Helicobacter pylori

Kategorien: Bakterien-Viren-Parasiten, Krankheit, Mikroorganismen

Einleitung

Im Jahre 1979 fand der australische Krankenhaus-Pathologe J. Robin Warren bei der Auswertung einer Biopsie große Mengen eines bis dahin unbekannten Bakterium, welches offenbar die Magenschleimhaut besiedelte. Die Schulmedizin lehrte, dass Bakterien im aggressiven Milieu der Magensäure nicht überleben, geschweige denn siedeln und sich vermehren könnten. Der Patient, von dem das Material der Biopsie stammte, litt an Magengeschwüren. Es stellte sich anschließend heraus, dass alle Patienten mit Magengeschwüren diesen Keim in sich trugen. Warren schloß daraus, das der Keim die Ursache der Magengeschwüre sein könnte, veröffentlichte dies 1983 und beharrte trotz großer Widerstände und Skepsis auf seiner Hypothese. Gemeinsam mit seinen Kollegen, dem Mikrobiologen Barry J. Marshall entwickelte Warren eine antibiotische Behandlung, die sie erfolgreich an ihren Patienten erprobten zu denen auch Warrens Ehefrau Win gehörte. Die Studien wurden weiter ignoriert und beide wurden sogar zeitweise von der Ärztekammer ausgeschlossen, weil sie angeblich „Unfug“ verbreiteten. Anerkennung erhielten sie aber erst, als schließlich Marshall im Selbstversuch einen Helicobacter pylori Trank zu sich nahm und kurze Zeit später eine akute Gastritis entwickelte, die sie anschließend mit Antibiotika erfolgreich behandeln konnten. Damit wurde endlich der Paradigmenwechsel in der Behandlung von Magenerkrankungen eingeläutet. Erst 2005 wurde beiden die höchste Ehrung verliehen: Der Nobelpreis für Medizin zu gleichen Teilen.

Das gramnegative, mikroaerophile und begeißelte Bakterium erzeugt durch Enzyme und Spaltprodukte Ammoniak. Dieser ist stark alkalisch und neutralisiert die Magensäure. Die Spaltprodukte in neutralisierter Umgebung scheinen gleichzeitig die Ursache für die Entwicklung einer chronischen Entzündung der Magenschleimhaut zu sein.

Gleichzeitig hat das Bakterium auch eine positive Eigenschaft. Besiedelte Menschen, bei denen keine Symptome auftreten (ca. 90%) werden stark vor anderen schädlichen Mikroorganismen geschützt, da H. pylori für sie durch giftige Peptide eine unüberwindliche Schranke darstellt.

Auch wegen dieser schützenden Eigenschaft und die Tatsache, dass wohl jeder zweite Mensch H. pylori in sich trägt, jedoch nur 10% der Betroffenen Krankheitssymptome entwickeln streitet man sich immer noch ob das Bakterium nun wirklich die Ursache oder doch nur eine Begleiterscheinung des Problems ist.

Ein Symptom der Zivilisation von heute ist auch die aggressive Variante des Keimes nicht. Man fand deren DNA neben Borreliose, Karies und Paradontitis schon bei der 5.300 Jahre alten Gletschermumie Ötzi.

Symptome

  • Mundgeruch
  • Blähungen
  • Sodbrennen
  • Völlegefühl, Magendrücken
  • Übelkeit
  • Brechreiz
  • Speisenunverträglichkeiten
  • Schmerzen (besonders im Oberbauch)
  • Stuhlunregelmäßigkeiten
  • Magengeschwüre
  • Darmgeschwüre
  • Gastritis

Helicobacter pylori steht im Verdacht Magen-und Darm-Krebs auszulösen !

Ursachen

Der Befall der Magenschleimhaut durch diesen Keim gilt als die häufigste bakterielle Infektion des Menschen weltweit. Nahezu die Hälte der Weltbevölkerung ist betroffen, besonders in armen Regionen. Bei uns sind ca. 10% der 18-29 jährigen weiblichen und 5% der männlichen Bevölkerung betroffen. Dann steigen die Zahlen stark an. Ab 45 ist es jede(er) 4. und ab einem Alter von 60 Jahren jeder 2. Einwohner.

Betrachtet man allerdings Patienten mit Magen- und Zwölffingerdarm-Erkrankungen, so zeigt sich, dass diese zu einem sehr hohen Teil auch Träger des Helicobacter pylori sind. Beim Duodenal-Ulkus (Zwölffingerdarmgeschwür) beträgt er fast 100%. Im Umkehrschluß wird aber nicht jeder, der Träger des Keims ist krank! Da man inzwischen fast 400 Subspezies des Helicobacter pylori entdeckt hat ist es gut möglich dass es zwischen ihnen eine große Bandbreite der Pathogenität gibt. Manche Ärzte bezweifeln angesichts der Zahlen, dass diese Keime überhaupt Ursache einer Erkrankung sondern eher deren Folge (also ein Symptom) sind. Oft wird eine Gastritis, die von diesem Keim erzeugt wird verkannt. Man denkt an eine Lebensmittelunverträglichkeit wie eine Laktose- oder Fructoseintoleranz usw. Diese sind aber viel seltener.

