HvB Discretio

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Discretio

Um die discretio nach Hildegard in ihrer Tiefe, Weite und Ganzheit zu erfassen, ist es hilfreich, wenn wir uns kurz Hildegards grossen Weltentwurf vor Augen führen.

Dieser beinhaltet in Kürze sechs fundamentale Gedanken

1. Gottes Schöpfung ist gut

2. Gott hat seine geheimnisvollen Kräfte (subtilitates) in sie eingesenkt und als solche gewollt.

3. Die Schöpfung ist noch nicht vollendet, sie ist in einem enormen Prozess der Entfaltung einbezogen.

4. Der Mensch, als der Spiegel aller Werke Gottes hat den Auftrag, an der Entwicklung teilzunehmen und für sie die Verantwortung bekommen.

5. Der Mensch ist berufen den genialen Schöpfungsplan des göttlichen Werkmeisters zu erkennen, damit sich die gesamte Schöpfung ihrem Ziel nähern kann.

6. Durch seine «operatio» (sein opus) entfaltet sich der Mensch selbst, er findet zu seinem «Selbstsein» zu seinem Wesen und dadurch hilft er mit, dass sich die Schöpfung auf ihren Schöpfer, auf ihren Urheber, zu ihrem Ziel zu bewegt.

Wie aber soll der Mensch dieses «opus» zustandebringen?
Allein vermag er es nicht. Er braucht viele Hilfe dazu.
Die bedeutendsten und effektivsten Helfer für den Menschen sind die Gotteskräfte, die virtutes.

Eine der wichtigsten Gotteskräfte ist die «Discretio».
Die Seelenkraft der Unterscheidung, die geistige Fähigkeit der eindeutigen Beurteilung der Dinge, die Fähigkeit in allen Dingen und Situationen das rechte Maß zu halten.

Die diskretio ist die Mutter aller Tugenden.

Hier steht Hildegard ganz in der Tradition des hl. Benedikt, sie gibt aber der diskretio ein ganz besonderes Gewicht für das «spirituelle Leben und Wachstum» .

Im Scivias-Buch hat die diskretio das Wort: (WW Böckler S 259)
«Ich bin die Mutter aller Tugenden. In allen Dingen handhabe ich die Gerechtigkeit Gottes. Denn im geistigen Kampfe wie im Getöse der Welt erwarte ich in meinem innersten Bewusstsein immerdar meinen Gott. Ich verdamme nicht, ich zertrete nicht, noch verachte ich Könige, Herzöge, Fürsten und die, die vom Urheber aller Dinge eingesetzt sind».
Im Buch der  Gotteswerke, in der 5. Schau berichtet Hildegard, daß dem Menschen als eine besondere Auszeichnung die Gabe der Diskretion verliehen wurde.

Während ich, Gott, den Menschen gewissermaßen im Ursprung aller Schöpfung in seinen guten Sitten gestalte, schaffe ich zu ihm die lebendige Erkenntnis von Gut und Böse. So kann er das Böse meiden und mich als seinen guten Vater nachahmen. Gab ich ihm doch die diskretio, die Unterscheidungskraft zwischen Gut und Böse nach meinem Gleichbild. Mit diesem Erkennen sollte er die ganze Schöpfung unterscheiden. Er sollte sie bewusst erkennen und gleich mir die Gewalt über sie haben.

Eine weitere Stelle: «Der Mensch verlässt Gott in seiner Eitelkeit und Mühsal der Sünden und verlässt die «laeta seientia», das freudvolle Erkennen, das ihn nie verwunden würde» WM (Schipperges 5. Schau S. 209ff)

Durch die «diskretio» kann die Ebenbildlichkeit Gottes wahrgenommen werden. Ein Abbild Gottes scheint durch sie hindurch

Mit der «diskretio» ist die rationalitas» verbunden. Sie vermittelt
Einsicht in die Zusammenhänge und folgerichtige Schlüsse zu ziehen .( rationalitas)

