Rizinusöl

Kategorien: Entgiftung

 

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Vermutlich ist Rizinusöl eines der am meisten verkannten und geschmähten Medikamente. Über kein sonstiges Medikament ist in der aktuellen pharmakologischen Literatur der Wirkungsmechanismus in einem derartigen Ausmaß falsch erklärt und dargestellt worden. Hierzu seien zwei Beispiele notiert.

Das Triglycerid ist unwirksam; erst nach Hydrolyse durch die Lipasen der Verdauungssäfte wird die wirksame Ricinolsäure frei. Der laxative Effekt der Ricinolsäure wird durch eine Reizung der Dünndarmschleimhaut ausgelöst, reflektorisch treten Kontraktionen auch der Gallenwege auf. [1]
Im Dünndarm wird durch Einwirkung von Lipasen der Träger der abführenden Wirkung, die Rizinolsäure, freigesetzt. Sie stimuliert die Sekretion von Flüssigkeit und Elektrolyten und regt die Peristaltik an. Ricinusöl gilt heute wegen seiner heftigen Wirkung (Bauchkrämpfe) und seines unangenehmen Geschmackes wegen als obsolet. [2]

Nachdem der Schreiber dieser Zeilen den Lektoraten der genannten Fachbücher jeweils brieflich dargelegt hatte, daß die oben notierten Aussagen unhaltbar sind, hat ihm als einziger Prof. Dr. Lüllmann in einem sehr freundlichen Schreiben versichert, daß er bislang um die sehr komplexen Zusammenhänge nicht gewußt hat und bei der nächsten Auflage die betreffende Passage neu formulieren wird.

 

Herkunft

Rizinus, Wunderbaum (Ricinus communis) ist ein Wolfsmilchgewächs. Rizinus ist eine uralte Heilpflanze der Ägypter und wurde bereits in Altägypten kultiviert. Die Samen sind in ägyptischen Gräbern aus der Zeit um 4000 v. Chr. gefunden worden. Die abführende Wirkung wird 1582 von LONICERUS in seinem Kräuterbuch erwähnt. [3]

Gewinnung

Das Öl wird aus dem Samen durch Pressen ohne Wärmezufuhr erhalten. Auf diese Weise sollen die toxischen Lectine (Ricin) im Presskuchen zurückbleiben. Die letzten Ricin-Spuren werden durch Behandlung des Öles mit Wasserdampf entfernt (Denaturierung von Eiweiß in der Hitze). [4]

Beschreibung

Klare farblose bis blaßgelbe Flüssigkeit, die ziemlich zäh und dickflüssig ist, besonders beim Abkühlen. Deshalb empfiehlt es sich, Rizinusöl bei Zimmertemperatur in einer braunen Medizinalflasche unter Lichtabschluß aufzubewahren. Geruch und Geschmack von frisch gepresstem Rizinusöl schwach wahrnehmbar. Dichte 0,946…0,966 g/ml, damit etwa 1 g/ml, womit sich die gewünschte Dosis über eine Digitalwaage leicht abmessen lässt.

Abführende Wirkung

Voraus sei festgestellt, daß Rizinusöl im Gegensatz zu sämtlichen anderen Laxantien nicht direkt, sondern indirekt durch die Aktivierung bzw. Synthetisierung körpereigener Stoffe wirkt. Damit dies geschehen kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Aus dem indirekten Wirkungsmechanismus von Rizinusöl im menschlichen Körper ergibt sich weiter, daß es bei wiederholten Anwendungen keine Abschwächung der Wirkung oder gar eine Gewöhnung des Körpers geben kann.

Da Fette und fette Öle nicht wasserlöslich sind, und damit vom Körper nicht aufgenommen werden können, sind diese in geeigneter Weise aufzubereiten. Sobald ein Fett oder ein fettes Öl nach der Magenpassage in den Zwölffingerdarm eintritt, wird in der Darmwand ein Hormon gebildet, das durch den Blutkreislauf gleichzeitig bei der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase eintrifft und dort die Sekretion auslöst. Dadurch wird im Zwölffingerdarm ein jedes Fett bzw. fettes Öl in eine wasserlösliche Fett- oder Ölsäure und Glycerin gespalten.