Infektionswege

fäkal-orale Übertragung

Im Stuhl Infizierter finden sich übertragbare Keime wieder. Durch Hygienemängel und Unsauberkeit können diese per Körperkontakt (Handschlag), Gegenstände und Berührungsflächen (Türklinken, Lichtschalter, Armaturen usw.) und Nahrungsmittel weiter gegeben werden. In Dritte-Welt-Ländern dürften die schlechteren hygienischen Bedingungen sowie verunreinigtes Trinkwasser die höheren Infektionsraten erklären.

oral-orale Übertragung

Eine Ansteckung per Kuss ist möglich. Der Keim kann manchmal im Speichel nachgewiesen werden.

Übertragung durch Tiere

Auch durch Säuger (Haustiere/Hund, Katze) ist eine Übertragung möglich. Ob auch Vögel und Reptilien Übertrager sein können, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass Insekten (Fliegen, Schaben) ebenfalls den Keim übertragen könnten.

nosokomiale Übertragung (bei Endoskopie)

Da meist Magenprobleme durch den Keim verursacht werden und bei diesen Problemen sehr häufig zur Diagnostik eine endoskopische Untersuchung vorgenommen wird, kann der Keim bei schlecht desinfizierten Endoskopen natürlich über dieses Gerät eine Übertragung von Patient zu Patient statt finden. Obwohl durch den Hygienemangel ein medizinischer Behandlungsfehler vorliegt, wird die Beweisführung trotz Beweislastumkehr schwierig sein.

Resistenzen

Schon seit geraumer Zeit werden zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika beobachtet. Erkenntnisse der multizentrischen deutschen Sentinelstudie zur Antibiotikaresistenz bei H. pylori (ResiNet) zeigen: Der Keim ist bei rund 30% der Patienten in Deutschland bereits vor Beginn der Eradikations-Behandlung resistent gegen das Antibiotikum Metronidazol. Bei immerhin 4% der Erkrankten schlägt eine Behandlung mit dem Wirkstoff Clarithromycin wegen Resistenz nicht mehr an. Am schlimmsten sind Patienten dran, die die gleiche Behandlung mehrfach über sich haben ergehen lassen: Hier liegt die Resistenzquote über 70%!

Diagnostik

  • Bluttest auf Antikörper
  • Gastroskopie mit Biopsien (Magenspiegelung)
  • Antigennachweises im Stuhl
  • Atemtest

Therapie

Aus schulmedizinischer Sicht ist eine Selbstheilung ausgeschlossen. Die Behandlung erfolgt meist mit einer Kombination aus Wirkstoffen als Tablette: einem Protonenpumpeninhibitor, der die Säurebildung des Magens herabsetzt, und 2 verschiedenen Antibiotika (z.B. Metronidazol, Clarithromycin oder Amoxicillin), da eines allein keine vollständige Heilung bewirkt. Leider sind inzwischen viele der Stäme antibiotika-resistent geworden, sodass diese Therapieform ihre Wiksamkeit weitgehend verloren hat. Dem gegenüber stehen auch alternative Heilmethoden (Reihenfolge ohne Wertung):

  • Vitamin C-Behandlung (nach Ganzimmun*)
  • Akupunktmassage nach Penzel ( APM )
  • Brokkoli/Kohl und Kohlsaft frisch Web
  • Ernährungsumstellung (meiden von Säurebildnern und Eiweiß – siehe SBH)
  • Rollkur mit Olivenöl oder/und Kamillentee Forum-Hausmittel
  • Sanierung des Säure-Basen-Haushalts Wiki Übersäuerung
  • Schneckensirup Forum
  • Schüssler-Salze Forum
  • basisches Bismutnitrat (=Wismutnitrat) Forum
  • Duoventrin (Alu-und Magnesiumsalz)
  • Vitamin C hochdosiert Forum
  • Zahnstörfeld, Amalgam

Eine erneute Ansteckung nach erfolgreicher Behandlung ist selten. An einem Impfstoff ( Impfen ) wird gearbeitet.

Kritik

Obwohl der Keim offenbar pathogene Eigenschaften besitzt, hat er wohl auch gute Seiten. Besonders bei jüngeren Menschen schützt er vor Reflux (Sodbrennen) und Speiseröhrenkrebs. Untersuchungen zeigen, dass er scheinbar auch verschiedene Autoimmunkrankheiten, Asthma aber auch die Darmerkrankung Morbus Crohn und sogar Multiple Sklerose verhindert. Ein klares Gut oder Böse scheint von der Varietät des Keimes, vom Alter des Trägers und seiner Gene abhängig zu sein.

Quellen

  • Ganzimmun: H.p. Behandlung
  • „Bund fürs Leben – warum Bakterien unsere Freunde sind“ Hanser-Verlag; Hanno Charisius/Richard Friebe

Siehe auch

Relevante Wiki-Artikel

Relevante Foren-Beiträge

Literatur

Weblinks

 


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