Hallo Alleinerziehend,
ich war auch alleinerziehende Mutter eines (autistischen) Jungen und hatte zweimal mit diesem Problem zu tun. Mein Sohn war mit ca. 3 Jahren nachts trocken. Im Alter von 6 Jahren war er für 3 Monate in einer Klinik zur Diagnostik (die Diagnose Autismus bestand noch nicht) In dieser Klinik wurde er nachts mit einem Schlafsack ans Bett gebunden, da er sonst nachts aufstand. Er fing dort an, nachts einzunässen.
Wir haben dann zuhause 1 Jahr gebraucht, bis er nachts wieder trocken durchschlafen konnte. Ich habe ich jede Nacht aus dem Bett gehoben, zur Toilette getragen, auf die Toilette gesetzt, den Wasserhahn tröpfeln lassen und gewartet, bis er pillern konnte. Dann habe ich ihn wieder ins Bett getragen. Irgendwann ist er alleine aufgestanden und ging zur Toilette. Es passierte dann immer seltener, dass er nachts einnässte. Nach ca. 2 Jahren schlief er wieder trocken durch. Dazu möchte ich noch sagen, dass mein Sohn vor diesem Klinikaufenthalt viele stressige oder belastende Erlebnisse hatte (Trennung vom Vater, mehrere Umzüge, Eifersucht auf meinen Freund, Kindergartenwechsel), die nie dazu geführt hatten, dass er nachts einnässte.
Als er 8 oder 9 Jahre alt war, verbrachten wir gemeinsam 3 Wochen auf einer Mutter-und- Kind-Station für Familien mit autistischen Kindern, um neue Therapie- und Fördermöglichkeiten kennenzulernen. Er hatte anfangs ein eigenes Zimmer. Während dieser Zeit nässte und kotete er nachts ein. Der Therapeut empfahl dann eine ähnliche Maßnahme, wie von “nicht der Papa” geschildert. Ich sollte meinem Sohn trockene Bettwäsche bereitlegen und ihm ganz ruhig erklären, er werde die Nacht in diesem Raum verbringen, der zu sein müsse, damit er nicht die anderen nachts störe, ich sei jedoch in der Nähe und werde ihn morgens wecken. Wenn er ein Problem habe, liege eine neue Bettwäsche für ihn bereit. Er wurde während der Nacht gefilmt.
Besonders heftig fand ich, dass mein Sohn ja gar nicht die Möglichkeit hatte, zur Toilette zu gehen! Ich habe in dieser Nacht nicht geschlafen und mir die Aufnahme am Monitor angeschaut. Ich war fest entschlossen, ihn zu retten, wenn es nötig wird. Mein Sohn hat nicht versucht, die Tür zu öffnen. Er hat aber mit allen Mitteln versucht, die Filmkamera, die sehr klein und unauffällig sehr hoch oben angebracht war und von der er nichts wußte, zu erreichen. Er hat seine Versuche dann irgendwann eingestellt, hat in dieser Nacht nicht eingenässt und auch nicht eingekotet.
Danach schlief er wieder, so wie die Kinder der anderen Mütter oder Väter, in meinem Zimmer und es gab kein Problem mehr mit einnässen, einkoten oder nächtlicher Unruhe. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden und kann auch heute nur raten, warum mein Sohn dort anfangs “alles von sich gab” und warum er nach dieser bescheuerten “Maßnahme” wie umgewandelt war. Wir hatten nämlich während dieses Aufenthaltes dann noch sehr viel Spaß miteinander. Das Problem mit dem nächtlichen Einnässen trat dann nur noch auf bei Krankheiten, die mit Fieber verbunden waren.
Mit 20 Jahren wurde meinem Sohn vor einer ambulanten OP ein Beruhigungsmittel gegeben. Im nachhinein habe ich erfahren, dass dies aus einer Überdosis Haloperidol bestand. Dies hatte sehr schlimme Auswirkungen, die aber ärztlicherweise offiziell bestritten wurden. Sein Wasserhaushalt geriet völlig außer Kontrolle. Er speicherte offensichtlich das Wasser, verdünnte damit Natrium und Kalium und musste mehrerer Tage auf der Intensivstation verbringen, damit durch vorsichtige Zuführung der Mineralien seine Elektrolyte wieder normalisiert werden konnten. In dieser Zeit nässte er auch plötzlich ein, nachdem er vorher kein Wasser lassen konnte. Recherchen im Internet der (auch erst einmal ratlosen Ärzte) ergaben, dass dies oft im Zusammenhang mit dem Trinken von viel freiem Wasser passiert. Interessanterweise hatten viele der beschriebenen Patienten ein psychisches Problem und bekamen jahrelang Neuroleptika oder konsumierten Modedrogen.
Kein Arzt wollte sich jedoch darauf festlegen, dass die Elektrolytentgleisung Folgeerscheinung der Überdosierung des Neuroleptikums war, obwohl man mündlich erklärte, dies könne zu einem Infarkt der Nebennieren (oder -rinde) geführt haben. Nach einigen Wochen lag mein Sohn mit der gleichen Problematik wieder im Krankenhaus, diesmal mit zusätzlichen schweren Komplikationen.
Ich war dann nach verzweifelter Suche im Netz bei einem Endokrinologen, der mehrere Untersuchungen zum Ausschluss von z.B. Zuckerkrankheit (Diabetes insipidus) und Erkrankung der Nebennieren(oder Nebennierenrinde) und Hypophyse unternahm. Immerhin habe ich erreicht, dass man empfahl, Neuroleptika nicht zu verabreichen. Ansonsten bleibt mir nur übrig, den Flüssigkeitskonsum meines Sohnes zu kontrollieren und darauf zu achten, dass er nicht viel “freies Wasser” zu sich nimmt und regelmäßig seine Blase entleeren kann.
Soviel zu meinen Erfahrungen mit dem Problem des unwillkürlichen Einnässens. Ich weiß nicht, ob Dir ein solcher Erfahrungsbericht hilft. Das es aber viele verschiedene Ursachen gibt, kann es in Eurem Fall gar kein Patentrezept geben, sondern nur Anregungen, was vielleicht noch untersucht werden müsste. Ich weiß ja nicht, ob Dein Sohn vielleicht auch Neuroleptika oder andere Medikamente nehmen muss, die den Wasserhaushalt durcheinanderbringen können.
Ansonsten kann ich Dir nur noch schreiben, dass der (autistische) Sohn einer Freundin bis zum Alter von 21 Jahren nachts Windeln trug. Dann teilte er seiner Mutter mit, er werde keine Windeln mehr anziehen. Er brauchte dann auch keine mehr.
Zum Schluss möchte ich doch noch etwas empfehlen: nimm vor allem für Dich den Stress raus!
Liebe Grüße

Cassandra