Rizinusöl wird grundsätzlich wie alle anderen fetten Öle durch die Galle und das Pankreassekret in eine Fettsäure, hier die Ricinolsäure, und Glycerin gespalten, jedoch aktiviert die Ricinolsäure im Gegensatz zu allen anderen Fettsäuren die im Dünndarm passiv vorhandenen Histamine, wodurch die Darmperistaltik einsetzt und der gesamte Darminhalt hinausbefördert wird. Darüber hinaus geschieht es in etwa 60 Prozent aller Anwendungsfälle, daß die aktivierten Histamine die Prostaglandinsynthese E2 (PGE2) herbeiführen, was beim «Wehencocktail» ausgenutzt wird, da hierdurch Darm- und Uteruskontraktionen ausgelöst werden. Damit ist in wesentlichen Zügen der bisherige Stand des Wissens über den Wirkungsmechanismus von Rizinusöl im menschlichen Körper dargestellt.

Nach den Erkenntnissen eines Forschungsprojekts der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. vom Mai 2012 wirkt Rizinusöl über einen G-Protein-gekoppelten Rezeptor:
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=37563

Anwendungsausschluss

Aus dem beschriebenen Wirkungsmechanismus ergibt sich:

  • Das Abführen mit Rizinusöl setzt voraus, daß die Lebergänge frei sind.
  • Die Gallenblase darf keine Steine enthalten, da sonst Koliken nicht auszuschließen sind.
  • Soll durch die Einnahme von Rizinusöl eine abführende Wirkung erzielt werden, dürfen keine Antihistaminika eingenommen werden.
  • Im Falle einer Entzündung des Dickdarms (Kolitis) oder einem Dickdarmkatarrh sollte man nicht mit Rizinusöl abführen, um eine weitere Reizung des Dickdarms zu vermeiden.
  • Deshalb empfiehlt es sich, auch bei starken Blähungen im Dickdarm auf die Einnahme von Rizinusöl zu verzichten.

Weiter ist bereits oben gesagt worden:

  • Die Fettverdauung muss in Ordnung sein, damit haben Bauchspeicheldrüse und Gallenblase funktionstüchtig zu sein.

Diese Forderung trifft unverändert für die Bauchspeicheldrüse zu, jedoch berichten mehrere Teilnehmer dieses Forums, dass diese auch ohne Gallenblase problemlos Rizinusöl oral anzuwenden vermochten.

Wirkungsintensität

Die Literatur bewertet die Intensität des Abführens mit Rizinusöl extrem unterschiedlich:

  • Einerseits wird ausgesagt: «Das Rizinusöl gehört zu den besten, mildesten und sichersten Abführmitteln, das auch in der Kinderpraxis mit Vorliebe verwendet wird … [6]
  • Andererseits finden sich Aussagen wie: «Rizinusöl wirkt drastisch.» [7]
  • oder: «Eventuelles Darmgrimmen ist Ausdruck des therapeutischen Effektes.» [1]

Da es auszuschließen ist, dass eine der beiden Verfassergruppen in ihrer Beurteilung irrt, ist davon auszugehen, dass bei der einen Gruppe von Anwendern das Abführen mit Rizinusöl tatsächlich völlig harmlos und beschwerdefrei verlaufen ist, während bei der anderen Gruppe extreme Ereignisse zu beobachten gewesen sind. Die Lösung des Widerspruchs findet sich darin, dass man beim Abführen mit Rizinusöl niemals zu prognostizieren vermag, ob dieses harmlos oder drastisch verlaufen wird, vielmehr hängt dieses ausschließlich davon ab, in welchem Umfang Gifte aus der Leber über die Gallenblase in den Zwölffingerdarm ausgeleitet werden; allein diese bestimmten das Abführgeschehen.