«Die Vernunft ist Mutterstoff (materna) des Wissens von Gut und Böse und sie verhält sich wie ein Baumeister, der aufbaut und abbricht.
Wer den Tag des Glaubens liebt, der baut sein Haus im Himmlischen Jerusalem; wer ihn aber verachtet, der reisst sein Haus ab von der Ehre und Glückseligkeit der himmlischen Erbschaft» (WM Schipp.5.Schau S. 213/25)

Ebenso wichtig wie die «himmlischen Dinge» sind auch die irdischen.
diskretio als rechtes Augenmaß. Der Mensch sollte Beides haben: erstens die Sehnsucht nach dem Himmel und zweitens die Notdurft des Fleisches. So sollte er in allen Belangen mit diskretio derart gehalten werden, damit in ihm durch maßlos auferlegte gute Werke nicht die Errichtung einer Ruine gebaut und er nicht unter dem Andrang unpassender Sitten zugrunde gerichtet werde. Vielmehr bete er bisweilen unter Seufzen. Zu anderer Stunde aber beschäftige er sich mit guten Werken, und wieder zu anderen Zeiten trage er Sorge, dass es ihm an leiblichen Bedürfnissen nicht mangle» (WMSchipp. V S. 214/27).

Für Hildegard bedeutet die diskretio dass sie immer um das rechte Maß besorgt ist und jede Art von Übertreibung und Maßlosigkeit ablehnt.

Hildegard hielt sich in allen Bereichen an diese «Mutter der Tugenden», in ihrem eigenen Leben, sowie im Umgang mit den Mitmenschen.

So erfahren wir aus ihrer Biographie:

Sie leitete die Ihrigen, ohne zu erschlaffen, bald mit milder, bald mit strenger Autorität. Ihr Ernst war gewürzt mit Freundlichkeit und von ihrer Zunge floss die Rede süsser als Honig.» (vita,91)

In ihren Briefen finden sich oft Ermahnungen, nichts zu übertreiben, vor allem die Askese betreffend und immer auf die Stimme der diskretio zu achten.

Hildegar beschwor Elisabeth von Schönau, ein gesundes Maß zu finden, besonders in ihrer Liebesmystik:» Lerne Maßhalten! Dies ist für Himmlisches und Irdisches die Mutter aller Tugenden, denn durch sie wird die Seele geleitet und ebenso der Leib in rechter Zucht ernährt. Wie durch unangebrachte Sturzregen die Frucht der Erde Schaden leidet und wie in ungepflügter Erde nicht gute Frucht, sondern unnütze Kräuter aufsprießen, so wird auch der Mensch, der sich mehr Mühsal auferlegt, als sein Körper aushalten kann – da in ihm das Wirken der heiligen Diskretion geschwächt ist – durch maßlos auferlegte Mühsal und Enthaltsamkeit seiner Seele keinen Nutzen bringen.» (BW 199)

Hildegard weist auf die verschiedenen Begabungen von «Martha und Maria» hin (LK 10,38-42), die sich gegenseitig ergänzen und nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.:

«Die diskretio hält die Tugenden zusammen, gleichsam einer Magd, die ihrer Herrin mit ihrem Dienst zur Verfügung steht, da in den irdischen Dingen, die zum Leibe nun einmal gehören, und sie der Diskretion unterliegen, die Herrin selber ihrer Magd nicht entbehren will.

«So ist die diskretio das Firmament:
das Irdische, das aktive Leben hält sie unter sich,
das göttliche, das beschauliche Leben, hat sie über sich.
Dadurch ist sie die Treppe auf der des Menschen Geist durch die guten Werke zum Himmel steigt, auf der er aber auch den irdischen Bedürfnissen zuliebe zur Erde herabklettert, so wie Maria und Martha ihre verschiedenartigen Dienste Gott darboten.
Beide Lebensarten waren Gott wohlgefällig, ist Er doch der Begründer von Beiden. Und so bestehe das Gefüge der Zugenden in beiden Lebensweisen, in dem der Mensch selber die Unterscheidung trifft, auf dass er Göttliches und Irdisches nach dem ihnen gesetzten Maß in rechter Weise nutze, so wie Gott sie geschaffen.» (WM S. 214)

Hildegard schätzt den Menschen und seine Berufung hoch ein; gerade die diskretio bezeichnet seine Grösse und seine Verantwortlichkeit.
Der Mensch ist frei, so kommt alles darauf an, was er mit dieser Gabe anfängt.

