:.

In meiner ersten extrem starken Erschöpfungsphase (vor gut 12 Jahren) war es ganz schlimm. Zum einen weil ich Angst hatte, dass das so bleibt und zum anderen wollte ich eben ein "normales" Leben führen. Ich wollass ich endlich wieder funktioniere.
Mein Perfektionismus und dass ich meinen Selbstwert viel aus Leistungen/Arbeit beziehe ist dabei noch zusätzlich nicht soooo förderlich...

Derzeit habe ich wieder so einen Erschöpfungsschub (kann kaum das Haus verlassen) und ich kann damit schon etwas besser umgehen. Aber vielleicht auch nur, weil ich das erst seit wenigen Tagen habe, wenn das wieder Wochen dauert, ist auch meine Geduld bald am Ende.

Ich möchte mich gern mit anderen austauchen: wie könnt ihr Eure Situation annehmen? Wie macht ihr "das Beste" draus?

Mir half ein Buch sehr: Das wird schon wieder? Mit der Krankheit leben lernen, von Toni Bernhard. Einer Frau die unter CFS-Chronic-Fatigue- Syndrom leidet.

Wie ich nur für HEUTE das Beste draus mache:
- mir bewußt machen, dass ich tue wa ich tun kann, loslassen und entspannen hilft mir auch (auch wenn sich das früher nach "faul sein" anfühlte.)
- wenn es die Konzentration zulässt, lese ich sehr sehr gern
- ich muss mich um nix kümmern (Druck rausnehmen): keine Kinder, eine pflegenden Angehörigen, ich muss nicht arbeiten.
- ganz viele kleine Schritte: duschen mit Haare waschen-Pause-kleiner Einkauf-Pause-Wohnung saugen-Pause
- einen Film anschauen, auch wenn es erst mittags ist, ich weiß dass ich nicht faul bin...
 
ich weiß dass ich nicht faul bin
Hallo Shina,

ich glaube, an Faulheit sollte man im Zusammenhang mit so einer üblen Krankheit wie CFS überhaupt nicht denken. Da ist das einfach die falsche Kategorie. Denn man faulenzt ja nicht sondern man kann einfach. nur wenig Kraft einsetzen. Das ist nicht Faulheit.

Die Punkte, die Du sonst noch nennst, finde ich gut. An erster Stelle würde ich setzen: Menschen finden, die mich so akzeptieren, wie ich jetzt bin, die nicht meinen, sie wüßten es besser. Es ist ja schon schwer genug, überhaupt mit der Situation irgendwie zurecht zu kommen. Da braucht man dann nicht auch noch Menschen (und Umstände), die die Situation noch unerfreulicher machen.

Hilft es Dir eigentlich, Musik, die Du magst, zu hören?

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

interessanterweise wurde mir von außen kaum Druck gemacht. Im Gegenteil, viele Rückmeldungen lauten: quäl dich doch nicht so, was nicht geht-geht nicht (ja lässst sich leicht sagen), du machst doch viel usw... also das kommt von engen Leuten die das vielleicht nicht so direkt nachvollziehen können, aber es akzeptieren und sehen, dass es mir schlecht geht.

Von den Bekannten kommt eher das: lass uns mal wieder spazieren gehen, mir hilft das auch oft...ect...
von fast unbekannten kommt schonmal das neidische: och dein Leben möcht ich haben. Wenn ich sage, dass ich heute nur Zeitung gelesen habe und mich dann nochmal hingelegt habe...

Also die Person die am meisten Druck macht: bin ich selber.
Aaaaber diese Woche gelang mir was in Sachen Akzeptanz: ich wollte in der Stadt mir zwei bestimmte Ort ansehen, verbunden mit einem langen Spaziergang. Mir war aber sehr schwindlich und übel und natürlich schlapp, da kam ich auf dem Weg an einem bekannten kleinen Garten vorbei. Da saß ich dann einfach ne Stunde in der warmen Sonne, barfuß, trank was und schaute einfach durch die Gegend. Und fand es nicht schlimm, dass sich mein Plan änderte. Dann fuhr ich einfach wieder heim. Das tat gut.
Natur is eh das beste :)
Und ja Musik ebenso, oft vergisst man ja die einfachsten Dinge...auch hab ich mir angewöhnt Kabarettsendungen generell lustiges zu hören
 
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