All die Gifte, Schwermetalle und Wirkstoffe von Medikamenten, die ein Mensch im Laufe seines Lebens aufgenommen hat, sind u. a. in der Leber deponiert. Nimmt ein Mensch mit der Nahrung ein Fett oder ein fettes Öl zu sich, werden diese im Zwölffingerdarm durch die Galle und das Sekret der Bauchspeicheldrüse in eine Fettsäure und Glycerin gespalten. Gleichzeitig werden mit der Galle aus der Leber dort deponierte Gifte, Schwermetalle und Wirkstoffe von Medikamenten in den Zwölffingerdarm ausgeschieden, jedoch im Dünndarm und im Dickdarm zusammen mit der verstoffwechselten Ernährung wieder aufgenommen und über den Blutkreislauf zurück in die Leber befördert, um dort erneut deponiert zu werden. Dieses Geschehen bezeichnet man als enterohepatischen Kreislauf.

Da die Ricinolsäure im Gegensatz zu allen anderen Öl- und Fettsäuren die im Darm passiv vorhandenen Histamine aktiviert, werden die aus der Leber in den Darm ausgeschiedenen Gifte, Schwermetalle und Wirkstoffe von Medikamenten nicht erneut aufgenommen, sondern aus dem Körper hinausbefördert. Durch die Einnahme von Rizinusöl wird der enterohepatische Kreislauf unterbrochen.

Da, wie bereits angedeutet, nach der Einnahme von Rizinusöl die Menge und Intensität der ausgeschiedenen Gifte das Abführgeschehen bestimmen, kann man sagen, dass diesen die Bedeutung eines Katalysators zukommt:
– Wird kein Gift ausgeschieden, ist das Abführen mit Rizinusöl kurz und beschwerdefrei.
– Je mehr Gift ausgeschieden wird, desto länger und mühseliger wird das Abführgeschehen erfahren.

Die Prostaglandinsynthese E2 (PGE2) ereignet sich nur dann, wenn bestimmte Gifte in hinreichendem Umfang ausgeschieden werden, ansonsten bleibt diese aus. Es wäre durch systematische Laboruntersuchungen der ausgeschiedenen Galle herauszufinden, um welche Gifte es sich im Detail handelt, die die PGE2 auslösen.

Nachdem beim Abführen mit Rizinusöl der normale Darminhalt den Körper verlassen hat, fließt nur noch die Galle.
– Ist diese farb- und geruchlos, ist mit dieser kein Gift ausgeschieden worden.
– Je dunkler die Farbe der Galle ist – im Extremfall schwarz (Pechgalle) – und je intensiver diese nach Schwefelwasserstoff riecht, desto mehr Gift ist ausgeschieden worden.

Eine intensive Giftausscheidung kann zur Folge haben, dass im Analbereich eine u. U. stark juckende allergische Hautreaktion, ein urtikarielles Exanthem, auftritt. Um die Beschwerden zu lindern, verwendet man am besten eine Babycreme. Sobald bei der Ausscheidung das Giftpotential hinreichend abgesunken ist, treten diese Erscheinungen nicht mehr auf.

Dosierung

In der Literatur findet man folgende Aussage

Dosis Erwachsene: 15-60 ml, Kinder: 5-10 ml [5]

Sinnvolles Herangehen bei der Dosierung

Es erweist sich für Erwachsene als sinnvoll, mit einer Dosis von 30 ml Rizinusöl pro Einzelanwendung zu beginnen und diese je nach Bekömmlichkeit im Laufe der Zeit stufenweise zu steigern, z. B. zunächst auf 40 ml, dann auf 50 ml, evtl. auf 60 ml.
Die Russische Volksmedizin empfiehlt folgende Dosierung: dem Körpergewicht in kg entspricht die Dosis Rizinusöl in ml; z. B. 60 kg –> 60 ml. Für die Wirkung ist es zudem entscheidend, in welchem Umfang die eingenommene Dosis Rizinusöl durch die Lipasen der Bauchspeicheldrüse und die Galle in Ricinolsäure und Glycerin gespalten wird. Unabhängig von dem gewählten Einnahmeverfahren sollte Rizinusöl unbedingt auf nüchternen Magen eingenommen werden, d. h. am besten morgens früh, da einem sonst speiübel werden kann.