«Jede Vernunft im Menschen existiert als eine solche, die von Ihm, dem wahren Gott kommt. Was ihr gefällt, soll sie wählen, was ihr missfällt, muss sie verwerfen; denn sie erkennt, was gut und was schädlich ist.» (WM 282)

Hildegard weiss, daß viele Menschen nicht nach der diskretio handeln und ihre Freiheit missbrauchen.

Im Buch der Lebensverdienste lässt Hildegard die diskretio auftreten die der personifizierten Maßlosigkeit der immoderatio entgegentritt.

«Du benimmst dich wie die Jungen der wilden Tiere, die noch kein Maß kennen und handelst wie das schmutzige Vieh.»

«Alles, was in der Ordnung Gottes steht, antwortet einander.
Die Sterne funkeln vom Licht des Mondes und der Mond leuchtet vom Feuer der Sonne. Jedes Ding dient einem Höheren und nichts überschreitet sein Maß. Du aber nimmst weder auf Gott Rücksicht, noch auf seine Geschöpfe, Du hängst vielmehr in der Luft wie eine leere Schote, die im Winde baumelt.» (VM 94)

Hildegard sieht hier sehr tief hinein in das Geflecht sozialer Strukturen, aber auch kosmischer Verflechtungen. Alles hängt mit allem zusammen, deshalb muss auch der Mensch sein Maß erkennen, sonst ist er der eigentliche Störfaktor in der gesamten Schöpfungsordnung.

Jedes Fehlverhalten beeinflusst nicht nur den Einzelnen, sondern den ganzen Zusammenhang aller Dinge.

Hildegard stellt einen Vergleich zwischen den sozialen Folgen und den gesundheitlichen an, die aus einem Mangel an diskretio kommen:

«Weil der Mensch mit seinem Ungehorsam sich sowohl über die Furcht wie auch über die Liebe Gottes hinwegsetzt, überschreiten auch alle Elemente und die Gezeiten ihre Grenzen; das ist so wie bei den Eingeweiden des Menschen; hat der Mensch einmal sein Maß überschritten, so verhalten sich dementsprechend auch seine Eingeweide».- (Heilkunde Schulz 69)

Hildegard erinnert den Menschen unentwegt an seine Aufgabe in der Schöpfung Gottes als cooperator dei und weist aber auch energisch auf die Folgen hin, wenn er sich seiner Berufung verweigert.

«Gott hat mich mit beiden Augen erleuchtet, mit ihnen betrachte ich, was für eine Herrlichkeit das Licht in der Dunkelheit hat. Damit aber kann ich wählen, auf welchem Wege ich zu wandeln habe: ob ich sehend, ob ich blind sein werde, indem ich erkenne, welchen Führer ich für den Tag oder für die Nacht anrufen soll.» (WM 58)

Die diskretio ist der Kompass auf unserem Lebensweg, dadurch können wir die rechten Entscheidungen treffen und Bewährung in den Krisen. Achten wir nicht auf die diskretio, dann werden wir nicht gleich von Gott bestraft, sondern von unserer eigenen Umwelt, von der uns umgebenden Schöpfung.

«discretio – Reinheit des Herzens»

«Die gesamte Schöpfung, die Gott in
der Höhe wie in den Tiefen gestaltet hat,
lenkt er zum Nutzen des Menschen hin.

Missbraucht der Mensch seine Stellung
zu bösen Handlungen, so veranlasst Gottes Gericht die Geschöpfe, ihn zu bestrafen» (WM,65)

Die discretio der hl. Hildegard führt uns zur hildegardischen «Ganzheit»; denn die Gabe der Unterscheidung müssen wir in allen Bereichen unseres Daseins üben und anwenden.

