Glaubersalz

Kategorien: Behandlungsmethoden

Abführen mit Glaubersalz

55 bis 60 % des Körpergewichts eines Erwachsenen besteht aus Wasser. So ist es naheliegend, z. B. im Falle einer Verstopfung, einen Teil dieses Wasservolumens aus dem Körper in den Darm fließen zu lassen, um die dort vorfindlichen möglicherweise verfestigten Stuhlmassen hinauszuschwemmen.

Allgemein gilt – damit nicht nur für eine Glaubersalzlösung -, daß für zwei unterschiedliche Lösungen drei Möglichkeiten gegeben sind: 1. Sofern die Konzentration der beiden Lösungen übereinstimmt, spricht man von isotonen Lösungen, man sagt auch: Zwischen beiden Lösungen besteht eine Isotonie. 2. Sofern die Konzentration der einen Lösung höher ist als jene der anderen, spricht man davon, daß die eine Lösung gegenüber der anderen hyperton ist: Es besteht eine Hypertonie der einen gegenüber der anderen Lösung. 3. Sofern dagegen die Konzentration der einen Lösung niedriger ist als jene einer anderen, spricht man davon, daß die eine Lösung gegenüber der anderen hypoton sind: Es besteht eine Hypotonie der einen gegenüber der anderen Lösung.

Weiter gilt, daß eine jede hypertone Lösung danach trachtet, mit der anderen zur Isotonie, zu einem Gleichgewicht der Konzentrationen der beiden Flüssigkeiten, zu gelangen; hierdurch entsteht ein osmotischer Druck.

Schüttet man zwei Lösungen unterschiedlicher Konzentrationen zusammen, durchmischen sich diese von selbst. Anders ist es dagegen, wenn die beiden Lösungen unterschiedlicher Konzentrationen durch eine semipermeable Membran, eine nur für Lösungen halbdurchlässige Membran, voneinander getrennt sind. Hier gibt es folgende Möglichkeiten: 1. Im Falle der Isotonie der beiden Lösungen erfolgt kein Flüssigkeitsaustausch. 2. Sowohl im Falle der Hypertonie als auch der Hypotonie einer Lösung gegenüber einer anderen erfolgt ein Flüssigkeitsaustausch immer dergestalt, daß bis zum Erreichen der Isotonie durch die semipermeable Membran hindurch von der hypotonen Lösung Flüssigkeit in die hypertone Lösung übergeht, wodurch die hypotone Lösung einen Flüssigkeitsverlust erfährt, die hypertone Lösung dagegen einen Flüssigkeitsgewinn.

Bei Glaubersalz handelt es sich um Natriumsulfat (Na2SO4), das in wässriger Lösung unter bestimmten Bedingungen abführend wirkt. Die meisten pharmakologischen Fachbücher sind sich darin einig, daß eine Glaubersalzlösung von 3,2 % gegenüber der Körperflüssigkeit isoton ist; hierzu sind z. B. 8 g Na2SO4 in 250 ml Wasser oder 16 g Na2SO4 in 500 ml Wasser zu lösen. Nimmt man eine isotone Glaubersalzlösung ein, fließt diese ohne jeglichen Flüssigkeitsgewinn bzw. -verlust durch den Magen-Darm-Trakt, nachdem die Darmwand eine semipermeable Membran darstellt. Erfahrungsgemäß erfolgt bei einer isoton angesetzten und eingenommenen Glaubersalzlösung der Wirkungseintritt erst nach einiger Zeit, auch ziehen sich die Darmentleerungen über einen längeren Zeitraum hin, womit das Abführen mit einer isotonen Glaubersalzlösung nur eingeschränkt als erfolgreich erfahren wird.

Anders ist es, sofern man eine hypertone Glaubersalzlösung ansetzt, d. h. mehr als 8 g Na2SO4 in 250 ml Wasser bzw. mehr als 16 g Na2SO4 in 500 ml Wasser löst. So könnte man z. B. 10 bis 15 g Glaubersalz in 250 ml Wasser bzw. 20 bis 30 g Glaubersalz in 500 ml Wasser lösen, wodurch sich jeweils eine Glaubersalzlösung von 4 % bzw. 6 % ergibt. Es findet sich auch folgende Dosierungsempfehlung: Halbiert man die Maßzahl des Körpergewichts in Kilogramm, erhält man die in einem halben Liter Wasser zu lösende Dosis Glaubersalz in Gramm; z. B.: 60 kg –> 30 g. Erfahrungsgemäß zeigt es sich, daß vor allem bei einer höheren Glaubersalzkonzentration der Wirkungseintritt bereits nach relativ kurzer Zeit erfolgt, auch sind die Darmentleerungen bereits nach wenigen Stunden beendet.

Es gilt: Je höher die Glaubersalz-Konzentration und je größer das Volumen der eingenommenen Flüssigkeitsmenge sind, desto stärker ist die abführende Wirkung, jedoch sollte man keinesfalls mehr als 20 g Glaubersalz in 250 ml Wasser bzw. mehr als 40 g Glaubersalz in 500 ml Wasser entsprechend einer Glaubersalz-Konzentration von jeweils 8 % lösen, um Elektrolytstörungen zu vermeiden. Auch ist im Falle einer chronischen Verstopfung die regelmäßige Einnahme einer hypertonen Glaubersalzlösung zum Abführen ungeeignet, da es hierdurch nicht nur zu einem erhöhten Verlust an Wasser, sondern auch von Kalium und anderen Salzen kommt, was zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen kann.

Setzt man dagegen eine hypotone Glaubersalzlösung an, d. h. löst man weniger als 8 g Na2SO4 in 250 ml Wasser bzw. weniger als 16 g Na2SO4 in 500 ml Wasser und nimmt diese ein, fließt umgekehrt vom Darm Flüssigkeit in den Körper, womit nicht nur das Flüssigkeitsvolumen im Darm zusehends geringer wird, dies mit der Folge einer ausbleibenden abführenden Wirkung, sondern vor allem gehen Natriumionen in den Körper über, was zu einem erhöhten Natriumgehalt des Blutes führt, womit die Gefahr von Wasseransammlungen (Ödemen) und von Bluthochdruck gegeben ist.

Zusammenfassung

Für akute Fälle, nicht jedoch zur Behandlung einer chronischen Obstipation, ist die Einnahme einer hyperton angesetzten Glaubersalzlösung ein vorzügliches Abführmittel, was jedoch eine genaue Dosierung mit einer Waage erfordert. Die üblichen Rezepte, man möge z. B. 2 bis 4 Teelöffel Glaubersalz in einem Glas Wasser lösen, sind nicht nur untauglich, sondern – wie oben gezeigt worden ist – bedenklich.

Weiter gilt auch für das Abführen mit einer Glaubersalzlösung wie für alle Dinge in der Medizin: Jeder hat auf seinen Körper zu hören und zu achten, was für ihn in welcher Dosis bekömmlich ist.

Wiki-Links

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