Einnahmeverfahren

Bei der Einnahme von purem Rizinusöl sind drei Dinge störend: 1. der für viele unangenehme Geschmack; 2. die auch bei Zimmertemperatur hohe Zähflüssigkeit; 3. die magenreizende Wirkung. Damit ist die direkte Einnahme von Rizinusöl zu vermeiden. Zu 1.: Um den unangenehmen Geschmack zu überdecken, sind verschiedene nachstehend notierte Einnahmeverfahren vorgeschlagen worden, jedoch darf man wissen, dass sich auch hieran ein Mensch gewöhnen kann: Nach zahlreichen Anwendungen schmeckt eingespeicheltes Rizinusöl wie ein geschmacksneutraler Sirup. Zu 2./3.: Diese beiden Punkte lassen sich durch längeres Einspeicheln vor dem Schlucken vermeiden (siehe unten).

1. Einnahme pur mit einem Esslöffel bzw. einem Gemüselöffel vom Vorlegebesteck

Dieses anscheinend v. a. in den romanischen Ländern praktizierte Einnahmeverfahren hat den Nachteil, dass Rizinusöl einerseits im Mund und im Rachenraum kleben bleibt, andererseits für viele besonders der Geschmack von Rizinusöl belastend ist. Beides lässt sich sich dadurch vermeiden, indem man Rizinusöl vor dem Schlucken hinreichend lange einspeichelt: Die im Speichel enthaltenen Lipasen hydrolysieren Lipide, zu denen u. a. Rizinusöl gehört. Darüber hinaus vermag man dadurch zusätzlich die Mundhöhle mit den Zähnen und dem Zahnfleisch in den Entgiftungsvorgang einzubeziehen. Hierzu geht man wie folgt vor: Ein EŸlöffel bzw. der Gemüselöffel des Vorlegegebestecks fassen 15 bis 20 ml. Nimmt man mit einem solchen die o. g. Dosis Rizinusöl in den Mund und speichelt dieses dort nach der Art des Ölkauens etwa 10 min lang ein, ist dieses nach der genannten Zeitspanne so weit vorverdaut, dass man auf diese Weise Rizinusöl problemlos zu schlucken vermag. Wiederholt man dieses vier bzw. drei Mal, hat man insgesamt 60 ml Rizinusöl eingenommen, was der in den USA üblichen Dosis 2 oz für Erwachsene entspricht. Die mit einem jeden Löffel tatsächlich eingenommene Dosis Rizinusöl vermag man dadurch genau zu bestimmen, indem man jeweils vor bzw. nach dem Füllen und damit der Einnahme eines jeden Löffels Rizinusöl die Rizinusölflasche wiegt. Da Rizinusöl etwa die Dichte 1 g/cm³ hat, ergibt sich aus dem Differenzwert der beiden Ablesungen die Einzeldosis in ml; die eingenommene Gesamtdosis erhält man aus der Summe der Einzeldosen. Hierzu gibt es eine Variante, indem man nach dem o. g. Verfahren jeweils im Viertelstunden-, Halbstunden- oder Stundenabstand vier Mal 15 ml Rizinusöl in den Mund nimmt und dieses dort vor dem Schlucken 15 min lang einspeichelt. – Diese portionierte Form der Einnahme hat darüber hinaus den Vorzug, dass die eingenommene Dosis Rizinusöl vollständig in Ricinolsäure und Glycerin gespalten wird und deshalb im Vergleich zu den anderen Einnahmeverfahren eine deutlich höhere Wirkungsintensität entfaltet. Schließlich lässt sich dieses Verfahren auch unter eingeschränkten Bedingungen und wo auch immer – z. B. im Urlaub, dies selbst auf einem Campingplatz – anwenden. Ausdrücklich sei betont, dass die beim Ölkauen in das vorverdaute Rizinusöl übergegangenen Gifte nach dem Schlucken nicht vom Körper rückresorbiert werden, da nach der restlichen hydrolytischen Spaltung des Rizinusöls (s.o.) im Zwölffingerdarm unverzüglich die Darmperistaltik einsetzt. Aus all den o. g. Gründen sei dieses Verfahren in besonderer Weise zur Anwendung empfohlen.