«Und so liebt die Seele in allen Dingen das diskrete Maß. Wann auch immer der Körper des Menschen ohne Diskretion isst oder trinkt, oder etwas anderes dieser Art verrichtet, werden die Kräfte der Seele verletzt, weil alles nur mit Maß ausgeführt werden soll, da nun einmal der Mensch nicht ständig im Himmel weilen kann. Und wie durch allzu grosse Sonnenglut die Erde aufgerissen wird und durch übermäßige Regengüsse die Saat nicht nutzvoll sprießen kann, wie vielmehr nur in richtiger Verbindung von Hitze und Feuchtigkeit die Erde ohne Nutzkräuter wachsen lässt, so werden auch in richtig ausgewogener Mischung alle Verrichtungen der irdischen und himmlischen Dinge maßvoll und gut angeordnet und vollendet.» (WM 99)
Hildegard fügt noch hinzu: «Dieses diskrete Maß haben jene geliebt, mit denen der Himmel erleuchtet ist, und sie lieben es noch. Der Teufel aber wollte dies und will es nicht haben, weil er immer nur in extreme Höhen oder extreme Tiefen strebt, weshalb er auch fiel und sich nicht wieder erhebt.» (WM S.99) Anm. maßlos ist teuflisch, maßvoll ist himmlisch.

Die Seele ist eine Brücke, sie verbindet oben und unten; Himmel und Erde; innen und aussen. Die Seele bringt in den Menschen die Harmonie, wenn sie maßvoll und ausgeglichen «Beide» verbindet.
Nach Hildegards Sicht ist ja die Seele gerade dazu erschaffen, diese Einheit zu bewirken ; sie selbst ganz anzunehmen, nichts auszuklammern, nichts zu verdrängen, oder gar als «Schatten» ins Unterbewusste abzuschieben. Denn so gibt es für den Menschen keinen Ausgleich, keine Harmonie, keine Einheit, sondern nur Zerrissenheit.

Die Seele ist nach Hildegard wie der Saft im Baum, der alles am Leben erhält und ernährt und den ganzen Baum durchströmt. Die Seele ist die Grünkraft im Menschen, die Kraft, die mit der Hilfe der discretio das ganze Leben, den Lebensstrom, die Ganzheit mit diesem diskreten Maß steuert. Die Seele ist auch wie Feuer, das Element, das Gottes Hauch symbolisiert und durch den die Seele den leblosen Lehmklumpen zum Leben erweckte.

Hildegard sagt es so:

«Die Seele erscheint wie Feuer, die Vernunft aber ist in ihr wie das Licht und sie wird durch die Vernunft in ihrer leuchtenden Art auf die gleiche Weise durchdrungen, wie auch die Welt durch die Sonne erleuchtet wird» (WM S. 101 ff)

Das dirskrete Maß des Kosmos das Leuchten der Sonne wird auf das diskrete Maß der Vernunft bezüglich ihres «Leuchtens» auf den Menschen übertragen.

Im Buch der Gotteswerke spricht Hildegard in der 3. Schau von der Natur des Menschen.

Einen kleinen Ausschnitt widmet sie auch der «Ermüdbarkeit» bzw Ermüdung des Menschen; zuerst von der körperlich-leiblichen Ermüdung und dann von der seelischen.

«So geht es zu, wenn der Mensch den rechten Tugendweg maßos zu wandeln versucht. Die Maßlosigkeit dieser Haltung lenkt ihn dann auf Unzuträgliches ab und führt die Enthaltsamkeit in ihm auf ein übertriebenes Maß des Gewissens, so dass er sich dann in seiner Maßlosigkeit auch erlaubter Dinge enthält und sich schliesslich den Ekel an anderen Tugenden zuzieht. Indem er wähnt, er kehre zur Gerechtigkeit zurück und triefe nur so von Gewissenhaftigkeit, bereitet er sich den Fallstrick der Ermüdung, weil er bei solcher unangemessenen Enthaltsamkeit die Zartheit des Mutes und der Vorsicht verlässt. Schließlich zweifelt er, ob er sich überhaupt noch halten könne und fällt auf diese Weise in die Schlinge der Verzweiflung». (WM S.73/14)

Hildegard bemerkt im gleichen Werk in der 2. Schau «Wenn die Herzen und Köpfe der Menschen sich einem Irrtum zuwenden, so ist das ein Hinweis auf Irrtümer, die die Elemente unter der Sonne durch Katastrophen erschüttern und zu einer Sonnenfinsternis führen – durch die Maßlosigkeit der Menschen provoziert.»