2. Einnahme pur direkt aus einer Medizinalflasche

Eine Variante zu dem unter (1.) notierten Einnahmeverfahren besteht darin, dass man sich in einer Apotheke die gewünschte einzunehmende Dosis Rizinusöl (z. B. 60 ml) direkt abwiegen lässt oder diese Dosis zu Hause mit einer digitalen Küchenwaage aus einer größeren Flasche oder Dose Rizinusöl selbst in die kleinere Flasche abfüllt. Zur Einnahme nimmt man einen ersten Schluck Rizinusöl in den Mund und speichelt dieses dort vor dem Schlucken 10 min lang ein, nachdem man dieses wiederholt hat, nimmt man beim dritten Mal den restlichen Flascheninhalt in den Mund, um auch diesen nach dem Einspeicheln zu schlucken. Der Vorteil dieses Verfahrens gegenüber dem oben notierten besteht darin, dass für die Einnahme der gewählten Dosis eine kürzere Zeitspanne erforderlich ist, wodurch man z. B. im Urlaub noch leichter einen Rizinusöltag einzulegen vermag.

3. Einnahme in einer warmen Flüssigkeit

Die Uniklink Marburg-Giessen empfieht, die angegebene Dosis Rizinusöl in eine halbe Tasse mit warmer Milch zu geben und anschliessend diese Emulsion zu trinken. Weiter wird empfohlen, Rizinusöl zusammen mit heißem, schwarzem Kaffee einzunehmen.

4. Einnahme mit einer kalten Flüssigkeit

Vor allem in den USA ist es üblich, die dort übliche Dosis 2 oz Rizinusöl (s. o.) zusammen mit einem gekühlten Fruchtsaftgetränk (Orangensaft oder Grapefruitsaft) meist in einem Mixer oder mit einem Schüttelbecher (Quick Shake Container) als Emulsion anzurichten, um diese anschließend zügig zu trinken. Als besonders empfehlenswert wird beschrieben, in einen Mixer Tomatensaft zu schütten, die gewählte Dosis Rizinusöl hinzuzugeben, um anschließend den Mixer einzuschalten; auf diese Weise soll bei der Einnahme der Emulsion der für viele unangenehme Geschmack von Rizinusöl vollständig überdeckt werden.

5. Einnahme mit konzentriertem Alkohol

Nachdem Rizinusöl nicht wasserlöslich, dafür alkohollöslich ist, ist es v. a. im Russland üblich, in die gewählte Dosis Rizinusöl (s. o.) konzentrierten Alkohol hinzuzugeben (hier: Cognac; von Wodka ist nicht die Rede) und anschließend umzurühren, bis das Rizinusöl vollständig im Alkohol gelöst ist. Hierdurch wird bei der Einnahme der Geschmack des Rizinusöl vollständig überdeckt. Es steht zu vermuten, dass einerseits durch den raschen Durchgang dieser Lösung durch den Magen, andererseits durch die im Zwölffingerdarm einsetzende Darmperistaltik nur ein Teil des Alkohols vom Körper aufgenommen wird.

Nachdem etwa eine Viertelstunde nach der Einnahme von Rizinusöl die Gallensekretion einsetzt, empfiehlt es sich, zu diesem Zeitpunkt eine Wärmflasche über den Leberbereich zu legen, dies um die Lebertätigkeit anzuregen; bis zur Einnahme eines leichten Frühstück sollte man mindestens 2 Stunden nach der Einnahme warten. Je nach Verträglichkeit wird es klug sein, Rizinusöl zunächst in größeren Zeitabständen einzunehmen (z. B. 1 Monat) und die Intervalle stufenweise zu verkürzen (z. B. wöchentlich). Keinesfalls darf Rizinusöl täglich eingenommen werden, da sonst der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht kommt, dies vor allem durch Kaliummangel.

Hinweise

Es wurde festgestellt, dass Personen sehr unterschiedlich auf Rizinus reagieren können. Bei weiteren Nachforschungen stellte sich heraus, das überwiegend die belasteten Personen starke Reaktionen aufweisen, die nichtbelasteten aber fast milde Abführreaktionen hatten. Deshalb sollten Personen, die eine starke Belastung vermuten, stets mit der niedrigsten Dosierung beginnen. Siehe auch oben bei Wirkungsintensität.
Gelegentlich kommt es vor, dass es einem Anwender im Gefolge der Einnahme von Rizinusöl speiübel wird. In solchen Fällen ist es hilfreich, kandierten Ingwer oder Ingwer Bonbons in den Mund zu nehmen und dort vergehen zu lassen.

Wirkungseintritt

Hierzu notiert die Literatur: «Latenzzeit bis zum Wirkungseintritt: 2-6 Std.»[8] Sofern man das oben beschriebene Einnahmeverfahren (1.) «Einnahme pur» wählt, hat man erfahrungsgemäß bereits eine bis zwei Stunden nach der ersten Einnahme mit dem Wirkungseintritt zu rechnen.

Sehr schön beschreibt «ADo» im symptome.de – Forum am 17.09.2006, 21:03 das Wirkungsgsgeschehen: «Es brannte halt eine Weile im Mund und im Hals, dann gab es den obligatorischen 9. Monatsbauch und später brannte es noch einmal, als das Zeug wieder raus kam. Ich habs aber überlebt. Darmkrämpfe hatte ich, als ich mich spätnachmittags nach den „sten zum schreddern gebückt habe und heute noch mal zur etwa gleichen Zeit.» – Hierzu sei angemerkt, dass es beim Einnahmeverfahren (1.) «Einnahme pur» weder im Mund noch im Hals brennen kann.

Damit lassen sich beim Abführen mit Rizinusöl drei Phasen unterscheiden:

  • Die Zeitspanne von der Einnahme bis zum ersten Wirkungsereignis:

hier notiert als Brennen in Mund und Hals und dem «obligatorischen 9. Monatsbauch». Hierzu ein Hinweis: Wem nach mehr als vier Stunden die Plage mit dem beschriebenen «9. Monatsbauch» zuviel wird, vermag dies abzukürzen, indem er zwei Dulcolax Suppositorien möglichst tief einführt.

  • Die Zeitspanne vom ersten bis zum letzten Wirkungsereignis:

hier beschrieben als urtikarielles Exanthem im Analbereich, weiter als Eintreten der Prostaglandinsynthese E2 mit Darmkrämpfen. Hier ist gut beobachtet, dass es bei den letzten Wirkungsereignissen zunehmend heftiger werden kann.

  • Die Zeitspanne nach dem letzten Wirkungsereignis:

hier weitere Darmkrämpfe am Tag danach.

All dies lässt sich nicht generalisieren, da ein jeder das Abführen mit Rizinusöl in anderer Weise erfährt, jedoch sei jedermann dringend empfohlen, am Tag nach der Einnahme von Rizinusöl am besten morgens früh einen hohen Einlauf zu nehmen oder sich geben zu lassen, um eventuell noch im Dickdarm vorhandene Gifte hinauszuspülen.

Heilwirkungen

Zunächst ist Rizinusöl seit Jahrhunderten als zuverlässiges, nebenwirkungsfreies Abführmittel bekannt. Obwohl dessen Herstellungsindustrie – genauer Konfektionierungsindustrie – hierfür noch niemals irgendwelche Werbung getrieben hat, ist es erstaunlich, dass unter der Gruppe der Darm-, Verdauungs- und Abführmittel dessen ungestützter Markenbekanntheitsgrad selbst in neuerer Zeit deutlich zugenommen hat: 2001: 4 %, 2002: 4 %, 2003: 8 %, 2004: 16 %.
Damit liegt Rizinusöl unter 12 ausgewählten Präparaten der genannten Gruppe an vierter Stelle nach Dulcolax, Abführtees und Lefax noch vor Glaubersalz: 2003: 3 %, 2004: 4 %. [9]