Hildegard stellt einerseits das menschliche Leben in einen grossen kosmischen Zusammenhang, vergisst dabei aber nicht andererseits die Grenzen der menschlichen Möglichkeiten und die Hinfälligkeit seiner Kräfte aufzuzeigen. Grösse der Schöpfung und Bedeutung des kleinen Menschen werden zusammengefügt und gezeigt, wie der Mensch in seinem Alltag dieser Berufung gerecht wird.

Zum Abschluss über Hildegards Gedanken zur discretio, möchte ich noch kurz skizzieren wie in der Neuschöpfung der Siebentagewoche die «Mutter der Tugenden» das Leben des Menschen gestaltet.

Am zweiten Tag der Schöpfungsgeschichte entsteht das Gewölbe des Himmels, das Firmament, um das Wasser oberhalb des Firmaments zu scheiden.

Die Diskretion ist nicht selber am Werk, sie dient als Hilfskraft den übrigen Tugenden

So hält auch das Firmament, die Stütze all der Kräfte, durch die es umgewälzt wird, die anderen Geschöpfe in ihrem Wirken, indem es zu ihrer Verfügung steht.» (WM, 216) und wie das Firmament jedes Ding, das darin gesetzt ward stützt, indem es ihm seinen Raum gibt, so ist auch die Diskretion durch ihr Werk, wie die übrigen Kräfte, die gemäss ihrem Tun Werkleute heissen, nicht Werkmeisterin, d.h. Operatrix, sondern lediglich die Stütze (substentaculum) für die übrigen Tugenden» (WM S. 216

Für Hildegard ist in ihrer Schau die discretio wie das Firmament für die übrigen Tugenden.

Die discretio mit dem Geschmackssinn zu vergleichen, der uns sagt, dass eine Speise gut oder auch schlecht (verdorben) ist.

Die discretio vermag auch die verschiedenen Gedanken, Motivationen, Emotionen und auch die Impulse im Herzen zu unterscheiden.

Die hemmungslosen Triebkräfte weist sie in Schranken und in eine gute Richtung.

In der Spiritualität der hl. Hildegard ist die discretio die Voraussetzung für die «richtigen Entscheidungen». Sie vertraut sich der Führung des hl. Geistes an und sieht in allen Dingen den Willen Gottes.

Die discretio wendet nie pauschal abstrakte Regeln an, sondern schaut auf die jeweilige Situation des Menschen und wägt ab die Zeit und Ort der Umstände, die Schwächen und Stärken der Mitmenschen

Die discretio als «Gabe der Unterscheidung» des Augenmaßes und
des Maßhaltens setzt die Haltung der inneren Aufmerksamkeit voraus und hängt somit eng zusammen mit:

Klugheit, Gerecht im Urteil und mit einer Sensibilität für die Verschiedenartigkeit der Menschen im Zusammenleben.

Die discretio beschreitet den Weg der richtigen Mitte, nicht der Mittelmäßigkeit.

Hildegard vergleicht dies mit einer «Treppe», auf der der Mensch durch die guten Werke zum Himmel aufsteigt und auf der er den leiblich-irdischen Bedürfnissen entsprechend zur Erde herabsteigt. vergl. Martha und Maria

Nach Hildegard nützt ein guter Beginn nichts ohne ein gutes Ende, deshalb bedarf der Mensch der Gotteskraft der dicretio, damit nicht im Menschen durch «Maßlosigkeit» von selbst guten Werken eine Ruine erbaut wird und zugrunde gerichtet wird, durch den Ansturm unpassender Sitten.

Die discretio reguliert im Menschen alles «organisch», denn sie nimmt Rücksicht auf das Leben.

Deshalb kann die discretio vielen Menschen zu ihrem «Ganzsein» und zu Gott zu führen.

 

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