Weiter ist Rizinusöl besonders als äusserlich anzuwendendes Heilmittel bekannt, u. a. heilen Verletzungen oder Schrunden dadurch ungewöhnlich rasch. [10] [11]

Abgesehen von der abführenden Wirkung von Rizinusöl bei dessen innerlicher Anwendung, finden sich in der Literatur bislang keine Hinweise auf sonstige Heilwirkungen. Nach den Erfahrungen des Verfassers sowie diverser Zuschriften anderer Anwender lässt sich hierzu folgendes aussagen:

  • leitet Gifte aus,
  • heilt dadurch Allergien,
  • wirkungsvolles Antidepressivum,
  • nebenwirkungsfreies Schlafmittel,
  • hilft psychisch-somatisch zu entgiften,
  • nimmt einer Grippe oder einem grippalen Infekt die Spitze, speziell bei einer Angina,
  • dient der Gallensteinprophylaxe.

Der an erster Stelle genannte Punkt dürfte am wichtigsten sein: Die Umweltmedizin ist sich darin einig, dass die Primärursache für Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose sowie sämtlicher Allergien im menschlichen Körper deponierte Gifte und vor allem Schwermetalle wie Quecksilber sind. Nachdem eine amerikanische Forschergruppe herausgefunden hat, dass die Struktur der Zellen des veränderten Gewebes bei Grünem Star mit jener der Gewebezellen bei Alzheimer übereinstimmt, wird Grüner Star als «Alzheimer im Auge» bezeichnet.

Weiter gilt es, sich dessen bewusst zu sein, dass mit zunehmender Giftbelastung eines Menschen dessen Immunsystem schwächer wird: mit zunehmendem Lebensalter wird dieser immer anfälliger für irgendwelche Krankheiten und Gebrechen werden. Damit ist es für einen jeden entscheidend, beizeiten das Giftpotential abzubauen, indem die genannten Schadstoffe zielstrebig und systematisch ausgeleitet werden.

Schließlich sei auf eine Deutungsmöglichkeit verwiesen, weshalb es möglich ist, durch die Einnahme von Rizinusöl nicht nur aus der Leber Gifte auszuleiten, sondern auch aus der Milz, dem Rückenmark, dem Gehirn, dem Kiefer, usw.: Das Lymphgefäßsystem drainiert den interstitiellen Flüssigkeitsraum (Interstitium = Zwischenraum, der Bindegewebe, Gefäße und Nerven enthält). Eine wesentliche Funktion der Lymphe ist im Transport der Chylomikronen aus dem Dünndarm und dem Milchbrustgang zu sehen. Chylomikronen mit einem sehr hohen Lipidanteil und minimalem Proteinanteil werden im Darm synthetisiert und transportieren die mit einer lipidreichen Nahrung aufgenommenen Triglyceride über die Lymphgefäße und den Milchbrustgang in das Blut. Lipide sind z. B. Fette oder –le. Da bei Rizinusöl etwa 80 % der Glyceride als Triglycerid der Ricinolsäure vorliegen, ist es nicht verwunderlich, dass nach der Einnahme von Rizinusöl durch den oben beschriebenen Mechanismus auch das Lymphgefäßsystem kraftvoll angetrieben wird, wodurch bereits auf dieser Ebene alle möglichen Schadstoffe ausgeleitet werden. Vermutlich ist hier die Ursache zu suchen, weshalb es durch die Einnahme von Rizinusöl nicht nur möglich ist, aus der Leber Gifte auszuleiten, sondern auch aus anderen Organen oder Körperregionen.[12]

Bezug

Rizinusöl ist in Apotheken erhältlich und unter Lichtabschluss bei Zimmertemperatur aufzubewahren. Kennzeichnend ist, dass nur frisch gepresstes Rizinusöl nahezu geruch- und geschmacklos ist, mit zunehmendem Alter werden Geruch und Geschmack als unangenehm wahrgenommen. Während Apotheken darauf zu achten haben, dass auch bei offen verkauftem Rizinusöl das Haltbarkeitsdatum nicht überschritten wird, wird dieses bei den in der Apotheke abgefüllten Medizinalflaschen auf dem Etikett nicht notiert, womit man diesbezüglich zu Hause keine Kontrolle hat.

In der Apotheke ist auch bereits fertig abgefülltes «Caelo Raffiniertes Rizinusöl» erhältlich. Die Flasche mit 100 ml Inhalt kostet etwa EUR 2,70. Deutlich kostengünstiger ist es, wenn man gleich einen Liter Rizinusöl bestellt. Beim Empfang der Ware ist auf folgendes zu achten:
– Auf dem Boden der Dose ist das Haltbarkeitsdatum aufgedruckt, z. B. 10/07, rechnet man zwei Jahre zurück, weiss man das Abfülldatum, hier: 10/05.
– Weiter ist darauf zu achten, dass die Dose unter dem Schraubverschluss versiegelt ist; dieses garantiert, dass die Dose nicht angebrochen ist.

Schließlich noch ein Hinweis: Hat man der Dose den letzten Tropfen entnommen, lohnt es sich, diese oben mit einem Dosenöffner zu öffnen und den Rest in eine Medizinalflasche umzufüllen, da zufolge der Gestaltung des Ausgusses aus Kunststoff immer ein ansehnlicher Rest in der Dose zurückbleibt.

Quellen

  1. Heinz Lüllmann, Klaus Mohr: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen – Medikamente gezielt einsetzen – 14. Aufl. / Stuttgart; New York: Thieme, 1999, S. 233.
  2. Klaus Aktories, Ulrich Förstermann, Franz Hofmann, Wolfgang Forth: Lehrbuch Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie – 9. Aufl. / München: Urban & Fischer Bei Elsevier, 2005, S. 575.
  3. Harry Diener: Arzneipflanzen und Drogen – 2. Aufl. / Thun; Frankfurt (Main): Harri Deutsch, 1989, unter «Oleum Ricini».
  4. Bernhard Zepernick, Liselotte Langhammer, Jörg B. P. Lüdcke: Lexikon der offizinellen Arzneipflanzen / Berlin; New York: Walter de Gruyter, 1984 unter «Ricinus L. – Wunderbaum».
  5. F. v. Bruchhausen u. a.: Pharmakotherapie, klinische Pharmakologie – 9. Aufl. / Stuttgart; Jena; New York: G. Fischer, 1995, S. 177.
  6. G. Fischer und E. Krug: Heilkräuter und Arzneipflanzen: Tabellenbuch – 7. Aufl. / Wiesbaden: VMA, 1997, S. 311.
  7. H.P.T. Ammon (Hrsg.): Arzneimittelneben- und -wechselwirkungen: Ein Handbuch zur umfassenden und raschen Information für „rzte und Apotheker – 2. Aufl. / Stuttgart: Wissenschaftl. Verlagsges., 1986.
  8. F. v. Bruchhausen u. a.: Pharmakotherapie, klinische Pharmakologie – 9. Aufl. / Stuttgart; Jena; New York: G. Fischer, 1995, S. 177, Abb. 15.4.
  9. OTC-Barometer 2003 bzw. 2004: Darm-, Verdauungs- und Abführmittel. Eine Exklusivbefragung durchgeführt von EMNID im Auftrag der Gong Verlag GmbH & Co KG, München / Markt- und Mediaservices, 2003 bzw. 2004.
  10. William A. McGarey: The Oil that heals: A Physician’s Successes with Castor Oil Treatments (Expanded and revised edition auf Edgar Cayce and the Palma Christi) – 5th Printing / Virginia: A.R.E.Press, 1999.
  11. Stephan Niederwieser und Alan Forman: Die Wunderpflanze Rizinus: Das Geheimnis der Palma Christi / München: Knaur, 1999.
  12. Walter Sandritter u. a.: Allgemeine Pathologie : Lehrbuch für Studierende und „rzte – 2. Aufl. / Stuttgart; New York: Schattauer, 1981.

 

Siehe auch

Relevante Wiki-Artikel

Relevante Foren-Beiträge

Weblinks


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